Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

utebo
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Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#31

Beitrag von utebo » So 17. Mär 2013, 13:05

Manfred hat geschrieben:@utebo: Ich bin mit meinem Hof ja auch den Weg gegangen, wie von dir beschrieben. Etwas schlechtes Gewissen bleibt trotzdem. Wir (also Betriebe wie der beschreibene und meiner) bekommen Geld dafür wenig Nahrungsmittel zu produzieren.
Aber am anderen Ende der Welt werden gleichzeitig Urwälder gerodet um unseren Nahrungsmittel- und Rohstoffbedarf zu decken.
Das kann man aber auch anders sehen: Der von mir beschriebene Betrieb wird dabei unterstützt, nachhaltig und umweltfreundlich zu produzieren. Er braucht jetzt keine energieintensiven und sowohl in der Produktion als auch in der Anwendung umweltverschmutzenden Düngemittel mehr. Er braucht auch keine mit GVO-Soja aus Südamerika und GVO-Mais von sonstwoher verseuchten und dann nach Irland verschifften Kraftfutter mehr. Sein Tierbesatz ist der Fläche angemessen, es läuft keine Gülle mehr in den Fluss oder ins Grundwasser. Weitere Auflagen wie Heckenpflege und Pflanzung standortheimischer Laubbäume fördern die biologische Vielfalt. Die Subventionen helfen seinem Betrieb zu überleben und umweltgerecht zu wirtschaften, statt dass sie zur Lösung der normalerweise externalisierten Probleme aufgewendet werden müssen. Das ist natürlich eine vereinfachte Sichtweise, aber im Grunde ist das das Prinzip, dass hinter den Agrarumweltprogrammen steht.
Mir wäre es am liebsten, ich könnte an Nahrung produzieren, was mein Hof nachhaltig hergibt, und von den Verkaufserlösen leben. Ein gesundes Mittelmaß eben und nicht diese Aufspaltung der Landwirtschaft in zwei Extreme, einmal maximal Intensivierung und auf der anderen Seite Ausgleichszahlungen für maximale Extensivierung. Einfach nur normale Landwirschaft in bäuerlichen Betriegsgrößen, zur Deckung unseres eigenen Bedarfs, ohne diese gwaltigen globalen Verwerfungen und Warenströme. Das würde ich mir wünschen. Aber als Bauer muss ich die realen wirtschaftlichen Bedingungen anerkennen und mich danach ausrichten, wenn ich meinen Hof erhalten will.
Ja, das ist das Ideal was anzustreben wäre. Dementsprechend müssten die Nahrungsmittelpreise sein. Mein etwa 50-jähriger Nachbar sagte mal: Als ich jung war gab es für den Verkauf eines schlachtreifen Schweines einen Preis, der etwa drei Wochenlöhnen entsprach. Heute sind's vielleicht noch 3 Tage.
Im globalisierten Markt ist alles masslos verzerrt.

aenas
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Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#32

Beitrag von aenas » Di 15. Okt 2013, 18:57

Hmmm... es stimmt schon dass viele Betriebe nicht wirtschaftlich überleben können, aber:

Ich hab auch gehört dass es immer noch einige Betriebe gibt, die ohne Aufstockung und Wachstum gut überleben können. Diese Betriebe liegen meistens in Gründlandregionen mit ca. 30-40 Milchkühen... Ich weiß zwar nicht genau wie die das machen aber es soll gehen. Ich denke die wichtigsten Faktoren dabei sind:

1) Sehr geringer Maschineneinsatz: hauptsächlich Grünfutter und evtl. sogar Weidehaltung!
2) Gute Milchvermarktung
3) Gesunde Tiere durch Haltung, aufmerksamen Betriebsleiter und Genetik der Tiere (so weit wie möglich die teuren und einseitig ausgebildeten Veterinärs vermeiden)
4) Sehr geringe Verschuldungsrate
5) Evtl. Zweiteinkommen durch nebenberufliche Tätigkeit

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es wirklich diesen goldenen Weg gibt und selbst wenn ja, sind solche Betriebe wahrscheinlich einfach nur die Ausnahme! Was ist wenn ne teure Investition doch gemacht werden muss (neue Auflagen, alter Stall, etc.)? Dann bleibt doch wieder nur Wachstum, Wachstum, ...

Manfred

Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#33

Beitrag von Manfred » Di 15. Okt 2013, 19:39

Ja. Das sind meist Betriebe, bei denen die Gebäude und Maschinen abgeschrieben sind, bei niedrigen Pachtpreisen oder Eigentumsland und fast ohne Lohnunternehmereinsatz. Die schöpfen Quasi ab, was vorher aufgebaut und abbezahlt wurde bei damals sehr knappem Einkommen. Zum Modell kann man das schlecht erheben. Wenn die wieder investieren müssen, ist der Gewinn durch die neuen Abschreibungen ganz schnell wieder auf Durchschnittsniveau.
Aber vom Ansatz her möchte ich da auch hin. Den Betrieb solide aber mit Maß ausstatten, dann durch einige sehr knappe Jahre mit hohen Abschreibungen beißen und danach hoffentlich einige Zeit Gewinne machen. Ob die Wette aufgegangen ist, kann ich dir in 20 Jahren sagen.
;)

aenas
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Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#34

Beitrag von aenas » Mi 16. Okt 2013, 00:10

Ja, da wünsch ich Dir natürlich viel Glück beim Gelingen!

Darf ich fragen, wie du deinen Betrieb momentan ausstattest, um in ein paar Jahren gute Gewinne zu erwirtschaften?

Wahrscheinlich ist es auch keine allzu komplizierte Sache. Um gut zu überleben braucht man am wahrscheinlichsten: Keine Schulden, sehr geringer Maschineneinsatz, gesunde Mutterviehherde, niedrige Pachtkosten und sehr gute Betriebsführung sind wahrscheinlich die entscheidenden Faktoren, dann braucht man auch nicht übermäßig zu wachsen... das glaub ich zumindest...

aber alles leichter gesagt als getan... :opa:

Manfred

Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#35

Beitrag von Manfred » Mi 16. Okt 2013, 08:49

Ich habe ja Mutterkühe und kein Milchvieh. Aber vom Ansatz her ist es, wie du schreibst.
Ich baue meine Zäune so, dass sie hoffentlich halten so lange ich Landwirtschaft betreiben werde.
Kein aufwändiger Stall, sondern Unterstände. Aber die halt auch so, dass sie hoffentlich deutlich länger als die 20 Jahre Abschreibungsfrist halten und im Zweifel anderweitig genutzt werden können.
Maschinenkäufe mit Maß (was brauche ich, nicht was will ich haben, wobei ich da auch schon Ausnahmen gemacht habe...) und überwiegend gebraucht. Die Maschinen laufen auf meinem kleinen Betrieb nur relativ wenige Stunden im Jahr. So erwirtschaften sie ihren Kauf idR nicht in der Abschreibungszeit (bei Gebrauchtmaschinen meist 5 Jahre). Aber auf lange Sicht hoffe ich durch die Eigenmechanisierung doch billiger als mit Lohnunternehmen zu arbeiten. Zumal man als Kleinbetrieb schlecht Lohnunternehmer bekommt, wenn man sie am dringendsten benötigt. Die bedienen natürlich zuerst ihre Stammkunden mit großen Flächen, weil die den Hauptumsatz bringen.
Bei den Tieren geht es auch langsam aber stetig vorwärts. Als Fleischerzeuger ohne Zuchtviehvermarktung würde es sich nicht rentieren, einfach eine Herde von Spitzentieren zusammenzukaufen. Solche sind einfach zu teuer. Also wird halt nach und nach verbessert. Da darf man aber keinesfalls schludrig sein. Tiere mit schlechten Leistungen oder gar Problemen kosten viel Geld. Da muss man hart bleiben und selektieren, auch wenn man sehr am einzelnen Tier hängt.
Und Schulden mache ich aus Prinzip keine. Könnte ich den Betrieb nur mit einer Großinvestition auf Kredit halten, würde ich lieber aufhören. Das sagt sich natürlich leicht, wenn man nur ein paar Mutterkühe im Nebenerwerb hält. Und natürlich kann man auch mit Krediten vernünftig investieren. Ich sehe aber genug Betriebe, die schnell gewachsen sind und weiter wachsen und gewaltige Schuldenberge vor sich her schieben und denen angesichts dieser Welle und der endlosen Arbeitsstunden teils die schon ausgebildeten Nachfolger weglaufen.
Muss jeder selber wissen, was er will. Aber die eigene Lebensqualität und die der Familie dauerhaft zu opfern und zu wachsen um jeden Preis, das geht auf lange Frist nur für wenige Betriebe gut.
Und wer als Quereinsteiger nicht ein großes Vermögen mitbringt, der ist sehr gut beraten sich eine Nische zu suchen statt auf Kredit in eine gewaltige Arbeitsmühle mit minimalen Gewinnmargen zu investieren. Wenn die Sache nicht ins Laufen kommt, kann man wenigstens mit einem blauen Auge wieder aussteigen ohne gleich alles zu verlieren oder ein Leben lang Schuldsklave der Banken zu bleiben.

aenas
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Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#36

Beitrag von aenas » Do 17. Okt 2013, 22:13

Sehr interessant!

Was ich mich gerade noch bei Mutterkuhweidewirtschaft interessiert, ob man davon eigentlich auch schlussendlich im Vollerwerb wirtschaften kann. Was für Flächen und Viehzahlen muss man denn haben, um schlussendlich alle Steuern, Versicherungen und sein eigenes Überleben damit zu finanzieren? Mind. 40 Vieher aufwärts wahrscheinlich, oder?

Mit Spitzentieren meinst du wahrscheinlich jene mit sehr guter Fleischqualität und -masse und guter Mutterkuhverhalten, oder?

Stimmt es eigentlich dass gute Fleischproduktion/volumen nur mit Hilfe von Getreide und Maissilage möglich ist? Gilt dasselbe auch für deine Mutterkühe? Brauchen die auch Kraftfutter um genügend Milch für ihre Kälber zu produzieren? Oder schaffen die das ohne Kraftfutter?

Ich hab irgendwo mal gehört dass Forschung betrieben, um wieder die älteren Milchrassen zurückzubekommen, welche ohne Kraftfutter und Silage auskommen.

Manfred

Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#37

Beitrag von Manfred » Do 17. Okt 2013, 23:13

Zu den Mutterkühen siehe auch:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 5&start=10
Sehr schwieriges Geschäft. Der Großteil der Mutterkuhbetriebe lebt von der Substanz. Auch die Großen. Siehe mein Beitrag dort vom 27.09.
Mit Mutterkuhhaltung Geld verdienen kann man eigentlich nur durch eine gute Zuchtviehvermarktung, hohe Einnahmen aus Landschaftspflege oder Vertragsnaturschutz oder indem man die Verarbeitung und Vermarktung selber übernimmt und damit statt in der Urproduktion das Geld verdient.
Auf besseren Standorten hat Mutterkuhhaltung wirtschaftlich gegen intensivere Betriebsformen keine Chance.
Und in der Landschaftspflege und dem Vertragsnaturschutz ist man extrem auf die staatlichen Zahlungen angewiesen, die bei manchen Betrieben 90% des Umsatzes ausmachen. Bei mir sind es z.B. ca. 60%. D.h. du bist wirtschaftlich auf Gedeih und Verderb der politischen Wetterlage ausgesetzt.
Für 2013 wurden z.B. die EU-Ausgleichszahlungen mal eben um 4% gekürzt, weil die EU das Geld für die Bankenrettung braucht. Das macht bei mir ca. 400 Euro Umsatz, die ohne dass ich irgendeinen Einfluss darauf hätte wegfallen. Dazu kommen die Kürzungen für sogenannte Modulation (Umschichtung von EU Mittel weg von den Ausgleichszahlungen hin zur ländlichen Entwicklung) und der Kaufkraftverlust durch die Inflation, der den Wert der Ausgleichszahlungen ständig sinken lässt.
Und wenn man es realistisch sieht: Die EU und Deutschland werden in Zukunft mehr und mehr ihres Budgets für den Schuldendienst einsetzen müssen und die Mittel für Nice-to-have-Aufgaben wie die Landschaftspflege und den Naturschutz werden darunter leiden.
Deshalb ist die langfristige wirtschaftliche Perspektive für solche Betriebe extrem schlecht. Wer in das Geschäft einsteigen will, sollte sich das sehr gut durchrechnen und überlegen.
Für den Vollerwerb würde ich heute bei passendem Standort mit geringen Pachtpreisen und guten Landschaftspflegeeinnahmen von mind. 100 Kühe bei weitgehender Direktvermarktung ausgehen.
Meine Zahlen sind nicht repräsentativ, weil ich noch ziemlich im Anfangschaos stecke. Aber letztes Jahr habe ich aus der Mutterkuhhaltung mit gut 30 ha Land und 13 Kühen + Nachzucht knapp 5000 Euro Gewinn erwirtschaftet. Und das bei recht guten Standortvoraussetzungen. Wenn ich davon noch den Pachtanspruch fürs Eigenland und die Zinsens für eingesetzte Eigenkapital (Tiere, Maschinen, Gebäude) abziehe bleiben evtl. 2000 Euro und das vor Sozialversicherung und vor Steuer.
Das wird sich hoffentlich etwas bessern, wenn die Abschreibungen weniger werden, aber über den Daumen muss man wohl sagen, für den Vollerwerb dürfte es ruhig die 10-fache Größe sein, um auf einen halbwegs grünen Zweig zu kommen.
Wenn mich jemand fragt, ob er in die Mutterkuhhaltung einsteigen soll, muss ich ehrlich sagen: Es ist ein sehr schöner Job, aber wirtschaftlich hat die Sache sehr schlechte Aussichten. Wer von Landwirtschaft leben will, sollte sich lieber einen anderen Schwerpunkt suchen.

Manfred

Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#38

Beitrag von Manfred » Do 17. Okt 2013, 23:26

aenas hat geschrieben:Mit Spitzentieren meinst du wahrscheinlich jene mit sehr guter Fleischqualität und -masse und guter Mutterkuhverhalten, oder?
Ja. Und leichten Geburten und hoher Aufzuchtleistung, sprich hohen Tageszunahmen des Kalbes.
Stimmt es eigentlich dass gute Fleischproduktion/volumen nur mit Hilfe von Getreide und Maissilage möglich ist? Gilt dasselbe auch für deine Mutterkühe? Brauchen die auch Kraftfutter um genügend Milch für ihre Kälber zu produzieren? Oder schaffen die das ohne Kraftfutter?
"gut" ist relativ.
Gute Zunahmen in der Mast sind nur mit einer hohen Energiedichte im Futter und einer ausgewogenen Zusammenstellung der Nährstoffe zu erreichen.
Für den Wirtschaftlichen Erfolg muss dieses Futter zudem möglichst billig sein.
Silomais hat eine hohe Energiedichte und ist eines der billigsten Futtermittel, deshalb ist er für Mast- und Milchviehbetriebe sehr wichtig und kaum wegzudenken.
Ohne Mais kann man eigentlich nur ein reinen Grünlandregionen arbeiten, wo der Maisanbau nicht möglich ist und die Pachtpreise entsprechend niedrig sind.
In der Mutterkuhhaltung ist die Rechnung anders. Da muss man mit möglichst wenig Kosten für die Kuh möglichst viel Kalb erzeugen.
D.h. die Mutterkuh selber mit Kraftfutter zu füttern, wäre völlig unwirtschaftlich. Ob es sich lohnt, die Kälber zusätzlich zur Muttermilch mit Kraftfutter zu versorgen, hängt von den einzelbetrieblichen Voraussetzungen ab. Bei Biobetrieben wie meinem ist das Kraftfutter auch für die Kälber zu teuer. Ich setze Kraftfutter (Getreideschrot) nur als Lockfutter ein, um die Tiere fangen zu können oder beim Umtreiben von einer Weide auf die nächste.
Wenn das Kalb dann von der Kuh getrennt wird, muss man sich überlegen, wie es weitergehen soll. Dann kann man es entweder intensiv mästen und landet wieder bei Mais und Kraftfutter, oder man kann es extensiv auf der Weide aufziehen. Die Weidemast dauert aber deutlich länger und ist damit auch deutlich teurer. Wenn man keine Kunden hat, die dafür gut bezahlen, ist es unwirtschaftlich. Deshalb landen die meisten Mutterkuh-Kälber nach dem Absetzen im Maststall.
Ich hab irgendwo mal gehört dass Forschung betrieben, um wieder die älteren Milchrassen zurückzubekommen, welche ohne Kraftfutter und Silage auskommen.
Dafür gibt es zwei Ansätze. Zum einen Betriebsformen wir z.B. in Neuseeland mit fast ganzjähriger Vegetationsphase, die auf intensive Standweide setzen und ohne Ställe Milch produzieren. Da keine Ställe gebaut werden müssen, fallen keine Stallkosten pro Tier an und man kann sich auf den Ertrag pro Fläche konzentrieren. Die arbeiten dann mit nur ganz wenig Kraftfutter (in der Laktationsspitze und in kleinen Mengen zum Anlocken im Melkstand) haben dafür aber sehr viel Tiere pro Fläche und auch eine sehr hohe erzeuge Milchmenge pro Fläche.
Überwiegend Biobetriebe in Mitteleuropa versuchen trotz der Notwendigkeit für Ställe auch so zu arbeiten, weil das Biokraftfutter sehr teuer ist.
Für die konventionellen Betriebe in D ist das in den meisten Fällen unwirtschaftlich. Die haben hohe Stallkosten pro Tier und müssen gegen Ackerbaubetriebe anpachten, was das Grundfutter teuer macht. D.h. der Kraftfuttereinsatz und damit die Konzentration auf eine hohe Milchleistung pro Tier rechnen sich besser als ein hoher Grundfuttereinsatz und mehr Tiere für die selbe Milchmenge.

Manfred

Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#39

Beitrag von Manfred » Mi 15. Jan 2014, 12:00

In Dänemark wechseln viele Öko-Milcherzeuger wieder zurück zur konventionellen Produktion.
Neben der im Artikel beschriebenen einfacheren Bestandserweiterung dürften auch die steigenden Flächenkosten eine Rolle spielen.
Neulich war ebenfalls bei Topagrar zu lesen, dass die Ökobauern im Norden Dänemarks immer mehr Flächen an deutsche Biogaser verlören, weil diese viel höhere Pachten zahlen könnten.
Durch den im Ökolandbau vorgeschriebenen maximalen Tierbesatz pro ha und die geringere Produktivität pro ha, spielen die Flächenkosten eine sehr große Rolle in der Kalkulation der Betriebe.

http://www.topagrar.com/news/Home-top-N ... 25438.html

Ich bin gespannt, wie sich die Milchpreise weiter entwickeln.
Sollte die China-Nachfrage einbrechen, wäre das wohl für viele jetzt investierende Betriebe das aus.
Andererseits steigt die weltweit produzierte Milchmenge ständig, weil es in den meisten "Entwicklungsländern" wirtschaftlich aufwärts geht und so die Nachfrage nach den teuren Milchprodukten steigt.

Aber in Deutschland ist es ja auch nicht anders. Die zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion verhindert weitgehend einen Flächenzuwachs beim ökologischen Landbau.
Eine sehr schwierige Frage, wie darauf reagiert werden soll. Immer noch mehr Fördergelder können angesichts der gewaltigen Staatschulden wohl nicht die Lösung sein. Und eine Aufhebung der Besatzdichte-Beschränkungen für den Ökolandbau und eine Erlaubnis für mehr Düngereinsatz würde den Ökogedanken teilweise ad absurdum führen...

:hmm:

Dyrsian
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Re: Den Milchviehbetrieben geht die Luft aus

#40

Beitrag von Dyrsian » Sa 1. Feb 2014, 16:32

Ich bin kein Landwirt und habe von Rindern schonmal überhaupt keine Ahnung. Ich bin mir aber bei einer Sache ziemlich sicher: Langfristig haben im Grunde genommen nur zwei Betriebsformen für "Landwirtschaft" eine Überlebenschance:

1.) Hochspezialisierte Agrarindustriebetriebe, geführt von "Managern", mit Flächen die einen hohen Maschineneinsatz zulassen. Diese Betriebe sind dann groß genug um auch einen entsprechenden Maschinenpark vorhalten zu können. Nur so kann man meiner Meinung nach in einen globalen Wettbewerb treten und einen Massenmarkt wie Lidl und Co bedienen. Das ist das was im Osten Deutschlands passiert. Mit "Land"wirtschaft hat das nicht mehr viel zu tun, ich würde es eher als Industrie bezeichnen.

2.) Direktvermarkter in Ballungsräumen mit abgezahlten Höfen (es gibt hier am Rande des Ruhrgebiets einen Betrieb, da fällt mir Samstags immer wieder aufs neue die Kinnlade runter, was da für Autos auf dem Hof stehen, was da an Geld umgesetzt wird. Solche Betriebe können schöne Hofläden machen und die mit zugekauften (Bio)produkten vom Großmarkt aufstocken - das bringt richtig Kohle bei wenig Arbeit.
Alternativ könnte man noch versuchen in Ballungsräumen Land ohne Gebäude aufzutun und hochpreisige Produkte in Handarbeit zu produzieren (Himbeeren, Blaubeeren, seltenes Gemüse, solche Sachen). Sowas in der Richtung will ich machen. Das wird aber nur ein Nebenerwerb werden - hoffentlich.

Der klassische Hof irgendwo in der Pampa wird sterben oder Landwirtschaft nur noch als "Hobby" machen und die Kohle anders ranschaffen.

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