Marans Hybriden in komplett schwarz?

Hühner, Wachteln, Puten, Fasane, Pfauen
Steffen
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Marans Hybriden in komplett schwarz?

#1

Beitrag von Steffen » Di 16. Jun 2020, 15:29

Nachdem uns der Fuchs letzten Samstag (bei Gewitter und im strömenden Regen) zehn Hühner gemeuchelt hat (zehn haben wir gefunden, vier sind einfach weg), haben wir nur noch unseren Hahn nebst vier kleinen Welsumerhennen und einem kleinen Welsumerhahn.
Bis die Welsumer anfangen zu Legen, wird's wohl noch ein paar Monate dauern. So kam an Sonntag meine Frau auf die Idee, dass wir uns noch wenigstens drei Marans Hybriden vom Hühnerwagen holen. Wollte ich eigentlich nicht, aber ihr Argument, dass ihr keine Industrieeier mehr ins Haus kommen, zog. Wir hatten vorher Lohmann braun und eine Marans Hybridhenne. Die Lohmanns waren nicht so unser Fall - hecktisch und "aufgeduttert", wogegen uns die Marans Hybridhenne mit ihrem ausgeglichenen Wesen sehr viel besser gefiel - passte auch besser zu unserem Reichshuhnhahn und den Welsumern.
Also guckte ich in die Zeitung nach der Anzeige von Hühnerwagen. Und wie es der Zufall will, war der Hühnerwagen gleich nächsten Tag (Montag - also gestern) bei uns im Ort. Ich also hin und der Verkäufer zog aus der Kiste mit der Aufschrift "Marans" eine komplett schwarze Henne. Auf meine verwunderte Nachfrage bekam ich die Antwort, dass es die Marans Hybriden in schwarz und auch in schwarz-kupfer (wie unsere ehemalige Henne) gibt. Hmmm, leicht befiederte Läufe (für mich das große Manko der Marans) hatte die schwarze Henne auch, also gut, dann eben ganz schwarz. Die nächste Henne war dann schwarz-kupfer und die dritte wieder ganz schwarz.
Zuhause googelte ich gleich nach Marans Hybriden, fand aber nichts über Farben oder Keuzungshintergründe (die vielleicht das schwarz erklären würden).

Weis hier vielleicht jemand, was hinter Maras Hybriden steckt?
Steffen

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Zacharias
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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#2

Beitrag von Zacharias » Di 16. Jun 2020, 15:35

Ich würde mal vermuten, die fallen nicht so einheitlich aus, weil es eben Mixe sind. Viele haben auch keine Fußfedern.
Grüße,
Birgit

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emil17
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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#3

Beitrag von emil17 » Di 16. Jun 2020, 18:29

Der genetische Hintergrund ist der, dass Schwarzhühner ein Gen dauernd eingeschaltet haben, das sonst nur selektiv aktiv wird. Es ist das der schwarzen Pigmentbildung, das als eins von vielen mit zur rassentypischen Farbmusterung beiträgt.
Weil alle Zellen das ganze Genom haben, erzeugen alle Zellen Schwarz und die Tiere sind reinrassig auch innen schwarz.

Zudem haben alle Wirbeltiere einen doppelten Chromosomensatz, d.h. die Information für die gleiche Eigenschaft ist vom Vater und von der Mutter, also doppelt vorhanden und die beiden Kopien müssen nicht übereinstimmen. Bei der Befruchtung werden nicht einfach das vom Vater und das von der Mutter stammende Erbgut in den gleichen Zellkern gestopft, sondern das Erbgut wird rekombiniert, also Stränge der beiden Eltern-Erbgutstränge in unterschiedlicher Länge vertauscht. Jeder der beiden Stränge des Nachkommen besteht nachher aus vom Vater und von der Mutter stammenden unterschiedlich langen zusammengesetzten Stücken, ist also weder mit dem des Vaters noch mit dem der Mutter identisch. Zusammen ergibt das jedoch wieder einen kompletten doppelten Erbgutsatz in richtiger Reihenfolge. Weil aber Gene sich je nachdem, wo sie im Erbgut liegen, gegenseitig beeinflussen können, ergibt sich daraus trotzdem eine Vergrösserung der möglichen Vielfalt der Nachkommen.
Zusätzlich kompliziert wird die Sache dadurch, dass manche Eigenschaften nur von der Mutter stammen, weil der Vater das entsprechende Gen nicht hat (wenn es auf dem Geschlechtschromosom liegt) oder weil die Vererbung nicht über die Chromosomen des Zellkerns geht (Mitochondien-DNA). Da das Ei um den Zellkern des Nachkommen herum von der Mutter hergestellt wird und ohne die Entwicklung zum Küken unmöglich wäre, hat die Eigenschaft, gute Eier bilden zu können, zudem selbst dann einen Vorteil für den direkten Nachkommen, wenn dieser diese Eigenschaft gar nicht im Erbgut hat.
Weil alles bei jeder neuen Generation dank sexueller Fortpflanzung neu gemischt wird, sind die Nachkommen gleicher Eltern nicht einheitlich, es seien denn eineiige Zwillinge.
Kennen wir ja von uns ...

Bei der Rassenzucht versucht man durch Auswahl und gezielte Kreuzung und Rückkreuzung die für die Rasse wesentlichen Merkmale genetisch rein zu bekommen, d.h. das Genom von davon abweichenden Merkmalen zu befreien, so dass dann alle Nachkommen diesbezüglich einheitlich sind. In freier Natur sorgt die natürliche Selektion dafür, dass die Widform einheitlich erscheint, falls abweichende Merkmale unterschiedliche Überlebenschancen zur Folge haben. So leben Albino-Karnickel mangels Tarnung nicht lange. Nur sind das natürlich oft nicht Merkmale, die der Züchter will - wobei bei Ziergeflügel manchmal seltsame Vorlieben der Züchter offenbar werden.

Bei Hybriden - um zur Frage zurück zu kommen - liegen unterschiedliche Merkmale im Erbgut vor, die je nach Rekombination und Gencharakter unterschiedliche Farbmuster erzeugen. An der Musterung sind nämlich viele Gene dran beteiligt. Die können sich gegenseitig konkurrenzieren, verstärken, oder abschwächen.

Der komplizierte Text soll eigentlich nur begründen, dass nicht jede Farbeigenschaft auf genau ein vorhandenes Gen zurückgeht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Steffen
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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#4

Beitrag von Steffen » Di 16. Jun 2020, 21:02

Danke Emil!
Genetik und Vererbungslehre sind mir nicht fremd, denn seit meiner Jugendzeit befasse ich mich mit der Zucht (nicht Vermehrung!) verschiedener Tiere. Vor diesem Hintergrund ist mir auch bewusst, dass der Begriff "Hybride" im Falle von Lege- oder Mastgeflügel allermeist falsch ist, da die Hybridisierung die Vermischung zweier Arten vorraussetzt (wie etwa bei Maultieren oder Mularden) - bei den Hühnern von Hühnerwagen handelt es sich ausschließlich um Mischlinge zweier oder mehrerer Rassen, nicht um Hybriden, auch wenn sie allgemein so genannt werden.

Aber darum geht's mir eigentlich nicht. Mich interessiert in erster Linie, was hinter den Marans "Hybriden" steckt. Einfach aus Interesse und um die offensichtlich gar nicht so seltene Schwarzfärbung dieser Mischlinge nachvollziehen zu können. Ohne zu wissen, was da miteinander verpaart wurde, nützt mir die Vererbungslehre leider herzlich wenig. :im:
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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#5

Beitrag von Georg3 » Di 16. Jun 2020, 21:50

https://en.wikipedia.org/wiki/Dominant_CZ

Versuche mal auf der Seite dieser Firma Dein Glück
Leider nur auf CZ, ENG oder RU

Die produzieren offensichtlich nicht nur Marans-Hybriden

Danke Jörg für den Link.

K

Georg3
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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#6

Beitrag von Georg3 » Di 16. Jun 2020, 22:28

Bei einem Ausflug zu einem Rassegeflügelpreisrichter mit der Jugendgruppe eines kleinen Kleintierzuchtvereins sah ich zum ersten mal Eier und Tiere der Marans.
Dieses tiefe Braun der Eier- DIE MUß ICH HABEN!!!
Die Zuchtgruppe, 1-4 waren alles Franzosen!
Der Hahn schwarz-kupfer und die Hennen alle mehr oder ein klein weniger schwarz.
Leider hat die nach knapp einem Jahr der Fuchs.... komplett

Nachfrage bei dem Preisrichter: "So hässliche Hühner kommen mir nicht mehr auf den Hof!"

Marans waren zu der Zeit hier in der Gegend allenfalls gelegentlich am Wagen zu bekommen als Hybriden.

Das Federkleid entspricht in etwa den Franzosen, Hahn schwarz kupfer und Henne eher reinschwarz mit gelegentlich angedeutetem kupferkragen.
Der sofort sichtbare Hauptunterschied liegt in der Ständerfarbe. Die original Marans haben gefiederte dunkle , fast Schwarze Ständer , während die Hybriden auch schon mal fast unbefiederte gelbe Ständer haben können.

Und beim, für mich, Hauptrassemerkmal, der Eifarbe kommen die Hybriden NIE an die Rasse heran.

Gluckig sind aber nach meiner Erfahrung beide gleich.


Georg,

der dritte

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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#7

Beitrag von Steffen » Mi 17. Jun 2020, 15:25

Georg3 hat geschrieben:
Di 16. Jun 2020, 21:50
https://en.wikipedia.org/wiki/Dominant_CZ

Versuche mal auf der Seite dieser Firma Dein Glück
Leider nur auf CZ, ENG oder RU

Die produzieren offensichtlich nicht nur Marans-Hybriden

Danke Jörg für den Link.

K
Danke!
Diesem Link zufolge sind Marans "Hybriden" also ein Mix aus einem Marans Hahn und einer Mixhenne aus einem Rhodeländer Hahn und einer Plymouth Rock Henne.

Danke!
Steffen

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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#8

Beitrag von Steffen » Mi 17. Jun 2020, 15:44

Georg3 hat geschrieben:
Di 16. Jun 2020, 22:28

Nachfrage bei dem Preisrichter: "So hässliche Hühner kommen mir nicht mehr auf den Hof!"
Also ich mag die Marans eigentlich, nur die Federn an den Beinen ist für mich das absolute Ausschlusskriterium.
An reinrassige Marans wäre ich hier problemlos ran gekommen, wollte ich aber nicht. Und so habe ich ewig nach Welsumern gesucht. Nun hab ich endlich welche - und dann kam der Fuchs....

Georg3 hat geschrieben:
Di 16. Jun 2020, 22:28
Der sofort sichtbare Hauptunterschied liegt in der Ständerfarbe. Die original Marans haben gefiederte dunkle , fast Schwarze Ständer , während die Hybriden auch schon mal fast unbefiederte gelbe Ständer haben können.

Und beim, für mich, Hauptrassemerkmal, der Eifarbe kommen die Hybriden NIE an die Rasse heran.

Gluckig sind aber nach meiner Erfahrung beide gleich.


Georg,

der dritte
Meine Marans Mixe haben graue Ständer, wie die vorherige Henne auch, mit weniger Federn als die richtigen Marans. Die Eier der einen Marans Mixhenne, die wir hatten, waren schon ziemlich dunkel und hatten eine wesentlich festere Schale als die Eier der Lohmänner. Aber klar, ganz so dunkel wie die Eier echter Marans, sind die Eier natürlich nicht.
Das mit dem Bruttrieb betrifft - ich find's gut. So kann ich aus den vier verbliebenen Welsumerhennen noch weitere nachziehen, oder mir Welsumerbruteier holen. Die Welsumer brüten nämlich nicht so gerne (wurde mir gesagt).
Steffen

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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#9

Beitrag von Georg3 » Do 18. Jun 2020, 20:54

Steffen hat geschrieben:
Mi 17. Jun 2020, 15:44
Das mit dem Bruttrieb betrifft - ich find's gut. So kann ich aus den vier verbliebenen Welsumerhennen noch weitere nachziehen, oder mir Welsumerbruteier holen. Die Welsumer brüten nämlich nicht so gerne (wurde mir gesagt).
ja, das mit dem Bruttrieb ist so eine Sache-

Nach einem Totalschaden durch einen kleinen vierbeinigen Räuber im November :sauenr_1: habe ich mir dann Anfang März zwei weiße, zwei braune Legehybriden, zwei Grünleger und drei Marans vom Wagen gehohlt, alle legereif. Erwartungsgemäß dauerte es einige Tage bis die anfingen zu legen. Nach drei Wochen kam ein Bunter Hahn aus der Nachbarschaft dazu. Nach vier Wochen gab es täglich 7-9 Eier. :daumen:
Am 17.04. setzte sich die Erste ins Nest zum Brüten, nicht die Grünleger oder die Marans, von denen hätte ich es schon fast erwartet, sondern eine weiße Leghornhybride! :hmm: Die Brüten nie! Sagt man und ist auch meine Erfahrung. :opa: Sie hat von den 6 untergelegten Eiern 5 ausgebrütet, eins war nicht befruchtet, Führt vom ersten Tag an tadellos, da gibts nichts zu meckern. :michel:
Mitlerweile führt eine Marans und die zweite Leghorn (ich verstehs nicht) :hmm: sitzt seit 14 Tagen fest auf ihren Eiern.
Heute hat eine Grünleger Eier untergelegt bekommen.

ja, das mit dem Bruttrieb ist so eine Sache-

Georg

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Re: Marans Hybriden in komplett schwarz?

#10

Beitrag von smallfarmer » Do 18. Jun 2020, 21:26

Nach meiner Meinung lässt sich der Bruttrieb auch ein bisschen steuern. Ich hatte dieses Frühjahr auch eine schwarze Hybrid Junghenne die fest auf dem Nest gesessen hat.
Wenn du Abrollnester benutzt oder die Eier penibel jeden Tag aus den Nestern holst werden die Hennen nicht so leicht gluckig als wie wenn du denen immer ein paar Eierim Nest lässt. Dann fangen die Hormone eher an verrückt zu spielen. Wie gesagt meine Meinung

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