Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10879
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#1

Beitrag von emil17 » Di 6. Nov 2012, 22:35

Da ich keine Erfahrung mit Viehhaltung habe, bitte ich hier um eine Kaufberatung.
Ich möchte nächsten Sommer über meine Kulturen am Berg mit einem Elektrozaun gegen Wildverbiss schützen. Weil dort kein Strom liegt, muss es ein Akkugerät mit langer Laufzeit und Ersatzakku (müsste ich ja zuhause laden, und ich will deswegen nicht zweimal fahren) oder lieber eins mit Solarstrom sein. Die Zaunlänge ist relativ kurz (100 Meter oder weniger).
Worauf muss man bei der Anschaffung achten?
Ich habe noch ein paar alte Geräte vom Schrott, die mit Trockenbatterien und einer Spule mit mechanischer Unterbrechung arbeiten. Macht es Sinn, ein Solargerät mit Akku zu verwenden, um die 9 Volt von dort zu bekommen, oder besser ein fertiges Gerät samt Solarpanel kaufen?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#2

Beitrag von Manfred » Di 6. Nov 2012, 23:12

Schwierig.
Die 9 V Trockenbatteriegeräte haben typischerweise eine Impulsenergie kleiner 0,5 Joule, meist deutlich darunter (0,1 bis 0,3 Joule).
Das ist für eine wirkungsvolle Wildabwehr auch an so einem kurzen Zaun oft zu wenig. Aus den Erfahrungswerten würde sich je nach Bewuchs eine Leistungsempfehlung von 1 bis 2 Joule Impulsenergie ergeben, also vermutlich das 5 bis 10 fache von dem, was dein Gerät leisten kann.
Wenn du es auf einen Verauch ankommen willst, hol dir fürs erste Jahr einfach eine Trockenbatterie und häng dein altes Gerät an den Zaun. Wildschweine werden bei euch vermutlich eher selten sein? Und für Reh- und Rotwild könnte es reichen, gerade wenn die evtl. von Viehweiden in der Umgebung schon Elektrozäune kennen.
Je nach Leistung des Geräte würde dir eine mittelgroße Trockenbatterie evtl. den ganzen Sommer reichen.
Um das preislich hinzukommen, müsste die Neuanschaffung von Akku, Laderegler und Solarmodul schon schon viele Jahre halten.

Du kannst auch versuchen, das alte 9V Gerät direkt an 12 V zu hängen. Das ist mit einem gewissen Risiko verbunden, dass es wegen Überspannung (je nachdem, wie es die Spannung hochtransformiert) gleich oder relativ schnell kaputt geht.
Um auf der sicheren Seite zu sein, müsstest du die Spannung von 12 V auf 9 V wandeln. Im Weidezaungbereich kenn ich dafür nur einen Adapter von Electra für ca. 30 Euro, der gleich die entspechenden Anschlusskabel hat. Oder die müsstest dir selber was mit einem Spannungswandler oder Spannungsteiler zusammenlöten. Gibt es ja für kleines Geld im Elektronikhandel.

Wie Akku und Solarmodul zu dimensionieren sind, hängt dann naturlich vom verwendeten Gerät ab. Sprich du errechnest dir aus den Leistungsdaten des Gerätes dem Stromverbrauch und daraus Solarmodulgröße und Akku.
Da Solarmodule inzwischen billig zu haben sind, würde ich das Modul überdimensionieren. Das hat den großen Vorteil, dass dein Akku die meiste Zeit voll geladen ist und entsprechend lange lebt.

Werte über den Daumen, bei ganztägig schattenfreier Ausrichtung nach Süden und ca. 40 bis 45° Neigung (für die Übergangszeit, im Hochsommer hast du eh genug Strom) und inkl. Überdimensionierung:

Impulsenergie 0,5 Joule -> Solarmodul ab 15 Watt, Akku ab 45 Ah
Impulsenergie 1,0 Joule -> Solarmodul ab 30 Watt, Akku ab 60 Ah
Impulsenergie 2,0 Joule -> Solarmodul ab 50 Watt, Akku ab 90 Ah

Akku regelmäßig auf den Ladezustand und Wasserstand kontrollieren. Vor dem Winter vollladen und auch während der Lagerzeit ab und zu mal prüfen und bei Bedarf nachladen, wegen der Selbstentladung.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10879
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#3

Beitrag von emil17 » Mi 7. Nov 2012, 19:31

Danke für die ausführliche Antwort! Ich denke, das hilft mir mal weiter.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10879
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#4

Beitrag von emil17 » Mo 14. Okt 2013, 12:39

Ich möchte mich nun, bald ein Jahr nachher, zu diesem Thema wieder melden.
Ich habe ein gebrauchtes Weidezaungerät mit Solarpanel gebraucht günstig und in der Nähe gefunden.
Wegen der Abgelegenheit des Ortes ist Diebstahl kein Problem - ich hoffe, dass das so bleibt.
Danke, Manfred!
Jedenfalls wurden die Kartoffeln nicht abgefressen, und ich hatte noch nie so schöne wie dieses Jahr. Ohne Düngung, ohne Kompostgabe, ohne Anhäufeln, ohne Jäten, ohne Behandlung gegen Krankheiten.
Drumrum war, wegen des sehr hohen Bestandes an Hirschen, so ziemlich alles ruiniert. Ungeladene Schutzvorrichtungen (Gitter usw.) werden, wenn sie nicht sehr gut befestigt sind, weggeschoben oder niedergedrückt. Zäune und Gitter können wegen dem hohen Schnee über Winter nicht stehen bleiben.
Das ganze ohne Pflegeaufwand, wenn man die Zaungeschichte nicht dazu rechnet.
Offenbar mögen Kartoffeln Gebirgsklima - viel Regen und trotzdem keine Problem mit Krautfäule. Der Standort ist auf über 1700 Metern über Meer.
Leider hat es dort nur wenig geeignete Flächen, weil fast alles steil und flachgründig ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

pony
Beiträge: 41
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 10:15
Wohnort: Bulgarien

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#5

Beitrag von pony » Mi 16. Apr 2014, 09:59

hallo,
habe auch mal ne Frage dazu,
habe aber überhaubt keine ahnung von elektrizität,
ich habe ein haus-strom gerät für unsere Pferde, Zaunlänge pi ma Daumen 2 - 2,5 km, kann ich da irgendwie einfach nen PV Modul dranbasteln? Oder bekomme ich damit nicht die Spannung vom Hausstrom oder so?
und wenn ich mir so n Gerät kaufe, wie lang kann der Zaun denn sein? Muss schon ganz gut Saft drauf sein, haben Dickfellige Ponys... wir Machen Bewuchs u. so weg.
dankeschön und Liebe Grüsse,
pony

Manfred

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#6

Beitrag von Manfred » Mi 16. Apr 2014, 10:50

Wenn das Gerät am Netz hängt, machte es keinen Sinn, auf Solar umzurüsten.
Wenn du mit Solartechnik euren Strombezug reduzieren willst, dann lieber durch direkte Einspeisung ins Hausnetz.
Aber vorher die technischen und rechtlichen Voraussetzungen klären.

Luna
Beiträge: 448
Registriert: Sa 17. Mär 2012, 17:02
Wohnort: Frankreich

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#7

Beitrag von Luna » Mi 16. Apr 2014, 12:56

emil17 hat geschrieben: [...]Ich möchte nächsten Sommer über meine Kulturen am Berg mit einem Elektrozaun gegen Wildverbiss schützen. [...]
Mich würde interessieren, wie du diesen "Elektrozaun" realisiert hast?
Als E-Knotengitter oder mit E-Litze?
Wenn letztere, wieviele übereinander, mit welchem Abstand und Gesamthöhe?
Ich muss auch den Kartoffelacker, der in die Weide hineinragt, gegen die Schafe und Ziegen schützen.
Für die Ziegen ist es z.B. kein Problem aus dem Stand, über das 1,1 m hohe Knotengeflecht zu springen,
was ich mir bei Rehen, wie in deinem Fall, auch vorstellen kann.

Manfred

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#8

Beitrag von Manfred » Mi 16. Apr 2014, 14:12

Ja. E-Zäune gegen Rehwild soll man 1,30 bis 1,40 m hoch machen. Gegen Rotwild ca. 1,50 m.
Bei Geoff Lawton und auch bei permies habe ich aber mehrfach etwas interessantes gelesen:
Da haben Leute kleine Stücke aus Alufolie oder dünnem Blech am E-Zaun montiert und mit Erdnussbutter beködert.
Die Rehe und Hirsche scheinen der Erdnussbutter nicht widerstehen zu können, und wenn sie dran schlecken, tut es mal kurz richtig weh und sie bleiben zukünftig brav weg vom Zaun...
Es haben mehrere Leute berichtet, dass sie das selbst mit Erfolg ausprobiert hätten. Es soll dann sogar ein einzelner Elektrodraht ausreichen, wenn man die Köder ab und zu auffrischt.

Olaf
Beiträge: 13594
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 14:25
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Havelland BRB

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#9

Beitrag von Olaf » Mi 16. Apr 2014, 14:42

Ist das gemein ....und genial :daumen:
Aber wenn ich sehe, wie unsere Hunde und auch der Nachbarhund einen einzelnen kniehohen Draht akzeptieren....die machen den ersten Kontakt vermutlich mit der Nase, das muss ein ähnlich prägendes Erlebnis sein wie mit der Zunge.....
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10879
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Frage zu autarkem Elektro- Viehhüter mit PV

#10

Beitrag von emil17 » Mi 16. Apr 2014, 14:57

E-Litze, 2 Bänder. 30, 80 cm.
Aber es ist ein sehr kleines Versuchsfeld und so gelegen, dass sie nicht mit Anlauf reinspringen können (Ackerterrasse). Sonst würde es nicht reichen.
Bei grossen Feldern könnte, wenn man nicht hoch bauen will, ein Doppelzaun im Abstand von etwa 2 m helfen. Oder nahe genug parallel einem Wald- oder Heckenrand nachbauen. Das sind aber nur Vermutungen.

Wenn man sieht, wie ein erwachsener Rothirsch aus dem Laufen bergauf über einen Zaun hüpft, und das am Steilhang, wo man kaum stehen kann, dann kriegt man schon Respekt von der Kraft dieser Tiere.

Gegen Hasen, Wildschweine und dergleichen hilft dieser Zaun natürlich nicht.
FlexiNet ist auf stark welligem Gelände ekelhaft zu montieren.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Antworten

Zurück zu „Nutztiere allgemein“