Anfängerfrage

johannaxx
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Anfängerfrage

#1

Beitrag von johannaxx » Mo 27. Jan 2014, 22:47

Hallo,

mein Schatz fängt jetzt an zu imkern (Bienenkiste), ich interessiere mich auch dafür, aber wir haben ausser theoretisch (Bücher, Internet) noch kaum Ahnung. Meine Freundin war schon bei einem Treffen des örtlichen Imkervereins letzten Herbst, dem wir auch beitreten wollen. (Seither haben wir aber nicht rausbekommen ob/wann ein nächstes Treffen ist). Dort hieß es, man dürfe nur mit den örtlichen Bienen arbeiten, nicht mit fremden Völkern. In einem Radius von 1 km zu unserem geplanten Standort weiß ich mindestens 3 Imker, einer scheint esauf jeden Fall recht kommerziell anzugehen. Ich weiß leider noch nicht was für eine Rasse die Imker hier dann haben (um die richtiugen Fragen zu stellen muss man auch erst mal was wissen)....jetzt machen wir uns Gedanken, wie wir an ein Volk kommen (Schwarmbörse waren wir schon letzten Frühling/Sommer drauf, da tat sich gar nichts). Und ob das wirklich ein hiesiges Volk sein muss. Aber wenn die Imker hier so eine Art Reinerhaltung wollen, müssten sie uns doch auch irgendwie die Möglichkeit geben an ein entsprechendes Volk zu kommen? Wie kennt ihr das in euren Gegenden? Wie kommt ihr an ein neues Volk? Und wie ist das wenn wir eine Landrasse oder dunkle Biene wollen, dürfen wir das und wo bekommt man ein solches Volk her?

Grüsse,
Johanna :bieni:

Sabi(e)ne
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Re: Anfängerfrage

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 27. Jan 2014, 23:10

Bitte, bitte, bitte - vergiß die Bienenkiste.
Das ist Bienenquälerei, weil Bienen - wann immer möglich - schmale, aber tiefe Wabengassen bauen, und nicht laaange niedrige.
Das hat den Grund in der Wärmehaltigkeit, das Brutnest wird normal so kompakt wie nur möglich gehalten.
Dazu kommt, daß die Honigernte daraus (und jede Nachschau) ziemlich unbequem ist - man muß ja die Kiste auf die Stirnseite stellen, und dann finden die Bienen ihren Eingang nicht mehr, und werden stinkig.
Ich rate dringend zu einem Kurs im lokalen Verein und dem lokalen Wabenmaß für den Anfang, und einem Paten.
Es bringt gar nix, Bienenhaltung als Einzelkämpfer anzugehen - dafür sind die Bienen zu komplex.
Man muß schon ein Grundwissen und den Umgang mit ihren erlernen, von jemandem, der weiß, was er da tut, und es euch beibringt und erklärt.
Ansonsten könnt ihr das Geld auch gleich verbrennen, weil ihr ohne Erklärung nicht wißt, was grad normal ist und was nicht - zumal sich das ja auch noch mehrfach ändert über den Sommer.
Es ist nicht einfach "Kiste hin, Schwarm rein, Honig raus, fertig - die Bienen sind viel komplizierter.
Die Bienenkiste hört sich easy an, ist es aber beileibe nicht.
Bitte macht einen Grundkurs in eurer Gegend.
Bitte.
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Re: Anfängerfrage

#3

Beitrag von johannaxx » Mo 27. Jan 2014, 23:44

tja, wenn sich die Damen und Herrn des Imkervereins etwas weniger als geschlossene Elitegesellschaft zeigen würden und zb mails oder Anrufe auf AB beantworten würden....

ja, und du sagst jetzt Bienenkiste ist Mist. Super. jeder der mit Bienen was macht, sagt etwas anderes. Mein eigener Onkel ist Imker - der blockt jede Frage ab (na gut er ist 75 und total einsiedlerisch, aber trotzdem). Wir wollen keinen Turboertrag, wir wollen was lernen, und der schwindenden Menge an Bienenvölkern entgegenwirken. Frag 10 Imker und du hast 25 Meinungen, so ist mein Eindruck, ich kenne das aus der Pferdehaltung (da kenne ich mich immerhin aus). Bevor uns keiner hilft und wir nix machen, versuchen wirs halt autodidaktisch, was bleibt uns sonst übrig?

Weil wir was lernen wollten haben wir uns ja an die örtlichen Imker gewandt. Nur war das leider nicht so von Erfolg gekrönt. Ausser dem diktatorischen Verbot andere als hiesige Bienen anzusiedeln kam nix. Und am einem Lehrbienenstand etwas weiter weg gibt es irgendwelche Führungen für interessierte Schulklassen - das geht nicht tief genug, und es sind alles konventionelle, auf möglichst hohen Ertrag ausgerichtete Imker.

By the way, Frage an alle: gibts hier in der Nähe (Umkreis Penzberg) jemand der "anders" imkert und bereit wäre einem was beizubringen?

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Re: Anfängerfrage

#4

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 27. Jan 2014, 23:58

Das Verbot kannst du getrost in die Tonne kloppen - außer, ihr seid im Bereich einer gesetzlich geschützten Belegstelle.
Ob es den Kollegen paßt oder nicht - sie haben das außerhalb einer Belegstelle nicht zu sagen - du kannst jede Biene anschleppen, die du willst - jedenfalls in D.
Geh mal im www.imkerforum.de gucken - da ist man hilfsbereiter.
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Re: Anfängerfrage

#5

Beitrag von tipopaar » Di 28. Jan 2014, 09:09

Hi Johanna!

Hast du das schon gelesen? --> http://www.warre-bienenhaltung.de/

sG E

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Re: Anfängerfrage

#6

Beitrag von Omni » Di 28. Jan 2014, 09:34

Wenn der örtliche Imkerverein so unfreundlich ist - dann gehst Du einen Ort weiter.

Ich weiß nicht, wie bei Euch die Dichte der Vereine ist, aber bei uns war das kein Problem.
Der Vorstand des örtlichen Vereins wohnt Luftlinie ca. 300 Meter von uns entfernt. Ich dachte "prima", die dachten sich wohl "oh, Konkurenz".
Blöde eigentlich, machen die in der Zeitung Werbung sie wollten Nachwuchs, weil nur 12 Imker in dem Ort sind.
Naja, jetzt bin ich im Nachbarort (rund 15km) bei den Imkern, knapp 100 Imker, auch aus meinem Ort welche, denen der kleine Verein ebenfalls zu unfreundlich war.
Die haben sich gekümmert, mir auch mein erstes Bienenvolk geschenkt.

Achso, ja: Bienenkiste dachte ich als unwissender Anfänger auch zunächst toll... Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe. Für Profis ist das vielleicht etwas, aber ich halte seit keinen 4 Jahren Bienen und wäre damit sicher nicht klargekommen. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn ich im Umgang mit den Bienen vertrauter bin.

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Re: Anfängerfrage

#7

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 28. Jan 2014, 10:12

Moin,
Für Profis ist das vielleicht etwas,
NEIN, du wirst niemanden finden, der ernsthaft damit arbeitet (unter ernsthaft verstehe ich alles ab 50 Völkern).

Wenn du was anderes willst, als die anderen, dann guck dich doch mal unter der Auswahl der TopBeeHives um (aka "Kindersärge" :engel: oder TBH ).
Da hast du eine feste Kiste mit losen Oberträgern, an denen die Waben hängen - also voller Zugriff von oben und Rähmchen/Wabenbeweglichkeit.
Diese Kisten sind allerdings eher für wärmere Klimazonen entworfen worden, man hängt sie dort in die Bäume.
Für europäisches Klima muß man sie modifizieren und isolieren, aber die sind besser zu händeln als die Bienenkiste.

Oder man nimmt gleich eine Lagerbeute wie Golz, da spart man sich das Heben.

Die Warre ist auch nett, hat aber den Nachteil, daß es Stabilbau ist, und du nicht richtig reingucken kannst.
Und als Anfänger guckt man doch sehr, sehr gerne rein. ;)

Die Betriebsweisen sind aber alle nicht ganz einfach ohne gute Grundkenntnisse, weil viel von der Gegend/Tracht abhängt.

Und ein weiteres Problem ist die Überalterung der Imkerschaft, wo gern vieles mit dem Satz "das haben wir immer schon so gemacht" abgebügelt wird.
Ich hab 1995 angefangen, und lerne immer noch jedes Jahr dazu. :rot:
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Re: Anfängerfrage

#8

Beitrag von johannaxx » Mi 29. Jan 2014, 02:08

Hallo,

Warre lese grade, ebenso Phänomen Honigbiene (Tautz). Warre kommt auch in Frage. Bienenkistenbuch hab ich auch schon grob durch. Besonders interessant finde ich Warres Vergleich verschiedener Beuten und was er zu Mobilbau vs Stabilbau sagt.

Mittlerweile weiß ich jetzt auch dass unser zukünftiger Bienenplatz tatsächlich ca 1 km von einer Belegstelle entfernt ist, soll ich das jetzt toll finden oder blöd....

Meine Freundin (die es hauptsächlich betreiben wird, aber ich interessiere mich zunehmend auch dafür evtl "richtig" mitzumachen und nicht bloß so ein bisschen) war schon beim Lehrbienenstand und hat einen Bienenkistenkurs mitgemacht, war bei einem Imkerverein-Treffen im Sommer. Da waren schon welche, die ok waren, aber generell wirkte das ganze schon sehr so, wir sind hier die Platzhirsche und wissen alles besser, sehr konventionell und auf Ertrag aus.

@ Omni, genau das Ding mit der Konkurrenz kam uns auch so vor... der Lehrbienenstand (18 km) war leider ähnlich, ansonsten müsste ich mal schauen was es noch gibt in der Gegend. Aber eigentlich will ich ja mit den hiesigen zurecktkommen und es mir nicht gleich verderben...Uns geht es aber eher darum zu lernen, und das ganze möglichst naturnah und bienengesund zu machen, und vor allem wollen wir eben nicht permanent reinschauen und die Bienen stören. Lieber von außen beobachten.

50 Völker oder mehr finde ich nicht ernsthaft sondern schon eher etwas pervers...also wenn jemand das kommerziell macht soll er, aber mein Weg ist das nicht. Eine Art mal gleich zu verteufeln ohne konkret zu sagen warum, finde ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht hilfreich. Ich habe schon einiges gelesen und nach dem - theoretisch - angefangen mir eine Meinung zu bilden. Was mir Praktizierende dazu sagen höre ich mir gern an. @ Sabine, wie imkerst du und was ist dein Schwerpunkt? Was genau passt in deinen Augen nicht an der Bienenkiste?

Wieso TBH wenn es nichts für unser Klima ist? Hier im Voralpenland kann es sehr kalt werden.

Wenn ich so imkern "muss" dass ich ständig Rahmen rausreißen und die Bienen stören muss, oder gar diese ganzen willkürlichen Umsetzereien, Minischwärme und sonstnochwas....das sieht für mich nicht gut aus, bzw halt eben nach Gewinnmaximierung, aber nicht nach gesunder Bienenhaltung. Das möchte ich so erst gar nicht anfangen.

Wer hat Erfahrungen mit Stabilbau/Einfachbeuten und wie habt ihr angefangen?

viele Grüße

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Re: Anfängerfrage

#9

Beitrag von tipopaar » Mi 29. Jan 2014, 08:13

Wer hat Erfahrungen mit Stabilbau/Einfachbeuten und wie habt ihr angefangen?
Hi!
Ich hab
- mir alles an Information reingezogen was ich finden konnte.
- mich für Warre und die Dunkle Biene entschieden
- über beide nochmal im Detail informiert
- Warrebeute gebaut
- vom veren für die Dunkle Biene einen Kunstschwarm geholt
- und seither lerne ich :-)

Wie gesagt unsere Voraussetzung war Bienen halten der Bienen wegen und nicht wegen dem Honig und so wenig Aufwand wie möglich.
Mit Imkern in der Gegend reden bringt relativ wenig. Dunkle Biene und Warre! - da hat man mehr Aufwand denen darüber was zu erzählen und richtig ist sowieso nur wie es alle machen... :pfeif:

sG E

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Re: Anfängerfrage

#10

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 29. Jan 2014, 10:39

@Johanna: was mich an der Bienenkiste stört, ist das bienen-un-ge-mäße Format.
Ich hab es schon beschrieben: wo immer es geht, bauen die Bienen ihr Nest in Form von ca.7-8 Waben, die so lang (nach unten) gebaut werden, bis sie kurz vorm Boden sind.
Damit können sie mit relativ wenigen Bienen das Brutnest nach oben und unten gut warmhalten.
In der Bienenkiste hast du wenige niedrige horizontale, aber sehr laaaange Wabengassen - die zuzumachen, erfordert eine Menge Bienen, viel mehr als normalerweise.
Wärmehaltigkeit des Brutnests ist die alleroberste Priorität, und da ist die Bienenkiste eine der schlechtesten überhaupt.
Das Verhältnis Oberfläche zu Volumen bei den Waben paßt da nicht.
Außerdem wird dabei außer acht gelassen, daß die Bienen den Honig vorzugsweise ÜBER dem Brutnest lagern.
Dadurch wandert das ganze Brutnest im Jahresverlauf nach unten, durch den Druck des Honigs, und im Winter wieder nach oben.
Das geht in der Bienenkiste NICHT.

Die TBH habe ich erwähnt, weil darin die Bienen zweimal im Jahr "umschalten" - vom horizontalem Modus auf vertikalen Modus, und das ist eine sehr interessante Geschichte für Imker zu sehen, weil man das in normalen Kisten nicht kann.
Dazu kann man ziemlich viel bei Dennis Murrell (Natural Beekeeping) nachlesen.

Und 50 Völker sind lt Finanzamt (je nach Gegend auch erst ab 150) dann eben kein Hobby mehr, sondern lw. Nebenerwerb.

Und es gibt in D durchaus Profis (siehe z.B. die Gemeinschaft um Ansgar Westerhoff), die mit 2-3000 Völkern und mehreren LKW durch halb Europa ziehen - und dafür kann man sie NICHT verdammen - es ist eine legale Geschäftstätigkeit. Wie Schweine- oder Geflügelhaltung in großem Maßstab. Sehr kapitalintensiv.
Sowas wäre NICHT mein Ding, aber jeder, wie er mag.

Ich lege aber jedem Anfänger ans Herz, bitte erst mal die biologischen Grundlagen eines Bienenvolks zu lernen und zu verstehen(!).
Bis man am Flugloch ohne aufzumachen sehen kann, daß da in der nächsten Stunde ein Schwarm abgeht, braucht man ein paar Jahre. Imkerei ist nicht umsonst ein Ausbildungsberuf.
Da ist es nicht getan, sich Bienen zu holen, und die in irgendeine Kiste zu setzen, und zu hoffen, daß alles gut wird, sondern man sollte vorher lernen, wieso und warum manche Systeme Mist und andere gut sind.
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