Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

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emil17
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Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#21

Beitrag von emil17 » So 8. Jul 2012, 15:20

Kaufnix hat geschrieben:Davon, dass anorganischer Dünger und somit alles konventionelle Gemüse uranverseucht ist
Woher weisst Du denn das?
Kaufnix hat geschrieben:Autofreie Innenstädte gehen bei den Deutschen ja eh nicht. Dauerlärm, Hupen und Autokorso fahren, alles kein Problem, aber wehe ein Papagei/Kind/Hahn/Hund ist zu hören!
Kleine Geschichte hierzu, letzthin aufgeschnappt:
Viele Einheimischen hier (ich gehöre nicht dazu) haben eine Sommerfrische am gleichen Ort am Berg - so ne Art Sommerdorf. Einer hat sich nun beschwert, er kann nicht draussen essen, weil der Staub der anderen Autos sich aufs Essen legt. Jeder fährt mit seinem dicken 4x4 am liebsten bis in die Küche.
Idee eines anderen: Man könnte ja abmachen, dass man die Autos auf dem grossen Parkplatz lässt und die letzen 100 Meter zu Fuss geht. Grosser Protest (auch von dem eingestaubten), warum hat man denn eine Zufahrt. Die Strasse im Dorf soll geteert werden, auf Kosten der Gemeinde natürlich.
Ferien machen kann man da sowieso kaum - es wird mit Quads, Motocross-Maschinen, Autos, Freischneidern, Laubbläsern, Rasenmähern, Motorkarretten, Bodenfräsen, Kettensägen usw. gearbeitet oder man wird zum Mitsaufen eingeladen.

--> Fazit: man hat die Städte, die man will - Städte sind Menschenwerk, keine Naturereignisse. Ausserdem: Rechtlich kannste was gegen Nachbars Gockel machen, nicht aber gegen Verkehrslärm.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

DerElch

Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#22

Beitrag von DerElch » So 8. Jul 2012, 15:48

emil nunja...viele sind sich nicht bewusst WAS sie da essen und ich denke,gerade auch da wo du wohnst...wird man eher belächelt wenn man sagt...leute man sollte zusehen das man das gift reduziert was in natur,umwelt und essen reduziert.Ich hab mich oft gewundert das gerade menschen die in einer solch schönen gegend wie dem wallis leben...so oft so engstirning,uneinsichtig und geradezu borniert dem umwelt/naturschutz gegenueberstehen und die naturschönheit die sie umgibt als selbstverständlich nehmen...
Als ich noch dort wohnte wars manchmal zum verzweifeln wenn man den leuten versuchte nahe zu bringen..sie mögen sich dafuer etwas sensibilisieren und es als geschenk sehen und nicht dauernd davon auszugehen dass dies endlos vorhanden sein wird.
Anscheinend hat sich dort in den letzten jahren noch nicht wirklich viel verändert an der denkweise :(

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Kaufnix
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Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#23

Beitrag von Kaufnix » So 8. Jul 2012, 16:07

emil17 hat geschrieben:Woher weisst Du denn das?
Das geistert seit einigerr Zeit durchs Netz. Z.B. hier http://www.toxcenter.de/artikel/Uran-auf-Aeckern.php
Echten Selbstversorgern, die nur Bio dazukaufen, könnte das egal sein, wenn es sich nicht auch in den Böden anreichern und ins Grundwasser gelangen würde. Zum Glück kann man es da aber leichter wieder rausbekommen - Stichwort Geobacter.

Ein guter Indikator für Luftverschmutzung sind Flechten. Die sind als Pilze mit pflanzlichen Symbionten anfälliger für Luftverschmutzung als Pflanzen. In den Neunzigern war die Diversität der Flechten bis 200km um Paris herum noch stark beeinträchtigt. Wir haben 2011 Flechten kartiert im Rahmen eines Praktikums - bei Bäumen, die an der Straße wuchsen, sah man es ganz deutlich: Flechten wuchsen fast nur an der "staubabgewandten" Seite. Erdbeeren direkt neben der Bundesstraße würde ich sicher auch nicht essen wollen. Dennoch könnte man dort gärtnern: Flachs, Färberwaid, Mutterpflanzen von Obststräuchern, Saatgutgewinnung....
In the world I see you are stalking elk through the damp canyon forests around the ruins of Rockefeller Center.
- Tyler Durden, Fight Club

kleinesLicht
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Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#24

Beitrag von kleinesLicht » Mo 9. Jul 2012, 09:11

Ich kann DerElch nur zustimmen.

Wer kommt ueberhaupt auf die Idee eine solche Studie in Auftrag zu geben und warum? Und wer bezahlt die?

Ich kann es mir nicht verkneifen, eine Milchmaedchenrechnung aufzustellen ;) :

Wenn von den ca. 40.300.000 Privathaushalten in Deutschland nur ein Zehntel auf die Idee kommt, sich eine Tomatenpflanze auf den Balkon zu stellen und nebenbei ein bißchen Schnittlauch zu ziehen und so mit nur einem Euro dem Markt seine Kaufkraft entzieht, fehlen dem Staat ca. 26.000€ (Ich bin davon ausgegangen, dass von den 7% Mehrwertsteuer nur 10% haengenbleiben).

Sicher ein Witz angesichts der deutschen Steuereinnahmen, aber: "Wehret den Anfaengen!" ;)
viele Grüße
ein kleines Licht

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emil17
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Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#25

Beitrag von emil17 » Mo 9. Jul 2012, 09:29

DerElch hat geschrieben:emil (...) gerade auch da wo du wohnst...wird man eher belächelt wenn man sagt...leute man sollte zusehen das man das gift reduziert was in natur,umwelt und essen reduziert.Ich hab mich oft gewundert das gerade menschen die in einer solch schönen gegend wie dem wallis leben...so oft so engstirning,uneinsichtig und geradezu borniert dem umwelt/naturschutz gegenueberstehen und die naturschönheit die sie umgibt als selbstverständlich nehmen
Das ist überall auf dem Land so und die Leute kennen es ja nicht anders. Deswegen.
DerElch hat geschrieben: Als ich noch dort wohnte wars manchmal zum verzweifeln wenn man den leuten versuchte nahe zu bringen..sie mögen sich dafuer etwas sensibilisieren und es als geschenk sehen und nicht dauernd davon auszugehen dass dies endlos vorhanden sein wird.
Am schlimmsten ist es beim Bauen. Es gibt überall in den Bergen geschützte Siedlungsbilder, da kann man die Bilder von alten sonnengebräunten Holzhäusern, von den schwarzen Kühen in Blumenwiesen usw. machen und damit wird auch geworben. Sonst wird hemmungslos zugebaut. Damit wird das einzige Kapital, das sie haben, nämlich eine schöne Landschaft, die als Reiseziel für sich selbst wirbt, zerstört. Aber es gibt kaum Gemeinden, die das nicht kräftig fördern (Basuunternehmer im Gemeinderat, Schwager des Bürgermeisters hat eine Immobilien-Generalunternehmung ...).
Gleichzeitig werden die Bauern vertrieben, weil Berglandwirtschaft immer weniger rentabel ist, weil man mit dem Verkauf der geerbten Wiese mehr Geld einnimmt als durch mehrere Jahre Arbeit, weil aus den besten Ländereien Bauland oder Golfgelände wird und weil die behördlichen Schikanen zunehmen.
Hierzu könnte man leicht ein eigenes Thema eröffnen. Die vom Tourismusverein geförderten und beworbenen Freizeitaktivitäten gehen oft zu Lasten der Bauern - da werden schon ab und zu von Downhillbikern Weidezäune zerschnitten, damit man die Wiese hinunter fahren kann. Der Voralpenstall darf nicht mehr fürs Vieh benutzt werden (3 Wochen im Jahr) weil das Kuhläger gemäss Tierschutznorm xyz 20 cm zu kurz ist. Für die 3 Alpschweine, die man mit den Abfällen der Käserei nebenbei mästen konnte, muss eine korrekte Abwasserbehandlung nachgewiesen werden. Direktverkauf von Milch an Wanderer nicht verboten, aber sie muss pasteurisiert werden (und die Anlage wird jährlich auf Kosten des Betreibers geprüft) :bang: . Und so weiter.
Dass man am Ast sägt, worauf man sitzt, merkt man erst, wenn er ab ist.
Dagegen ist die Geschichte, wonach einer den Staub der anderen schluckt, weil er ja sonst auch laufen muss, geradezu harmlos, wenn auch bezeichnend.

So nebenbei: In welchem Ort hast Du da gewohnt?
kleinesLicht hat geschrieben:Wer kommt ueberhaupt auf die Idee eine solche Studie in Auftrag zu geben und warum? Und wer bezahlt die?
Wo Geld ist, sind auch Leute, die Studien machen. Im Bereich Humangeographie, Soziologie usw. gibts Abschlussarbeiten zu den seltsamsten Themen.
Abgesehen davon ist "Eine Studie hat ergeben" ohne Quellenangabe der Originalarbeit gleichbedeutend mit "manche glauben, dass ... " oder "Die Tochter vom Nachbarn meines Arbeitskollegen hat gesagt, dass ... "
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Grunling

Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#26

Beitrag von Grunling » Mo 9. Jul 2012, 10:24

^^ hast Du Dir das mal in Spanien angeschaut? Das Mar del Plastico? Das wasser, was sie dort nehmen ist auch nicht besonders, inzwischen. Außerdem schmeckt das Zeug ohne Erde nich...
Das kann keine Lösung sein. Die Lösung liegt woanders.
Man kann wohlschmeckendes Biogemüse aus Hydrokultur ziehen. Aber ich wollte gar keine Lanze dafür brechen. Es wundert mich nur nicht, dass Hobby-Stadtgemüse eine höhere Schadstoffbelastung als Gemüse aus Hydrokultur hat, zumal uns keinerlei Daten oder Relationen genannt wurden.


So und hier sind bessere Quellen:

Pressmitteilung
http://www.idw-online.de/pages/de/news486844

Artikel
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/550604

Einblick in die Studie.
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 9112000929

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Löwenzahn
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Re: Stadtgemüse schlechter als Supermarkt

#27

Beitrag von Löwenzahn » Mo 9. Jul 2012, 10:46

Also zunächst sind Stadt nicht gleich Stadt und Straße nicht gleich Straße, u.s.w. Es kommt auf die Feinheiten an und wer, wie welche Zahlen ermittelt und dann weiter gibt...

Ich wuchs im Osten außerhalb Frankfurt/M auf - dort wo später auch die Fussball-Promis hinzogen - wegen der guten Luft (rundum nur Wiesen und Wälder). Später stellte sich heraus, dass es nirgends mehr Pseudo-Krupp-Kinder gab, als in dieser Ecke - wegen der Hauptwindrichtung, die den Frankfurter Dreck dorthin brachte. In Frankfurt selbst, wo am Main die berühmten 7 Kräuter für die Frankfurter Soße angebaut werden, sind die Werte viel besser.

Nahe meiner deutschen Heimat gibt es einen (vielleicht bald ehemaligen) kleinen Luftkur-Ort, an dem es länger einen Spanplatten-Hersteller gab. Das Land-Gemüse aus der Ecke hätte ich nicht essen wollen...

Und es gibt manche Stadt, die so gut wie keine "Schornstein-Industrie" hat und eine geringere Verkehrs-Dichte als andere Dörfer hat. Da würde ich sofort Gemüse ernten.

Dass Abgase, CO2 & Co. das Pflanzen-Wachstum begünstigen, wird ganz aktuell ja auch gerne als stimmiges Argument benutzt. Allerdings ist das ja nur das äußere Erscheinungsbild, nicht wie es im Inneren der Pflanze, die wir dann essen, aussieht.

Ansonsten ist es wie beim Fischen. In den Häfen, an den Flüssen mit den meisten Schiffen und trübstem Dreckwasser, stehen die meisten Angler. Im Hafen meiner sardischen Stadt Olbia wachsen die größten Muscheln. Ich möchte das aber nicht essen.

Genau sowenig wie das Gemüse meines sardischen Nachbarn (mitten im Tal, weit weg von Straße, Häusern, Industrie). Er denkt nämlich "viel hilft viel" und kennt alle Produkte von Bayer & Co. Zusätzlich verbrennt er alle paar Wochen all seinen Plastik-Müll - direkt neben seinem Gemüsegarten. Die dunkelschwarzen Wolken ziehen dann manchmal stundenlang zwischen den Bohnenstangen durch.

Dann lieber ein paar Tomaten vom 20. Stockwerk eines Stadtrand-Balkones...

Guten Appetit.

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