Ich vermute, du meinst diese Geschichte: https://www.kraeuterfreu.at/post/querbe ... frankreichEberhard hat geschrieben: ↑So 14. Apr 2024, 10:01Ein kleiner Auswuchs dazu: Warum ist Brennesseljauche in Frankreich verboten?
(Der Link war nicht gesetzt)
Nun, das Verbot wurde ja wieder zurückgezogen, weil sich die Franzosen, wie bei so vielem was von oben kommt, verweigert haben. Mir scheint aber die Geschichte von Rachel Carson das bessere Beispiel für das zu sein, was du meinst. Das mit den Brennesseln ist ja eher eine Realsatire.
Ich versuche es mal andersrum zu begründen. Natürlich ist die Agrarindustrie mächtig und betreibt intensive Lobbyarbeit.
Inzwischen hat sich aber viel getan, was die Zulassungen und die Methoden betrifft - womit ich nicht sagern will, nun sei alles gut. Sowas wie Gründüngung und Fruchtfolge ist sowieso Standard, das wurde bereits mit der Dreifelderwirtschaft erfunden.
Aber offenbar gibt es Gründe, warum der Agro-Industriezweig kommerziell so viel Erfolg hat. Nicht alles ist ethisch so verwerflich wie das Unwesen der Saatgutpatentierung. Dies nachvollziehen zu können, wäre der erste Schritt, um die Welt zu verbessern. Nicht alles ist Lobbyarbeit und unfairer Wettbewerb und beeinflusste Behörden. Nicht alle Landwirte, die auf kommerzielle Industriehilfsmittel setzen, haben keine Ahnung von Alternativen.
Darum dreht sich diese Diskussion seit x Beiträgen.
Im Hausgarten ist es doch genau das selbe. Das ist ein riesen Markt. Und dort ist der Chemiekram, wie nicht nur Du mit deinen Methoden zeigst, ziemlich unnötig. (Auch ich setze Blaukorn übrigens nicht regelmässig ein, sondern nur als Starthilfe - damit auch das wieder einmal gesagt wurde ). Dennoch ist es deprimierend zu sehen, was in den Supermärkten und Gartencentern alles für Zeug angeboten wird, das meiste unnötig und, wenns Geräte sind, auch in grottiger Qualität. Das steht nur in den Regalen weil es gekauft wird. Offenbar ist das ein Trend.
Bei den Profis (Erwerbslandwirtschaft und Gartenbau) sieht es anders aus, dort stehen betriebswirtschaftliche Uberlegungen im Vordergund und den Praktikern kann man nicht so einfach unnötiges Zeugs andrehen. Will man dort etwas ändern, muss man anders vorgehen.
Am überzeugendsten sind Musterbetriebe im gleichen Gebiet und Zahlen, also Bilanzen. Damit kann ein Betriebswirt etwas anfangen und wenn es gut ausschaut und für seinen Situation passt, wird am ehesten der eine oder andere seinen Hof umstellen. Deshalb hat sich Bio in den gebirgigen Gegenden auch recht schnell etabliert.
Würde man die grobe Chemie nur als Notnagel und nicht grossflächig als Produktionsverbilligung anwenden (viel Spass, wenn du einen Garten oder eine Böschung ohne Herbizide bezahlbar von Arten wie dem Japanknöterich freimachen willst), wären die meisten Misstände schon behoben.
Da kommen aber leider andere Faktoren isn Spiel. Wenn du einen Hof teuer übernommen hast oder Erben auszahlen musstest, und viel Fremdkapital am Zins hast, bist du der Renditemaximierung gnadenlos unterworfen. Deshalb gibts ja auch das Höfesterben.
Hier wäre interessant, wie dieser oft genannte Gabe Brown das macht. Wenn er 20 Quadratkilometer ebenes Land im Steppenklima von North Dakota hat, was der Humusfixierung sowieso schon förderlich ist, und wenig Fixkosten wie Schuldzinsen bedienen und erwirtschaften muss, kann er sich offenbar solche extensiven Bewirtschaftungsmethoden leisten und solche Erfolge in der Humusbilanz erzielen. Damit möchte ich seine Leistung nicht kleinreden, aber dieser Aspekt ist ebenso wichtig wie die Bewirtschaftungsmethode selbst.
Das ist rein finanziell vergleichbar mit jemandem, der warum auch immer billig wohnt und sich deshalb Teilzeitarbeit leisten kann. Es wäre doch arrogant, wenn so einer denen, die den ganzen Tag arbeiten, um durchzukommen, Unfähigkeit oder Ignoranz vorwerfen würde.