Artischocken anbauen

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krabbe
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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#41

Beitrag von krabbe » Fr 4. Okt 2013, 21:30

Bei mir ist es am ehesten die Mayonnaise. Hmmm. Einmal habe ich das Glück gehabt, dass eine Gruppe im Restaurant gefüllte Artischocken gegessen hat. Die totale Völlerei, aber echt lecker : Die Artischocke wird gekocht. Die unteren Blättchen werden abgezupft. Von oben so viele, bis dass man das Heu und die Miniblättchen raus holen kann. Dann wird die Artichocke mit einer Bechamelsauce gefüllt in der man massig angebratenen Speck und gekochten Schinken rein rührt. Beinahe hätte ich den Nachtischcrêpe nicht mehr gegessen...

Bei mir im Garten fressen mir die Wühlmäuse wirklich alle Wurzeln weg. Ich habe es aufgegeben. Obwohl ich sie sehr gerne esse und die Blüten ein absoluter Bienenmagnet sind. Die Blüten riechen schon regelrecht nach Honig.


Vielleicht ist das für euch hilfreich :

Artischocken sind mehrjährig. Nach 3-4 Jahren wird die Produktion aber schwächer. Die Bauern hier pflanzen normalerweise alle 3 Jahre neu.

Je nach Sorte sind die Artischocken mehr oder weniger robust. Die kleinen violetten sind meines erachten nach am empfindlichsten. Sie werden in Frankreich vor allem im Mittelmeerraum angebaut. Hier in der Bretagne sieht man sie allerdings seit ein paar Jahren immer öfter. Ich weiss nicht an was für Sorten ihr drankommt. Aus mehreren Quellen habe ich gefunden, dass die Sorte "Gros Vert de Laon" am robustesten ist. Auf Deutsch Grosser Grüner aus Laon. "Camus de Bretagne" lässt sich nicht übersetzten, aber das ist die Bretonische Artischocke, die wohl bis nach Paris angebaut werden kann. Dürfte allerdings schon kälte empfindlicher sein.
Viele behaupten hier, dass die aus Ablegern gewonnenen Pflanzen robuster sind und besser tragen als die aus Saat gewonnen. Mein Vater hat allerdings am Niederrhein ein paar Jahre lang Artichocken aus gesähten Pflanzen bekommen.

Im ersten Jahr produziert die Pflanze recht wenig. Im März gepflanzt kann man hier im Oktober/November eine erste, kleine Ernte einfahren.
Im zweiten Jahr August/September und ab dem 3. Jahr Juni/Juli. Auf jedem "Stiel" (übersetzt aus dem französchen, das Teil auf dem die Artischocke wächst.) kann man eine grosse Artischocke ernten. Unterhalb dieser grösseren Frucht wachsen dann noch mal 2 kleinere Stiele an Seite wo noch mal 2 Früchte produziert werden. Diese bleiben aber kleiner. Eine normal gute Ernte sind bis zu 4 grosse Köpfe und entsprechend 8 kleine.

Zum Überwintern gibt er verschiedene Methoden. Ich gebe mal die Methode aus meinem französischen Gartenbuch wieder : Vor dem ersten Frost im Herbst werde die "Stiele" kurz über dem Boden abgeschnitten. Die längsten, äusseren Blätter werden gekürzt. Die Blätter in der Mitte werden lose zusammengebunden. Bei trockenem Wetter soll um die Pflanze dann Erde angehäufelt werden. Dazu soll man um die Basis der Pflanze 20 bis 25 cm Erde aufgehäuft werden. Was dabei wichtig ist, dass keine Erde auf das Herz der Pflanze kommt. Bei feuchtem Wetter kann dort sonst Feuchtigkeit stagnieren, was zum Verfaulen der Pflanze führen kann. Bevor es zu grösseren Frösten kommt, soll man auf die Touffe, als zusätzliche Isolierung, noch mulchen. Sobald das Wetter schöner wird, sollte man das Mulchmaterial abnehmen. Als Beispiele für Mulch werden langes Stroh oder schlecht verottende Blätter wie Platane oder Farn genannt.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ein Bauer dass hier nicht macht. Ich habe den Eindruck, dass hier der Stiehl abgeschnitten wird und auch ein Grossteil der Vegetation. Ansonsten wird auch angehäufelt. Aber da es in D kälter ist, scheint mir der Mulch schon nicht so verkehrt. Mein Vater hat das wohl auch so gemacht.

Im Frühjahr fängt die Pflanze wieder an zu wachsen und hat meistens dann auch mehrere neue Triebe. Sobald diese Triebe ungefähr 20 cm Höhe haben. Diese sollte man wohl nicht alle lassen. 2-4 sind genügend. Alle anderen kann man zur Vermehrung nutzen : Vorsichtig die Erde um die Pflanze wegnehmen. Bei jedem Trieb ein wenig Wurzelwerk mit abstechen. Sie soll mindestens 3-4 cm lang sein. Dieser Schnitt soll möglichst sauber sein. Dann wird der obere Teil auf die Hälfte eingekürzt. Am Anfang sollen die neuen Pflänzchen weder Frost noch Trockenheit haben.

lg Andrea
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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#42

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 4. Okt 2013, 21:40

Merci, krabbe - das ist sehr aufschlußreich. Danke!
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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#43

Beitrag von krabbe » Fr 4. Okt 2013, 22:01

Es freut mich, wenn ich mal was zurückgeben kann. Ich habe schon so viel von den ganzen Informationen hier profitiert...

Was ich allerdings noch mal ganz deutlich sagen möchte. Die Informationen basieren nicht auf meinen eigenen Erfahrungen. Bei mir im Garten werden die Artischocken ja immer von den Wühlmäusen schon im ersten Winter vernichtet.

Die Informationen stammen aus meinen Gartenbüchern und dem Internet. Gesprächen mit Bauern die hier Artichocken anbauen, Nachbarn und bei Führungen bei der landwirtschaftlichen Genossenschaft in Paimpol bestätigen mir diese Informationen jedoch.

lg Andrea
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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#44

Beitrag von Olaf » Fr 4. Okt 2013, 22:32

Danke Andrea!
Das erklärt mir auch die Seitentriebe und inspiriert mich neu.
Und, auf Sabines ersteren Kommentar bezogen, natürlich trägt das herzlich wenig zu unserer Ernährung bei, es ist purer Spieltrieb...
LG
Olaf
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Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#45

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 4. Okt 2013, 22:36

:lol: Wenn hier normale Disteln schon wirklich toll groß werden, sollte ich es vielleicht doch noch mal selbst probieren - ich hab ja Platz genug. ;)
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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#46

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 4. Okt 2013, 22:38

@Olaf: es ist schierer SV-Luxus - ebenso, wie selbst Käse machen.... :engel: :daumen:
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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#47

Beitrag von krabbe » Fr 4. Okt 2013, 22:43

Joo, Luxus! Genauso wie Wein, Likör, Marmelade....
Zum schieren Überleben wirklich nicht notwendig.
Abber sooo legger!
lg Andrea

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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#48

Beitrag von krabbe » Fr 29. Nov 2013, 20:56

Waren auf einmal die ganzen Pflanzen verschwunden oder waren sie verwelkt?
Bei ersterem tippe ich auf Wühlmäuse. Die lieben die Artischocken. Ich weiss nicht wie viele die mir schon gefressen haben...
lg Andrea

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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#49

Beitrag von Hildegard » Fr 29. Nov 2013, 22:25

Ich habe es heuer riskiert und meine draußen im Hochbeet lassen. Gut mit Laub und Vlies abgedeckt und eine Schachtel obendrauf .Sie hatte 6 Blüten.Schaun mer mal...es hatte bereits einige sehr frostige Tage/Nächte.
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

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Re: Artischocken: baut hier eigentlich jemand welche an?

#50

Beitrag von Olaf » Sa 30. Nov 2013, 01:42

Moin,
also die drei, die ich draußen noch wiederfinden konnte, die hatten sich wohl der Schnecken und des UNkrauts wegen komplett schon verabschiedet hab ich so im September eingetopft, da haben die noch mal ausgetrieben und die stehen jetzt im "Überwinterungsraum" für all die mediteranen.
Die im Folienzelt sahen bis vor dem ernstzunehmendem Frost in den letzten Tagen recht gut aus, danach hab ich ehrlich gesagt noch nicht geguckt, die will ich noch mit reichlich Stroh abdecken und dann einfach abwarten...
LG
Olaf
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