Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

Gartenpartisan
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Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#1

Beitrag von Gartenpartisan » Do 21. Okt 2021, 17:57

Liebe Selbstversorgerinnen und Selbstversorger,

um meinen Gemüseacker endgültig ''abzurunden'' und die nächste Stufe der Selbstversorgung in Form von eigenem Mehl zu erreichen, plane ich für das kommende Jahr einen ersten Versuch mit Getreide auf ca. 50m².

Hierzu stellen sich mir direkt einige Fragen, die in den üblichen Quellen stets unterschiedlich beantwortet werden, sodass ich mich auch hier im Forum auf einen Erfahrungsaustausch bzw. Ratschläge freuen würde:

• Welche Getreidesorte ist für erste, rein am Ertrag gemessene Erfolge empfehlenswert?

• Welche Sorte empfiehlt sich wiederum durch eine besonders einfache Bearbeitung des Korns (Stichwort: Spelzen, Spelzen, Spelzen...)?

• Wie sind die entsprechenden Sorten eurer Erfahrung nach in Anbetracht der Pflegeleichtigkeit uns des Ertrages am besten auszusäen – per Wurfsaat, in Reihen oder gar auf Dämmen?

• Gibt es ansonsten Ratschläge, die jeder Getreideneuling mit auf den Weg bekommen sollte?

Ich freue mich auf eure Anregungen und hoffe, trotz vorheriger Recherche kein bereits existierendes Thema mit diesem Thread zu doppeln!
Das Ziel muss sein, nicht das Marmeladenregal zu füllen, sondern den Topf – vom Öl über das Gemüse und Getreide bis hin zum Käse.

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emil17
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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#2

Beitrag von emil17 » Do 21. Okt 2021, 21:15

Ich hab das mal gemacht ...
Sortenwahl kann man nicht beantworten, ohne den Standort zu kennen. Nimm einfach einen Roggen oder Weizen, den man nicht schälen muss, den man also einfach dreschen und reinigen kann.
Womit wir beim Hauptproblem wären: Getreide ist sehr aufwendig, was die Verarbeitung der Ernte angeht, du solltest nachtrocken, dreschen, reinigen und mahlen können. Der Lagerplatz für die Garben muss mäusesicher sein. Dreschen und Reinigen ist aufwendig. Alte Dreschmaschinen und Windfegen findet man wohl noch hie und da, aber die brauchen viel Platz und lohnen für so wenig nicht.
50m2 kannst du von Hand säen. Die Saat mit der mehrfachen Menge grobem Sägemehl verlängern und achten, dass es sich nicht entmischt. Damit siehst du, wo du schon gestreut hast. Man kann sogar nur die halbe Menge ausbringen und die andere Hälfte dann quer zur ersten streuen.
Schau dich mal um, ob jemand in deiner Nähe sowas hobbymässig oder als Erhaltungskultur macht (ArcheNoah oder ProSpecieRara), und dann frag mal ob du dort mal schnuppern kannst.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Rohana
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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#3

Beitrag von Rohana » Do 21. Okt 2021, 22:31

Die einfachste Antwort wäre: machs nicht :engel:

Sonst würde ich einen robusten Weizen vorschlagen, keine Spelzen, simpel. Überleg dir wie du ihm am besten das Unkraut vom Leib hältst.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#4

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 21. Okt 2021, 22:32

Gartenpartisan hat geschrieben:
Do 21. Okt 2021, 17:57
Liebe Selbstversorgerinnen und Selbstversorger,

um meinen Gemüseacker endgültig ''abzurunden'' und die nächste Stufe der Selbstversorgung in Form von eigenem Mehl zu erreichen, plane ich für das kommende Jahr einen ersten Versuch mit Getreide auf ca. 50m².

Hierzu stellen sich mir direkt einige Fragen, die in den üblichen Quellen stets unterschiedlich beantwortet werden, sodass ich mich auch hier im Forum auf einen Erfahrungsaustausch bzw. Ratschläge freuen würde:

• Welche Getreidesorte ist für erste, rein am Ertrag gemessene Erfolge empfehlenswert?
Definitiv Winterweizen. Auf jungfräulichen Böden erntet man auch ohne großen Aufwand 500-600 in guten Jahren 700 Gramm Korn von einem Quadratmeter. Weizen ist spätsaatverträglich, standfest und unter Gartenbedingungen mit wenig/ohne Dünger gesund.

• Welche Sorte empfiehlt sich wiederum durch eine besonders einfache Bearbeitung des Korns (Stichwort: Spelzen, Spelzen, Spelzen...)?
Im Garten Sind E-Weizen oder mindestesn A-Weizen sorten angezeigt. Die schaffen auch bei geringem Ertrag die nötigen Backeigenschaften, damit das Brot nicht zum Backstein wird.

• Wie sind die entsprechenden Sorten eurer Erfahrung nach in Anbetracht der Pflegeleichtigkeit uns des Ertrages am besten auszusäen – per Wurfsaat, in Reihen oder gar auf Dämmen?das einfachste auf der Fläche ist Breitsaat. Das Saatgut mit 15% zuschlag zur berechneten Saatmenge abwiegen und dann auf zweimal streuen. Ja, 300 Körner pro Quadratmeter sehen wenig aus. Das ist aber völlig ausreichend.

• Gibt es ansonsten Ratschläge, die jeder Getreideneuling mit auf den Weg bekommen sollte?
auf eine langwierige, staubige und schweißtreibende Ernte einstellen. Getreide erntet sich ambesten bei 35°C...

Ich freue mich auf eure Anregungen und hoffe, trotz vorheriger Recherche kein bereits existierendes Thema mit diesem Thread zu doppeln!
Ich baue auf Arbeit zwar mehre tausend Tonnen an, aus Fruchtfolgegründen haben wir im Garten auch jedes Jahr rund 400 Quadratmeter Getreide stehen. Das meiste haben wir grün verfüttert (die letzen 3 Jahre, davor gingen die Probleme noch ohne Getreide zu lösen) und nur etwa 50m2 gedroschen. Bisher haben wir Garben gebunden in dann im Herbst in der Halle mit einem alten Gartenhäcksler gedroschen, Langstroh abgesiebt und den Rest über ein Windsichter aus KG-Rohr gereinigt. Für rund 35kg Getreide zwei volle Tage Arbeit für 2 Leute.
Ich habe jetzt einen kleinen Mähdrescher gekauft :mrgreen: 60 Jahre alt, aber tut was er soll.
Was wir dann mit 300kg Weizen machen weis ich aber noch nicht. :rot:

Versucht und wieder ausgeschieden sind:
Winterroggen: der Boden ist zu gut. Der Roggen wird trotz 0 Dünger zu lang und kippt um, zusätzlich die Gefahr der Mutterkorns: man muss das Getreide vor dem Verbrauch ganz genau durchsehen. Das dauert zu lange.
Sommerroggen: gleiches wie beim Winterroggen
Nackhafer: ertrag unterirdisch schlecht, ungleichmäsige reife, schlechte Strohreife, hoher Fettehalt: er wurde ranzig
Sommerweizen: im Prinzip genau so wie Winterweizen, aber 30% weniger ertrag bei gleichem Aufwand

Was nicht geht:
Dinkel
Hafer
Emmer/Einkorn
Gerste zur Brot/Speisenutzung
Alle fünf müssen entspelzt werden, ohne teure Technik nicht möglich

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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#5

Beitrag von Rohana » Fr 22. Okt 2021, 00:28

Nacktgerste? :hmm:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#6

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 22. Okt 2021, 00:34

Rohana hat geschrieben:
Fr 22. Okt 2021, 00:28
Nacktgerste? :hmm:
Die hat zwar gute Qualitäten:
https://llh.hessen.de/pflanze/oekologis ... qualitaet/

schmiert im Ertrag aber total ab:
https://orgprints.org/id/eprint/29696/1 ... Gruber.pdf


Ich denke für den Einstieg ist normaler Winterweizen das sinnvollste.

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emil17
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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#7

Beitrag von emil17 » Fr 22. Okt 2021, 08:27

Hallo oelkanne,
ich hätte Dir jetzt nicht zugetraut dass du Getreide auch noch von Hand in Mikromengen selber erzeugst - ich dachte unter 50 ha wäre das nichts für Dich :)
Das Dreschen mit einem alten Gartenhäcksler interessiert mich - man will ja alles Korn raus aber keine zerschlagenen Körner im Auswurf haben. Hast du den umgebaut, oder das Messer kastriert?
Ich habe eine Dresche selbst gebaut, nach Ideen vom Netz, mit Bohrmaschine als Antrieb. War als Bastelei lustig, als Dreschmaschine nicht so.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#8

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 22. Okt 2021, 08:50

Die Zeit die wir im Garten verspielen würden reichen auf Arbeit 70ha zu dreschen :engel:

Der Häcksler ist ein Gloria Natura 2000 l
das dreschen geht mit neuen Messern tatsächlich besser als mit Stumpfen, ohne geht es gar nicht.
Bruchkorn ist praktisch nicht vorhanden (wundert mich selbst)
Am Anfang haben wir die Ähren mit nur 20cm Stroh gedroschen um nicht so viel Kurzstroh zu haben.
Sehr Arbeitsaufwändig.
Da das Stroh eh für die Erdbeeren gehäckselt werden muss, haben wir dieses Jahr die komplette Pflanze die h den Häcksler geschickt.
Das bedingt aber dass man ein Sieb hat mit dem sich Stroh und Korn-Kaff-Gemisch gut trennen lassen
Auch ist die Staubbelastung höher.
Der Windsichter dagegen schaffte das mehr an Schmutz ohne Probleme.

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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#9

Beitrag von Oli » Fr 22. Okt 2021, 10:46

Rohana hat geschrieben:
Do 21. Okt 2021, 22:31
[...]Überleg dir wie du ihm am besten das Unkraut vom Leib hältst.
Das unterschreibe ich einfach mal.

Erst danach würde ich mir über Sorten Gedanken machen. Erfolg wünsche ich und ich hoffe, du berichtest von deinem Vorgehen!
Oelkanne hat geschrieben:
Do 21. Okt 2021, 22:32
[...]
Was wir dann mit 300kg Weizen machen weis ich aber noch nicht. :rot:

[...]
Zu Hühnchenfleisch und Eiern veredeln.

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Re: Getreideanbau für Anfänger - erste Planungen

#10

Beitrag von Dyrsian » Di 26. Okt 2021, 19:33

Ich habe mal 10 qm Gelbweizen angebaut. Das geht ganz gut, ich habs als Winterweizen gemacht. Gegen den Weizen hatte Unkraut keine Chance. Der Weizen wuchs gut und das Brot war lecker. ICh habe allerdings immer mit gekauftem Mehl gemischt, weil die Getreidemühle sehr grob gemahlen hat und mir reines Vollkornmehl nicht schmecht. Auf Sieben hatte ich nun gar keine Lust.

Das Dreschen war eine rechte Maloche, wir haben es in ein Betttuch gepackt und mit Knüppeln draufgeschlagen. Die Spelzen haben wir dann mit einer Camping-Luftpumpe weggeblasen. Leider war das Stroh sehr unvollkommen ausgedroschen, sodass im Erdbeerfeld dann überall Weizen auflief, was mir ziemlich auf den Sack ging. Würde ich es nochmal machen, würde ich die Ähren von den Halmen grob abschneiden und dann ausdreschen und wegwerfen und das ährenlose Stroh verteilen. Es macht alles in allem viel Spaß und ist eine tolle Sache, grade für Kinder. Der Ertrag steht aber echt in keinem Verhältnis zum Aufwand.

Dieses Jahr will ich mal Sommergerste zum Brauen anbauen. Da muss ich ja nicht unbedingt die Spelzen so super ausblasen, weil beim Brauen stört es ja nicht. Mal sehen wie das klappt, auch mit dem Mälzen. Ich werden auf die 10 qm mal zwei Karren Pferdemist ausbringen jetzt die Tage und dann abdecken, im Frühling mit der Breitgabel lockern und dann drauf mit dem Zeug.

Macht ein schönes Sommergefühl, so reifes Getreide im Garten. Und man hat Stroh ohne Chemikalien drauf für die Erdbeeren und Kinder.

Roggen wär mir persönlich zu heikel, wegen Mutterkorn. Bei Weizen gibt es wohl Fusarium, ist aber wohl weniger schlimm. Ich hab meinen gegessen, er sah gut aus und wir leben noch ;)

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