nun ja...wie du ja mittlerweile selbst festgestellt hast: ohne zeitweilige Trennung der Geschlechter produzieren die Tiere Junge wie am Laufband und das zu den ungebetensten Zeiten; eine Frage die sich bei der Selbstversorgung mit Kaninchenfleisch doch vorrangig stellt, ist jene nach dem bestmöglichen Einsatz von Ressourcen.
Was nützten mir 25 junge Kanickl im Oktober, wenn ab Novomber kein Gras mehr wächst und im Januar und Februar, wenn die Tiere in der Hauptwachstumsphase sind, eine dicke Schneedecke über dem Boden liegt?
Die Folge sind dann übermäßige Zufütterung mit Getreide - welches im Übrigen nicht gerade artgerecht und ebensowenig gesund ist: Kaninchen sind Grünfutterfresser und dieses sollte auch >75% ihrer Nahrung ausmachen - und ein enormer Verbrauch von Wintereinlagerungen wie Heu und Obst/Gemüse (diese Sachen über das Jahr hinweg zu produzieren macht für den Zuchtbestand allein schon genügend Mühe).
Der Hauptvorteil beim Kaninchen liegt doch für den SV in der billigen Ernährung (Grünschnitt!). Dieser sollte nach Möglichkeit auch genutzt werden. Obst und Gemüse bringen die Tiere zwar durch den Winter, könnten aber von dir selbst genauso gut gegessen werden; überspitzt formuliert streitest du dich im Winter mit den Viechern ums Essen (so zumindest meine Frau
).
Demnach würde es weit sinnvoller erscheinen, nur im Frühling und Frühsommer werfen zu lassen; wie dir sicher nicht entgangen ist, ist auch damit noch für ausreichend Nachwuchs gesorgt.
Als nächstes noch ein Tipp zur Fütterung für Anfänger. Die Seite "Kaninchenwiese.de" diskutiert nahezu jedes erdenkliche Futtermittel und stellt ausführlich dar, welche Vor- und Nachteile man erwarten kann (von der steigenden Vitalität gesunden Futters, bis hin zur schlimmsten Unverträglichkeit).
Obgleich die Betreiber wohl der unangenehmsten Sorte von militanten Vegetariern/ Veganern/ oder sonstigem Zeugs angehören, ist der Mehrwert der dortigen Betrachtungen doch immens.
Was etwa die wenigsten wissen: Weizen und Roggen sind für Kaninchen wohl recht unverträglich; man tut den Tieren mit diesen "Leckerlies" also keinen Gefallen und sollte wenn überhaupt zu Getreide, dann eher zu Gerste; Hafer; Mais greifen.
Was die Sache mit dem Auslauf betrifft: du wurdest ja bereits darauf hingewießen, dass das lange Zeit gutgehen kann und dann plötzlich nicht mehr. Ohne Wechselweiden wird der Krankheitsdruck irgendwann einfach zu stark; selbst wenn das Terrain außerordendlich groß ist, werden die Flächen rund um den Stall frequentiert betreten und beschmutzt. Kozidien sind da eine unangenehme Sache, vor allem weil die meisten Kanickl sie ohnehin in sich tragen, also latent infiziert sind. Den Alten macht das nicht aus, aber wenn es im Jungtierbestand zu einem Ausbruch kommt, ist der Jammer oft groß, denn dann hauts die Kleinen reihenweise um.
Das alles erstmal vorab und noch großes Kompliment hinterher geschickt:
wer sich um artgerechte Gruppenhaltung von Kaninchen bemüht, hat die Zeichen der Zeit erkannt und darf sich meiner Unterstützung (und wohl auch der des gesamten Forums) gewiss sein.
Viel Erfolg und weiter so.
PS: Ich habe die Auslaufhaltung eingestellt --> Gruppenhaltung im großen Offenstall für die Weiblein mit Nachzucht; nur der Bock läuft (allein schon mangels Gesellschaft) ganzjährig mit den Enten im Freien.
Die Menschen wandern gegebenenfalls öfter nach Sibirien. Die Kanickel dagegen nur einmal.
C.N.