Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

Moderator: kraut_ruebe

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fuxi
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Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#11

Beitrag von fuxi » Mo 5. Dez 2016, 20:25

Wenn du den Stickstoff nah bei den Obstbäumen haben willst gibt es auch schöne Sträucher wie z.B. Ölweiden, Erbsenstrauch, Buschklee und zudem Gründüngung und Bodendecker wie Luzerne, Lupine, Bohnen, Klee, .... da muss nicht unbedingt ein Baum hin wenn du eh vorhast auch Büsche zu pflanzen.
Und meines Wissens nach geben Stickstoffsammler den Stickstoff auch nur ab, wenn sie zurückgeschnitten werden. Das geht bei den Büschen leichter als bei Erlen. (Buschklee blüht außerdem sehr hübsch und die Beeren von vielen Ölweiden sind essbar)
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henmen
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Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#12

Beitrag von henmen » Mo 5. Dez 2016, 21:31

... in meinem kleinen "Nachschubwald" (ca. 4 x 150 Meter) ziehe ich beispielsweise Haselruten mit einem Pflanzabstand der alten Mutterbäume von 1 mal 1 Meter von denen ich alle 2 Jahre 4 bis 5 Meter lange und sehr gerade gewachsene Stockausschläge zum Flechtzaunbau ernten kann. Daneben ziehe ich hier ebenfalls im Niederwaldverfahren verschiedene Weidenarten zum flechten und dazu unendlich viele Birken, die im Abstand von wenigen Zentimetern sehr gerade und schnell austreiben und von denen ich jährlich ebenfalls 4 bis 5 Meter lange Ruten ernte, die ich ebenfalls für Zaunflechtarbeiten nutzen kann. Ansonsten gibt es noch reichlich Holunder, 2 große Rosskastanien und viel wildes Leben.

Erlen ernte ich alle 12 Jahre als Stockausschlag in einem ca. 100 Jahre altem sehr nassem Erlenbruch. Ansonsten nutze ich Kopfweiden in unserem Garten als lebende Zaunpfosten mit einem Abstand von 1,2 Metern bei einer Stammhöhe von ca. 1,4 Metern (mit jährlicher Kroneneinkürzung) und mit einer Stammhöhe von 3 Metern als natürliches Sonnensegel mit einem Pflanzabstand von 2,5 Metern (leichter jährlicher Formschnitt, partieller Rückschnitt nach 5 Jahren). Unsere inzwischen mehr als 700 freien Kopfweiden, haben wir in einem Mindestabstand von 5 bis 7 Metern gepflanzt die wir alle 5 Jahre für die Gewinnung neuer Pflanzhölzer und für die Herstellung von Tipis etc. köpfen. Zur Brennholzgewinnung und als Nachbar von Obstbäumen, wären je nach Standort (ein häufig feuchter Boden ist eigentlich eine Grundvoraussetzung zur Pflanzung von Kopfweiden) Hainbuchen als Kopfbäume gezogen, allerdings sehr viel besser geeignet.

Bei der Pflanzung von Obstbäumen fehlt mir wahrscheinlich der entsprechende Daumen oder es liegt an den verdammten Wühlmäusen, die uns immer wieder zurückwerfen, so das ich vorerst die Neuanpflanzung für unbestimmte Zeit verschoben habe (unser "Altbestand" versorgt uns allerdings mit allem Notwendigen).

Gruß

Henmen
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Felishya
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Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#13

Beitrag von Felishya » Di 6. Dez 2016, 09:30

Vielen Dank für die vielen Infos. Genau so habe ich mir das auch vorgestellt, Haselruten und Weiden zum Bauen und Flechten, allerdings habe ich deutlich weniger Platz :hmm:

Aber seht selbst:
Zeichnung Grundstück komprimiert#.jpg
Zeichnung Grundstück komprimiert#.jpg (33.13 KiB) 2937 mal betrachtet
Im Norden ist der höchste Punkt, wie stark der Hang abfällt ist schwer zu sagen... 1 1/2 Geschosse circa, also so 4m Höhenunterschied? Durch die Hanglage kann man doch enger pflanzen oder nicht?

Der Waldgarten soll von West nach Nord und von Nord nach Ost entstehen. Die Weiden könnte ich vielleicht auch unten von West nach Süd pflanzen und sie dann immer wieder auf Stock setzen, dann wären sie auch ein besserer Windschutz. Da habe ich auch das Problem mit dem Grenzabstand nicht, da da Weideland ist. Wie ist das überhaupt? Zählt dabei nur die Art oder auch wie hoch der Baum tatsächlich ist? Salix alba wird bis zu 35m hoch, als Kopfweide vielleicht 5m wenn es hoch kommt, muss ich da überhaupt 4m von der Grenze weg?

Die Erle ersetze ich dann wohl besser durch andere Stickstoffsammler.

Liebe Grüße

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kraut_ruebe
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Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#14

Beitrag von kraut_ruebe » Di 6. Dez 2016, 10:21

Felishya hat geschrieben:Durch die Hanglage kann man doch enger pflanzen oder nicht?
ja, kannst du. wenn man dicht aneinander pflanzen möchte, ist es gut, nicht nur die krone und die wuchshöhe, sondern auch die jeweilige wurzelform zu beachten.

ich pflanze sehr eng, und einstweilen läuft das so wie geplant.

bei obstbäumen seh ich zu, dass 4 m abstand in jede richtung bleiben, und wenn es doppelreihen werden sollen, dann pflanze ich versetzt.

meine kopfweiden hab ich auch in diesem muster, aber nur mit 2 m abstand. da wird die hintere reihe höher auf stock gesetzt und die vordere reihe niedriger und jeder zweite baum im jahresrhytmus beschnitten, so dass immer eine krone gross und eine klein ist. ich mach da aber kein brennholz daraus, ich brauch die äste als futter für die tiere, schneide also viel früher. stünde die krone länger, bräuchte sie mehr platz und käme mit meinen 2 metern dann nicht mehr hin.

(windschutz)hecken pflanze ich auch dicht - in der natur stehen die bäume schon auch mal direkt nebeneinander und kommen klar. ich setze tiefwurzler neben tiefwurzler neben flachwurzler, und wieder weiter mit tief, tief, flach. wuchsform und höhe berücksichtige ich beim (im endeffekt unregelmässigen) pflanzabstand mit, und auch, welche bäume im jugendalter beschattet werden wollen (oder sogar sollen). zwischen langsamwachsenden ausladenden bäumen hab ich zusätzlich eschen dazwischengequetscht, die dann, wenn der platz eng wird, komplett rausgeschnitten werden und bis dahin als blattfutterlieferant dienen.

wenn du bei deinem gefälle die äusserste reihe hohe bäume und die innen darauffolgende reihe niedriger wachsende nimmst, hast du den luftraum schonmal gut genutzt.
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Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#15

Beitrag von Torsten » Di 6. Dez 2016, 14:40

Bezogen auf die Sonnenfalle hätte ich eine Idee die du mit dem Windschutz noch irgendwie zusammen bringen musst:
Stelle einen hohen Baum in die Nordecke (eben im richtigen Abstand zum Zaun) und daneben in Richtung Osten und Westen immer kleiner werdende Bäume. Mit sinkender Wuchshöhe/Kronenbreite kannst du dann näher an den Zaun. Deine Baumreihe kuschelt sich dann in einer eleganten Kurve in die Nordecke und an die nw/no Zäune. Der entstandene Platz zwischen Baumreihe und Ecke bzw. Zaun bietet sich dann für Wasserspeicher, Kompost, Hühner, Schattenverträgliche Sträucher und ähnliches an. Vielleicht schaust du noch, ob du eine Konturlinie findest die etwa diesen Verlauf hat und planst gleich einen Swale mit ein...
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Manfred

Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#16

Beitrag von Manfred » Di 6. Dez 2016, 18:05

Würde ich auch so machen. Einen mittelgroßen Baum in die nördliche Ecke (Apfelhalbstamm oder einer Walnuss auf schwachwüchsiger Unterlage), und von dort aus kleiner werdend nach Osten und Westen.
An der Ostecke würden evtl. Himbeeren, Brombeeren, Holunder, Kupferfelsenbirne, Spalierobst passen. Damit lässt sich in einem 2 m breiten Streifen gut arbeiten und es bleibe noch ausreichend Platz zum Haus hin, als Weg, und damit das Haus gut abtrocknen kann.
Pflanzen zur Holzproduktion würde ich auf so einem kleinen Grundstück auf ein Minimum eindampfen. Lieber eine bunte Mischung eher kleinwüchsiger Obstbäume und Beerensträucher. Dann hat man eine lange Erntezeit vom Frühsommer bis in den Spätherbst und nicht große Mengen einer Obstsorte auf einmal. Aber das ist natürlich mein Geschmack. Ein leidenschaftlicher Korbflechter wird das evtl. anders sehen.
Für landwirtschaftliche Flächen gelten auch Grenzabstände. Und wenn es Weideland ist, will der evtl. vorhandene Elektrozaun freigehalten werden.

Fred
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Re: Waldgarten/Sonnenfalle: Baumabstand

#17

Beitrag von Fred » Mi 7. Dez 2016, 21:29

Mit den Abständen zur Grenze muss man sich über örtlich geltenden Vorschriften erkundigen. Jedes Bundesland hat da eigene Gesetze, und die Gemeinden meinen ab und an auch, es bestehe noch weiterer Regelbedarf.. :grr: ... Falls ihr in RP seid, könnt ihr euch hier orientieren, bei Gemeinde am besten erkundigen.

Den Windschutz entlang der zwei Grundstücksgrenzen würde ich als Hecke mit entsprechend dichter Pflanzung konzipieren. Im hinteren Bereich mehr am Konzept Feldhecke orientieren, entlang des Hauses kann man dann in eine schmälere Heckenform übergehen. Dabei bei euch auch Immergrüne Pflanzen einbeziehen (je nördlicher desto mehr) um auch im Winter Schutz zu haben.

Elaeagnus multiflora, Eleagnus umbellata und Eleagnus x ebbingei sind als nach M. Crawford als Windschutzpflanzen einen Blick wert, Ebenso Erlen Breberitzen, Sandorn (Ausläufer?), div. Kiefern, Wildrosen, Chinesische Brombeere und Weiden. Wobei die erstgenannten Ölweiden und Sandorn auch Stickstofffixierer sind. Als Feldhecke können auch noch weitere Pflanzen zugefügt werden.

Bei den Erlen ist die hier häufige Schwarzerle an hohe Feuchtigkeit (Uferpflanze) gebunden, er empfiehlt die italienische Erle als besser Trockenheitsverträglich. Grünerle wird auch gerne im Gebirge zur Hangbefestigung verwendet. Stickstoff und andere Nährstoffe, incl. Wasser und auch Kohlenstoffe wird im Boden durch die Mykhorrizza-Pilze zwischen Pflanzen ausgetauscht, sobald wie im Wald ein Pilznetz aufgebaut ist, das die Pflanzen miteinander verbindet. Die Forschung steht da erst am Anfang, hat aber schon überraschendes herausgefunden.

In dem Raum zwischen Haus und Hecke dann die Nutzbäume je nach Wunsch in adäquatem Abstand verteilen. So wäre meine Herangehensweise, wobei man die Feldhecke nicht ganz so raumgreifend konzipieren kann, wie das in freier Flur geschieht, im von dir genannten Korridor um 5m breite läßt sich aber viel machen, auch wenn man Grenzabstände einhält.

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