Wasserversorgung - Himmelsteiche

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Lehrling
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Wasserversorgung - Himmelsteiche

#1

Beitrag von Lehrling » Fr 11. Aug 2017, 00:36

sagt jemandem von euch der Begriff >Himmelsteiche< etwas?
Ich bin heute in der neuen >natürlich gärtnern< drüber gestolpert.
Es handelt sich um eher flache Mulden.
Schnellrezept ( ich zitiere aus der Zeitschrift):
Eine flache Mulde, nicht zu groß und nicht zu tief - drei Meter Durchmesser sollten für den Anfang genügen - wird mit trockenem Stroh oder krachdürrem Schilf dick ausgepolstert und dann mit einer Tonschicht überzogen, die 10 bis 20 cm dick sein kann und an den Rändern sehr gut abschließen muß. Zum Schluß bedeckt man den Tongrund mit nicht zu großen runden Steinen.Wenn der Platz richtig gewählt ist, füllt sich die Mulde allmählich mit Wasser, auch bei schönem Wetter. Sie zieht das Wasser aus der Luft, von Nachttau und Morgennebel. ( Zitat Ende)
Wichtig ist die intakte Tonschicht, das Strohpolster muß trocken bleiben.

Bei Eiderstedt in Schleswig Holstein soll es heute noch solche >Waterkuhlen<, wie die Bauern sie nennen, geben.

liebe Grüße
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emil17
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Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#2

Beitrag von emil17 » Fr 11. Aug 2017, 09:18

Lehrling hat geschrieben: Bei Eiderstedt in Schleswig Holstein soll es heute noch solche >Waterkuhlen<, wie die Bauern sie nennen, geben.
Meine Oma wohnte in dieser Ecke Deutschlands.
Meine Kindheitserinnerung: Dort füllt sich in einem typischen Sommer zuverlässig alles mit Wasser, was keinen Ablauf hat, auch wenn keine Schilfpackung drunter ist.
Wozu soll das ganze gut sein?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#3

Beitrag von Manfred » Fr 11. Aug 2017, 09:50

Es gibt schon einen Thread zu Himmelsteichen.
Ich kenne das (für größere Himmelsteiche) so, dass man die an günstiger Stelle im Gelände anlegt, so dass bei starken Niederschlägen das Wasser aus einem mögl. großen Einzugsgebiet dort zusammenläuft und den Teich füllt.
Diese Teiche werden hauptsächlich zur Karpfenproduktion genutzt und dazu im Herbst abgelassen, zum Abfischen.
Dann braucht es den Winter über bzw. (wenn der Teichboden durchfrieren soll oder kultiviert wird) im Frühjahr ausreichend Niederschläge, um den Teich wieder zu füllen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 11. Aug 2017, 10:01

Lehrling hat geschrieben:Wenn der Platz richtig gewählt ist, füllt sich die Mulde allmählich mit Wasser, auch bei schönem Wetter. Sie zieht das Wasser aus der Luft, von Nachttau und Morgennebel. ( Zitat Ende)
Wir haben einen Teich mit recht großer Oberfläche, leider nicht sehr tief. Er befindet sich am Fuße eines Nordhanges und ist den Großteil des Tages im Schatten (Bäume und Hang) - es ist leider so, dass die Sonne mehr Wasser rauszieht, als durch Tau und Co reinkommt. Obwohl unser Garten, der sich ganz in der Nähe befindet, durch diesen Tau jeden Tag gegossen wird. :im:

Was für Lage braucht man für so einen Teich, der sich auf diese Art mit Wasser füllen kann?
Das täte mich auch sehr interessieren - bei uns funktioniert es nicht (also unser Teich braucht den Zufluß, um zu überleben) - aber im Wald oben entstehen immer wieder spontan kleine Tümpel, manchmal schaffen es dort sogar die Kaulquappen zu Fröschen zu werden. Diese Tümpel entstehen aber immer wieder neu und vergehen auch recht bald.

Ich habe eher den Verdacht bei uns entstehen solche Tümpel eher dort, wo der Boden nicht abgedichtet ist, weil dann das ganze Wasser der Gegend (unterirdisch) zusammenfließt.
Unser Teich ist auch nach oben hin (zum Hang hinauf) ohne Abdichtung. ist was sehr schönes - vor allem für die Tiere!!
Aber es ist ein bisschen Stress, der Teich reagiert sehr zeitverzögert auf Trockenperioden bzw. Regenzeiten.
zum Gießewassersammeln auf jeden Fall praktisch!

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Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#5

Beitrag von Lehrling » Fr 11. Aug 2017, 11:10

also in diesem Artikel steht daß im niederländischen Nationalpark "Maasduinen" solche Teiche auch als Tränke dienen für die Rinder und Ziegen, die dort zur Landschaftspflege eingesetzt sind.
Von Nutzung für Fischhaltung und Wasserablassen ist nichts erwähnt.

wozu das gut ist?
Zitat:
Archäologische Funde aus der römischen Kaiserzeit belegen, daß man bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten immer wieder nach Lösungen für die Wasserversorgungsprobleme in den Marschengebieten der Nordseeküste suchte....

Man kann aus ihnen Wasser schöpfen für das Vieh, sie können an heißen Tagen fast austrocknen durch Verdunstung - aber sie werden am nächsten Morgen immer wieder voll sein , auch wenn inzwischen kein Regen gefallen ist: das trockene Stroh unter der Tonschicht ist ein schlechter Wärmeleiter. Der Boden ringsum wird tagsüber von der Sonne durchheizt. Aber der Teichgrund bleibt kühl - schon infolge der Verdunstungskälte der feuchten Tonschicht - und er zieht in der Nacht von weither alle Feuchtigkeit heran: er beschlägt!

... In Lanzarote verfährt man ähnlich, indem man den fruchtbaren Lavastaub mit porösen Steinen bedeckt und damit dem Seewind die Feuchtigkeit entzieht....
Wärmespeicher und Wassersammler = gut fürs Kleinklima?


ich fand das einfach interessant und wollte es teilen.

liebe Grüße
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Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#6

Beitrag von emil17 » Fr 11. Aug 2017, 18:13

Archäologische Funde aus der römischen Kaiserzeit belegen, daß man bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten immer wieder nach Lösungen für die Wasserversorgungsprobleme in den Marschengebieten der Nordseeküste suchte ...
Na ja, da oben waren die Römer nie sesshaft ...
sie können an heißen Tagen fast austrocknen durch Verdunstung - aber sie werden am nächsten Morgen immer wieder voll sein , auch wenn inzwischen kein Regen gefallen ist
das halte ich für unmöglich. Feucht ja, voll nein.
Rechne mal: Bei nur 10cm Teichtiefe würde das ohne Zufluss von Grund-oder Regenwasser einer Taumenge von 100 Liter pro Quadratmeter entsprechen, was das mehrfache eines tüchtigen Landregens ist.
Folglich sind das wohl Grundwasserteiche. In der Marsch steht das Wasser ja immer sehr nahe an der Oberfläche, weshalb dort auch alles von Entwässerungsgräben durchzogen ist.
Wenn das Land ganzjährig Niederschlagsüberschuss hat, funktioniert das, weil das Grundwasser langsam vom Land zum Meer hin strömt und so nicht salzig ist. Bei Hochflut ist aber eines der Probleme der Bewohner, nach Ablauf des Wassers wieder Trinkwasser zu haben, nachdem alles Land von Salzwasser überschwemmt worden ist.
... In Lanzarote verfährt man ähnlich, indem man den fruchtbaren Lavastaub mit porösen Steinen bedeckt und damit dem Seewind die Feuchtigkeit entzieht....
Dort ist ein ganz anderer Klimacharakter.
Wärmespeicher und Wassersammler = gut fürs Kleinklima?
das sicher, ausserdem machen Teiche Freude.

ich fand das einfach interessant und wollte es teilen.
Das ist es auch, nur zweifle ich etwas an der Physik, die das erklären soll. Das tut dem Sinn, Teiche anzulegen, aber keinen Abbruch. Das Schilf kann ja einfach bewirken, dass sich der Teich durch die Sonne rascher erwärmt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#7

Beitrag von hotte4h » Sa 16. Dez 2017, 20:43

moin zusammen ,
ich fand das gerade und finde es interessant auch wenn ich nicht verstehe wie es funktionieren soll.
als ich vor 20 jahren hier anfing war die erste große Aktion eine Art Ringdrainage zu verlegen um die Gebäude
trocken zu bekommen . Das wichtigste dabei ist ja sicherzustellen daß das Wasser auch weg kann und das möglichst
ohne pumpen zu müssen . Das Gelände fällt nach Norden mit etwa 2 Grad Gefälle ab , gute Voraussetzung also .
An der tiefsten Stelle begann ich also mit dem Bagger mit einem 9x16 m großen Loch . den Aushub aus Lehm verbastelte
ich dabei zu einer Art Staumauer . Lange Jahre füllte sich dieser Teich dann während der Regenzeit , trocknete im Sommer
aber meistens aus. In den letzen Jahren konnte ich aber beobachten daß der Wasserstand sich auch während größerer
Trockenperioden immer mehr dem von einem Überlauf zum Acker hin vorgegebenen Höchststand nähert. 1,5 m Wasser bleiben so
fast immer drin was sich auf die Durchfeuchtung des Lehmbodens drumherum sehr gut auswirkt und in Folge auf das
Wachstum der Bäume . Gefreut hat mich nebenbei auch , daß der so entstandene Teich es auch in die Flurkarte geschafft
hat, wo ja sonst nur mit aller Gewalt die natürlichen Tümpel trockengelegt werden . Die Dächer von Haus und Stall
funktionieren ja schon so wie ein Sammler für Nebel und feuchte Luft . Im herbst gut zu beobachten daß es früh meistens tropft
in den Dachrinnen. Aber sehr viel Wasser kommt damit nicht zusammen vergleichen mit dem was Regen bringt.
lG hotte

Pastinake

Re: Wasserversorgung - Himmelsteiche

#8

Beitrag von Pastinake » Do 21. Dez 2017, 14:31

Auf dem Hof meiner Großeltern auf der nordfriesischen Halbinsel Nordstrand gab es einen Teich als Tränke für die Tiere und als Gießwasser für den Garten.
Und unter der Küche gab es eine Grube, wo das Regenwasser für die Menschen gesammelt wurde, durch eine Bodenklappe in der Küche zugänglich.

Im Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseum ist ein Sandsteinwaschbecken in einer Küche zu sehen. Da wurde anscheinend das Trinkwasser nochmal durchgefiltert.

Rund um den Hof war ein Friesenwall, der bei Sturmfluten mit Sandsäcken verstärkt wurde.

Wie der Teich aufgebaut war? Wenn Euch das interessiert, kann ich ja mal meinen Vater fragen.

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