Kleinkläranlage und Grundwasser

landei-muc
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Kleinkläranlage und Grundwasser

#1

Beitrag von landei-muc » Fr 4. Jan 2019, 18:46

Liebe Gemeinschaft,

ich bin ganz neu hier und schon tierisch gespannt, was es alles zu erfahren und meinerseits an Erfahrung mitzuteilen gibt!

Anfangen muss ich jedoch mit einer Herausforderung:

Meine Kleinkläranlage (Dreikammersystem) ist mit einem Sickerschacht verbunden. Beide Schächte füllen sich bei Niederschlägen durch aufsteigendes Grundwasser so stark, dass das Wasser aus dem Sickerschacht abgepumpt werden muss (lehmiger Boden). Das liegt laut Voreigentümer des Hauses daran, dass der Grundwasserspiegel hier sehr hoch ist. Davon abgesehen, dass es Unmengen an Strom kostet (in schlechten Monaten 20 Euro und mehr), läuft das Wasser ja wieder zurück zum Grundwasser. Der Schlauch ist jetzt nur noch einen Meter lang, weil er einfriert. Sonst könnte ich das ca. 30 Meter entfernte Gewächshaus damit unter Wasser setzen. Mein Nachbar hat nebenan eine Wiese und beschwert sich regelmäßig, dass er den Streifen nicht mehr gut mähen kann, weil er so schlammig ist. Merkwürdigerweise steht die Anlage allerdings schon über zehn Jahre; ich wohne hier seit zwei Jahren. Ist aber auch egal. Langsam bin ich am Verzweifeln.

Am liebsten würde ich die Kleinkläranlage stilllegen. Meiner Meinung nach ist sie eine Fehlkonstruktion. Ich habe schon über eine Verbrennungstoilette nachgedacht. Dann hätte ich auch eine Lösung für den Kot meiner drei Deutschen Doggen, das ist nämlich auch noch nicht gelöst (momentan sammle ich ihn in Kompostern) :hmm: Aber wie soll das mit dem sonstigen Brauchwasser (Dusche, Spül-, Waschmaschine) funktionieren?

Habt ihr vielleicht eine Idee, wie ich das in den Griff bekommen könnte? Danke euch schon mal für Ideen :)

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Brunnenwasser
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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#2

Beitrag von Brunnenwasser » So 6. Jan 2019, 10:34

Moin und willkommen im Forum!
Diese Art von Klärgruben dürfen seit 2015 nicht mehr als alleinige Abwasserreinigung betrieben werden. Ab 2015 sind in Deutschland Kleinkläranlagen nur dann erlaubt, wenn sie mit biologischen Abwasserreinigungsverfahren arbeiten.
Hintergrund ist eine europaweit einheitliche Rahmenrichtlinie für die Wasserwirtschaft, die von der EU verabschiedet wurde. Man könnte jedoch die bestehende Anlage nach einer Umrüstung weiterhin zur Vorreinigung verwenden.

Theoretisch könnte man die Lehmschicht im Sickerschacht durchbohren, sodass das Sickerwasser in eine wasserdurchlässige Schicht ablaufen kann. Der Einsatz einer Pumpe würde dann entfallen.
Gleichfalls solltest du prüfen, ob das Wasser wirklich von unten eintritt. Steht die Klärgrube auch in einer Lehmschicht, so ist dieses eher unwahrscheinlich.
Gruß Brunnenwasser

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Küstenharry
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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#3

Beitrag von Küstenharry » So 6. Jan 2019, 10:43

Jep, so darf die Anlage nicht mehr betrieben werden.
Die Kammern müssen abgedichtet werden gegen aussenstehendes Wasser.
Das gereinigte Wasser könnte oberflächlich in einem Pflanzenklärbeet versickern.
Bei uns geht das geklärte Wasser in die öffentlichen Entwässerungsgräben.
Gibts bei euch keine Auflagen vom Landkreis und vom Servicetechniker?
Hier müssen die Anlagen 2 mal jährlich überprüft werden.
Gruss von der Küste

Harry

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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#4

Beitrag von landei-muc » So 6. Jan 2019, 11:06

Die Anlage wird, wie vorgeschrieben, zweimal jährlich überprüft. Sie arbeitet mit drei Kammern, Bakterien und Belüftung, ist also vollbiologisch.

Ich hatte das Thema auch schon mal bei der Firma angesprochen, aber die wussten auch keine schnelle Lösung. Mein Haus steht mitten in der Pampa; einen Abwassergraben gibt es nicht bzw. nur auf der Wiese meines Nachbarn für Regenwasser, und der ist bestimmt 200 Meter entfernt.

Zwischen Dreikammergrube und Sickerschacht liegen etwa zehn Meter. Da der Rest des Grundstücks sehr lehmiger Boden ist, ist das wohl auch im Bereich der beiden Schächte so. Ich weiß gar nicht, ob das Wasser von unten hereindrückt oder durch die Seitenwände - oder beides. Unten müssen die Schächte doch offen sein, sonst kann ja nichts mehr versickern, oder?

Auf der anderen Seite des Hauses ist ein Brunnenschacht. Ist es richtig, dass der Grundwasserspiegel dem Wasserstand in diesem Schacht entspricht? :hmm:

Die Idee, die Lehmschicht zu durchbohren, gefällt mir sehr gut. Dann müssen sicher Rohre eingesteckt werden, damit die gebohrten Kanäle nicht wieder dicht werden. Scheint eine relativ kostengünstige Lösung zu sein. Damit würden drei große Probleme entfallen: die Diskussion mit dem Nachbarn, die Kosten für den Pumpenbetrieb und natürlich die rechtliche Seite. Danke für diesen Tipp!

Über ein Pflanzenklärbeet habe ich gerade etwas gelesen. Vielleicht wäre das eine zusätzliche Option.

Küstenharry
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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#5

Beitrag von Küstenharry » So 6. Jan 2019, 11:36

Ja der Grundwasserspiegel müsste eigentlich gleich hoch sein, wie im Sickerschacht oder halt niedriger, ist bei uns auch so.
Wenn hier richtige Regenzeit, wie im letzten Winter ist, gibts auch Probleme mit übervollen Gräben.
Gruss von der Küste

Harry

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Brunnenwasser
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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#6

Beitrag von Brunnenwasser » So 6. Jan 2019, 12:14

landei-muc hat geschrieben: Auf der anderen Seite des Hauses ist ein Brunnenschacht. Ist es richtig, dass der Grundwasserspiegel dem Wasserstand in diesem Schacht entspricht? :hmm:

Über ein Pflanzenklärbeet habe ich gerade etwas gelesen. Vielleicht wäre das eine zusätzliche Option.
Nicht unbedingt, das hängt von den Bodenverhältnissen ab. Wie tief sind denn Schachtbrunnen und Sickerschacht und deren Wasserstand?
Ein Sickerschacht, der nur über die Sohle versickert, ist nicht optimal.
Eine Versickerung über die Vegetation ist auch dann nur sinnvoll, wenn der Boden wasserdurchlässig ist.
Die Idee, die Lehmschicht zu durchbohren, gefällt mir sehr gut. Dann müssen sicher Rohre eingesteckt werden, damit die gebohrten Kanäle nicht wieder dicht werden.
Rohre werden nicht ausreichen, besser wären Drainagerohre - so kann das Wasser auch über den Umfang des Rohres versickern.
Gruß Brunnenwasser

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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#7

Beitrag von woidler » So 6. Jan 2019, 17:51

Eine Abwasseranlage mit einem Sickerschacht bedeutet zumindest in D, daß der Voreigentümer eigentlich eine wasserrechtliche Genehmigung für die Einleitung von gereinigten Abwässern ins Grundwasser erhalten hat . Wie schaut es denn mit dem abfließenden Wasser von den Dächern aus. Die müssen auch irgendwo hin . Nachdem man Wasser aus der Dachrinne nicht über die eigene Wiese auf die Nachbarwiese leiten darf , hat der Voreigentümer ja auch eine Lösung für das Dachflächenwasser gebraucht. Zulässig ist eigntlich nur, daß das Wasser, das auf die eigene Wiese regnet wegen des Gefälles auf die Nachbarwiese läuft.

Gibts vielleicht im Grundbuch ein Durchleitungsrecht für Ab/Dachflächenwasser durch das Nachbargrundstück zu dem "Entwässerungsgraben". Der wäre dann potentiell ein sogenannten "Vorfluter".

Wie läuft das mit der Belüftung ? Ist das eine normale Dreikammergrube oder gibts eine zusätzliche künstliche Belüftung ?
Letzteres ist eigentlich noch nicht so lange Stand der Technik. Ich frage, um zu erfahren , wie stark die Kontrolle durch die
Abwasserbehörde ist, von wegen nicht schlafende Hunde wecken.

Ist eigentlich der Sickerschacht im ausgepumpten Zustand mal in Augenschein genommen worden . Ist er vielleicht im unteren Bereich , der möglicherweise die Hauptversickerungsleistung erbringen muß (weil oben rum ja Lehm ist), mit Dreck zugesetzt ?
Wie schaut nach dem Saubermachen dann die Sickerleistung aus ?


woidler

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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#8

Beitrag von landei-muc » So 6. Jan 2019, 18:26

woidler hat geschrieben:Wie schaut es denn mit dem abfließenden Wasser von den Dächern aus. woidler
Das fließt über eine Rinne tatsächlich auf die Nachbarwiese (die übrigens nur eine Wiese ist, kein Haus drauf, wird nur zweimal im Jahr gemäht).
woidler hat geschrieben:Gibts vielleicht im Grundbuch ein Durchleitungsrecht für Ab/Dachflächenwasser durch das
Nachbargrundstück zu dem "Entwässerungsgraben". Der wäre dann potentiell ein sogenannten "Vorfluter".
Keine Ahnung. Müsste ich mal in Erfahrung bringen.
woidler hat geschrieben:Wie läuft das mit der Belüftung ? Ist das eine normale Dreikammergrube oder gibts eine zusätzliche künstliche Belüftung ?
Es gibt eine elektronische Steuerung, bei der man einstellen kann, wie oft oder wie viel belüftet werden soll.
woidler hat geschrieben:von wegen nicht schlafende Hunde wecken.
Ja, das wäre mir wichtig.
woidler hat geschrieben:Ist eigentlich der Sickerschacht im ausgepumpten Zustand mal in Augenschein genommen worden . Ist er vielleicht im unteren Bereich , der möglicherweise die Hauptversickerungsleistung erbringen muß (weil oben rum ja Lehm ist), mit Dreck zugesetzt ?
Wie schaut nach dem Saubermachen dann die Sickerleistung aus ? woidler
Im Sommer war er monatelang komplett leer, hat ja auch kaum geregnet. Ich hatte den Techniker vor einem Jahr mal gefragt, ob der Boden okay ist. Er meinte, das passt so. Soweit ich durch Stochern mit einem Stock herausgefunden habe, ist dort unten feiner Sand.

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Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#9

Beitrag von woidler » Mo 7. Jan 2019, 14:36

Es kann sein, daß mit der Zeit der Grundwasserstand steigt, dann dringt natürlich Wasser von außen in den Sickerschacht ein . Die Dreikammergrube müsste
aber auf jeden Fall bis zum Überlauf dicht gegen Wasser von draußen sein . Als nächstes müsste die Verbidnungsleitung zwischen Dreikammergruber und
Sickerschacht dicht sein .
Wie hoch steht denn das Grundwasser normal und was für einen Brunnen hast Du ? Wie tief ist der Brunnen . Unterhalb der Brunnensohle müsste sich eine wasserundurchlässige Schicht befinden, über der sich das Wasser befindet, das Du abpumpst.

Wenn Du zur Versickerung jetzt diese wasserundurchlässige Schicht jetzt durchstößt, muß dieser Durchstich sorgfältig abgedichtet werden, damit nicht neben der Bohrung für einen Senkbrunnn eventuell nitrathaltiges Wasser aus dem 1. Grundwasserspiegel nach unten in den Grundwasserspiegel durchläuft. Bei einer neuer wasserechtlichen Genehmigung wahrscheinlich mit erheblichen Kosten verbunden.

Technische Alternative zum Sickerschaft wären sogenannte "Rigolen".

Sollte eine Versickerung auf Deinem Grundstück nicht (mehr) möglich, wäre eine Einigung mit dem Nacharn über eine Durchleitung in den Graben und eine entsprechende wasserechtliche Einleitungserlaubnis denkbar . Normalerweise müsstest Du ja auch einen Zugang zu einer öffentlichen Straße haben, gibt da vielleicht einen Straßengraben der zu einem Vorfluter führt ? Denkbar könnte auch sowas wie ein Notleitungsrecht bis zum nächsten Vorfluter sein. Da müsste man die jeweiligen nachbarrechtlichen Bestimmungen prüfen . Eventuell müsstest Du je nach Lage das "Sickerwasser" irgendwo hinauf pumpen


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Benutzer 662 gelöscht

Re: Kleinkläranlage und Grundwasser

#10

Beitrag von Benutzer 662 gelöscht » Mi 9. Jan 2019, 21:02

bei uns gilt ein Graben, der erst nach ca. 50m ständig Wasser, führt nicht als Vorfluter, da Straßenbegleitghraben. :hmm: :hmm:
800m weiter hat man bei mir zur Auflage gemacht das Wasser aus dem Schilfbeet in einem Graben 20*1m*0,5mtief zu versickern. :pfeif: :pfeif:
Die Bedingungen sind aber mit den oben beschriebenen nicht vergleichbar, Sandboden, die nächste Wasserbremsende Schicht in etwa 3m Tiefe und dann wieder bei ca. 68m

Kk

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