Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

outdoorfreak
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Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#1

Beitrag von outdoorfreak » Mi 29. Dez 2010, 22:56

Hallo,

wollte mal nachfragen, ob jemand von euch schon Erfahrungen mit gärtnern ohne umgraben gemacht hat? Bei Waldgärten werden mit 3 Schichten werden in der obersten Schicht Obstäume gepflanzt darunter Beerensträucher und ganz unten mehrjährige sich selbst auspflanzende Gemüsesorten. Bei Waldgärten wird nicht das ganze Gelände umgegraben, sondern nur Löcher gemacht die Pflanzen gepflanzt und drumherum dick gemulcht. Die mehrjährigen Gemüsesorten wachsen im Frühling, also in einer Zeit, wo die Obstbäume noch keine Blätter haben, also noch kein Schatten da ist.

Jetzt meine Frage: Hat das auch jemand von euch auch in einem Gemüsegarten mit einjährigen Pflanzen gemacht? Normalerweise müsste es doch auch dort gehen, schließlich wird beim umgraben bzw umpflügen doch das ganze Erdreich(Würmer, Mikroorganismen usw..) gestört und somit auch die Bodenfruchtbarkeit verringert, welche wir dann durch Dünger wieder ersetzen.

Würd mich mal über ein paar Erfahrungsberichte freuen

Viele Grüsse
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

Mahatma Ghandi

Benutzer 72 gelöscht

Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#2

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 29. Dez 2010, 23:31

hallo!

Ich weiß zwar nicht wirklich, ob du sowas meinst - aber ich grabe nie um in meinem Garten!
Allerdings hacke ich ;) - ist sicher nicht so arg verwirbelnd wie das Umgraben, aber ganz ohne komm ich (noch??) nicht aus - Ich hacke auch nicht, um die Erde zu lockern, das ist Quatsch (in meinen Augen), weil das die Pflanzenwurzeln am besten können.
Ich hacke, um die Unkrautwurzeln rauszukriegen (Brennesseln, Disteln und Gräser). Ich bilde mir ein, es werden sonst zu viele.....
Und ich hacke, um die Gemüsesamen unter die Erde zu kriegen (die allermeisten sind keine Lichtkeimer).
Mein Garten ist nicht unkrautfrei, aber so kriegen die Kulturpflanzen einen Wachstumsvorschub - die meisten Wildpflanzen, die dann noch stören, reiß ich einfach heraus.
Obwohl ich jetzt gelesen habe, dass man sie besser abschneiden soll, weil eben die Wurzeln in der Erde bleiben sollten :im:
Bei Disteln und Brennesseln tu ich mir damit schwer. Niedrige "Unkräter" stören uns gar nicht.
Wir haben außer (mäßig) Wühlmäusen und spanischer Nacktschnecke keine Schädlinge im Garten.
Die Ernten sind zufriedenstellend, obwohl ich kaum zusätzlich dünge (allerdings gebe ich abgefischte Algen aus unserem Teich auf den Boden und ich denke, das düngt recht gut!)

Frage: welche Gemüsesorten sind "fertig", bevor die Bäume mit ihren Blättern Schatten machen? klingt ja verlockend!

liebe Grüße!

outdoorfreak
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Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#3

Beitrag von outdoorfreak » Do 30. Dez 2010, 00:03

hallo ina maka,

danke für die schnelle Antwort.
Ich weiß zwar nicht wirklich, ob du sowas meinst - aber ich grabe nie um in meinem Garten!
Ich mein damit, gibt es irgendwelche Möglichkeiten, sich das lästige umgraben eines Stück landes zu ersparen.
Und ich hacke, um die Gemüsesamen unter die Erde zu kriegen (die allermeisten sind keine Lichtkeimer).
Meinst du damit, du hackst auf einer Wiese ein paar Löcher in den Boden und steckst Samen hinein? Oder wie genau darf ich das verstehen? Hab dieses Jahr auch einfach mal Löcher gemacht und Tomatenpflanzen reingepflanzt. Ging ganz gut. Nur ob es auch mit Samen funktioniert, das würde ich jetzt gerne wissen.
Frage: welche Gemüsesorten sind "fertig", bevor die Bäume mit ihren Blättern Schatten machen? klingt ja verlockend!
Das geht nur mit mehrjährigen essbaren Wildpflanzen, die sich selbst aussäen. Z.B Vogelmiere, Mangold,Brennessel, Bärlauch,Brunnenkresse usw..

Hier mal ein bild von einem Waldgarten:

http://zone5.org/wp-content/uploads/p81700791.jpg
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

Mahatma Ghandi

Benutzer 72 gelöscht

Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 30. Dez 2010, 09:44

hallo!
outdoorfreak hat geschrieben:Meinst du damit, du hackst auf einer Wiese ein paar Löcher in den Boden und steckst Samen hinein? Oder wie genau darf ich das verstehen?
Oh, nein - da hab ich mich wohl ungenau ausgedrückt...
Wir haben einen "ganz normalen Garten", der halt nie umgegraben wird und auch nicht dick gemulcht (denn das "erstickt" nicht nur die keimenden Unkräuter, sondern auch die keimenden Kulturpflanzen und das Bodenleben - ich werfe nur dünn "Abfälle" auf den Boden).
Es ist also keine Wiese mehr, sondern ein ziemlich verunkrauteter Garten - aber keine feste Grasnarbe mehr, dort funktioniert das mit dem Aussähen meiner Erfahrung nach gar nicht. Wir hatten einmal Kürbisse einfach so in die Wiese gepflanzt, die sind uns aber unter dem hohen Gras an Lichtmangel eingegangen - Tomaten werden höher :daumen: die könnten das tatsächlich eher schaffen....
outdoorfreak hat geschrieben:Das geht nur mit mehrjährigen essbaren Wildpflanzen, die sich selbst aussäen. Z.B Vogelmiere, Mangold, Brennessel, Bärlauch, Brunnenkresse usw..
:daumen: hihihi ... hast noch Wiesenschaumkraut und Löwenzahn vergessen - auf die freu ich mich schon sehr (kommen früh im Frühling....)! Die wachsen allerdings "direkt in der Wiese", aber sie sind auch von selber da.
Bärlauch hab ich angesiedelt und obwohl wir feuchten, nährstoffreichen Boden haben, läßt der sich Zeit, bis er wirklich wuchert - ich ernte noch fast nichts weg, weil ich will, dass er sich mehr vermehrt....
Er hat sich aber zumindest gut gehalten und ist ein bisschen mehr geworden.
Vogelmiere ist bei uns im Gemüsegarten ein stark wachsendes "Unkraut" - ebenso die Wilde Malve, die hat es in der Wiese nicht geschafft (weil wir hier eigentlich nicht die passenden Verhältnisse haben)

Brunnenkresse braucht viel frisches, kühles und sauberes Wasser - wenn du sowas hast, dann tät ich dir auch noch Bachbunge empfehlen (sehr lecker und früh zu ernten!)

Einen solchen Wildnisgarten anzulegen, ist nicht sooo kompliziert - aber man sollte sich bei der Auswahl der Pflanzen am lokalen Klima orientieren, sonst kümmern die Pflanzen dann bloß.
Kulturpflanzen tun sich da schon eindeutig schwerer mit so wenig "Pflege", aber ich bleib dran! Manche Pflanzen kommen sehr gut damit zurecht, andere weniger - das hängt auch mit deinem lokalen Klima zusammen.
Wenn du längerfristig planen kannst, solltest du dann auch unbedingt selber Saatgut gewinnen!

liebe Grüße!

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kraut_ruebe
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Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#5

Beitrag von kraut_ruebe » Do 30. Dez 2010, 10:06

hi outdoorfreak!

auch ohne umgraben geht es, man muss sich dabei nur von dem bild des wohlgeordneten, vorzeigbaren standardgemüsebeetes verabschieden.

wenn du eine richtige wiesenfläche hast, reicht es die fläche vollkommen abzudecken für längere zeit (kartons + mulchschicht zb) um anbaufläche zu gewinnen. aussaat von erwünschten (kultur)pflanzen direkt in die bestehende wiese ohne vorher abzudecken funktioniert nicht wirklich, die saaten bekommen da zuwenig chancen (=meine erfahrung). seedball - fans sehen das entspannter und berichten hie und da von erfolgen.

wenn du eine fläche hast wo nur ein bissl gras und unkraut drauf ist, kannst du sie gleich nutzen. die grossen unkräuter ausreissen - die wurzeln würd ich nicht im boden lassen, denn dann könntest du das unkraut ja gleich stehen lassen - und auf kräftige und wüchsige sorten/arten setzen. kartoffeln, zucchini, spinat und co. unterdrücken das unkraut dann ganz gut.

die bodenlockerung übernehmen dann die regenwürmer und deren freunde, nährstoffe von oben in form von mulch und angerottetem mist (je nachdem was du angepflanzt hast und wieviel nährstoffe das braucht) halten das bodenleben lebendig.

die idealste bodenvorbereitung ist auf der vorgesehenen fläche für ne kurze zeit einen hühnerauslauf zu errichten. wenn du das federvieh dann runterholst, hast du perfekt vorbereitete aussaatfläche.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#6

Beitrag von Manfred » Do 30. Dez 2010, 11:49

Ich denke ja auch wieder mehr über die Nutzung von Tieren für die Bodenbearbeitung nach.
Wir haben im Garten ein Stück abgetrennt, in dem die Rinder beim Ausmisten des Stelles stehen, oder wenn Tiere aussortiert werden müssen. Insgesamt stehen sie da evl. 3 bis 5 Tage im Jahr.
In der Zeit zertreten sie dort alles und graben dabei den Boden einige cm tief um. Darunter bildet sich eine Verdichtungsschicht.
Ich habe versucht, auf den offenen Boden im Frühjahr eine Gemüse- und Blumenmischung zu säen.
Davon ist leider so gut wie gar nichts hochgekommen. Der weiße Gänsefuß und andere Unkräuter waren viel schneller.
Und was hoch gekommen ist, hat trotz der guten Nährstoffversorgung wegen des verdichteten Unterbodens nur gemickert.
Geerntet habe ich da praktisch gar nichts.

In der Literatur und von Sepp Holzer etc. werden oft Schweine für die Bodenbearbeitung empfohlen.
Die brechen kleine Flächen in kurzer Zeit um. Die Boden ist dann aber sehr unregelmäßig. Säen kann man, aber die Unkrautbekämpfung wird zur Tortur. Oder man machte es auf großer Fläche und hofft zwischen all dem Unkraut doch ein paar Nutzbare Gemüsepflanzen zu erzeugen.
Laut Holzer ebenen die Schweine die Fläche halbwegs ein, wenn man nach dem Umbrechen breitflächig Maiskörner als Futter verstreut und dann die Schweine bald von der Fläche nimmt, damit sie nicht wieder tiefe Gräben schieben.

Hühner in hoher Dichte vernichten den Bewuchs und beseitigen auch Unkrautsamen. Bei etwas niedriger Dichte können sie aber Brennnesseln und andere Kräuter fördern. Sieht man of in Hühnerauslaufen. Viel nackter Boden und dazwischen Brennesseln in Mengen.

Was bei Höhner fehlt ist die Bodenlockerung. Die katzen bis auf ein paar Stabbad-Löcher nur die Oberfläche an.
Auf Sand mag man dann säen können. Auf schweren Böden mickert das Gemüse wieder nur, mangels Lockerung.

Mir scheint deshalb ein kombinierter Einsatz von Hühnern und Schweinen am sinnvollsten. Die müssen sich aber von klein auf kennen. Sonst landen die Hühner im Schweinemagen. Die Schweine brechen tief um, fressen das Grobzeug, und die Hühner beseitigen die Unkrautsamen, Drahtwürmer, kleine Schnecken etc.

Falls jemand die Möglichkeiten dazu hat:
Interessant wäre folgender Versuch:
Eine Parzelle nur mit Schweinen bearbeiten.
Eine mit Schweinen und Hühnern.
Und dann brach liegen lassen und beobachten, wie sich der Unkrautbestand entwickelt.
Zeigt sich ein Erfolg, könnte man im nächsten Schritt Einsatzdichte und -Zeit der Hühner zu variieren.

Längerer Schweineeinsatz auf kleiner Fläche würde vermutlich wieder zu Unterbodenverdichtung führen. Nicht so schnell wie bei Rindern aber früher oder später sicher. Siehe z.B. die Suhlen. Diese legen die Schweine auch durch Unterbodenverdichtung an.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#7

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 30. Dez 2010, 12:45

hallo!

Nachtrag: wirklich im Wald selber wachsen meiner Erfahrung nach wenige Pflanzen - Bärlauch ja, unter anderem.
Auch diverse Beeren, Pilze und ?? Sauerklee, Waldmeister, Waldgeißbart, Moose ...
aber nicht wirklich viel zum Sattwerden.
Die Bäume selber, die können mit der Zeit dann schon eine ordentliche Ernte bringen! :)

Beim Unkraut ist es vor allem wichtig, dass du es so kurz hältst, dass es die Kulturpflanzen nicht überwuchert - ist halt meine Erfahrung, nur wenige Kulturpflanzen schaffen es, sich "ganz alleine" gegen die Wildkräuter durchzusetzen. Sie sind ja züchterisch bearbeitet, und zwar nicht auf Widerstandskraft, sondern auf Größe und Geschmack - ist ja auch der Sinn des Gärtnerns, oder?
Buchweizen ist eine sehr robuste und nahrhafte Pflanze.
Zusätzlich zum Angebauten sind Wildkräuter ganz was tolles und können deinen Speiseplan seeeehr bereichern!

liebe Grüße!

BernhardHeuvel
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Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#8

Beitrag von BernhardHeuvel » Do 30. Dez 2010, 13:41

Creating a Forest Garden: Working with Nature to Grow Edible Crops von Martin Crawford, ISBN: 978-1900322621

Video 1-5

http://www.youtube.com/watch?v=xShCEKL-mQ8&sns=em

Saludos
Bernhard

Landfrau

Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#9

Beitrag von Landfrau » Do 30. Dez 2010, 13:44

Outdoorfreak,

seit Jahren gärtnern wir, ohne umzugraben.
Allerdings sind wir da nicht so exotisch in unseren Vorhaben, eher praxis- und erfahrungsorientiert.

Es ist schlicht ein Gemüsefeld mit einer sehr dicken Mulchschicht, bei Mangel an Mulch auch zeitweise mit Bändchengewebe zugedeckt. Das zu beiwrtschaften braucht eine Kompostgabel, wenn man mal Mulch herumschichten oder verteilen will, ansonsten reicht eine zugespitzte Handhacke aus, zum Pflanzlöcher schaffen, die gabelförmige Seite der HAcke dient zum Krümeln und Planieren des Bodens für Saatreihen. Das heißt - und ich weiß das zu schätzen - gegärtnert wird fast nur im Sitzen auf einer warmen trockenen Strohgrasheulaubmulchschicht.

Den Beeren- und Rebengarten haben wir davon getrennt, das Obstbaumfeld ist wiederum ein andres. Der Gedanke war, dass man die Flächen zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Tieren (Geflügelarten....! Nutztierresistente 60 JAhre alte Obsthochstämme haben wir nicht) zur Verfügung stellen kann. Ist aller Obst- und Gemüsebau gemischt, geht das nicht.

Im Wurzelbereich von Obstgehölzen würde ich nicht herumwühlen. Viele sind Flachwurzler, allen bekommt ein ungestörter Wurzelbereich, am besten gemulcht, sehr gut.

Unter Bäumen / in hecken etwas anzupflanzen - auf die Idee kommt man vllt, pflegt sie aber nur, bis man das erste mal dort ein Loch schaffen will. In einem jahrzehntealten Wurzeldickicht etwas anzupflanzen wäre ein Heldentat.

Die sagenumwobenen mehrjährigen Gemüsepflanzen - welche sind das? Lediglich Schnittlauch und Winterheckezwiebel, die aber eher als Würzpflanzen anzusehen sind mMn. Rhabarber? Ist weder Obst noch Gemüse, weder Fisch noch Fleisch und ganz bestimmt kein Grundnahrungsmittel. Topinambur? Geschmackssache. Durchwuchskartoffeln? Ein Katastrophe hinsichtlich der Phytophtora. Spargel!!! Das ist es.
Danke für die Erinnerung, im Frühjahr endlich wieder GRünspargel zu setzen. Meine vor 2 Jahren gesetzten Pflanzen gingen aufgrund mangelnder Pflege aufgrund mangelnder Zeit oder besser gesagt AUfmerksamkeit ein. Übrigens wren die mitten in eine Grasfläche gepflanzt worden, die gemulcht werden solte, aber nicht wurde - sind restlos vom Gras überwuchert. Soviel zum "einfach irgendwo hinpflanzen ohne Beet und Pflege".

Und tatsächlich fallen mir auch keine Gemüsepflanzen ein, die bis zum Blattaustrieb der Gehölze ausgereift wären oder aus andren Gründen ab dann kein Licht mehr bräuchten.

Wobei es sinnig zu sein scheint, sich beim Gärtnern an den Gemüsen orientieren, die man erprobtermaßen gern isst und die unkompliziert zu verarbeiten und zu bevorraten sind.

Experimente mit allem möglichen Zeugs von Hirschhornwegerich über Cardy zu Rattenschwanzrettich und Schwarzwurzeln (in der Börde!!!) hatten wir genug.

Die Zeit verwende ich lieber auf ein paar kontemplative Stunden im Grünen, während rote, gelbe und kohlige Rüben in Ruhe vor sich hinwachsen, Zwiebeln, Knofel, Porree, Blattkohle, Erbsen und Bohnen, Kürbisse und Tomaten. Alles im Mulch superleicht anzubauen und die Gelben und Roten Rüben sind die einzigen Pflanzen, die ein mulchfreies Saatbeet brauchen. Alles andere wird gepflanzt / gesteckt oder in Horsten, an denen der Mulch beseitegenommen wird, gelegt.

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Nahebei hier gibt es eine große Sauen - Freilandhaltung. Der Boden sieht böse aus - völlig nackig und zerwühlt.
Außerdem ist wohl der Nährstoffeintrag nicht zu vernachlässigen, der Landwirt muss die Sauen turnusmäßig auf andere Flächen bringen, damit nicht überdüngt wird.

Vllt sind tatsächlich die besten Tiere zur Bodenlockerung die "Herde unter der Erde" - es gibt so einen Buchtitel.
ZUmindest unter Mulch funktioniert das, bei unbedecktem Boden kann der sich je nach Struktur, zusammenbacken.

Hühner haben während der Kulturzeit im Garten nichts zu suchen - bei Ganzjahreskulturen können sie ganzjährig nicht da rein.

Daher sollte man alle Kulturen, die mehrjährig sind (Spargel, Shnittläuche...) und die, die über einen Winter stehen bleiben (Rüben, Kohle, Wintersteckziebeln, Knoblauch, Winterporree, Winterblumenkohl, Erdbeeren ....) auf angrenzenden Flächen beisammen haben. Dann kann man die Hühner in den freien Teil des Gartens lassen, wenn man den bestellten mit (E-)Zaun absperrt.
Das Vorhaben erschwert aber die Gartenplanung enorm, darum bleiben unsere Hühner draußen. Auch die von den Hühnern zu vertilgenden Drahtwürmer treten vornehmlich in frisch umgegrabenem RAsen auf. Nicht in alten Mulchgärten.

Wo Hühner sehr gut zu Gange sind, ist im Obstbaumgarten, da sie herabgefallenes Obst und besonders die "Würmer" da drin auffressen. Der Schädlingsbefall von behühnerten Obstgärten, auch HAselstandorten, ist deutlich geringer.
Allerdings zerkratzen die Hühner die Mulchschicht der BAumscheibe. Also nicht in sehr junge Obstbaumkulturen lassen und nur in ausreichend große.
Und - und darum haben wir das sauber getrennt - muss man sie von den Beeren fernhalten, an die sie rankommen und deren Reife sie schon erahnen, bevor mensch auch nur eine Hauch von Röte sieht.

Gilt auch für Enten und Gänse - nie in die Beeren!
Enten können aber sehr gut ins Gemüse, auch während der Kulturzeit.
Wenn sie nicht hungern, vergehen sie sich kaum am Gemüse.
Schnecken jagen tun sie sehr früh und sehr spät, in der Dämmerung. Ist der Gärtner undiszipliniert und nicht zur rechten Zeit am Ort, empfiehlt sich ein Entenstall mit dämmerungsgesteuerter Automatiktür, damit man diese Zeiten nicht verpasst und den Enten dennoch einen gewissen Fuchsschutz bietet.

Und Gänse schälen uU die Rinde von jungen Obstbäumen.

Vorsicht bei allzu gemischten Pflanzen- und Tierkulturen. man muss wissen, was man tut, sonst gibt es viel Frust.
Hab oft genug fassungslos vor einem Stachelbeerbusch oder einer Weinrebe gestanden, von der ich dachte "heute müsste man die ersten probieren können" und - nix mehr da.

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Manchmal hab ich den Eindruck, dass die Gartenpermabiobücher von Theoretikern geschrieben sind und dass die Praktiker keine Bücher schreiben.

Sicherlich kann man alles mögliche halb-wilde Grünzeugs im Frühjahr / Sommer essen.
Aber da ist der Tisch reichlich gedeckt.

GArtenbau betreibt man, um für Vorräte für den Winter zu schaffen. Und ich vermute, man erleichtert sich das nicht, wenn man irgendwo im Traufbereich von Obstgehölzen hier und da mal ne Rübe kultiviert, die bei mangelnder Aufmerksamkeit des Gärtners eh vom Gras überwachsen wird.

Außerdem betreibt man GArtenbau, um vertraute (=schmackhafte erscheinende) Gemüse anzubauen. Es mag uns nicht behagen, aber unser "Lecker"programm ist schon recht früh durch Mamas Küche (oder ihren Babybreihersteller) fertig geschrieben und kann später nur noch in Maßen modifiziert werden.

Darum isst man hierzulande auch lieber Möhren als Topinambur, lieber Nudeln als Hirse, lieber Äpfel als Jujuben.
Gut, manche entschlossene Mutter trainiert ihre Kinder auf Brennesselspinat und vllt haben es diese Kinder in den womöglichen schlechten zeiten mal deutlich leichter. MEn hat es sich bewährt, im Frühsommer leckere Wildkräuterspeisen zuzubereiten, aber nicht im Winter getrocknete Brennesseln zu essen, sondern Eintöpfe mit Steckrüben, mit weißen Bohnen, Kürbissen, einen Zwiebelkuchen, Kartoffelbrei....

Was mich daran erinnert, dass ich Hunger habe.....Kartoffelbrei ist eine gute Idee, dazu geröstete Zwiebelringe und noch ein rest Wildschweinschulter von gestern........ . Falls mein Liebster nicht alles als Doggybag mit zur Arbeit genommen hat – boah.

ich wünsche dir und allen viel Erfolg mit dem Gärtnern, mehr Erde unter den Fingernägeln als Bücher in der Hand und schon mal ein wunderbares kommendes GArtenjahr.

Denkt dran: Den Porree und die großen gemüsezwiebeln zieht man am besten schon ab Januar vor!!!
Leider war gestern die Gartenerde im Block fauf der Palette estgefroren, als ich im Landhandel welche kaufen wollte, allerdings für Einpotten der veredelten Obstbäume, noch nicht fürs Aussäen, von daher:
Wem grad alles gefroren ist und wer irgendwo einen Sack Erde erstehen kann für Porree und Große Zwiebeln: Frostfrei lagern!

*lach* Irgendwie müssen wir uns ganz schön umstellen mit dem Gärtnern nach all den lauwarmen Wintern der vergangenen Jahre......

Landfrau

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Re: Gärtnern ohne Umgraben/Waldgärten

#10

Beitrag von Spottdrossel » Do 30. Dez 2010, 15:09

outdoorfreak hat geschrieben:

Meinst du damit, du hackst auf einer Wiese ein paar Löcher in den Boden und steckst Samen hinein? Oder wie genau darf ich das verstehen? Hab dieses Jahr auch einfach mal Löcher gemacht und Tomatenpflanzen reingepflanzt. Ging ganz gut. Nur ob es auch mit Samen funktioniert, das würde ich jetzt gerne wissen.
Sowas hatte ich im ersten Jahr versucht, weil nicht genug Zeit war, entsprechend die Grassoden abzustechen.
Also habe ich nur ein passendes Loch in den Rasen gestochen, Zuccinipflanze rein und drumherum mit Kartons abgedeckt.
Anscheinend hat mein Rasen einen stärkeren Überlebenswillen als der in der einschlägigen Literatur,
aus dem Pflanzloch für die Zuccini kamen prächtige, saftige, hohe Grasbüschel raus, auch die Johannis- und Stachelbeeren versuche ich ab letztem Herbst per Mulch vom Gras zu erlösen, weil sie quasi "erwürgt" werden.
Du müßtest auf jeden Fall um das Loch eine Art "Rasenkantenstein" machen, damit das Gras nicht wieder einwandert.
Nächstes Problem, was ich bei Samenkörnchen zwischen Wiese sehe: am Anfang weiß man selten, ob das Hälmchen, was man da so liebevoll hegt, auch das erwünschte ist :mrgreen: .
Mit Wiese drumherum kommt viel Saatgut geflogen, da wäre es einfacher, erst im Töpfchen vorzuziehen.
Hühner sind auch nur Menschen...
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