Siehst Du, mit diesen und ähnlichen Problemen haben viele Gärtner zu "kämpfen". Diesen Punkt hatte ich in der Vergangenheit auch erreicht. Ich habe mich aber nicht zufrieden gegeben mit dem Spruch "Das ist einfach so."
Ich habe gesehen, daß auf den wilden Flächen es wild wuchert und daß die Wildpflanzen nicht diese Probleme hatten, wie meine Gemüsepflanzen. An dieser Stelle wird dann oft gesagt, daß die Probleme durch die angebliche "Attraktivität" der Gemüsepflanzen entstehen würden. Auch damit habe ich mich nicht zufrieden gegeben, denn was Geschmack, Inhaltsstoffe und Nahrhaftigkeit betrifft, stehen die Kulturpflanzen vielen Wildgemüsen weit hinterher.
Ich habe daher angefangen die Natur zu beobachten, indem ich meinen Garten komplett verwildern ließ, um dahinter zu kommen, wie die Natur es macht. Beziehungsweise um herauszufinden, was sie eigentlich machen will, wenn Du sie läßt. Ganz so, wie Masanobu Fukuoka es geraten hat.
Das war sehr interessant und lehrreich.
Jetzt besteht meine Arbeit darin, die Bestrebungen der Natur zu nutzen, um meine Gemüse wuchern zu lassen. Das ist nicht so schwer, wie ich anfangs dachte.
Jedenfalls wünsche ich Dir die gleiche Erkenntnis, daß die Natur kein ewiger Kampf ist, sondern der K(r)ampf erst dadurch entsteht, daß Du gegen die Natur arbeitest anstatt mit ihr.
Es gibt ein paar einfache Grundregeln der Natur und des Lebens. Die wichtigste ist:
Das Leben will eine möglichst große Vielfalt an Lebensformen aufbauen. Alle Bestrebungen des Lebens gehen dahin. Warum? Damit kein Müll entsteht! Alles, aber auch alles soll genutzt und wiederverwertet werden. Damit alle Nischen besetzt werden, muss es große und kleine Lebensformen in den unterschiedlichsten Formen geben. Dadurch, daß es viele Lebensformen gibt, kann erst ein Kreislauf entstehen und in Gang gehalten werden. Dazu ist es aber auch notwendig, verschiedene Nischen zu haben, die aneinander grenzen! Trocken zu naß, warm zu kalt. Stein zu Sand. Windig zu windstill. Sonne zu Schatten. Das Leben strebt eine Biozönose an. Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bioz%C3%B6nose
Was aber passiert im Garten der Moderne?
Es wird geebnet. Schön gerade und gleichmäßig wird der Boden geharkt. Kein Licht und Schatten durch sanfte Hügel, Mulden. Nur noch trocken. Auch die Pflanzengemeinschaft ist keine Gemeinschaft mehr, sondern von einer Art sind es ganz viele.
Die meisten Gärtner arbeiten also gegen die Biozönose. Sie kippen das Gleichgewicht, das alles regelt und ausgleicht in der Natur.
Dadurch entbrennt ein Kampf, der so unnötig ist, wie alle Kriege dieser Welt.
Eine weitere Erkenntnis ist wichtig: Im Boden leben mehr Lebewesen als über dem Boden. Und diese Lebenwesen wollen gefüttert werden. Sie wollen gefüttert werden mit dem Nektar, den die Pflanzenwurzeln verströmen. Und wenn die Pflanzen nur von einer Art, in Reih' und Glied stehen, dann hungern sie. Um sie zu füttern, wird eine möglichst vielfältiger und geschlossener Pflanzenbewuchs benötigt, sowie ab und zu etwas leichte Kost in Form von frischem organischen Material.
Ich wünsche Dir, daß Du die Biozönose bemerkst und für Dich entdeckst. Und mit ihr arbeitest. Es ist nicht schwer.
Viele Grüße
Bernhard