Remmel vernichtet Brütereien

Hühner, Wachteln, Puten, Fasane, Pfauen
Manfred

Remmel vernichtet Brütereien

#1

Beitrag von Manfred » Fr 27. Sep 2013, 09:20

Die Grünen schlagen weiter um sich...
NRWs Verbraucherschutzminister Remmel hat aus einer spontanen Laune heraus in seinem Bundesland das Töten der männlichen Küken in den Legehennen-Brüterein verboten:
http://www.nrw.de/landesregierung/nrw-s ... sen-14931/
Wenn das vor Gericht Bestand hat, muss wohl die gesamte deutsche Legehennenproduktion ins Ausland abwandern.
Evtl. mit Ausnahme weniger Großbetriebe, die sich die Umstellung auf das unlängst gefundene Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei leisten können. Die Küken kurz vor dem Schlupf samt Schale zu Schreddern kann eine Partei, die die Abtreibung bis kurz vor der Geburt befürwortet eigentlich nicht als Tierschutzwidrig einstufen?
Oder gelten da für Tiere abweichende Bedingungen wie etwa bei der Massenmenschenhaltung?

Jedenfalls wieder ein schwarzer Tag für die heimische Landwirtschaft und in erster Linie für die wenigen verbliebenen kleinen Betriebe der Branche.

Moosi
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Re: Remmel vernichtet Brütereien

#2

Beitrag von Moosi » Fr 27. Sep 2013, 09:39

ich finde das Verbot gut und richtig!!! Wieso haben Küken einen so geringen Stellenwert? Man stelle sich mal vor, dass Ferkel, Kühe oder was auch immer nach der Geburt bei lebendigem Leibe geschreddert werden, :platt:

"...die die Abtreibung bis kurz vor der Geburt befürwortet ..." - da hätte ich gern eine Quellenangabe!!!

Und generell finde ich, dass Birnen mit Äpfeln zu vergleichen ja wohl das Letzte ist. Das sage ich ganz besonders als Frau.

Knurrhuhn

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#3

Beitrag von Knurrhuhn » Fr 27. Sep 2013, 09:50

Also wenn man mit solchen Vergleichen anfängt ..... in Indien, China und anderen Ländern werden auch speziell weibliche Säuglinge getötet oder einfach lebendig auf den Müll oder in die Gosse geworfen. Ist sowas dann im Sinne der Bekämpfung der Überbevölkerung auch legitim, wenn es schon für wirtschaftliche Interessen in der Viehwirtschaft in Ordnung ist?!

Ich kann ja bis zu einem gewissen Grad ungefähr nachvollziehen, daß es Landwirte schwer haben, und es für die kleinen Betriebe extrem schwierig ist, sich gegen die großen durchzusetzen bzw. überhaupt noch am Leben zu bleiben.
Aber um das zu ändern kann es doch nicht sein, daß solche Verfahren als notwendig betrachtet werden, einfach nur um dem Betrieb das Überleben zu sichern?
Mich würde ehrlich interessieren wie Du das als nicht-Landwirt und unter nicht-wirtschaftlichen Aspekten sehen würdest, Manfred?

Benutzer 3018 gelöscht

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#4

Beitrag von Benutzer 3018 gelöscht » Fr 27. Sep 2013, 09:57

Natürlich ist dieses Verbot richtig! Welche Überheblichkeit maßen wir uns an, Tiere als Müll und Werkstoffe zu betrachten und zu behandeln? Wenn so eine Legezuchtfabrik mit männlichen Küken nichts anfangen kann, dann stimmt eventuell eher das Geschäftsmodell nicht... :hmm:

Aber es stimmt ja so vieles in der deutschen Agrarpolitik nicht...

Vielleicht sollte ja wirklich mal ein anderes Tier geschreddert werden. Oder ein Säugling mit Geburtsfehlern?????

Ich hab´s schon mal gesagt und sage es wieder: Man kann alles verteufeln, wenn ständig und ausschließlich Parteipolitik und Ideologie verbreitet wird! :motz:

Im Übrigen muss ich meiner Vorrednerin auch noch in einem weiteren Punkt recht geben: Das Schreddern von Tieren in einen Topf zu werfen mit gesundheitlich, sozial oder sonstwie schlüssig zu begründenden Abtreibungen bei Menschen ist, nun ja, zumindest waghalsig, wenn nichts schlimmeres :eek:

Wäre das Verbot, wenn es von der CDU käme, besser zu beurteilen?

Manfred

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#5

Beitrag von Manfred » Fr 27. Sep 2013, 10:04

@Moosi:
Die Grünen vertreten seit jeher das Recht der Frau auf den eigenen Körper und auf die Abtreibung bis zum Geburtstermin.
Die bestehende Beschränkung der Abtreibung auf die ersten 3 Monate der Schwangerschaft lehnen sie ab.
In den Parteiprogrammen ist das jeweils verklausuliert formuliert:

2002:
"„Wir wollen das Recht der Mädchen und Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben sichern und fördern. … Eine strafrechtliche Verfolgung von Schwangerschaftsabbrüchen ist kein geeigneter Weg, Entscheidungen für das Leben mit Kindern zu fördern. …"

2005:
"Wir wollen das Recht der Mädchen und Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben sichern und fördern. Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass ihr Recht, sich ohne äußeren Druck für oder gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden, gewahrt bleibt. Frauen brauchen in diesen Grenzsituationen Unterstützung und keinen Druck, auch nicht durch das Strafrecht. "

Wahlprogramm 2013:
"Selbstbestimmung umfasst auch den eigenen Körper. Frauen müssen über ihre Schwangerschaften frei und ohne Kriminalisierung entscheiden können."

Natürlich gibt es dagegen auch innerparteilichen Widerstand.
Göring-Eckardt hat sich z.B. schon öfter gegen diese Position geäußert. Sie sieht einen Widerspruch darin, die Forschung an Embryonen verbieten zu wollen und gleichzeitig die Abtreibung ohne Beschränkung zuzulassen:

http://www.aref.de/news/allgemein/2005/ ... ruenen.htm

Manfred

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#6

Beitrag von Manfred » Fr 27. Sep 2013, 10:07

Das Verbot ist nicht richtig, das ist ohne Außenschutz völliger Schwachsinn.
Die Produktion wird in Regionen mit noch weniger Auflagen verlagert und die Küken werden dann von dort im LkW nach Deutschland gekarrt.
Das selbe ist ja auch bei den Käfigeiern passiert.
Massenweise deutsche Bauernhöfe wurden vernichtet und dafür stammen die ganzen Verarbeitungseiger aus einigen wenigen Großbetrieben in der Ukraine, wo man über Tierschutz nicht mal nachdenkt und wo sich auch kein deutscher "Tierschutz"-Einbrecher in die Ställe traut, weil er dann einfach spurlos verschwindet.
Was bitte ist für die männlichen Küken besser daran, wenn sie in Frankreich oder in Russland geschreddert werden?
Und was verbessert sich für die weiblichen Küken und den Umweltschutz, wenn sie erst mal einige 100 bis 1000 km auf dem LKW unterwegs sind, bevor sie in die Aufzuchtställe kommen?

Manfred

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#7

Beitrag von Manfred » Fr 27. Sep 2013, 10:12

Nicht dass wir uns falsch verstehen:
Ich bin auch nicht begeistert davon, dass die kleinen Federbälle im Schredder landen.
Aber diese Realität außer Sichtweite zu schaffen, löst das Problem nicht.
Im Gegenteil. Es verschlimmert das Problem, weil die Küken dann dort produziert werden, wo sich keine Sau um Tierschutz kümmert und sie außerdem noch über weite Strecken transportiert werden.
Lösen könnte man es einzig und alleine durch einen entsprechenden Außenschutz.
Und dieser Außenschutz müsste zuverlässig jedweden Import von Eiern und Eiprodukten verhindern, für die die männlichen Legerassenküken direkt nach oder vor der Geburt getötet wurden.
Das würde die deutschen Eier natürlich erheblich verteuern. Man müsste dann ja mit Zweinutzungshühnern mit niedriger Legeleistung produzieren (was auch den Futterverbrauch pro Ei und damit die Umweltproblematik deutlich erhöhen würde) oder man müsste die männlichen Küken eine Zeit lang füttern und dann verwerten, was bezüglich der Umweltproblematik aufs selbe rausläuft.
Und anteilig würde von den dann zwangsweise aufgezogenen männlichen Küken wieder ein guter Teil im Tiermehl oder auf dem akrikanischen Markt landen, weil die mageren Viecher hier keiner kaufen will.

Knurrhuhn

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#8

Beitrag von Knurrhuhn » Fr 27. Sep 2013, 10:18

Manfred hat geschrieben:Nicht dass wir uns falsch verstehen:
Ich bin auch nicht begeistert davon, dass die kleinen Federbälle im Schredder landen.
Aber diese Realität außer Sichtweite zu schaffen, löst das Problem nicht.
Im Gegenteil. Es verschlimmert das Problem, weil die Küken dann dort produziert werden, wo sich keine Sau um Tierschutz kümmert und sie außerdem noch über weite Strecken transportiert werden.
Lösen könnte man es einzig und alleine durch einen entsprechenden Außenschutz.
Da bin ich dann doch erleichtert. :)
Ja, ich sehe das Problem. Auf Anhieb begrüße ich so ein Verbot natürlich, aber Deine Argumente sind schon richtig. Da muß ein noch umfassenderes Bewußtsein beim Verbraucher geweckt werden, sowie zumindest auf EU-Ebene was passieren.
Ach mensch, ist das alles verkorkst mit dieser industriellen Lebensmittelproduktion und Tierhaltung ... wie will man das jemals in den Griff bekommen, zumal es ja eben nicht nur um das eigene Land geht. Wenn ich dran denke, daß weltweit die Nachfrage nach Fleisch steigt, und dann u.a. auch sowas hier dabei rauskommt, weil es nach der Qualzüchtung und -haltung ja nicht aufhört:

http://www.mopo.de/umland/mega-schlacht ... 60058.html

Und zum allseits beliebten Zugpferd und Totschlagargument "Arbeitsplätze" (für die Region):
Nicht nur die Bürgerinitiative, auch Gewerkschafter haben so ihre Probleme mit dem Schlachthof. Die Arbeiter würden mit Sechs-Monats-Verträgen abgespeist. „Das ist zwar legal“, sagt Thomas Bernhard von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Hannover. „Aber das sorgt für ein Klima der Angst. Niemand muckt auf, weil er sonst fürchtet, nach Ablauf des halben Jahres keine Verlängerung zu bekommen.“ So traute sich bis jetzt auch niemand, einen Betriebsrat zu gründen. Und dann ist da noch die Sache mit den Billig-Arbeitskräften aus Osteuropa. Polen, Rumänen und Bulgaren arbeiten angeblich im Schlachthof – für welchen Lohn, weiß keiner. Untergebracht ist ein Teil in einem Schullandheim im Nachbardorf. Sie sind froh, überhaupt Arbeit zu haben – und halten die Klappe.

Moosi
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Re: Remmel vernichtet Brütereien

#9

Beitrag von Moosi » Fr 27. Sep 2013, 10:37

@Manfred - danke für zumindest deine Suche. Wenn ich auch das überhaupt nicht raus lese was du meinst. Und ja - ich bin für Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper. Aber .... die Diskussion würde jetzt hier echt zu weit führen und außerdem vom Thema weg. Wir sind schließlich im SV-Forum,

Das Recht ist etwas anderes als die Befürwortung. Jeder hat das Recht sich ins Koma zu saufen oder mit 300 km/h über die Autobahn zu brettern - aber befürwortet es damit auch automatisch einer? :pfeif:

Zurück zum Thema: ja, man muss die Gefahr der Verlagerung im Auge behalten. Aber noch immer sollte der Grundsatz sein: ich mache das erst mal selber, was ich von meinem Nachbarn erwarte - und dann mit Überzeugung und geeigneten Mitteln den Nachbarn auch zu Verbesserung zu bewegen. Klingt jetzt sicher nach Sozialromatik und rosaroter Brille - so bin ich aber nicht, kann es nur gerade nicht besser sprachlich rüberbringen.

Übrigens gab es die ganze Aufregung auch schon bei der Käfighaltung zur Voliere. Alle haben mit Auswanderung gedrohnt aber meines Wissens ist keiner wirklich weg gegangen. Aber natürlich schmälert es erstmal die Profite und Rücklagen.

Mit einem Cent mehr pro Ei (geschätzter Wert von mir) ist sicher sehr sehr viel gewonnen und der Verbraucher merkt es nicht einmal und verhungert auch nicht.

Wir diskutieren hier öfters über Ohrmarken und Kastaration von Schweinen usw. Da gibt es immer viele Aufregung was da den Tiere angetan wird - und beim lebendigen schreddern von Küken ist plötzlich alles egal und der Profit entscheidet?

Manfred

Re: Remmel vernichtet Brütereien

#10

Beitrag von Manfred » Fr 27. Sep 2013, 10:52

Dann solltest du dein Wissen dringend auffrischen.
Der Selbstversorgungsgrad mit Eiern ist mit dem Käfigverbot von über 100% auf unter 60% eingebrochen.
D.h. 40% der Produktion wurden nach außerhalb der EU verlagert, großteils in die Ukraine.
Aufgeben mussten zum größten Teil bäuerliche Betriebe, die sich die Neuninvestition für die Umstellung auf Bodenhaltung nicht mehr leisten konnten.
Besonders hart hat es die Betriebe erwischt, die erst kurz vorher auf Volieren umgestellt hatten. Die haben ihre Investition in den Tierschutz oft komplett in den Sand gesetzt.
Vernünftige Politik wäre es gewesen, via Außenschutz die Käfigeier komplett aus dem Markt zu drängen und den Betrieben die gerade erst investiert hatten vernünftige Umstellungsfristen (typisch 20 Jahre) zu geben, damit sich ihre Investitionen erst mal amortisieren hätten können.
Dann hätten wir in der EU nach wie vor 100% Eigenversorgung mit Eiern und das komplett ohne Käfige. Und in der Landwirtshaft wären viele Arbeitsplätze erhalten geblieben.
So müssen die Bauern und der Teil der Hühner, der jetzt in richtig beschissenen Käfigen hockt, die politische Augenwischerei ausbaden. Von der Umweltbelastung durch die zusätzlichen Transporte gar nicht zu reden.

Und bei der Legehennenproduktion ist die Frage noch viel komplizierter, weil alles was die Eierproduktion ineffektiver macht die Umweltbelastung pro Ei erhöht.
Das kann man nicht einfach ignorieren. Am wenigsten die Grünen, die ja ständig auf der Umweltbelastung durch die Landwirtschaft herumreiten.

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