Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2261

Beitrag von Rohana » Mi 17. Jul 2019, 13:01

Ja nu, bei der Landwirtschaft kannst du das zu einem gewissen Grad, aber versuch's mal bei anderen Produkten. Kurz: Du jammerst auf hohem Niveau ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

strega
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2262

Beitrag von strega » Do 18. Jul 2019, 13:05

@Rohana
Frage dazu: wenn Saatgut für die Landwirtschaft tendentiell schon eher regional erzeugt wird wie du sagst

was und wieviel so grob anteilig kommt davon echt von regionalen Firmen, die selbständig arbeiten
oder gibts nur noch Saatgut von Grosskonzernen zu kaufen,
die halt Verkaufsstellen regional errichtet oder fusioniert oder sonstwas haben,
damit die lokalen und regionalen Bauern scheinbar befriedigt sind?

Sprich: auch wer "regionales" Saatgut kauft kauft eher bei Bay.r und co oder nicht?

ps. die anderen Produkte wie Autos lassen wir mal einen Moment aussen vor in Sachen Regionalität....
wobei ich mal jetzt so kühn behaupte dass meine Klamotten und Lebensmittel und Brennstoffe (abgesehen vom Diesel) hauptsächlich mittel- oder südeuropäischen Ursprungs sind und nicht aus Fernost
und dass das auch möglich ist ohne MillionärIn zu sein :)
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Teetrinkerin
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2263

Beitrag von Teetrinkerin » Do 18. Jul 2019, 13:43

Bei Saatgut für Getreide, Mais etc. kenne ich mich nicht aus, aber ich kann was zu Gemüsesaatgut sagen (was ja auch landwirtschaftlich genutzt wird). Es gibt natürlich Saatguterzeuger, die in D arbeiten und hier Saatgut erzeugen. Aber das ist die Ausnahme. Für Konzerne spielt der Anbau in klimatisch gleichen oder ähnlichen Anbaugebieten keine Rolle. Vielmehr klimatisch günstiges Klima (ganzjährige Saatgutvermehrung möglich), weniger Krankheitsdruck und vor allem aber auch niedrige Lohnkosten. Arusha (Tansania) hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten Entwicklungszentren für Saatgut entwickelt. Klimatisch herrschen dort völlig andere Bedingungen als hier.

Da ich selbst seit einigen Jahren Saatgutvermehrung im eigenen Garten betreibe und vermehrt von Saatguterhaltern aus der Region kaufe, habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Pflanzen häufig besser mit unserem Klima zurecht kommen. Vor allem bei den dicken Bohnen ist es mir heuer aufgefallen. Nach einigen Jahren Pause habe ich mal wieder dicke Bohnen ausgesät. Bisher waren die Pflanzen immer sehr mit Läusen befallen (Saatgut bisher Eigenmarke einer großen Gartencenterkette), dass sogar die Schoten komplett klebrig und schwarz waren. Dieses Jahr (Saatgut von einem Erhalter, der nur 50km weiter weg wohnt) hatte die Pflanzen, trotz Läuseplage, viel weniger Läuse, einzelne Pflanzen sogar so gut wie keine.

Edit: Vor allem bei Gemüse für den Überwinterungsanbau, der kommerziell leider kaum noch eine Rolle spielt (außer bei Gemüse wie Grünkohl, Rosenkohl, Lauch), ist ein Anbau und die Saatguterzeugung in klimatisch gleichen oder ähnlichen Gebieten m.E. enorm wichtig.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2264

Beitrag von Rohana » Do 18. Jul 2019, 15:50

strega hat geschrieben:@Rohana
Frage dazu: wenn Saatgut für die Landwirtschaft tendentiell schon eher regional erzeugt wird wie du sagst

was und wieviel so grob anteilig kommt davon echt von regionalen Firmen, die selbständig arbeiten
oder gibts nur noch Saatgut von Grosskonzernen zu kaufen,
die halt Verkaufsstellen regional errichtet oder fusioniert oder sonstwas haben,
damit die lokalen und regionalen Bauern scheinbar befriedigt sind?

Sprich: auch wer "regionales" Saatgut kauft kauft eher bei Bay.r und co oder nicht?
Was haben Regionalität und Grösse des Konzerns miteinander zu tun? Auch grosse Firmen und Konzerne sind dort, wo sie ansässig sind, regional, bzw haben Zweigstellen...
Wenn man betrachtet wie teuer die Kosten für die Züchtung einer neuen Sorte geworden sind, braucht man sich nicht mehr wundern dass es vorwiegend grosse Konzerne gibt die sowas machen (bzw die die kleine(re)n aufgekauft haben!). Ist ein bisschen wie mit Medizin, wie viele kleine regionale Firmen kennst du die Medikamente entwickeln?

... kann man ja auch alles fordern, aber irgendwer muss es bezahlen, gell...

@Teetrinkerin, es ist auch bei Marktfrüchten wichtig dass die Sorte und das Saatgut auf die klimatischen Bedingungen vor Ort ausgerichtet sind.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2265

Beitrag von strega » Do 18. Jul 2019, 18:35

Rohana hat geschrieben:
strega hat geschrieben:@Rohana

Was haben Regionalität und Grösse des Konzerns miteinander zu tun? Auch grosse Firmen und Konzerne sind dort, wo sie ansässig sind, regional, bzw haben Zweigstellen...
auch wenn ein Grosskonzern an seinem Hauptfirmensitz in zum Beispiel Texas regional ist heisst das nicht dass er in DE auch regional wäre,

egal wieviel Zweigstellen er dort hätte :ziege:

Hintergrund meiner Frage war der Gedanke,
ob es auf dem Markt für die Profis halt nur noch Grossanbieter gibt mit einer fast oder ganz Monopolstellung?
was dann ja wieder für die Anbauenden eine ziemliche Abhängigkeit bedeuten würde

und ob das bei den Grossanbietern gekaufte (eher nicht regionale) Saatgut dann auch nur mit den Pestiziden und Herbiziden des selben Erzeugers oder seiner Schwäger-Firma gedeihen mag?
was dann die Abhängigkeit noch verschärfen würde....
sowas gibts ja in Amiland und co, ist das in DE auch so?

dass sowiso eher alle oder viele halt auf den Preis schauen und halt bei den Grossen kaufen weil die halt am billigsten sind ist auch klar
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2266

Beitrag von viktualia » Do 18. Jul 2019, 19:08

was und wieviel so grob anteilig kommt davon echt von regionalen Firmen, die selbständig arbeiten
Kann frau googlen: hab "Saatgutanbieter" eingegeben und "Bundesverband Deutsche Saatguterzeuger "angeklickt,
voilá: https://www.deutsche-saatguterzeuger.net/uber-uns/, bissl weitergeklickt und auch die Menge der Anbauflächen, inklusive Arten und das von den letzten 10 Jahren, gefunden: https://www.deutsche-saatguterzeuger.ne ... n_2018.pdf
Vielleicht verkaufen die aber auch ins Ausland, Belgien, oder Polen, wer weis. Fänd ich aber dann eigentlich auch noch fast regional, je nachdem aus welchem Teil Deutschlands die kämen...
Wie hoch der Anteil des Angebauten am Ganzen ist, weis ich aber nicht, wüsst auch nicht, wie ich das googeln könne.
Rohana, hast du ne Idee von der Größenordnung?

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2267

Beitrag von Teetrinkerin » Do 18. Jul 2019, 20:19

Rohana hat geschrieben: @Teetrinkerin, es ist auch bei Marktfrüchten wichtig dass die Sorte und das Saatgut auf die klimatischen Bedingungen vor Ort ausgerichtet sind.
Absolut. Nur, wie geschieht die Ausrichtung an die klimatischen Bedingungen? Ich kann nur für samenfestes Saatgut sprechen (was es ja nach wie vor zu kaufen gibt). Die Anpassung an das Klima geschieht durch Auslese und Selektion unter den vorhandenen klimatischen Bedinungen (ich verwende die Pflanzen für die Saatgutgewinnung, die unter den vorhandenen Bedinungen am besten zurecht gekommen sind, sortentypische Merkmale aufweisen und guten Ertrag gebracht haben). Die Pflanzen passen sich von Generation zu Generation mehr und mehr an das vorhandene Klima an. Nehme ich eine Sorte, die z.B. an das Klima im Voralpenland angepasst ist und vermehre sie über Generationen hinweg in heißem afrikanischem Klima, wird diese Sorte über kurz oder lang ihre Anpassung an voralpines Klima verlieren.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2268

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 18. Jul 2019, 20:21

Also meinem Verständnis nach ist eine Saatgutfirma nicht mehr regional, wenn sie Saatgut erzeugt, das überall gleich gut wächst/wachsen muss :im:

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2269

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Do 18. Jul 2019, 22:42

@Teetrinkerin: Da muß ich Dir widersprechen. Das mit der Anpassung an eine Region bedeutet einfach, daß sich etwas eingekreuzt hat.
Die spezifische Genkombination, die in einer Sorte vorhanden ist, bewirkt immer identische Pflanzen, Früchte, Resistenzen und Reifetermine.

Allerdings kann es über die Jahre zu regional typischen Sorten kommen -eben wegen Verkreuzung und auch Sortenauslese- dahingehend, daß man feststellt, daß manche Sorten in der Region gut wachsen, andere nicht. Daß ich von den schönsten, größten, gesündesten Pflanzen möglichst Saatgut nehme, ist natürlich Selektion auf gewünschte Merkmale. Bei diesen Pflanzen werden auch die Samen vermutlich die stärksten sein.

So mache ich das ja bei mir im Garten auch. Manche Nutzpflanzen/Sorten wachsen bei mir einfach nicht gut. Andere wieder super - die in anderen Regionen mit anderen Boden- und Klimaverhältnissen möglicherweise gar nix werden. Daher ist die Wahl von regionalen Saatgutanbietern /Sorten klar besser.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2270

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 19. Jul 2019, 02:23

Pitu hat geschrieben:Das mit der Anpassung an eine Region bedeutet einfach, daß sich etwas eingekreuzt hat.
Die spezifische Genkombination, die in einer Sorte vorhanden ist, bewirkt immer identische Pflanzen, Früchte, Resistenzen und Reifetermine.
Nicht immer ist die Pflanze in sich so starr fixiert. Das hat irgendeinen wissenschaftlichen Namen, weiß den leider nicht mehr.
Aber es geht um die genetische Streuung innerhalb einer Sorte - so ganz kleine Unterschiede zwischen einer Pflanze von Sorte X und einer anderen Pflanze derselben Sorte - genetische Breite? nein... Aber ich denke, jeder, der selber Pflanzen vermehrt, weiß, was ich meine.

Da kann sich dann das besser weitervermehren, was zu den jeweiligen Bedingungen besser passt - diese "Breite" zu erhalten ist sehr wichtig!! Denn ohne das kann sich eine Sorte eben nicht mehr "regional anpassen".

Und dann gibt es noch spontane Mutationen. :schaf_1: So funktioniert doch Evolution- ?

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