regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

Moderator: kraut_ruebe

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#11

Beitrag von ScoutSV » Fr 9. Jul 2021, 10:56

Hallo Manfred,

ich komme über Schwarzerde auf die regenerative Landwirtschaft und Humusaufbau. Bei der Verwandtschaft in Brandenburg ist das wenige Regenwasser in 0,nichts weg. Also richtig weg. Schwarzerde mit Holzkohle sollte an sich kein Thema sein, ich experimentiere gerade mit Regenwurmwege und Holzkohle als Beimengung.

Vielen Dank für den Link. Das Thema Urin und Fermentation hatte ich mal irgendwo gelesen, aber wieder vergessen. Bisher hatte ich ab und zu direkt Urin im Giesswasser ausprobiert. Die Fermentation mit Zuckerzugabe werde ich in kleinen Massstab ausprobieren. Wenn ich in einigen Gartenberichten immer lese, welche (bio) Dünger und Zusatzstoffe dargereicht werden, immer mit dem Grundtenor biologischer Anbau, kräuseln sich die nicht vorhandenen Haare :motz:

...die 1,3l können bei einzelnen Erwachsenen hinkommen, die trinken aber vermutlich zu wenig.

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#12

Beitrag von ScoutSV » Fr 9. Jul 2021, 11:03

Rohana hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 10:54
Woher kommt das Gerücht Tiere oder Menschen könnten Dünger "herstellen"? Da geht an Nährstoffen auch nur raus was vorher reinkommt. Ein geschlossener Kreislauf ist wenn nur "rein" geht was von den Flächen kommt wo die "raus" Produkte wieder hingehen... und idR ist dieser Kreislauf unterbrochen. Bei jedem zugekauften Tierfutter, bei jedem gekauften Nahrungsmittel werden Nährstoffe importiert, die aus einer anderen Fläche gezogen wurden.
Genau das. z.B. alle Südfrüchte enthalten Stoffe, die wo anders fehlen. Und alles was von unseren Äckern kommt und am Ende durch die Kanalisation verschwindet, von mir aus nach mehrmaliger Reinigung / Nutzung, das ist verloren, weg. Jeder Zusatz von externem Dünger ist Augenwischerei, da dadurch wieder ein Stoff irgendwo anders entnommen wurde, dort fehlt und auf dem Acker wahrscheinlich die Defizite nicht in der richtigen Menge beseitigt. :motz:

Aber was rege ich mich auch, solange die Masse das nicht versteht und entsprechend handelt, gehts abwärts. Da sind Pestizidverbote auch nur ein Pflaster mit sich alle wohl fühlen. :kaffee: :pfeif: :motz:

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#13

Beitrag von Rohana » Fr 9. Jul 2021, 11:08

Chemie und Biologie funktionieren überall gleich. Es geht auch nichts verloren, es ist nur woanders (im Gegensatz zu Geld, was man anscheinend in beliebiger Menge erschaffen und wieder vernichten kann).

Ich empfehle neben dem Studium von Gabe Brown einen Grundkurs Bodenkunde sowie einen Grundkurs Pflanzenernährung :aeh:
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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#14

Beitrag von ScoutSV » Fr 9. Jul 2021, 11:16

Grundkurs Bodenkunde, gibts da empfehlenswerte Bücher? Ansonsten werde ich mal im Strebergartenverein um die Ecke nachfragen, befürchte aber, die wissen nixn :hmm:

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#15

Beitrag von Rohana » Fr 9. Jul 2021, 12:04

Falls du eine Uni mit Agrarfakultät in der Nähe hast, würde ich das jederzeit dem Schrebergarten vorziehen, da gibts auch Leute die man löchern darf - zumindest meine Profs waren immer sehr erfreut über interessierte externe Hörer. "Aspekte und Grundlagen der Bodenkunde" von C. Ahl, A. Carminati, P. Gernandt, R.G. Jörgensen war mein Buch zur Vorlesung, das ist gut verständlich und übersichtlich, geht allerdings nicht so sehr in die Tiefe. Der Goldstandard ist der Scheffer/Schachtschabel, bissl teurer (https://www.ama zon.de/Scheffer-Schachtschabel-Bodenkunde-Hans-Peter-Blume/dp/382741444X).
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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#16

Beitrag von Eberhard » Fr 9. Jul 2021, 12:17

Man sollte aber auch für möglich halten, dass Nähstoffkreisläufe eine etwas höhere Mathematik sind. Die Natur ist kein technischer Apparat, wo man klar bestimmen kann, was rein und was raus geht.
Wind- und Wassererosion tragen Oberboden ab, vorzugsweise die organischen weil leichteren Bestandteile - sofern man durch unbewachsenen Boden Gelegenheit dazu gibt. Damit dann auch vorhandene und hinzugefügte Nährstoffe. Dann gibt es Nährstoffauswaschungen in Richtung Grundwasser, vor allem bei Vorratsdüngungen und bei Fehlen von Humus und anderen Stoffen, die Nährstoffe bevorratend binden und speichern können.

Übersehen wird gerne die (mögliche) Rolle von Mikroorganismen. Solche können Luftstickstoff binden, Nährstoffe und Spurenelemente im Boden pflanzenverfügbar machen, im Boden Photosynthese betreiben und damit im Boden Sauerstoff bereitstellen usw. Man muss sie natürlich im Einklang mit den Methoden der Bewirtschaftung seines Bodens leben und arbeiten lassen.
Wenn man den Boden flächig mit Gülle tränkt oder die Kunstdünger- oder die Pestizidkeule schwingt, wenn man Boden verdichtet und zum Ausgleich per Pflug das Oben nach unten dreht - dann gibt es Störungen ... bis dahin, dass der Boden zu Dreck wird und somit zu einem bloßen Substrat, wo sich die Technik und Agrochemie austoben können.

Es soll vorkommen, dass weniger bis gar nicht gedüngte Böden trotz zwischenzeitlicher Ernte höhere pflanzenverfügbare Nährstoffmengen verfügten:
Quorum Sensing und Komposttees
Gute Quellen, auch per internet:
Annie Francé-Harrar
Dr. Elaine ingham
Dr. Christine Jones

Die Thematik Wasseraufnahme- und Speicherfähigkeit ist ein weiteres und bezüglich Wetter- und Klimaentwicklung hochinteressantes Thema.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#17

Beitrag von ScoutSV » Fr 9. Jul 2021, 12:56

Eberhard hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 12:17
Die Thematik Wasseraufnahme- und Speicherfähigkeit ist ein weiteres und bezüglich Wetter- und Klimaentwicklung hochinteressantes Thema.
...gerade unter dem Gesichtspunkt. Wenn die Regenmenge immer mehr abnimmt, muss das fallende Wasser vor Ort im Boden gehalten und darf nicht über das Oberflächenwasser kurzfristig abgeleitet werden. Wir waren gerade im Altmühltal unterwegs und kamen in einen Starkregen. Die Strassen waren sehr schnell mit einer braunen Brühe überschwemmt, die von den Äckern runter kam. In den Äckern versickert sehr wenig. Kurz vorher wurde uns bei einer sehr interessanten Gartenführung gesagt, dass die Regenmenge über die Jahre schon stark abgenommen hat und bei 400mm liegt, wenn ich mich richtig erinnere.

Ein toter Boden hält kein Wasser.

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#18

Beitrag von Rohana » Fr 9. Jul 2021, 14:14

Eberhard hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 12:17
Die Natur ist kein technischer Apparat, wo man klar bestimmen kann, was rein und was raus geht.
Wind- und Wassererosion tragen Oberboden ab, vorzugsweise die organischen weil leichteren Bestandteile - sofern man durch unbewachsenen Boden Gelegenheit dazu gibt. Damit dann auch vorhandene und hinzugefügte Nährstoffe. Dann gibt es Nährstoffauswaschungen in Richtung Grundwasser, vor allem bei Vorratsdüngungen und bei Fehlen von Humus und anderen Stoffen, die Nährstoffe bevorratend binden und speichern können.
Um das und noch viel mehr gehts im Grundkurs Bodenkunde...
Übersehen wird gerne die (mögliche) Rolle von Mikroorganismen. Solche können Luftstickstoff binden, Nährstoffe und Spurenelemente im Boden pflanzenverfügbar machen, im Boden Photosynthese betreiben und damit im Boden Sauerstoff bereitstellen usw.
Auch das wird behandelt. Allerdings können selbst Mikroorganismen nichts hinzufügen oder wegnehmen, sie können auch "nur" das Prinzip rein und raus. Was aber sehr wertvoll ist wenn sie z.B. aus der Luft Stickstoff aufnehmen, der dann direkt oder indirekt pflanzenverfügbar wird.
Es soll vorkommen, dass weniger bis gar nicht gedüngte Böden trotz zwischenzeitlicher Ernte höhere pflanzenverfügbare Nährstoffmengen verfügten
Soll vorkommen, ist aber nicht die Regel, insbesondere wenn man quantitativ nennenswerte Erntemengen hat. Was geerntet wird, wächst nicht aus Luft und Liebe, weder im Kleinen noch im Grossen Massstab!


Was das Wasser angeht: Ein Boden hält nicht unendlich viel Wasser und Versickerung braucht Zeit. Schonmal einen trockenen Schwamm mit Wasser begossen? Nimmt der gleich alles auf? Oder mal einen bereits nassen Schwamm mit Wasser begossen, was passiert? Ist der Schwamm trocken wenn man ihn auswringt? Dies und noch viel mehr - du weisst schon wo :lala:

Achja, vielleicht müssig zu sagen aber Boden ist nicht gleich Boden ;)
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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#19

Beitrag von Eberhard » Fr 9. Jul 2021, 14:42

Mikroorganismen ... können auch "nur" das Prinzip rein und raus
Ja, und Boden ist ja da, und dieser ist größtenteils mineralisch, manchmal bis an die 100 Prozent heran, es gelingt ja, Humus, Organik usw. zu beseitigen.
Ja, und aus Mineralen können Mikroorganismen Nährstoffe und Spurenelemente herauslösen, Stichwort Lithobionten. Die machen vorhandenes auch verfügbar. Der Boden ist tief genug, dass man da einige Jahre hinkommt. Da können auch Reserven an vorangegangenen Über-/Vorratsdüngungen re-erschlossen werden.

Und: Nein! Mikroorganismen können mehr. Sie selber bestehen aus Eiweißen, Kohlenhydraten, Fetten, eingebauten lebenswichtigen Spurenelementen, Wasser, also aus gebundenen Nährstoffen. MO versickern nicht und verdunsten nicht. Bodenleben ist also ein Speicher, der Nährstoffe für Nachfolgenutzer fixiert.
ist aber nicht die Regel
Unbestritten. Die derzeitige gute fachliche Praxis setzt andere Schwerpunkte. Die Agrochemie will ja auch leben.
Allerdings erkennen (einige) Landwirte zum einen, dass ein Weiterso wie bisher nicht funktioniert.
Zum anderen gelingt es (einigen) Landwirten, gleiche Ernten mit weniger Düngereinsatz und weniger Pestiziden (Pflanzenschutz) zu erreichen. Ansätze dazu liefert eben die aufbauende Landwirtschaft, die mehr beinhaltet als nur Weglassen.
Achja, vielleicht müssig zu sagen aber Boden ist nicht gleich Boden
Sehr richtig. Abgesehen von Bodenphysik und -chemie ist er das, was man mit ihm macht.

Am 10. August des vergangenen Jahres hatten wir nach wochenlanger Trockenheit Starkregen, 53 Liter auf den Quadratmeter in 45 Minuten. Mein Garten hat das inklusive etwas weiterem zufließenden Wasser geschluckt, keine stehenden Pfützen. Luftlinie 2 Kilometer von hier hat es ein Hochwasserereignis in die RTL-Nachrichten geschafft. Das Wasser stammte von benachbarten Äckern, also physikalisch und chemisch einem sehr gleichwertigen Boden.
Folgetag: Gleiche Uhrzeit, gleiche Dauer, 42 Liter auf den qm, gleiche Verhältnisse.
gesagt, dass die Regenmenge über die Jahre schon stark abgenommen hat
Es gibt Untersuchungen, die besagen, dass hier im Binnenland nur die Hälfte des Regens direkt von den Meeren kommt. Die andere Hälfte ist Verdunstungswasser, also aus Gebieten die zwischen Meer und Binnenland liegen. Mit Oberflächenversiegelung in Siedlungsgebieten und kahlen Ackerflächen sinkt eine Verdunstung, weil Wasser weniger aufgenommen und somit weniger verdunsten kann. Dafür füllt sich öfter mal ein Keller, und sehr viel mehr, auch wertvoller Boden inklusive Nährstoffe, wird einfach abgespült.
Weniger Möglichkeit der Verdunstung heißt dann zusätzlich heißere Oberflächen und mehr Wärmeabstrahlung. Auch ein Beitrag zur Klimaerwärmung.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#20

Beitrag von penelope » Fr 9. Jul 2021, 16:27

Rohana hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 10:54
Ein geschlossener Kreislauf ist wenn nur "rein" geht was von den Flächen kommt wo die "raus" Produkte wieder hingehen... und idR ist dieser Kreislauf unterbrochen.
Und das ist per se nichts schlechtes.
Kein Weidetier frisst freiwillig da, wo der eigene Kot liegt. Die hungern eher, weil sich ihr Instinkt dagegen wehrt. Damit schützen sie sich vor Krankheit und Parasiten. (Wie kommt man auf die Idee, dass es besonders "naturverbunden" ist, mit dem eigenen Kot/Urin zu düngen, wo doch die Natur das nirgends vorsieht?) Traditionell hatte man in unseren Breiten früher sehr häufig eine Wechselbewegung mit Rindern und Pferden: die haben ein sehr unterschiedliches Verdauungssystem und daher nicht die gleichen Parasiten.

1000 qm sind zu wenig, um davon Weidetier zu ernähren und aus hygienischen Gründen kann man auch den Mist nicht genau da entsorgen, wo die Tiere ständig sind. Der Parasiten - und Krankheitsdruck wird sonst viel zu groß.

Das System von Brown mag sehr gut auf wirklich großen Flächen funktionieren, aber die sind dafür sicherlich die Voraussetzungen.

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