Bin ich SV-ausgebrannt? Kennt ihr das auch?

[federfee]

Huhu,
Ich bin grad ein wenig deprimiert... Wir sind ja nur zu einem gewissen Teil Selbstversorger, aber trotzdem bin ich seit über 10 Jahren mit Leidenschaft dabei und freue mich jedes Jahr auf den Frühling. Ich habe immer meinen Gartenplan schon immer im Winter fertig und liebe eigentlich, was ich tue – aber nicht dieses Jahr... Ich habe einfach keine Lust!!!
Ich habe noch keine Paprikas und keinen Salat vorgezogen, keinen Gartenplan erstellt und mich graust es bei dem Gedanken daran, die Beete für die Aussaat vorzubereiten und alles auszusäen
Die vergangenen zwei Jahre waren für mich sehr anstrengend, ich war in der Zeit auch gar nicht hier im Forum, weil ich im Lockdown mit schulpflichtigen Kinder mehr als genug zu tun hatte, aber da habe ich gegärtnert wie ein Weltmeister. Wir hatten vergangenes Jahr eine tolle Erne und ich habe den Garten sogar noch erweitert...
Die Tiere strengen mich komischerweise nicht an, das macht mir nach wie vor Freude, aber der Garten mutiert grad zum Schreckgespenst!

Kennt das noch jemand? Was habt ihr da gemacht? Einfach mal ein Sabbatjahr eingelegt war den Garten angeht, oder euch aufgerafft und einfach weitergemacht?
Liebe Grüße!

[Manfred]

Ich habe sowas schon mehrfach durch.
Pass auf dich auf und mache etwas langsamer.
Gründüngung oder Blühfläche tut den Beeten auch mal ein Jahr oder länger gut.
Schau dass du Zeit freimachst um öfter mal spazieren zu gehen, ohne Handy etc.
Unser Hirn kann viel Stress ab, aber irgendwann braucht es auch wieder Phasen der Entspannung und Zeit zum Sortieren und Ausmisten.
Und falls du im Frühjahr oder Sommer doch noch den Garten-Rappel kriegst, gibt es reichlich Auswahl, die du auch dann noch anbauen kannst.

[osterheidi]

Ich kenne das auch. Besonders heuer obwohl das letzte gartenjahr mich immer noch reich beschenkt mit salat und gemüse. Bei mir führte der selbstversorgergedanke ja auch vor einigen jahren dazu dass ich mehr die grundgedanken der permakultur verstanden habe und da geht nicht um ernte auf teufel komm raus. Sondern um den erhalt des ganzen . Wir haben z.b. Heuer keine füchse und das führte zu mehr mäusen, was wiederum der gastimker bei mir zu spüren bekam. Was er für szenarien für die zukunft aufwarf hat mich geschockt. Nun gilt es einmal mehr die lust an der natur nicht zu verlieren, denn wenn wir aufgeben ist auch niemand geholfen. Vielleicht kannst du für dich größer denken und langsamer .... modewort achtsamer....deinen garten betrachten. Vielleicht gibts auch ein altes hobby was von dir wieder mehr beachtet wird. Als ich sehr viele andere aufgaben hatte vor zwei jahren da wurde der garten auf selbsterhalt besorgt und hat trotzdem nochwas abgegeben. Auch andere gärten anschauen kann helfen.... ein schelm wer böses dabei denkt . Denn die meisten werden es nicht besser wie du machen , oder?

[Teetrinkerin]

Ich hatte im August 2020 so ein Tief, dass sich bis ins Frühjahr 2021 zog. Ich hatte einfach keine Lust mehr, teilweise auch begründet, weil ich ein Herzensprojekt nach langem Hadernim Juli 2020 abgegeben habe, aber es war einfach nur noch ein toxisches Klima dort für mich. Dennoch fiel ich in ein richtiges Loch. Das zog sich dann eben auch zuhause in meinem Garten fort. Ich hatte keine Lust mehr, die vielen, großen Ernten zu verarbeiten, keine Lust mehr, Wintergemüse anzubauen, die Beete abzuräumen etc. pp. Mein Mann hat mir glücklicherweise geholfen und 3 oder 4 Beete abgeräumt, ansonsten habe ich noch notdürftig ein paar Zuckerhüte, Radicchio und Überwinterungssalate gepflanzt, habe den Knobi gesteckt und nur anfallende Ernten soweit verarbeitet. Das Gewächshaus ließ ich bis an Weihnachten unbepflanzt. Dafür habe ich einfach mal wieder mehr gelesen und hab es sehr genossen.

Diese Tiefphase zog sich bis ins Frühjahr. Ich wollte nicht mal, dass das Frühjahr wieder anfängt. Zwar habe ich Ende Januar Paprika etc. ausgesät, aber an sich einfach nur notgedrungen. Das Gartenjahr habe ich weit von mir geschoben. Gartenplan überarbeite ich zwar jährlich, aber im großen und ganzen kann ich meinen Gartenplan einfach weiterlaufen lassen, da die Beete mehr oder weniger einfach rotieren. Ich nehme zwar immer wieder Änderungen vor, aber das kann ich auch einfach mal zurückfahren. Das musste ich also auch nicht unbedingt machen. Saatgutbestellung habe ich gemacht, aber das lief auch nebenbei.

Es kam der März, ich hatte immer noch keine wirkliche Lust. Es wurde sonnig im März und dann war sie plötzlich über Nacht wieder da - die Lust am Gärtnern.

Erzwinge es nicht! Entweder die Lust kommt oder eben nicht. Dann machst du einfach ein Sabbatjahr. Sähst Gründünung aus, einjährige Blütenmischungen, machst vielleicht ein paar einfache, pflegeleichte Kulturen und fertig. Und hab kein schlechtes Gewissen deswegen. Wir haben ja glücklicherweise Supermärkte und werden nicht verhungern, auch wenn wir mal ein Jahr weniger oder gar nichts machen. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.

[federfee]

Vielen, vielen Dank für eure lieben Antworten!
Es tut unheimlich gut, das alles zu lesen!!! Dankeschön!

Gründüngung, was für eine wundervoll Idee, da bin ich noch gar nicht drauf gekommen vorher - DAS werde ich machen! Phacelia freut ja nicht nur das Auge, sondern auch die Bienen. Und zum Glück können wir ja wirklich einfach in den Supermarkt gehen...

Nun gehts mir gleich ein bisschen besser

[Sonne]

Hallo Federfee...

Gute Ratschläge hast du ja schon genug bekommen.
Die finde ich auch gut und wertvoll. Ich wünsche dir, sie bringen dich weiter.

Ich will eigentlich nur noch sagen: Mir geht es gerade auch so und im Vergleich zu anderen hier ist mein Garten geradezu winzig. Auch mit umfangreicher Ernteverarbeitung kann ich hier mit niemandem mithalten.

Trotzdem - ehrlich - hänge ich auch grade durch. Das letzte Jahr war so mies, dass ich schon im Sommer absolut keine Lust mehr hatte. Mir ist es absolut vergangen. Wenn nix mehr wird und alles nur vor sich hindümpelt und es vermutlich gar nicht so sehr an dir liegt und wenn doch - du nicht weißt, was du jetzt eigentlich so grundlegend falsch machst...

Ich habe jetzt im Winter das gemacht, was Teetrinkerin auch getan hat: Bücher gelesen. Vor allem solche mit vielen Bildchen drin. Klingt vielleicht etwas primitiv, aber die haben mir wieder einen kleinen Schubs nach vorne gegeben.

Ausgesät habe ich auch noch nichts. Sonst säe ich Paprika immer Anfang Januar aus - nagut - jetzt wird es halt Ende Januar.

Ich hoffe einfach, ich werde doch noch ein bisschen von der Gartenmuse geküsst - indem ich vielleicht nochmal meine Bücher durchlese - und die Lust wird noch ein bisschen weiter neu entfacht.

Da hat Manfred ganz recht mit: 'Pass auf dich auf und mache etwas langsamer....'

PS: Hatte ich schon geschrieben, bevor du geantwortet hast - ich lasse es jetzt so. Passt schon noch dazu.

[wörpedahler]

Ich weiss nicht, ob dir das weiter hilft, aber im Sport gibt es einen Spruch:

Du brauchst keine Motivation, du brauchst Disziplin.
Denn Disziplin ist es, was dich dazu bringt das notwendige zu tun,
auch wenn du mal nicht motiviert bist.

Also muss man manchmal durchpowern, wenn man durchhängt, damit man am anderen Ende wieder raus kommt. Dabei natürlich bitte darauf achten, dass man nicht ausbrennt.

Häufig fällt es uns einfacher, wenn wir Dinge nicht für uns selbst tun, sondern Verantwortung für andere Übernehmen. Es gibt zum Beispiel eine Statistik, dass Menschen häufiger die Medikamente für ihre Tiere abholen, als Medikamente für sich selbst. Es kann also bei der Motivation helfen sich zu überlegen, für wen man etwas macht (und eben nicht für sich selbst oder als Selbstzweck).

Ich drück dir die Daumen, dass es bei dir gut weiter geht.

[Rohana]

Das schöne am Garten ist... es zwingt dich niemand, es gibt keine Pflicht etwas zu tun. Wie schon jemand sagte: Zur Not kannst du einkaufen gehen, es ist alles da und die Welt geht nicht unter wenn du es nicht selbst machst.
Du hast die Freiheit, dich in die eine oder andere Richtung zu entscheiden. Jeden Tag neu. Ist das nicht toll? Wenn du keinen Bock hast, dann darfst du dazu stehen!

... und der Bock wird schon wiederkommen. Vielleicht brauchst du grade eine Pause, wer weiss. Du wärst weder die erste noch die letzte!

[Ferry]

Auch wenn ich nicht wirklich mitreden kann, schließlich versorgt unser Garten uns nicht nur mit Gemüse sondern auch mit dem Geld was wir brauchen, aber mir hilft in solchen Phasen mich stur an den Plan zu halten. Die Freude am gärtnern kommt bei mir mit dem Gefühl der Verantwortung und mit dem Sehen, Fühlen, Riechen der Pflanzen.

[sybille]

Kann es nicht auch sein das es das Insgesamte ist das uns belastet und zu nichts motiviert?
Hier gab es weder einen schönen und sonnigen Sommer noch einen richtigen Winter. Gefühlt ist es seit Monaten nur grau in grau und naß. Dazu kommt noch die Corona Situation die auch an den Nerven zehrt ob wir es wollen oder nicht.