Getreideanbau

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MeinNameistHASE
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Re: Getreideanbau

#41

Beitrag von MeinNameistHASE » Do 9. Jun 2016, 15:07

guzzmania hat geschrieben: So geht das ohne Monokultur, ohne Agrochemie um Halme kurz und Beikräuter tot zu machen, ohne jährlichen Kauf von Hybridsaatgut vom Agrokonzern.

lg
guzzmania
1. Monokultur ist eine spezielle Form der Fruchtfolge. Bei Weizen wird in der Regel maximal 2 Jahre hintereinander angebaut, sog. Stoppelweizen. Der korrekte Begriff ist "Reinkultur", wenn auf dem Acker praktisch nichts anderes steht.
2. ganz spezielle Unkräuter, wie Winden und Klettenlabkraut kommen in diesem Anbausystem wahrscheinlich nicht vor. Die lassen sich nämlich nicht durch dichtes Blattwerk beeinflussen. Stroh hat heute eben mal nur eine geringe Bedeutung, wobei die meisten Sorten schon genetisch auf Kurzstrohigkeit ausgerichtet sind. Die Wachstumsregler dienen dazu die Seitentriebe zu fördern und die Haupttriebe im Wachstum etwas zu verlangsamen durch einen kurzfristigen Eingriff in die Gibberellinsynthese (Zellstreckung wird gemindert). Durch diese Maßnahme steigt auch die Dichte der Bestände/ der Grad der Bodenbedeckung.
3. Gerade beim Weizen sind nur 5 (2015) Hybridsorten auf dem Markt verfügbar, bei denen Landwirte jedes Jahr Saatgut kaufen müssten. Auch bei normalem Saatgut wird immer seltener nachgebaut, sondern auf die Qualität der Züchterhäuser vertraut.

Mich würde mal interessieren, wie es bei der von dir beschriebenen Methode mit der Qualität des Getreides aussieht? Und vor allem welcher Anteil an Ausfallgetreide damit fabriziert wird, der die Folgekultur beeinflusst.

LG Jonas
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Adjua
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Re: Getreideanbau

#42

Beitrag von Adjua » Do 9. Jun 2016, 15:27

Mich nervt dieses "So geht das".

Geht vielleicht für den einen an seinem Standort, für den anderen gar nicht. Bei uns zum Beispiel regnet es viel zuviel, fast alle Sorten werden krank. Da hülfe wohl auch die beste Mischung nichts, maximal die Verwendung der alten Sorten wie Binkelweizen.

Zudem würde mich interessieren wie gleichmässig die Reife dann ist - oder wird da dann durchgepflückt :hmm:

Bevor ich "so geht das" sage, probiert ichs (mittlerweile) mal selber. Waldstaudenroggen geht bei uns zum Beispiel, wenn das Feld halbwegs glatt ist bei der Aussaat (so gut wie Kartoffeln auf neu umgebrochener schlecht durchgeackerter Erde ist er nicht). Er unterdrückt auch das Unkraut recht gut (Buchweizen tut das bei mir allerdings auch). Er steht bei Regen und Sturm besser als alles andere auch besser als das Gras, auch wenn er schon 2m hoch ist. Pràchtig gewachsen und eingekörnt auch ohne Dünger.

Das geht bei mir. Konditionen: Kurze Saison, nass, schwere Gewitter, aber auch viele Sonnentage, hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Schwerer Boden am Nordhang 750m Seehöhe.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Getreideanbau

#43

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 9. Jun 2016, 15:37

Adjua hat geschrieben:Mich nervt dieses "So geht das".
mich auch, ehrlich gesagt - geht aber eher in Richtung Jonas :duckundweg:
danke, guzzmania, für den Hinweis - wäre es wert, auszuprobieren! :daumen:
(nur bau ich leider keinen Weizen an, Klima passt nicht und ich mag ihn nicht essen).

Der Waldstaudenroggen ist bei mir gut gekeimt - allerdings (wahrscheinlich, weil ich im Herbst nicht gemäht habe??) unterdrückt er kaum das Unkraut. hab bemerkt, dass die kürzeren Gräser, die dazwischen wachsen, die urlangen Roggenhalme stützen - wo keine Gräser sind, ist er umgefallen.
ist echt überall alles anders.
freu mich aber schon auf die Ernte und grübel hin und her, ob ich mir da jetzt eine Pilzvergiftung hole - bei uns ist es dauerfeucht :hmm:
und wenig Sonne, weil am Fuße eines Nordhanges - lehmige bis tonige Erde, die obwohl sie "arm" aussieht und kaum gedüngt wird, dicke Kürbisse und Brennessel bringt. Saison ist bei uns normal lang, die Nächte werden kühl.

Was ich ja noch viel spannender finde, ist diese sagenhafte Gersterbsen-Mischung (Gerste und Erbse gemeinsam angebaut, gemeinsam geerntet und gemeinsam verkocht)

Adjua
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Re: Getreideanbau

#44

Beitrag von Adjua » Do 9. Jun 2016, 17:11

Ina Maka, die permakulturistische Ökoromantik muss nicht immer mit Ökoignoranz einhergehen. Es ist nun mal jedem, der sich schon mal mit Getreideanbau beschàftigt hat, bekannt, dass unterschiedliche Sorten unterschiedlich ausreifen und man dann eben entweder teilweise grün erntet oder Ausfall hat.

Somit sind Nachfragen auf ein bloss angelesenes "So geht das" durchaus legitim.

Und auch wenns nicht romatisch ist: Gerste/Erbsen, schon mal probiert? Oder Gerste/Linsen? Da gibts genau die gleichen Abreife-Probleme, wenn man nicht genau zusammenpassende Sorten fûr den eigenen Standort findet (ich hab schon Probleme eine alte Sorte hier zu finden, die keine Futtergerste ist...)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Getreideanbau

#45

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 10. Jun 2016, 09:10

Adjua hat geschrieben:Somit sind Nachfragen auf ein bloss angelesenes "So geht das" durchaus legitim.
Ja, natürlich! Nettes Nachfragen aus Interessensgründen ist auf jeden Fall legitim, besagtes post hat sich für mich nur irgendwie anders gelesen.
Und mich hat eher der 1. Punkt gestört ;) Das Wort "Monokultur" wird im Alltagssprachgebrauch einfach für ein riesiges Feld, in dem nur eine Frucht wächst, verwendet.
Ich mag von meinen Eltern sprechen lernen, nicht von Wissenschaftern.
(Meine Rosen haben noch immer - noch immer!! - Dornen, so ging es Jahrhunderte....)
Adjua hat geschrieben:Und auch wenns nicht romatisch ist: Gerste/Erbsen, schon mal probiert? Oder Gerste/Linsen? Da gibts genau die gleichen Abreife-Probleme, wenn man nicht genau zusammenpassende Sorten fûr den eigenen Standort findet (ich hab schon Probleme eine alte Sorte hier zu finden, die keine Futtergerste ist...)
Deshalb sagte ich ja auch "sagenhafte" - ich weiß, dass viele alten Sorten verschwunden sind, aber die wieder zu beleben, das reizt mich halt.
hat jeder so seine Hobbys ...
(nein, ich hab keine Erbsen-Gerste-Mischung, die zugleich abreift - HÄTTE SEHR GERNE EINE !!! - ich probiere heuer grad mal "Maisbohnen", die angeblich am Mais hochklettern können, ohne ihn zu killen und trotzdem Kerne tragen)

Ich finde ausprobieren sehr schön und freu mich, zu lesen, was andere so experimentieren (freu mich immer auch über die Ergebnisse!!)

Kennst du die "Wildschönauer Rüben"? hab ich beim Spar entdeckt und wollte sie mitnehmen - wurden früher viel gegessen - wie schmecken die? wie wachsen die??

Und mich interessieren weitere Berichte über das gemischte Weizenfeld sehr! :)

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Re: Getreideanbau

#46

Beitrag von Adjua » Fr 10. Jun 2016, 12:02

Die Wildschönau ist bei uns ums Eck wenn du willst kann ich dir Wildschönauer Rübensamen besorgen.

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Re: Getreideanbau

#47

Beitrag von MeinNameistHASE » Fr 10. Jun 2016, 14:28

ina maka hat geschrieben:
Adjua hat geschrieben:Somit sind Nachfragen auf ein bloss angelesenes "So geht das" durchaus legitim.
Ja, natürlich! Nettes Nachfragen aus Interessensgründen ist auf jeden Fall legitim, besagtes post hat sich für mich nur irgendwie anders gelesen.
Und mich hat eher der 1. Punkt gestört ;) Das Wort "Monokultur" wird im Alltagssprachgebrauch einfach für ein riesiges Feld, in dem nur eine Frucht wächst, verwendet.
Ich mag von meinen Eltern sprechen lernen, nicht von Wissenschaftern.
(Meine Rosen haben noch immer - noch immer!! - Dornen, so ging es Jahrhunderte....)
Ich wollte mit diesem Post lediglich die unbestreitbaren Fakten auf den Tisch legen und nichts kritisieren. Oftmals sind diese nur bruchstückhaft bekannt. Und falls es Guzzmania als zu harsch formuliert auffassen sollte, tut es mir leid. Ich bin der Typ einer kurzen und knappen Aussage.
Gerade das Thema Landwirtschaft ist ein heißes Eisen, wo ich von mir persönlich als auch von allen anderen, die daran herumdiskutieren, ein gewisses Niveau erwarte.

PS: Eine häufige Kombination ist Hafer und Erbse. Sommergerste und Erbse könnte evtl auch funktionieren (beide zwischen 110 und 130 Tagen Kulturdauer)
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

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Re: Getreideanbau

#48

Beitrag von holzgaser » Sa 11. Jun 2016, 23:03

@Adjua
(ich hab schon Probleme eine alte Sorte hier zu finden, die keine Futtergerste ist...)
Ich hab eine alte Gerstensorte (Sommergerste) die einen Eiweisgehalt von 10% - 12% hat. Diese Sorte wurde um 1850 gezüchtet. Sollte als Braugerste
in unsere Zeit verwendet werden aber dazu ist leider der Eiweisgehalt zu hoch. Diese Sorte ist für den Bioanbau sehr gut geeignet. Da darfs Du alles machen nur keinen Mineraldünger geben sonst fällt die Gerste um!

Link zu einem Anbauversuch:

http://www.holzgasjournal.de/images/PDF ... e_tp_1.pdf
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Getreideanbau

#49

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 12. Jun 2016, 07:57

holzgaser hat geschrieben:@Adjua
Ich hab eine alte Gerstensorte (Sommergerste) die einen Eiweisgehalt von 10% - 12% hat. Diese Sorte wurde um 1850 gezüchtet.
klingt spannend!!
Kleine Frage - wieso ist ein hoher Eiweißgehalt gut bei Speisegetreide? ist nicht eher ein hoher Mineralstoffgehalt praktisch? Das Eiweiß holt man sich ja normalerweise woanders her - oder nicht?

Ich hab vor, nachdem ich die Gerste mal vermehrt habe, Nacktgerste mit Palerbse "Kleine Rheinländerin" gemeinsam ausszusähen. Wird aber dauern, ich möchte zuerst mal die Gerste alleine vermehren. hab sie aus dem Tauschpacket und da sind es nicht sooo viele Körner. muss ja wohl eine Palerbse sein, die Markerbsen erntet man ja nicht zu Trocknen.

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Re: Getreideanbau

#50

Beitrag von Adjua » So 12. Jun 2016, 08:43

Holzgaser, danke für den Link. In unserer Gegend kommt strafverschärfend hinzu, dass es sehr viel regnet. Daher werden die meisten Getreidesorten krank. Es gab bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts angepasste Sorten, beispielsweise einen St. Johanner Weizen und den berühmten Binkelweizen, sehr kurzhalmige und pilzresistente Sorten. Gerstentechnisch wurde in letzter Zeit die Fisser Gerste wiederentdeckt. Die gedeiht anscheinend überhaupt erst ab einer bestimmten Höhenlage gut (hätte ich) und soll auch kurzhalmig sein. Diese zu probieren wàre ein Projekt für mich für nächstes Jahr - dürfte in deren Ursprungsbebiet allerdings auch trockener sein als hier.

Ob Mischungen bei mir angesichts der Pilzgefahr wirklich so gut sind :hmm:

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