Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Wildmohn

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2431

Beitrag von Wildmohn » Mi 9. Okt 2019, 20:39

@Manfred:
Irgendwie keimt in mir das befremdliche Gefühl, dass die Diskussion, über den "richtigen" Weg, inzwischen obzolet ist.
Ich glaube, es geht mittlerweile nicht mehr darum, ob, wo und wie ein zukünftiges Landwirtschafts-Gesellschaftsmodell auszusehen hat, das sind eigentlich nur noch kleine Nebenkriegsschauplätze, sondern darum, wie das einzelne Individuum im auftürmenden Katastrophenszenario überleben wird.
Mag jetzt etwas hysterisch klingen, aber die paar Jahre, die wir "Wohlstandspreviligierten" noch einigermaßen friedlich erleben werden, werden nicht ausreichen, um den grundlegenden Wandel, egal unter welchen Bedingungen, zu erreichen.
In diesem Sinne ist diese Diskussion nur eines von vielen kleinen Lecks im Boot, während das entscheidende große Loch übersehen wird. ;)

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5346
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2432

Beitrag von Rohana » Mi 9. Okt 2019, 21:18

Wildmohn hat geschrieben:
Mi 9. Okt 2019, 20:39
@Manfred:
Irgendwie keimt in mir das befremdliche Gefühl, dass die Diskussion, über den "richtigen" Weg, inzwischen obzolet ist.
Ich glaube, es geht mittlerweile nicht mehr darum, ob, wo und wie ein zukünftiges Landwirtschafts-Gesellschaftsmodell auszusehen hat, das sind eigentlich nur noch kleine Nebenkriegsschauplätze, sondern darum, wie das einzelne Individuum im auftürmenden Katastrophenszenario überleben wird.
So siehts heute schon aus für landwirtschaftliche Betriebe. Nebenkriegsschauplatz ist der tatsächliche Umweltschutz... der wird halt irrelevant, wenn man einfach den Betrieb zumacht. :hmm:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

woidler
Administrator
Beiträge: 787
Registriert: Fr 16. Aug 2013, 00:03

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2433

Beitrag von woidler » Mi 9. Okt 2019, 22:38

Ich erlaub mir mal den Hinweis, daß die vorher erwähnte Seite "Öko-Landbau" ein Projekt der Bundesregierung ist. das was die veröffentlichen, hat nicht zwingend was mit bio-organischen oder bio-dynamischer Wirtschaftsweise zu tun, wie sie von den klassischen Organisationen wi Bio-land, Naturland, usw verteten wird.

Ich würde mal drum bitten, die Diskussion hier wieder auf das Thema Selbstversorgung ein bisserl zu lenken. Es ist nicht AUfgabe des Forums hier Weltverbesserungs , bzw. Welternährungskonzepte auszuarbeiten. Hier in diesem Forum dürfte es erstrangig mal legitim sein, sich auf seinem eigenen
Land so naturgemäß, biologisch, ökologisch oder wie man es sonst bezeichnen will, zu betätigen, wie man es selber will und vertreten kann . Wenn jemand der Ansicht ist, daß das zuwenig zur Errettung von Nenscheit, Natur Umwelt oder sonst was ist, dann kann er ja gerne politisch handeln, aber bitte nicht hier agitieren.

Und wenn jemand zum Broterwerb in der konventionellen Landwirtschaft tätig ist , ist das genauso legitim, als wenn er zur Bestreitung des wesentlichen Teils eines Lebensunterhalts Heizöl ausfährt, Autos baut oder im Finanzamt sitzt. Das diskreditiert ihn nicht als user dieses Forums, wenn er versucht sich teilweise selbstzu versorgen und ansatzweise autonom zu wirtschaften.

Vorher ist das Thema Kupfer im Weinbau angesprochen worden. Die Problematik ist angesprochen, ob jetzt wer für sein paar Reben
Kupfer nimmt oder beim Einkauf darauf achtet, daß auch der Biowinzer kein Kupfer verwendet hat muß jeder selber entscheiden .


woidler

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2434

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 10. Okt 2019, 07:23

Ich weigere mich, in die Weltuntergangsstimmung miteinzustimmen. Es ist irgendwie immer weitergegangen, was hätte die Generation unserer Eltern nach dem Krieg gemacht.
Dass gerade derzeit sehr viele landw. Betriebe die Tore zumachen- das ist so und es hat seine Gründe.
Weil hier ein paar Mal vom Wein die Rede war, wir haben keinen Weinbaubetrieb, nur Weinreben an den Südwänden-
wir behandeln unsere Reben jedes Jahr mit ein paar mal Spritzen-
mit ultrafeinem Steinmehl, EM und Süssmolke oder Milchpulver- zur Vorbeuge- damit bekommen wir die Reben eigentlich immer ganz gesund hin.
Allerdings, die sind an der Wand, unter Dach, werden nicht angeregnet.
Wer Speisetrauben erzeugen will oder grossflächigen Weinbau betriebt, sieht das vermutlich anders.
Ich behandle auch unsere Pfirsich- und Nektarinenbäume im Frühjahr mit der gleichen Mischung- alles was unter Dach wächst, kommt damit gut klar, wenn Äste rausragen- kommt es auf die Witterungsverhältnisse an.
Und bei allen anderen Obstbäumen - wenn da wirklich mal ein Schorf, ein Wurmloch mit Inhalt ist, damit können wir leben.
Aber ich kann jeden Obstbaubetrie, der sein Obst an den Handel verkauft, verstehen, dass der da anders arbeiten muss.
Was ich nicht verstehe, wenn man schon die Möglichkeit hat, sich im Garten ein paar Obstbäume zu pflanzen, dass die wegmüssen, der Humus wegebaggert und eine unwirtschaftliche Steinwüste erzeugt wird. Die Wertschätzung für eigenes Obst ist nicht sehr hoch angesiedelt, das ist schade, denn damit verliert sich auch der Umgang und das Wissen damit und die alten Sorten kennen die Leute nicht mehr- die Kinder wollen unbedingt Pink Lady aus dem Geschäft, weil sie den Geschmack gewohnt sind.
Aber das muss jeder selbst wissen.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10817
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2435

Beitrag von emil17 » Do 10. Okt 2019, 09:25

Ich bin natürlich privilegiert, weil ich mein Einkommen nicht aus Landwirtschaft erzielen muss.
Die kommerzielle Landwirtschaft geht den Weg jeder Industrie: wachsen, neue Nische oder verschwinden.
Es wäre jetzt unfair, zu sagen, dass sich ja jeder selber entscheidet, welchen Beruf er ausübt. Eine Hofübernahme ist doch emotional etwas anderes als der Kauf einer Getränkedosenfabrik.
Dennoch, es gibt genug Beispiele die zeigen, dass man da nicht einfach mitmachen muss. Aber da muss in unserem System des freien Marktes eben immer der Produzent oder Anbieter in Vorleistung gehen, und eban auch akzeptieren, dass sich der Abnehmer zunehmend in die inneren Betriebsangelegenheiten einmischt, will sagen, sich für die Produktionsbedingungen und nicht nur für die Ware interessiert.

Etwas näher zur Selbstversorgung (obwohl dieses Thema der Weltanschauung wichtig ist und wenn es dafür ein eigenes Thema gibt, ist es ja keine Verwässerung praxisbezogener Diskussionen):
Bei uns gibt es sehr intensive Kernobstplantagen, die Situation ist klimatisch vergleichbar mit dem Südtirol.
Der jetzt auftretende Feuerbrand bedeutet den Ruin der Betroffenen.
Letztes Jahr war die Ernte so gewaltig (wie kann ein Baum fast mehr Äpfel als Blätter haben?), dass alles, was nicht Erstklassware war, nur unter die Bäume geworfen wurde und einzelne Bäume nicht mal mehr abgeerntet worden sind. Eine Verwertung der marktgängigen Sorten wie Gala für Saft ist nicht sinnvoll, weil der Saft langweilig süss ist und in ergiebigen Jahren die Preise für Mostobst so schlecht sind, dass sich nicht mal der Transport bezahlt.
Wir haben damals wochenlang viel Apfelrösti gemacht, dazu braucht man nur Fallobst und Eier und Milch und altes Brot.
Dieses Jahr gibt es wenig Äpfel, wegen ungünstiger Witterung zur Blüte.
Diese Situation ist vermutlich seit jeher so gewesen. Nun haben aber Betriebe, die sich (aus Effizienzgründen?) auf einzelne Kulturen spezialisieren, eine entsprechend grosse Anfälligkeit auf solche Schwankungen. Das könnte man wissen.

@hoobygaertnerin:
Es gibt da so Foren der Häuslebauer. mach da mal den Vorschlag, wenn einer fragt, was für Zierbäume man denn vors Haus pflanzen könne, einen Apfel-Hochstamm zu nehmen: macht genauso guten Schatten wie etwas anderes, blüht schön und man hat Äpfel.
Übliche Reaktion: Die Blätter verstopfen die Dachrinne und man muss sie zusammenkehren, und dann muss man ja zu Hause sein, wenn Ernte ist.
Oder, habe einen gepflanzt, die werden ja gar nicht so gross. Logisch, im Baumarkt gibt es ja nur zwergwüchsige Bäume zu kaufen.
Ebenfalls typisch: 60 Franken für einen Hochstamm-Jungbaum sind Abzocke, beim Aldi gibts die ja für 12.95 das Stück.
Da kann man nichts machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2436

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 10. Okt 2019, 10:35

@Emil, ich mach mir da auch nichts vor, man will sich nicht mehr mit so unmöglichen Sachen wie einem Apfelbaum belasten, aber auch die Niedrigstamm oder Ballerinabäume hätten in so manchem kleinen Garten Platz, aber da holt man sich einen Landschaftsarchitekten und -bauer und die sind in grosser Zahl auf entweder Kies- und Wüstengärten und Rasenrobbies spezialisiert, da werden selbst ein paar Himbeersträucher schon als unmöglich verworfen.
Dass man Kindern damit auch ein Stück Lebensqualität vorenthält, wen interessiert das schon.
Die heutigen Gärten sind meistens- nicht alle- sehr zeitsparend, ungastlich und unwirtschaftlich.
Und das geht weiter, man will sich auch beim Essen nicht mehr mit Arbeit belasten, der fertige Apfelstrudel, das fertige Apfelmus, wenn wirklich so was gegessen wird, höchstens villeicht noch Germknödel aus dem Gefrierabteil des Supermarktes, aber dass es eine Fülle an zeitsparenden und einfachen Rezepten mit Obst gibt- das geht verloren.
Die Kinder kennen heute vielleicht noch fertigen Milchreis, aber dass man sich für wenig Geld vieles auch mit wenig Zeitaufwand selbst machen könnte, das ist wenig Thema.
Das muss eben jeder selbst wissen, aber dann im Geschäft geht das weiter.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2437

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 10. Okt 2019, 10:40

woidler hat geschrieben:
Mi 9. Okt 2019, 22:38
Vorher ist das Thema Kupfer im Weinbau angesprochen worden.
Ich hab mir schon seit dieser Bemerkung über Kupfer einen Kommentar fast nicht verkneifen können, aber jetzt will ich es doch loswerden:

Wir haben Wein.
- Unten am Nordhang neben dem (ehemaligen) Forellenteich, sehr feucht und auch teilweise kalt. Im Hochsommer brennt die Sonne mittags ordentlich hin und deshalb werden die Trauben trotzdem reif.
Wir tun für den Pflanzenschutz gerade mal ... nichts!!!
kein Kupfer oder irgendetwas. Der Wein ist noch immer supergesund, wir haben ihn jetzt vermehrt und er steht auch dort, wo es weniger feucht und kühl ist. auch dort: GESUND!

Also es kann funktionieren :flag:

Wir haben halt nicht arg viel an einem Fleck und vielleicht hängt es auch von der Sorte ab.

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2438

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 10. Okt 2019, 11:01

Sorte hat sicher einen Einfluss,
ich sehe es bei den unseren,
Muscat bleu tägt jedes Jahr und hat supersüsse und gesunde Trauben, Regent hatte auch noch nie Probleme, eine alte weisse Traube wird höchstens von den Insekten oder Vögeln gefressen, aber eine Sorte, die ich jedes Jahr behandle, die ginge ohne unser Zutun überhaupt nicht, es hängen jedes Jahr massenhaft Trauben am Stock. Aber da ich diese Sorte behandeln muss, bekommen die anderen auch was davon ab.
Die eigenen Trauben schmecken uns einfach am Besten.
Der Unterschied ist in meinen Augen, wir haben die Trauben als Hobby, wir müssen nicht davon leben.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2439

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 10. Okt 2019, 11:21

hobbygaertnerin hat geschrieben:
Do 10. Okt 2019, 11:01
Der Unterschied ist in meinen Augen, wir haben die Trauben als Hobby, wir müssen nicht davon leben.
vom Verkauf der Trauben, meinst du?
Ja, selber essen bzw. trinken! :)
Das wollen wir auch ......

Niemand muss vom Verkauf der Trauben leben, wer das tut, der hat sich dafür entschieden. Und was er dann alles "tun muss", um einen Gewinn zu machen, darüber kann man streiten.....

Mich hat nur die absolute Aussage "es geht nicht ohne Kupfer" gestört :flag:

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5346
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2440

Beitrag von Rohana » Do 10. Okt 2019, 11:53

ina maka hat geschrieben:
Do 10. Okt 2019, 10:40
woidler hat geschrieben:
Mi 9. Okt 2019, 22:38
Vorher ist das Thema Kupfer im Weinbau angesprochen worden.
Ich hab mir schon seit dieser Bemerkung über Kupfer einen Kommentar fast nicht verkneifen können, aber jetzt will ich es doch loswerden:

Wir haben Wein.
- Unten am Nordhang neben dem (ehemaligen) Forellenteich, sehr feucht und auch teilweise kalt. Im Hochsommer brennt die Sonne mittags ordentlich hin und deshalb werden die Trauben trotzdem reif.
Wir tun für den Pflanzenschutz gerade mal ... nichts!!!
kein Kupfer oder irgendetwas. Der Wein ist noch immer supergesund, wir haben ihn jetzt vermehrt und er steht auch dort, wo es weniger feucht und kühl ist. auch dort: GESUND!

Also es kann funktionieren :flag:

Wir haben halt nicht arg viel an einem Fleck und vielleicht hängt es auch von der Sorte ab.
Und, wie viele Flaschen Wein kelterst du davon? :grinblum:
Mich hat nur die absolute Aussage "es geht nicht ohne Kupfer" gestört :flag:
Könnte man ergänzen um "es geht nicht ohne Pflanzenschutz wenn man mehr als ein bissl was zum naschen an zwei Rebstöcken ernten will" :bang:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Antworten

Zurück zu „Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion“