Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

Was halt nirgendwo passt
geizhals
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Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#1

Beitrag von geizhals » Sa 7. Aug 2010, 13:34

In einem anderen Forum, wo ich auch Mitglied bin habe ich von meinen Träumen als Selbstversorger berichtet - zum Teil haben wir ja eine - naja- bescheidene Selbstversorgung.
Da dachte doch tatsächlich ein User das sei nur so eine MODE- bzw. ALTERSerscheinung. Das sei nur so ein TICK, denn ALLE bekommen, wenn sie in ein bestimmtes Alter kämen.

SEht ihr das auch so?
Ich nicht - ich sehe es mehr als LEBENSAUFGABE!

lg geizhals

Sabi(e)ne
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Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 7. Aug 2010, 14:05

Moin,
ich denke eher, daß viele sich erst ab einem gewissen Alter trauen, das auch ausleben zu wollen.
Nach der Schule kommt erst mal Beruf und Familiengründung - das nötige Kleingeld für mehr als einen gepachteten Kleingarten muß ja auch erst mal vorhanden sein, und kaum jemand wird in der glücklichen Lage sein, mit 18 schon ein Haus mit viel Platz drumrum von der Omma geerbt zu haben.

Außerdem dürfte meine Generation (Bj60) die letzte gewesen sein, die ohne den Fertigfraß und die ganzen Zusatzstoffe im Essen aufgewachsen ist.
WIR wissen, daß echte Kirschen oder Erdbeeren im Joghurt völlig anders schmecken als das, was die Industrie uns dafür verkaufen will.
Wer z.B. noch nie sonnenwarme Beeren direkt vom Strauch gegessen hat, weiß ja gar nicht, was ihm fehlt...
Außerdem denke ich, daß sich sehr viele Leute gar keine Gedanken über die inneren Qualitäten ihres Essens machen, SVler aber schon, und dabei durchaus auch an den Naturschutz denken.
Jeder hier wird Qualität der reinen Menge zum billigen Preis vorziehen, oder?
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Benutzer 72 gelöscht

Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 7. Aug 2010, 15:01

hallo!

öh? "alt" ??
Hallo! Ich bin 38!
Also nicht wirklich alt -
aber auch kein Selbstversorger :engel:

Nö - im Ernst: als Kind hatte ich davon geträumt, als Jugendliche bin ich "ausgestiegen" und dann "im Alter" wieder seßhaft geworden.
Natürlich als erstes ein Grundstück gekauft...
Aber nur! weil das seit Kindheit mein Traum war!!
Als Kind hatten wir einen Garten im Wochenendhaus und dort haben wir Kinder selber was angebaut und geerntet und gegessen...
war das schön...aber eben nicht meins!
Und Tümpel durfte ich nie einen haben - vielleicht hat mich das so traumatisiert, dass ich mir jetzt gleich einen Fischteich leisten musste? :fypig:
(jetzt träumt mein Mann von einem eigenen Schwein....)

Meine Mutter hat der Gemüsegarten nie so fasziniert, seit wir weg sind und sie in Pension ist, pflanzt sie nur mehr Blumen an

Meine Tochter hat ihrer Freundin bei "was willst du mal werden?" ins Stammbuch geschrieben "Bäurin" (das Wort "Selbstversorger ist ihr eher nicht so geläufig...)

liebe Grüße!

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fuxi
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Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#4

Beitrag von fuxi » Mo 9. Aug 2010, 12:17

Alterserscheinung? :lol:
Ich bin 26 und meinen ersten Seymour habe ich mit 17 verschlungen.
Zugegebenermaßen habe ich mich dem Thema von der romantisierten Mittelalterschiene genähert, aber immerhin :fuxi:
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Landfrau

Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#5

Beitrag von Landfrau » Mo 9. Aug 2010, 14:21

Eher eine Erscheinung naiver Jugend.

Bin mit 19/20 mit Volldampf in die Selbstversorgersackgasse gerannt und danke heute dem Himmel, mich damit ausreichendem Leidensdruck ausgesetzt zu haben, gerade rechtzeitig noch den Rückwärtsgang einzulegen.

Inzwischen interessieren mich mehr die Grenzen des Selbstversorgerns beim Älterwerden.

Wenn die jährlich zu bewegenden Tonnen von Brennholz zu schwer werden für das Kreuz
Der Tatterich das Führen der Motorsäge nicht mehr zulässt
Die Finger zu steif sind zum Melken
Man das Schaf zum Ausnehmen nicht mehr an den Haken gehängt kriegt
Die Augen zu müde zum Handarbeiten
Der Geist zu schwach, dem Tages- und JAhresablauf gerecht zu werden

Die "Älteren", die Generation der Eltern, das ist die, mit der es, aus dem Anfang ärmlicher (Nach-)kriegsjahre immer nur bergauf ging, die heut, als Senioren, zwischen Kurzreise und Vernissage, neuer Auslegware und neuem Auto unterwegs sind, was man sich leisten kann, das leistet man sich auch.

Dass die Kinder, die es eigentlich mal (noch) besser haben sollten, sich Öfen ins Haus stellen und Gemüsegartenerde unter den Fingernägeln haben, wird mit leicht reservierter Skepsis betrachtet. "das hatten wir doch schon hinter uns".

HIer auf'm Dorf sind es die relativ jungen Zugezogenen, die sich in Kleintierhaltung und Kleingarten üben, das ist schon richtig.

Bei den Eingesessenen macht die Oma "das kennt sie so von früher" vielleicht noch ein wenig Gemüse.
Aber "wenn Oma mal nicht mehr kann, machen wir da auch Rasen hin".

Ich würde die Tendenz zu Ackerbau und Viehzucht auf Hobbyebene nicht so sehr einer Lebensphase zuschreiben, eher einem Soziotop.

Das mich schon seit längerem interessiert. Was treibt Leute an, sich der teuren und aufwendigen (= unökonomischen und unökologischen) Produktion und Verarbeitung von NAhrungsmitteln und Energie im kleinsten Maßstab zu widmen?

Ich vermute, es gibt da erörterndwerte soziologische und biografische Faktoren.

Landfrau

Benutzer 72 gelöscht

Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#6

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 9. Aug 2010, 14:36

hallo!
Landfrau hat geschrieben:Was treibt Leute an, sich der teuren und aufwendigen (= unökonomischen und unökologischen) Produktion und Verarbeitung von NAhrungsmitteln und Energie im kleinsten Maßstab zu widmen?
Die Neugier?

Wir hatten als Kinder wie gesagt den Garten im Wochenendhaus und die großen Sommerferien haben wir sogar auf der Alm verbracht - unter ganz einfachen Lebensbedingungen.
Also war irgendwie immer der graue Alltag in der Stadt und die schöne Freizeit am Land :watt:

Außerdem ist für mich das Arbeiten so nah an der Natur einfach wunderschön!
Und so lecker wie sonnenwarme Hinbeeren frisch vom Strauch ist kaum etwas....
Viele Dinge habe ich deshalb selber angebaut, weil man sie nicht so einfach zu kaufen bekommt - frische Aroniabeeren zum Beispiel.
Heuer säh ich endlich Süßdolde an - wächst bei uns nicht wild, ich hab aber schon viel darüber gelesen, dass ich diese Pflanze einfach unbedingt kosten muss!!
So ist es mir auch beim Hirschhornwegerich ergangen - wo kann man den im Supermarkt kaufen?
Jetzt wächst er in meinem Garten und ich liiiiebe ihn!
Oder noch warmes Roggen-Sauerteigbrot mit Butter drauf und Knoblauch....
sowas kann man auch nirgends kaufen!
(und ich krieg auch kein Bauchweh davon - obwohl mir das alle prophezeit haben und es wohl auch meistens so sein wird)
Oder "Bachflohkrebse-Reis"......

Da ich Kinder hab, ist für mich auch die Erziehung ein weiteres Motiv:
Ich will nicht, dass sie glauben, Nudeln wachsen im Garten oder Milch kommt aus der Tüte.

liebe Grüße!

Olaf
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Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#7

Beitrag von Olaf » Mo 9. Aug 2010, 14:40

naja. Eines ist mir schon aufgefallen, der überproportiale Anteil an Leuten, die ihren Lebensunterhalt irgendwie vermittels Computern verdienen. Das höchste der Gefühle außerhalb dieser abstrakten Welt ist ein bedrucktes Blatt Papier, das kann man anfassen und es ist wirklich. Das ist aber auch nicht so der Knaller, um daraus Befriedigung für sich selbst zu erzielen. Der Bürotäter kommt nach Hause, hat nichts befriedigendes geleiset und ist auch noch körperlich ausgeruht. Nicht dass einer beleidigt ist, ich rede von mir....
Ich beobachte das hier, aber auch auf dem Bulliserver. Wer verbringt freiwillig seine Zeit damit, an 20 oder 30jähring Autos rumzuschrauben, wo er doch für einen Bruchteil des Geldes ein richtig fahrendes Auto bekommen könnte? Und wer wühlt im Dreck, um ein paar Pflänzchen zu ziehen, die er für einen Bruchteil des Geldes im Supermarkt bekommt?
Das macht keiner oder kaum einer, der schon 8 Stunden körperliche Schwerstarbeit hintes sich hat.
Sicher gibts auch andere Gründe, aber dies könnte einer der Antriebe sein.

lG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#8

Beitrag von Theo » Mo 9. Aug 2010, 17:53

ina maka hat geschrieben:Außerdem ist für mich das Arbeiten so nah an der Natur einfach wunderschön!
Und so lecker wie sonnenwarme Hinbeeren frisch vom Strauch ist kaum etwas....
Viele Dinge habe ich deshalb selber angebaut, weil man sie nicht so einfach zu kaufen bekommt - frische Aroniabeeren zum Beispiel. ...
Schön, aber was unterscheidet das von einer Hausfrau aus den 50ern oder einem Hobby-Gärtner?
Wohl nur der Name "Selbstversorger", oder?
Ein bisschen im Garten anpflanzen und öfter mal selbst kochen, das war mal weit verbreitet. Insofern ist es einfach eine Zeitreise.
Gruß
Theo

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Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#9

Beitrag von Olaf » Mo 9. Aug 2010, 18:47

Schön, aber was unterscheidet das von einer Hausfrau aus den 50ern oder einem Hobby-Gärtner?
Das frag ich mich ganz oft. Aber muß es denn? Hier im Osten war bis zur Wende eine gewisse "Selbstversorgung" normal,wenn man ein Stück Lang beackern konnte. So bin ich groß geworden, mitten in der Stadt. Und manchmal schwingt so eine Überheblichkeit gegenüber dem Kleingärtner mit hier. DIe sind oft selbstversorgerischer als manch einer von uns, und Kunstdünger und BI58 benutzen auch nicht mehr alle.
OK, die haben keine Beikräuter, noch nicht mal Unkraut. Ich auch nicht, wenn ich könnte :engel:
lG
Olaf
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Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Selbstversorgung nur eine "Alterserscheinung"?

#10

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 9. Aug 2010, 22:12

hallo!
Theo hat geschrieben:Schön, aber was unterscheidet das von einer Hausfrau aus den 50ern oder einem Hobby-Gärtner?
Wohl nur der Name "Selbstversorger", oder?
Ich wollte nur Landfraus Frage beantworten, warum ich das tu - so unökonomisch "im kleinen Rahmen" selber Nahrung erzeugen - wobei, so unökonomisch ist es dann wahrscheinlich doch nicht, wenn es wirklich im kleinen Rahmen bleibt - oder?
Den Namen "Selbstversorger" gebe ich mir nicht ....
und vergleichen tu ich auch nicht!
schlimmer, wieso sollte ich denken, dass ich "was besseres" sei als die Hausfrauen aus den Fünfzigern, die Kleingärtner oder die Krankenschwestern ohne Garten?
Nö - bei mir steht die Freude am Tun im Vordergrund (gepaart mit einer - angeborenen?? - Liebe zur Natur)...
das könnte vielleicht auch eine Antwort sein auf die Ausgangsfrage - die meisten Leute im besten Erwerbsalter träumen von der Pension, wo sie dann endlich alles tun können, was sie schon immer wollten... :nick:
Olaf hat geschrieben:Das macht keiner oder kaum einer, der schon 8 Stunden körperliche Schwerstarbeit hintes sich hat.
Mein Mann arbeitet am Bau ... (und nein! er ist da kein "Schreibtischtäter" - dann hätten wir mehr Geld am Ende des Monats....)
Trotzdem macht er gerne Gartenarbeit - es ist eine ganz andere Bewegung als Steine schleppen und so.
Er sagt, vor allem wegen der frischen Luft, den Bienen und den Vögeln, die da um ihn herumschwirren ("das ist Leben!") und bei ihm ist die Freude über eine brauchbare Ernte immer sehr groß...
Da gibt es manchmal Diskussionen zwischen uns wegen Schädlingsbekämpfung und solchen Dingen - ich bin vielleicht ein bisschen radikal gegen alles "chemische" eingestellt
- ich als Schreibtischtäterin hihihi

liebe Grüße!

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