Schwarzwild

Manfred

Re: Schwarzwild

#11

Beitrag von Manfred » So 20. Jul 2014, 07:57

Das mit der Maisproblematik kann ich nicht wirklich beurteilen.
Aber: Bei uns hier ist der Mais nicht nennenswert mehr geworden die letzten 30 Jahre und trotzdem explodieren die Sauenbestände. Auch in anderen Gegenden ohne Maiszuwachs ist das so.
Ich bin öfter im Wald unterwegs und finde auch keine exzessive Fütterung, wie sie den Jägern oft vorgeworfen wird. Hier wird wirklich nur mit kleinsten Mengen Körnermais gekirrt.

Meine These ist ja, dass die Vermehrung des Schwarzwilds zum Teil mit der Einführung von chinesischen Schweinen nach Europa Ende des Vorletzten Jahrhunderts zu tun haben könnte. Ich vermute, dass die Verkreuzung mit ausgebrochenen Tieren bzw. Weidetieren die Frühreife und die Ferkelzahl der Wildschweine erhöhte und sich diese Genetik dann durch die höhere Vermehrungsrate über die Jahrzehnte durchsetzte. In vielen Schwarzwildbeständen treten ja auch immer wieder gescheckte Tiere auf, die auf das Vorhandensein von Fremdgenetik hindeuten.
Es kann aber rein an der Biotopverbesserung liegen. Bis nach dem 2 Weltkrieg gab es für die Sauen 2/3 des Jahres doch kaum Rückzugsmöglichkeiten. Jeder Straßengraben wurde gemäht um irgendjemands Ziege oder Karnickel zu ernähren. Und sogar die Streu in den Wäldern wurde zusammengefegt. Es gab deshalb keine nennenswerte Rohhumusauflage in den Wäldern und entsprechend wenig Kleingetier. Die Waldbestände wurden schon sehr jung bis über Kopfhöhe aufgeastet, weil es ja ordentlich aussehen musste und weil man die Zweige und das Laub als Viehfutter brauchte. Es gab die vielen kleinen Brachflächen nicht, die wir heute an jeder Ecke haben und die mit Hochstaudenfluren und Sträuchern bewachsen sind und dem Schwarzwild optimale Deckung bieten.
Ernterückstände gab es kaum. Die Felder wurden nach der Ernte nachgelesen. Nicht nur Kartoffeln, auch abgefallene Getreideähren wurden feinsäuberlich gesammelt.
Die Früchte der Waldbäume (Eicheln, Bucheckern, Kastanien etc.) wurden als Waldweide genutzt oder als Winterfutter für die Stalltiere gesammelt.
Der Nahrungskonkurrent Mensch ist zum Nahrungsgeber geworden. Und Verstecke gibt es heute ohne Ende. Unser Land ist ein Wildschwein-Schlaraffenland geworden.

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Re: Schwarzwild

#12

Beitrag von Rallymann » So 20. Jul 2014, 08:27

Die Genetik könne auch ne Rolle spielen simmt. Dann noch wärmeres Klima.
Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern in den 80 er 90er Jahren so viele Weiden und Wegeumbrüche gesehen zu haben.
Heute gibt es kein Wald/Feld, dass keine Wildschweinspuren aufweist.

Manfred

Re: Schwarzwild

#13

Beitrag von Manfred » Sa 23. Aug 2014, 18:19

Daten aus einer Untersuchung zur Populationsökologie des Schwarzwildes durch die Uni Wien:

Wenn die Wildschweinbestände nicht weiter anwachsen oder sogar reduziert werden sollen, dürfen nicht mehr als 20% der Frischlinge überleben.

http://www.jagd.it/niederwild/wildschwe ... ologie.htm

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Re: Schwarzwild

#14

Beitrag von Narrenkoenig » Sa 23. Aug 2014, 21:28

Manfred hat geschrieben:Daten aus einer Untersuchung zur Populationsökologie des Schwarzwildes durch die Uni Wien:

Wenn die Wildschweinbestände nicht weiter anwachsen oder sogar reduziert werden sollen, dürfen nicht mehr als 20% der Frischlinge überleben.

http://www.jagd.it/niederwild/wildschwe ... ologie.htm
Soweit ich das verstanden habe gilt das aber nur bei einem unnatürlich hohen Nahrungsangebot das auch noch ganzjährig verfügbar ist. Hingewiesen wird, in der Studie, ja auch auf die Entwicklungen in der Landwirtschaft die für die Schwarzkittel ein Paradies erschaffen.
Was aber der ursächliche Auslöser für den ausufernden Bestand ist. Zumindestens les ich das aus dem Link raus.
jagd.it hat geschrieben:Vor allem durch die Landwirtschaft, aber auch durch falsche Fütterung, werden ungewollt Nahrungsquellen für das Schwarzwild verfügbar gemacht. Damit kommt es zwangsläufig zu einem dramatischen Anwachsen der Bestände.
Grüße

Robert
Ich bin zur Vernunft gekommen,
leider war sie grad nicht da.

Manfred

Re: Schwarzwild

#15

Beitrag von Manfred » Sa 23. Aug 2014, 22:07

Und jetzt willst du die Landwirtschaft abschaffen? :hmm:
Wobei sich mir das bis heute nicht erschließt. Das Schwarzwild wird auch dort mehr, wo der Mais nicht mehr wird. Und die heutigen Erntemaschinen lassen auch nicht gerade viel übrig, das sie Sauen über den Winter bringen würde.
Und die Lock- und Ablenkfütterungen der Jäger sind, zumindest in D, inzwischen rigoros geregelt.

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Re: Schwarzwild

#16

Beitrag von Rallymann » So 24. Aug 2014, 06:27

Schwarzwild in einem Rübenacker oder Kornfeld zu jagen ist eine Sache. Aber Deutschland wird Maisland und da drinn ist die Schwarzwildjagd nicht gut möglich.
Dann hab ich das persönliche Empfinden, dass die Jägerschaft einen gefühlten Altersdurchschnitt von 105 Jahren hat und dazu kommt noch, dass Schwarzwild auf der Liste des jagdbaren Wildes nicht ganz oben rangiert. Dazu noch etwas Klimaerwärmung und das Bemühen sog Wildtierschützer und wir haben ne schlechte Konstellation.

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Re: Schwarzwild

#17

Beitrag von 65375 » Mo 25. Aug 2014, 08:55

Hier werden fleißig Wildschweine gejagd, in jeder Straußwirtschaft gibt's Wildschweinsülze; die Jäger, die ich kenne, sind um die 60 (eine Frau von unter 40 kenne ich) und verantwortungsbewußte Leute. Tierschützer, die gegen die Jagd Stimmung machen, hab ich noch keine getroffen.

Aber wenn's keinen Winter gibt und immer größere Flächen "der Natur zurückgegeben" werden (so heißt das, wenn man ehemalige Gartenanlagen verwahrlosen läßt), stehen die Chancen gut, daß sich das Problem noch verschärft.

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Re: Schwarzwild

#18

Beitrag von Kleinbauer.nl » Mo 25. Aug 2014, 09:04

Mais haben wir hier in Überfluss, neuerdings kaschiert durch ein streifen Sonnenblumen. Dafür haben wir hier jede Menge Rehe. Obwohl die eigentlich genug zu fressen haben, dringen die immer wieder in die Gärten ein. auch Rehe ernähren sich gerne biologisch :). Meistens kommen die nachdem der junge Mais gegen Unkraut gespritzt wurde.
Die dümmste Bauern haben die dickste Kartoffeln, Kleinbauern weniger

Manfred

Re: Schwarzwild

#19

Beitrag von Manfred » Do 28. Aug 2014, 16:00

Noch mal zur Schalldämpfer-Thematik, die in anderen Threads schon angesprochen wurde:
Hier ein Beispiel: Berufsjäger bei der Arbeit. Jagd auf weibliches Rotwild im schottischen Hochland.

https://www.youtube.com/watch?v=eQO5k3iOC-c

In anderen Ländern ist der Schalldämpfereinsatz bei der Jagd ganz normal. In D ist die Gesetzeslage problematisch und der Einsatz allenfalls mit Sondergenehmigung möglich.

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Re: Schwarzwild

#20

Beitrag von Andreas75 » Mo 1. Sep 2014, 18:44

Nichts gegen die bevorzugte Bejagung des weiblichen Wildes, aber: Oh yeah, was für ein Könner; knallt die Mutter vor dem Kalb ab- ganz prächtige Leistung!

Die Schalldämpfer find' ich gut; warum sind/ werden die hier nicht erlaubt? Weil' s im traditionsbewussten Deutschland neben der Gabe des letzten Bissens und den immer grünen Klamotten auch ordentlich knallen muss, wenn es zum Schuß kommt?

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