Was ist Massentierhaltung?

Manfred

Was ist Massentierhaltung?

#1

Beitrag von Manfred » Mo 11. Mär 2013, 09:01

Eine einheitliche Definition von Massentierhaltung gibt es nicht. Trotzdem wird das Wort ständig eingesetzt, in der Diskussion über die Landwirtschaft.

Was stellt ihr euch unter Massentierhaltung vor?

Jemand aus dem Landtreff hat bei der Bundestagsfraktion der Grünen nachgefragt, was die unter Massentierhaltung verstehen.
Als Antwort hat er erhalten, dass folgende 3 Kriterien eingehalten werden müssten, damit es keine Massentierhaltung sei:

- Nicht mehr als 2 Großvieheinheiten (also 2 Rinder oder entsprechend viel Kleinvieh) pro ha bewirtschafteter Landfläche
- Mind. 50% selbsterzeugtes Futter
- Genügend Personal zur Betreuung der Tiere

Das ist nahe an dem, was die EU als Grenze zur Intensievtierhaltung definiert. Aber mit der Masse der Tiere hat es gar nichts zu tun.
Für die Grünen ist es also OK, 100.000 Rinder oder 1.000.000 Schweine in einem Stall zu halten. Solange man nur genug Fläche dafür zusammenpachten und zusammenkaufen kann, ist es für die Grünen bäuerliche Landwirtschaft.
Diese Grenzen halten eh die meisten Großbetriebe ein, schon deshalb, weil sie auf ihren Flächen nicht mehr Gülle los werden können. In Deutschland gibt es also gar keine Massentierhaltung. Bis auf ganz wenige Ausnahmen. Wieso dann die ständige Diskussion?

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Was ist Massentierhaltung?

#2

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 11. Mär 2013, 09:27

Hier 1 km weiter hält ein Arzt in Hobbyzucht 8 Pferde und 4 Schafe auf ca 0,5 Ha . Das Land ist gerade jetzt im Winter mehr Acker als Wiese. Daneben hat er noch ca 1 Ha die er allerdings nicht bewirtschaftet. :bang:
Die Emsländer Geflügeletriebe haben Felder die 100km und mehr vom Betrieb weg sind und Entsorgen dort ihren Mist :dreh: alles rechtens dem Gesetze nach.
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Was ist Massentierhaltung?

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 11. Mär 2013, 11:02

Manfred hat geschrieben:Wieso dann die ständige Diskussion?
Vielleicht weil die von dir zitierte Definition einfach falsch ist? :dreh:

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Re: Was ist Massentierhaltung?

#4

Beitrag von Spottdrossel » Mo 11. Mär 2013, 11:24

Massentierhaltung ist... wenn die Haltungsform die Tiere eigentlich krank macht und ich tricksen muß, um sie halbwegs gesund zu halten?
Ich hatte jetzt grade Geflügel vor Augen, hab mich gestern hier durch den Terra-Preta-Thread durchgeackert und wenn ich dann lese, daß man als neuesten Schrei den Viechern Kohle füttert, damit sie halbwegs gesund bleiben, und Kohle einstreut, damit sie keine entzündeten Haxen bekommen (früher gab es mal eine Methode, die nannte sich AUSMISTEN :roll: ), und ich brauche maschinelle Lüftung, weil sonst alles tot umfällt - das ist für mich Massentierhaltung.
Also quasi alles, was für uns Knast- oder Kasernenunterbringung entsprechen würde.
Dann müssen wir aber noch die Tierart berücksichtigen - ein Schaf hat andere Toleranzen, was den zulässigen Mindestabstand zum Kollegen angeht, als ein Huhn.
Hühner sind auch nur Menschen...
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Re: Was ist Massentierhaltung?

#5

Beitrag von Landfrau » Mo 11. Mär 2013, 11:35

Weil die Menschen ein Unbehagen haben an der agroindustreillen Tierhaltung und Fleischerzeugung.

Und Massentierhaltung ein einfacher plakativer Begriff ist.

und weil das jeder schon mal gesehen hat - im TV oder den Schweinetransporter auf der AUtobahn, wo er durch die SChlitze in den Seitenwänden die eng gepackten Tiere - massenhaft - sah.

Und weil in den Kühltheken der Supermärkte massenhaft Bratwürste herumliegen.

Und jeder "eigentlich" lieber ein individuell glücklich SChnitzel hätte. Aber nicht die Arbeit und Dreck damit haben möchte und auch niemanden dafür bezahlen möchte oder kann, dass dieser ihm ein glückliches Schwein hält und großfüttert.

Man diffamiert diese Tierhaltungsform und isst mit leichtem Unbehagen, aber gierig, sein Billigfleisch.
ist wie mit Internetpornos. Keiner will sie gesehen haben, aber diese Seiten haben höchste Zugriffszahlen.
Oder mit Kindern. Sie sind ja lieb und süß, aber wehe, Madame Maman wähnt sich allein mit der BRut - da wird dann schon mal hysterisch gekreischt, dass die Wände wackeln.
Oder mit der kath. Kirsche - verteufeln Homosexualität und sind eine Bande schwuler Kinder***er

Wir reden das eine und tun das andere.
da wir uns dabei schlecht fühlen, reden wir das ganze schlecht.
Wir haben ein schlechtes gewissen und da macht es sich gut, wenn ein anderer - der böse Massen - Schweinemäster - noch schlechter ist.

Doppelmoral halt.

Kann man sich nur selber ausklinken....was die Welt nicht besser macht...oder eben doch....statt Petitionen zu unterschreiben kann man ja selber mal nach 4 Wochen Regen das abgesoffene Schweinefreigelände mit Doppelspaten mit nem Ablauf versehen...zumindest versuchen. Und dann über die Glitsche Eimer mit Schrotbrei zum Trog balancieren.

Zumindest wird einem klar, dass so ein Schwein auf nem Spaltenboden mit Flüssigfütterung auch was für sich hat...zumindest, wenn man damit sein geld verdienen will. Zumal der Käufer ja auch so wenig wie möglich bezahlen will.

Mir gehen diese Leute zunehmend auf den Geist, die sich über die Agrarindustrie organsisiert echauffieren, aber weder wöchentlich ein Kotbrett abkratzen noch zweijährlich die alten Legehennen rausschlachten mögen.

Bratwurst ohne treue braune Augen, dazu reichlich Ketchup, damit es nicht so übel stinkt nach Leiden - was anderes haben die Berufsechauffierer in ihren hippen Stadtwohnungen nicht verdient.

*lach*

Und: Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger!

L:
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Re: Was ist Massentierhaltung?

#6

Beitrag von Olaf » Mo 11. Mär 2013, 11:47

Massentierhaltung ist... wenn die Haltungsform die Tiere eigentlich krank macht und ich tricksen muß, um sie halbwegs gesund zu halten?
Moin Spottdrossel,
ich würde ja Deiner Logik gern folgen.
Aber wenn ich meine 4 Tiere mal entwurmen muss, damit sie gesund bleiben.....ist das dann Massentierhaltung? Wohl nicht, aber wo ist die Grenze der "Trickserei"? Natürlich muss ich nicht systematisch und fortlaufend "tricksen", vielleicht ist das der Unterschied?
Für eine Definition taugt das also nicht so ganz, auch wenn ich weiss, WIE Du es meinst und vom Gefühl her das ähnlich empfinde....
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Manfred

Re: Was ist Massentierhaltung?

#7

Beitrag von Manfred » Mo 11. Mär 2013, 12:08

@ina maka: Ich hab mir das nicht ausgedacht. Das ist der Antwort der Grünen.

Man kann also festhalten: Die Grünen sind nicht gegen Massentierhaltung (also der Haltung einer großen Masse von Tieren auf einem Haufen), sondern gegen das Überschreiten einer gewissen Intensität von Tierhaltung pro landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Das ist nicht wirklich neu. Künast hat als Ministerin auch immer betont, dass auch die Großbetriebe im Osten eine tiergerechte Haltung haben/haben können, unabhängig von der tatsächlichen Tierzahl pro Betrieb.

Leider versagt die Presse mal wieder darin, diesen Sachverhalt transparent zu machen.

Das Wort Massentierhaltung legt nun mal nahe, dass es um eine Masse von Tieren geht. Also um viele Tiere. Und das hat mit der Definition der Grünen gar nichts zu tun. Ohne Massentierhaltung im Wortsinn kann man schließlich auch kein Künst-Billigbio erzeugen.

Ich habe aber auch noch nie irgendwo eine brauchbare Definition für Massentierhaltung gefunden.
An der Gesundheit kann man es auch nicht fest machen.
Die Tiere in den intensiven Mastbetrieben haben einen viel höheren Gesundheitsstatus als die von uns Kleinbauern. Die Schweine und Hähnchen werden so abgeschottet gehalten, damit ihr Immunsystem eben nichts arbeiten muss. Denn das würde die Tageszunahmen reduzieren. Deshalb würden ja früher vorbeugend Antibiotika gefüttert und werden es wohl bei ein paar wenigen schwarzen Schafen immer noch. Aber vom Grundsatz her, sind diese Tiere viel gesündern als andreswo. Wenn dann natürlich mal eine ernsthaft gefährliche Krankheit inden Stall eindringt, dann fallen sie wie die Fliegen. Sie haben ja keine Abwehrkräfte.
Bei Tieren wie meinen auf der Weide kannst du schwer davon ausgehen, dass deren Immunsystem immerzu und ständig gegen irgendwelche Krankheitserreger und Parasiten vorgehen muss. Dafür wachsen sie halt langsamer.
Die Einstreu mit Kalk oder Holzkohle/Aktivkohle ist auch nichts kritisches. Das ist einfach Gesundheitsführsorge. Kalk wird z.B. bei Tiefboxen für Milchvieh eingesetzt. Da haben die Tiere eine schöne, weiche, isolierende Einstreumatratze in der Liegebox. Aber in so einer Einstreu, wenn die auch noch von einer Kuh gewärmt und durch das von ihr verdunstete Wasser leicht feucht gehalten wird, machen sich halt gerne Keime breit. Und die kommen da her und da zuerst hin, wo die Kuh dafür am empfindlichsten ist: Den Zitzen es Euters.
Und damit keine Euterentzündungs-Keime vermehrt und verbreitet werden, wird eben Kalk in die Einstreu gemischt, um den Bazillen das Leben mögl. schwer zu machen.
Der Kalk landet dann später mit auf dem Acker und wirkt dort als Dünger.
Was soll daran verkehrt sein?
Früher standen die Kühe halt an einem Platz in Anbindehaltung und haben sich nicht abwechselnt in die Boxen gelegt. Da konnten sich die Erreger nicht so ausbreiten. Heute laufen die Kühe frei. Dafür muss man halt bei der Liegeflächenhygiene mehr Aufwand treiben.

Also ich sehe nur eine Möglichkeit, Massentierhaltung zu definieren: Über die Masse der Tiere. Aber da eine sinnvolle Definition zu finden, ist m.E. kaum möglich.
Wenn z.B. 2000 Kühe auf einer 8000 ha großen Weide in Neufünfland stünden und dort wie eine Wildrinderherde leben könnten: Eine Masse von Tieren wäre das schon. Aber Massentierhaltung?
Und spielt es für ein Masthähnchen wirklich eine Rolle, ob es mit 20.000 oder 100.000 anderen in einem Stall hockt, gleiche Fläche pro Tier vorausgesetzt?

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Re: Was ist Massentierhaltung?

#8

Beitrag von guenther » Mo 11. Mär 2013, 12:19

ja Manfred, deutsche sprache, schwere sprache :grinblum:
vielleicht spricht man von massentierhaltung, wenn die masse tiere haelt :pfeif: :lol:

lg. guenther

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Re: Was ist Massentierhaltung?

#9

Beitrag von Tanja » Mo 11. Mär 2013, 12:34

Manfred hat geschrieben:Man kann also festhalten: Die Grünen sind nicht gegen Massentierhaltung (also der Haltung einer großen Masse von Tieren auf einem Haufen), sondern gegen das Überschreiten einer gewissen Intensität von Tierhaltung pro landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Ist das eine offizielle Fraktions-Definition, die in der Partei diskutiert wurde und nach Abstimmng so festgelegt worden ist, oder hat sich das vielleicht ein grüner Abgeordneter mal spontan so zusammengestoppelt? Wenn es keine allgemeingültige Dfinition gibt, würde man sicher von jedem Parteimitglied der Grünen eine andere Antwort erhalten, so wie auch jeder hier im Forum eine andere Antwort aus seinem persönlichen Verständnis heraus gibt.
Manfred hat geschrieben:Was stellt ihr euch unter Massentierhaltung vor?
Meine Vorstellung von Massentierhaltung hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Früher habe ich zugegebener Maßen zum Pauschalisieren tendiert. Da habe ich Massentierhaltung fast unbesehen mit der Tierhaltung in der konventionellen Landwirtschaft gleich gesetzt. Also unterstellt, dort würden grundsätzlich zu viele Tiere auf zu engem Raum unter nicht artgerechten Bedingungen gehalten und in Konsequenz mit allerlei Medikamenten vollgestopft. Im Gegensatz dazu habe ich die Biolandwirtschaft wahrgenommen, in der Tiere artgerecht gehalten werden und in der es ihnen gut geht. Dem ist aber nicht so. Es gibt durchaus konventionelle Betriebe, in denen die Tiere ein gutes Leben führen, während es Biohöfe gibt, deren Haltung alles andere als artgerecht ist.

Meine persönliche Definition heute:

Zu viele Tiere auf zu engem Raum unter nicht artgerechten Bedingungen ist Massentierhalung. Allerdings nicht bezogen auf die Anzahl der gehaltenen Tiere an sich, sondern dass der Bestand nicht in artgemäß großen Gruppen auf jeweils einer Fläche gehalten wird, auf der die Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben könen. Es ist dabei egal, ob es dabei nun um 5 Tiere geht oder um 2000. Meinem Empfinden nach betreiben auch so manche Selbstversorger eine Massentierhaltung, indem sie beispielsweise ihre Hühner in Hühnertraktoren sperren oder ihre 3 Schafe auf 50 m² im Vorgarten halten.
Manfred hat geschrieben:Wieso dann die ständige Diskussion?
Weil es eben keine einheitliche Definition gibt und landläufig über die Haltung von Nutztieren viele Vorurteile sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht bestehen.
Tanja

:blah:

Manfred

Re: Was ist Massentierhaltung?

#10

Beitrag von Manfred » Mo 11. Mär 2013, 12:50

Ich habe ihn angeschrieben und um Weiterleitung des Originaltextes gebeten. Melde mich, wenn ich eine Antwort habe.

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