Mal was zu Bienen in Ö

Antworten
Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Mal was zu Bienen in Ö

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 27. Aug 2012, 22:22

Da hat mal wieder einer die Schnauze voll :

Offener Brief an die Redaktion der Bauern Zeitung (Bauernbündler),
(geklaut aus dem IF von mir :bieni: )

Sehr geehrter Herr Präs. Ing. Hermann Schultes!

Ihr Schreiben in der österreichischen Bauernzeitung, Ausgabe Nr. 34 vom 23.August 2012, Thema "Bienensterben: Forschung über Ursachen verschleppt" überrascht mich als Imker doch sehr, Sie fordern hier den Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger auf die "Ursachenforschung für das Bienensterben nicht mehr weiter zu verzögern"! Beinahe möchte ich nun meinen der markante Spruch "Bei meiner Ehr" gilt für die Bauernschaft nicht mehr!

Vor bereits etwa 35 Jahren wurde die Varroa Milbe in Österreich erstmals entdeckt, seither haben wir Imker und Imkerinnen gelernt mit diesem Parasiten zu leben, bzw. unter der Schadschwelle zu halten, was wir mit unseren emsigen Bienen jedoch leider nicht können ist mit den massenhaft ausgebrachten Insektiziden zu leben. Bauern in unserer Hollabrunner Region sind hier offenbar besonders emsig im Einsatz, ebenso wie einst die legendären Hunnen, die bekanntlich lediglich zur Schlafenszeit von Pferd stiegen, sieht man unsere Bauern nur noch auf den Traktoren sitzend ihren Tätigkeiten nachzukommen. Schon unmittelbar nach der Eis- und Schneeschmelze, mitunter sogar noch auf gefrorene Böden, nur um möglichst rasch zu sein, wird mit dem Kunstdüngerstreuer ausgefahren. Sind diese offenbar enorm wichtigen Tätigkeiten abgeschlossen, geht´s auch schon los um abermals möglichst schnell mit der Giftspritze auszufahren, selbst an Sonntagen nach der Hl. Messe und Frühschoppen werden noch schnell in der Mittagszeit und bei bestem Bienenflug Insektizide in blühenden Kulturen, z.B. Raps, ausgebracht, hemmungslos und ohne Rücksicht auf eventuelle Nützlingsverluste wird gespritzt was das Zeug nur hält! Frage ich bei der Wasserabgabestelle nach dem "Warum", heißt´s beinahe bedrohlich, "was gehen mich eure Bienen an"!

Möglicherweise glauben Sie mir nun das vorhin geschriebene nicht, wäre dem tatsächlich so, so würde ich Sie sehr gerne an einem Sonntag zur Mittagszeit zu mir ins ansonsten wunderschöne Schmidatal einladen, bei dieser Gelegenheit könnten wir sogleich Kamera bewaffnet eine Rundreise von den Wasserabgabestellen beginnend bis die blühenden Rapsfelder unternehmen. Ich versichere Ihnen schon jetzt, sehr geehrter Herr Präs. Schultes, Ihnen würden bei diesen Rundfahrten die Haare zu Berge stehen.


Nun noch ein Bericht aus meiner Imkerei, passiert im Vorjahr zu Blühbeginn der ersten Grünbrachen; Nach der Rückreise aus den Wald- und Sonnenblumentrachten um etwa den 20.Juli bekamen die überaus starken und vitalen Bienenvölker ihre erste Futtergabe, unverzüglich darauf wurde mit der Varroareduzierung begonnen. Die Entmilbung erfolgte mittels 85% iger Ameisensäure, weder gab es dabei Königinnen- noch Völkerverluste. diese Maßnahmen waren höchst wirksam, fielen doch in der Folge nahezu keine Milben mehr ab. Uns Imker und Imkerinnen ist schon längst zur Gewohnheit geworden laufend den Befall zu kontrollieren, dies um bei steigender Milbenbelastung unverzüglich agieren zu können.

Mit Blühbeginn der ersten Grünbrachen etwa um Mitte September änderte sich die Situation schlagartig, innert 10 Tagen war ein kompletter Stand mit immerhin 27 Wirtschaftsvölkern tot. Man sollte es nicht für möglich halten, keine einzige Biene lebte nach diesen nur lediglich 10 Tagen noch, die Stöcke waren bei vollen Futterwaben vollkommen Bienenleer. Natürlich habe ich keine Beweise, fanden doch die Bienen im Felde der Ehre ihr armseliges und unglückliches Ende. Ihnen wird jedoch sicherlich ebenso wie mir bekannt sein, dass Bienen die mit PSM & Co in Kontakt kommen ihr Orientierungsvermögen verlieren, mit einem Wort, sie finden zu ihren Bienenstock nicht mehr zurück! Ich darf hier anmerken, in der Erhebung der Winterverluste, durchgeführt von der Carl-Franzens-Universität Graz, gab es im Bezirk Hollabrunn mit etwa 50% Völkerverlusten den mit Abstand höchsten Wert, hier bitte http://liberiu.com/home/Ueber-die-Bi...Bienenvoelkern.

Noch etwas zum wirtschaftlichen Wert dieser 27 Bio zertifizierten Bienenvölker, pro Volk kosten diese EUR 150,-- x 27 entspricht den Wert von EUR 4.050,--, hinzu kommen noch die Futterkosten für Bio-Zucker, sowie ein Ernteausfall als Wanderimker von durchschnittlich etwa 100 kg pro Volk. Würde nun bei der Bauernschaft auch heute noch der Spruch "bei meiner Ehr" gelten, so würden sie als Verursacher für diesen Schaden auch aufkommen, leider ist dem nicht mehr so! Mir nun zu sagen "selber Schuld, haben deine Bienen ja auch Varroa Milben" ist ein leichtes, jedoch Verantwortung für unsere Natur und deren Nützlinge zu übernehmen, dies hat in der Bauernschaft keinerlei Bedeutung mehr. Man sollte also nicht bei Hrn. BM Stöger sinnloses urgieren, sondern beim eigenen Klientel nachfragen, was denn da passiert sein könnte und vor allem, wie dies in Hinkunft verhindert werden könnte.

Noch etwas zu Ihrer ergänzenden Information, erfreulicherweise hatte ich nicht nur diesen einen Standort, sondern dessen mehrere, in allen anderen erlebten meine Völker das heurige Frühjahr völlig problemlos. Man bedenke nun, bei der ganz genau gleichen Betriebsweise und bei der ganz genau gleichen Milbenreduzierung gibt es hier keine Völkerverluste, nur wenige Kilometer davon entfernt gab es einen Totalverlust mit 100% Ausfälle.

Seit dem heurigen Jahr wurde ich nun sogar urbaner Imker im Wiener Raum, also weit weg von den mehr als schon bedenklichen Feldern mit ihren PSM & Co. Das mir als Bio-Imker mit etwa 40 Jahren Berufserfahrung dabei das Herz blutet, ich denke, dies können Sie sich sicherlich sehr gut vorstellen.

Mit freundlichen Grüßen
Josef Fleischhacker
gepr. Imkermeister
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10733
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#2

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 27. Aug 2012, 22:45

*seufz*

wir kämpfen für unsere bienen nur noch auf verlorenem posten, 'bauer' ist DAS reizwort geworden für die (ost)österreichischen bienenhalter. die situation ist nicht schön im moment :ohoh:
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
luitpold
Beiträge: 2888
Registriert: Fr 6. Aug 2010, 18:00
Wohnort: wien/nö

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#3

Beitrag von luitpold » Mo 27. Aug 2012, 22:54

irgendwie macht das keinen sinn....
ich hab mir gerade die statistik ganz kurz angesehen, da sind oft bezirke mit kleinen landwirtschaften und hohen waldanteil schlechter als die agrarsteppen mit großbauern und monokulturen..... :hmm:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10733
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#4

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 27. Aug 2012, 22:59

auf kleinen feldern bringt sich schnell mal noch ne zusätzliche ladung gift aus, die erträge müssen extrem gepusht werden damit die kleinbauern überleben können.

es beisst sich immer selbst in den schwanz.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

kleinesLicht
Beiträge: 1138
Registriert: Do 13. Okt 2011, 07:56

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#5

Beitrag von kleinesLicht » Mo 27. Aug 2012, 23:39

Was spritzen die Bauern eigentlich staendig?

Letzte Woche wurde neben uns gesaet, gestern nachgesaet (sah jedenfalls aus, wie eine Sähmaschine) und heute gab es die erste Spruehladung.
Neben und hinter unserem Haus gab es dieses Jahr Weizen, vier "Ueberfahrten" habe ich gesehen. Eine war Halmverkuerzungsmittel und eine Fungizid, kurz darauf noch eine ??? Und dann wurde der Weizen reif.
Gegenueber war Gerste und da habe ich drei "Ueberfahrten" mitbekommen bis zur Ernte, das Feld liegt seit ein paar Wochen brach, mal sehen, was da noch kommt.
Rechnet sich das eigentlich alles?

Soweit ich mitbekommen habe, sind die Jaeger auch ziemlich sauer auf die Bauern...
viele Grüße
ein kleines Licht

granit500
Beiträge: 55
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 22:28
Wohnort: Lkr. Verden

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#6

Beitrag von granit500 » Mo 3. Sep 2012, 23:57

War vermutlich eine Vorauflaufbehandlung gegen Unkräuter am Tag nach der Saat.

Im Weizen "fehlt" noch die Herbizidbehandlung, die 4. Überfahrt war vermutlich nochmal Fungizid (hats geregnet zwischendurch?) oder totspritzen.

In der Gerste vermutlich auch 1x Herbizid, 1x Halmverkürzer, 1x Fungizid.

Wobei man i.d.Regel verschiedene Mittelchen im Tank mischt. Da kann auch schon mal AHL (Flüssigdünger) gleichzeitig mit was anderem ausgebracht werden. Oder Halmverkürzer gleichzeitig mit Fungiziden. Gibt da der Möglichkeiten viele. Aber die will ich eigentlich gar nicht wissen....

Gruß
Dirk

Winnie07
Beiträge: 892
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 21:24
Wohnort: Kematen

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#7

Beitrag von Winnie07 » Sa 8. Sep 2012, 21:58

Kann auch nur bestätigen, dass die Wogen teilweise hoch gehen. Es wird mit Argusaugen beobachtet, ob auf einem Feld mehrmals hintereinander Mais angebaut wird - und dann ist das oft Thema mit anderen Imkern. Auch Kürbisse werden behandelt, was für die Bienen katastrophal ist.
lg
Winnie07

Der_Rabe

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#8

Beitrag von Der_Rabe » Fr 21. Sep 2012, 13:35

Was einfach hermuss, sind unabhängige untersuchungen. So wie das von allen Seiten aufgebauscht wird kann das meiner Meinung nach nichts werden, jedenfalls kann so keine Lösung für das Problem erarbeitet werden. Dabei ist das ziemlich dringlich, ich weiß gar nicht warum sich die Leute nicht dessen bewusst werden, dass wir es hier mit einer ebenso gravanten Problematik zu tun haben wie Klimaerwärmung und Peak Oil.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10733
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#9

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 21. Sep 2012, 14:33

auch wenn das weithin sichtbar ist dass du bloss ein paar posts verfasst damit dein werbelink nicht so auffällt:

du könntest die erfoderlichen unabhängigen untersuchungen ja gerne finanzieren. schon wär die welt gerettet.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
fuxi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 5900
Registriert: Di 3. Aug 2010, 10:24
Wohnort: Ruhrgebiet, Klimazone 8a
Kontaktdaten:

Re: Mal was zu Bienen in Ö

#10

Beitrag von fuxi » Fr 21. Sep 2012, 14:41

@kraut_ruebe
Danke für den Hinweis, Werbelink gelöscht.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Antworten

Zurück zu „Bienen“