Ich hab das Paper von Savory "restoring the climate" mal gelesen.
Eine tolle Sache! Vor allem eine positive Zukunftsvision.
Kurz zusammengefasst (so wie ich das verstehe) er nutzt Weidetiere als Mulchmaschinen, die davon auch noch leben und Ertrag abwerfen.
Mit scheint, in der Diskussion hier im Forum sind folgende Missverständnisse aufgetreten:
- Wenn nur Kohlenstoffbindung in Böden das Ziel ist, wäre Aufforstung, wo das Klima es zulässt, die bessere Wahl, weil Wälder in Biomasse und Böden mehr Kohlenstoff speichern als Grasländer und das ganz ohne Arbeit.
Das Bestechende an Savoys Idee ist aber, dass die Bodenregeneration mit gleichzeitiger wirtschaftlicher Nutzung vereinbar ist. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die praktische Durchsetzbarkeit.
Es braucht prinzipiell grosse Herden und grosse Flächen, damit die Weide oft genug gewechselt werden kann.
Seine Anforderung an die Beweidung, nämlich
The plants that are eaten are carefully observed for signs of overgrazing.
That is, land managers focus on adjusting the amount of time in any given paddock based on continuous observation and plan modification.
- also dauernde Kontrolle der Pflanzen und Änderung des Beweidungsregimes -
scheinen es mir aber auszuschliessen, Ferndiagnosen für bestimmte Weidetypen zu machen. Hier muss der Landwirt, so wie immer schon, selber beobachten - und dazu gehört, dass er die Pflanzen und die Böden kennt, die er hat.
Im Fall von Dieter dürfte man das Vieh nur auf die Wiese lassen, wenn der Boden so trocken ist, dass die Trittschäden nicht zu schlimm werden. Eine Probefläche würde sich lohnen.
Offene Fragen für die Bewirtschaftung:
In Gebieten mit saisonal kurzem Futterangebot und langer warmer Trockenzeit - wie bringt man dort das Vieh über die weidefreie Zeit? Wie verhindert man nach einem trockenen Jahr, dass die zu grossen Viehbestände dann das Land ruinieren, weil sie ja irgendwo grasen müssen?
Seine Methode funktioniert nicht bei Überbevölkerung, wo immer mehr Leute sich den maximalen Viehbestand teilen müssen, den das Land ernähren kann. Es kommt dann zu immer mehr immer kleineren Herden und dann zur Überbeweidung (zu früh, zu stark, zu oft), bis das Land ganz ertragslos geworden ist. War auch in Mitteleuropa so, wo die Ziegen und Einzelkühe der Häusler und Taglöhner die Wälder ruiniert haben, falls diese Allmende waren.
In Klimazonen mit Wald als Endstadium ungestörter Vegeation dürfe es nicht ausreichen, nur mit Vieh das Grasland dauernd offen zu halten.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum Brache ohne Beweidung in Trockengebieten zur Wüstenbildung führen soll, ausser durch folgende Effekte:
a) Steppenfeuer, welches die Streu und das überständige dürre Gras vernichtet und dabei auch die Pflanzen selber schädigt oder gar den Oberflächenhumus mit verbrennt
b) Bei Brache kommt es zur Änderung der Artenzusammensetzung. Brachegräser haben oft gar keinen Futterwert und eine solche Fläche kann schlecht regenerieren, weil die Gräser fehlen, die an das Weideregime angepasst sind.
c) In den trockenheitsbedingten Grasländern ist Verjüngung oder Wiederherstellung der Grasnarbe sehr erschwert, wenn sie einmal zerstört und der Boden nackt ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.