Kuhfleisch

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emil17
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Re: Kuhfleisch

#11

Beitrag von emil17 » Di 18. Jun 2013, 06:13

IngeE hat geschrieben: Emil, was ist bei Dir Trockenfleisch?
Fleisch mit etwas Salz vorbehandeln, dann mit Gewürz einreiben, an der Luft trocknen lassen. Macht man im Winter, geht nur in Gebieten mit kalten Wintern und entsprechend trockener Luft.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Kuhfleisch

#12

Beitrag von Manfred » Di 18. Jun 2013, 08:28

Sabi(e)ne hat geschrieben:@emil: das liegt aber daran, daß die neumodernen Milchkühe alle massive Probleme mit den Klauen und dem Euter haben, und tw. schon vor der 4. Laktation gekillt werden müssen - es gibt nur noch sehr wenige Betriebe wie die Demeters (die NICHT besamen), die noch alte Kühe vorweisen können.
"Eine Kuh wird erst ab der 5. Laktation und den weiteren richtig rentabel" - so alt werden die Kühe nicht mehr, und fast alle Betriebe nehmen einen der Bullen aus den TopTen - was einen genetischen Flaschenhals schafft...
Die Politik hat da echt keine Ahnung, was da wirklich passiert (und ich meine die gesamte LW), und welche Auswirkungen es hat.
(das Gleiche gilt für die Neonics - welcher Bundestagsvertreter ist auch Imker?)
Sabine, da steht einiges drin, was ich so nicht stehen lassen kann.
Dass die Milchkühe alle massive Probleme mit Klauen und Euter haben, ist schlicht falsch.
Die Euter- und Klauengesundheit ist in den meisten Beständen viel besser als früher.
Richtig ist dagegen, dass die Qualitätskriterien der Milchverarbeiter massiv angezogen haben. Was früher von der Zell- oder Keimzahl her beste Verarbeitungsmilch war, muss heute weggekippt werden. Und entsprechend schnell landet eine Kuh mit zeitweise etwas höherer Zellzahl beim Schlachter.
Bei der kurzen mittleren Nutzungsdauer spielt auch der Zuchtfortschritt eine große Rolle. Wenn eine erstkalbende nicht die heute nötige Leistung bringt, wird sie umgehend aussortiert. Das drückt den Altersschnitt schon mal deutlich. Und ältere Kühe gehen auch früher ab, wenn junge mit besserer Leistung nachrücken.
Dass bei der Stoffwechselleistung, die eine Hochleistungskuh heute bringen muss, die Kühe keine 20 Jahre Nutzungsdauer mehr haben, ist klar. Und dass die Fütterung deutlich anspruchsvoller ist als früher, ist ebenfalls klar.
Der Trend zur reinen Milchleistungszucht ist aber schon vor ein bis zwei Jahrzehnten wieder abgeflaut. Inzwischen wird wieder vermehrt auf ein sehr gutes Fundament (Knochengerüst, Klauen), eine sehr gute Euteraufhängung und eine lange Nutzungsdauer gezüchtet.

Dass die Politiker zum größten Teil keinerlei Ahnung mehr von Landwirtschaft haben und damit auch keine Ahnung, was ihre Gesetze anrichten, muss ich leider vollumfänglich bestätigen.
Deshalb hören sie nur noch auf Berater wahlweise von der Agrarindustrie (inkl. den durch Vorstandspöstchen bestens integrierten DBV-Vertretern) oder der Umweltschutz-NGOs.
Die kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe haben in D keine Lobby und werden deshalb bei den Entscheidungen ignoriert.
Wer z.B. den Erhalt oder gar die Schaffung von artenreichem, extensivem Grünland will, der muss dessen Wirtschaftlichkeit dauerhaft sichern. Solange das nicht passiert, fallen diese Flächen auf der einen Seite der Intensivierung und auf der anderen Seite den Waldpflanzern zum Opfer.
Für Biogasmais gibt es Geld ohne Ende, und den Kulturlandschafts- und Umweltschutz will man durch Teilenteignungen (Dauergrünland mit Umbruchverbot ist viel weniger Wert als potentielles Ackerland, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung) erreichen.
Ist doch klar, was dabei raus kommt...
Ich habe gerade die Beweidung einer 7 ha Fläche extensiven Dauergrünlands ablehnen müssen, weil einfach keine kostendeckende Förderung gegeben ist. Umbruchfähig sind die Flächen eh nicht. Sie liegen seit Jahren brach und der Landschaftspflegeverband entfernt immer wieder mal für viel Geld die anfliegenden Fichten und Birken. Die Flächen sind an Arten total verarmt, weil von einem undurchdringlichen Grasfilz überwuchert, der fast keine anderen Pflanzenarten mehr keimen lässt.
Einige km weiter wird eine ähnliche Fläche sein ein paar Jahren durch Extensivbeweidung gepflegt. Da ist die Artenzahl geradezu explodiert. Leider ist auch da gerade unklar, wie es finanziell weiter geht. Dieses Jahr sind noch keine Tiere auf der Fläche. Der Bauer muss darauf warten, dass die EU ihren Mittelverteilungskampf für die nächsten Jahre ausficht...
Alleine diese zögerlichen und kurzfristigen Entscheidungen sind schon verheerend, da es keinerlei Planungssicherheit für die Bauern gibt.
Die könnten doch wenigstens mit 2 bis 5 Jahren Vorlauf für die jeweils nächste Periode über die Mittel entscheiden. Dann könnten sich die Bauern halbwegs darauf einstellen.

Manfred

Re: Kuhfleisch

#13

Beitrag von Manfred » Di 18. Jun 2013, 08:39

@Emil: Die politischen Voraussetzungen sind in der Schweiz völlig andere als in D und das Verbraucherverhalten auch.
Hier kann man nur darauf hoffen, dass ähnlich wie in den USA mehr und mehr ein Umdenken (und viel wichtiger auch aktives Umhandeln!) bei einem nennenswerten Teil der Verbraucher erfolgt.
Eine mittelbäuerliche, extensive Wirtschaftsweise kann auf Dauer nur bestehen, wenn sie sich wirtschaftlich gegenüber den anderen Betriebsformen durchsetzen kann. Und die Wirtschaftlichkeit steht neben den Fähigkeiten des Betriebsleiters auf den beiden Beinen hochpreisiger Absatz der Produkte und Förderung durch die öffentliche Hand.
Hätten wir einen entsprechenden Außenschutz, wäre das alleine über den Preis zu regeln.
Aber solange wird jedes landwirtschaftliche Billigst-Gentech-Urwaldvernichtungsprodukt reinlassen müssen, damit wir unsere Autos los werden, sind diese Betriebsformen ohne Förderung bis auf wenige Ausnahmefälle nicht wirtschaftlich darstellbar.
Bei meinem Betrieb z.B. müsste sich der Rindfleischpreis verdreifachen, wenn ich alleine vom Tierverkauf die Kosten decken müsste.
Ohne Förderung gäbe es für mich im Rinderbereich deshalb nur zwei Alternativen: Aufhören oder mit Importsoja intensivst mästen und das Grünland massiv düngen, um billigeres Grundfutter zu erzeugen. Und selbst im Fall einer solchen Intensivierung ist das wirtschaftliche Überleben fraglich. Die Bullenmäster haben nicht ohne Grund reihenweise aufgegeben.

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Re: Kuhfleisch

#14

Beitrag von emil17 » Di 18. Jun 2013, 11:33

Leider hast Du da recht ...
Und auch bei uns werden die Voll- und Nebenerwerbsbetriebe weniger.
Viele sind von der Lage des Betriebes her ausschliesslich auf Milchwirtschaft angewiesen und daher noch empfindlicher auf Preisvorgaben. Oder/und sie mähen Blümchen für den Tourismus und werden durch Landschaftspflegegeld bezahlt.

Es gibt aber auch viele Bauern, die verklappen ihrem Rindermist und streuen Kunstdünger, weil das aus betriebswirtschaftlichen Gründen einfacher zu sein scheint.

Hochqualitätsprodukte zu fairem Preis in kleinem Rahmen zu erzeugen und selbst zu vermarkten scheint eine gangbare Nische zu sein. Müsste auch in Deutschland gehen - es braucht das Konsumbewusstsein auf der einen Seite, das ist bei vielen Städtern durchaus vorhanden, und dann aber auch das leicht zugängliche Angebot. Bei billig und noch billiger können Höfe unter 60 ha sicher nicht mithalten, also gar nicht erst versuchen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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stoeri
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Re: Kuhfleisch

#15

Beitrag von stoeri » Mi 26. Jun 2013, 20:23

Hallo Freunde,

in dem Großmarkt wo ich einkaufe war ein schönes dunkles Rindfleisch und ich fragte was das für ein Fleisch sei und man erklärte mir das es diese Stücke von Färsen sind. Ich habe ein schönes Stück mitgenommen und gestern Gulasch gekocht. Es war richtig gut tausend mal besser als das Rindfleisch vom Metzgerfachgeschäft oder vom Superdiscounter.

Maria erklärte mir das Färsen 24 Monate alt werden und Bullen 18 Monate und die werden ganz anders gefüttert, das wird wohl nur bei einem Kleinbauern so sein oder?
Sobald ganz normal Färsen als Schlachtrinder gezogen werden, werden die doch genauso gemäßtet und gefüttert wie Bullen und auch eher geschlachtet oder nicht?

Der Metzger dort sagte eine Färse ist eine junge Kuh die noch kein Kalb hatte oder höchstens eines wenn sie versehentlich zu früh gedeckt wurde. Ist das richtig?
herzliche Grüße
Erika mit Lux und Ricky im Herzen

Wenns nur olle so waradn, wia i sei soiad.

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Re: Kuhfleisch

#16

Beitrag von matt23 » Mi 26. Jun 2013, 21:28

stoeri hat geschrieben: Es war richtig gut tausend mal besser als das Rindfleisch vom Metzgerfachgeschäft oder vom Superdiscounter.
Färsenfleisch enthält mehr intramuskuläres Fett als Jungbullenfleisch und schmeckt deshalb intensiver.
stoeri hat geschrieben:Maria erklärte mir das Färsen 24 Monate alt werden und Bullen 18 Monate und die werden ganz anders gefüttert, das wird wohl nur bei einem Kleinbauern so sein oder?
Sobald ganz normal Färsen als Schlachtrinder gezogen werden, werden die doch genauso gemäßtet und gefüttert wie Bullen und auch eher geschlachtet oder nicht?
Färsen werden anders gefüttert als Bullen, weil sie sonst zu sehr verfetten würden. Eine Silomais- und Kraftfutter-Ration wie sei bei Mastbullen üblich ist, wäre für Färsen viel zu energiereich. Die Fütterung der Rinder ist immer abhängig von genetischem Leistungsvermögen (Rasse, Geschlecht). Das ist nicht nur bei den Kleinbauern so.
stoeri hat geschrieben:Der Metzger dort sagte eine Färse ist eine junge Kuh die noch kein Kalb hatte oder höchstens eines wenn sie versehentlich zu früh gedeckt wurde. Ist das richtig?
Der Metzger hat Recht. Die meisten Färsen die zur Schlachtung gehen sind entweder (z.B. wegen der Abstammung) nicht zur Milchproduktion bzw. als Mutterkühe geeignet und werden bereits als Kälber ausselektiert oder sie sind nicht trächtig geworden. Und wenn die Färsen bereits mehrmals erfolglos gedeckt wurden und zu alt oder zu fett werden müssen diese Tiere eben zum Schlachter gehen.
Von der Fleischqualität her ist Färsenfleisch besser als Jungbullenfleisch.
Mit Geduld wird aus Gras Milch.

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Re: Kuhfleisch

#17

Beitrag von stoeri » Do 27. Jun 2013, 08:51

Hallo Matt

das kaufe ich wieder, noch zu dem das es mir besser schmeckt ist es auch noch billiger gewesen.
herzliche Grüße
Erika mit Lux und Ricky im Herzen

Wenns nur olle so waradn, wia i sei soiad.

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