MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

Melusine

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#21

Beitrag von Melusine » Fr 29. Mai 2015, 08:17

Bringen wir es auf den Punkt.
Im Krankenhaus treffen sich kranke Leute.
Ein Teil davon stirbt mit Keim oder ohne.
Wo die Immunabwehr von vorneherein geschwächt ist,greifen pathogene Keine besser.
Die Übertragungswege sind nicht allein vom medizinischen Personal abhängig.
Das schaffen auch die Angehörigen als Zubringer.
Gedanken machen kann man sich viele/macht man sich auch,aber das ist den Keimen wurscht.
Der Aufwand Patienten keimfrei zu bekommen übersteigt jegliches finanzielles Maß- und sterben tun sie dann doch an einem Herzinfarkt-oder Vereinsamung durch die Isolation.
Die Aufnahme der Keime kann auch über die Küche oder aus dem Handel eingekauften Mitbringseln erfolgen.
Nichts ist so dreckig wie ein Einkaufswagen samt Inhalt.
In der Nahrungsmittelproduktion fängt es an,beim Menschen hört es auf.
Veredelt wird es überall da,wo sich viele Menschen treffen.
Und das ist unter anderem-das Krankenhaus.

herr zervelatwurst

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#22

Beitrag von herr zervelatwurst » Fr 29. Mai 2015, 08:55

Die Zahl ist so gigantische mit 15000 Toten aber man kommt immer wieder auf diese Zahl.
Wenn jemand im Krankenhaus an diesem MRSA stirbt. Was steht dann dort im Totenschein? Gestorben an Krankenhaushygienemangel. Oder wie kann man sich das vorstellen.

Macht man sich ueber so etwas Gedanken in Deutschland oder ist das wurscht?
Leider hat man sich wohl in Deutschland zu spät Gedanken über MRSA gemacht, z.B. Holland wird immer wieder als positives Beispiel erwähnt, wie es anders laufen kann. Da haben die das Thema wohl größtenteils im Griff mit vielen Stellen für Hygienekräfte im Krankenhaus, eigene Hygieneärzte .... aber die haben auch schon vor 10-15 Jahren reagiert. Dort wird auch direkt isoliert und gescreent wenn du aus Deutschland kommst und da ins KH gehst. Naja da gibts auch viel mehr Studiengänge für die Pflege und wahrscheinlich werden die sogar anständig bezahlt. :pfeif:

Manfred

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#23

Beitrag von Manfred » Fr 29. Mai 2015, 09:25

In D kommt man schon ins Grübeln, wenn man ein Krankenhaus betritt.
Die Sicherheitsmaßnahmen an einem "modernen" Schweinestall sind deutlich aufwändiger. Da kommt man als Besucher nicht ohne desinfizierte Schuhe und frische Schutzklamotten rein, zum Schutz der Tiere.

Und man muss klar sagen: Die allermeisten MRSA-Erkrankungen bei Menschen haben nichts mit den Keimen aus den Ställen zu tun, sondern werden von Krankenhauskeimen verursacht.
Es ist ja die letzte Zeit quasi erstmals überhaupt ein MRSA-Keim bei Tieren aufgetreten, der für Menschen relevant ist. Und der ist vom Menschen auf die Tiere übergesprungen und kommt jetzt wieder zurück. (Wenn es die selbe Doku ist wie vor ein paar Wochen schon mal verlinkt, dann geht es um diesen Keim.)

Und man muss auch klarstellen, dass eines der größten Probleme inzwischen die Megaschlachthöfe sind.
Vor allem beim Geflügel. Die meisten im Handel gefundenen MRSA-Keime beim Geflügel stammen aus Verschleppungen im Schlachthof.
Die Schlachthöfe werden zwar jeden Nacht komplett mit Schaum desinfiziert, aber da laufen einfach jeden Tag solche Mengen durch, dass jeden Tag neue Verschleppungslawinen entstehen.
Deswegen setzen die USA ja auf aggressive Desinfektionsbäder und -Duschen, Stichwort Chlorhähnchen. Bei uns wird das wohl früher oder später auch kommen müssen, wenn man bei den Megaschlachthöfen bleiben will.
Dieses Problem gab es zu Zeiten der dezentralisierten Schlachtung bei vielen kleinen Dorfmetzgern schlicht und ergreifend nicht. Die hatten ein bis zwei Schlachttage pro Woche mit jeweils kleinen Mengen und bis der nächste Charge dran kam waren die paar evtl. von der letzten Schlachtung noch vorhandenen kritischen Keime längst wieder weg oder zumindest massiv reduziert.

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Reisende
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Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#24

Beitrag von Reisende » Fr 29. Mai 2015, 09:38

jo, und was lese ich heute morgen im hamburger abendblatt?
in mannheim am uniklinikum wird grade einer der größten hygieneskandale aufgedeckt.

Laut Untersuchungsbericht haben im Uniklinikum die Ärzte von 2007 bis 2014 mit unsauberen Bestecken operiert.
(...)
In der Kommission saßen Ärzte, Juristen, Medizintechniker und Wirtschaftsprüfer. Sie gingen den Ursachen des Hygieneskandals nach, der die Uniklinik seit Oktober 2014 erschüttert. Damals hatte eine anonyme Anzeige die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Die ermittelt wegen Verstoßes gegen das Medizinproduktegesetz und gegen Hygienevorschriften.
(...)
Hätte die Staatsanwaltschaft keinen Tipp bekommen – es wäre wohl weitergegangen wie seit 2002. Schon damals kam im Regierungspräsidium Karlsruhe die Frage auf: Wie gut ist das Sterilgut in Mannheim? Alles laufe nach Vorschrift, meldete die Uniklinik. Fünf Jahre später erkannte die Karlsruher Aufsichtsbehörde, "dass diese Angabe nicht zutreffend war".
(...)
Die Klinik versprach, "die notwendigen Erneuerungen in Eigenregie vorzunehmen". Ein neues Gebäude wurde hochgezogen, doch besser wurde es nicht. Mal fehlte im Operationssaal das gesamte OP-Besteck, dann einzelne Instrumente, ein anderes Mal klebten noch Gewebereste von der letzten OP am eingeschweißten Skalpell. Von Mitte 2013 bis Oktober 2014 wurde die Klinikleitung auf "eine direkte Patientengefährdung" durch Hygienemängel und Versorgungsengpässe hingewiesen. Es geschah: nichts, was die Gefahr beseitigt hätte.


profitgier hat im gesundheitsbereich nichts zu suchen.
da wird einem doch ganz anders. ich weiß schon, warum ich krankenhäuser nicht freiwillig betrete. :ua:
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

herr zervelatwurst

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#25

Beitrag von herr zervelatwurst » Fr 29. Mai 2015, 17:25

profitgier hat im gesundheitsbereich nichts zu suchen.
da wird einem doch ganz anders. ich weiß schon, warum ich krankenhäuser nicht freiwillig betrete.
Ja, sollte man meinen. Seitdem das DRG-System eingeführt wurde, dass nach sogenannten Fallpauschalen und nicht nach Liegezeiten abgerechnet wird (d.h. Krankenhäuser bekommen immer nur das gleiche Geld, egal wie lange der Pat. im KH liegt) haben sich die Liegezeiten stark verkürzt und sogenannte "blutige Entlassungen" die Regel. In großen KH werden überall wo es geht Betten eingeschoben (zu viert im Dreibettzimmer ist teilweise die Regel), wie schon gesagt Privatisierung der Reinigungsdienste, die quasi pro Fläche bezahlt bekommen und dementsprechend nicht gründlich reinigen können, Pflegepersonal und Ärzte völlig unterbesetzt, dazu kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren bei 5 verschiedenen Assistenzärzten aus 4 Ländern etc. Damit steigt natürlich das Risiko der Verbreitung von Krankheitserregern und multiresistenten Keimen extrem an.

Benutzer 72 gelöscht

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#26

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 29. Mai 2015, 21:34

Manfred hat geschrieben:Die Sicherheitsmaßnahmen an einem "modernen" Schweinestall sind deutlich aufwändiger. Da kommt man als Besucher nicht ohne desinfizierte Schuhe und frische Schutzklamotten rein, zum Schutz der Tiere.
sorry, ist zwar ot und sicher auch schon überaltert...
als ich noch zur Schule ging :rot: waren wir öfters im Hallenbad schwimmen. Da gab es immer so einen komischen "Wasser"strahl, der einem beim rein- und rausgehen die nackten Füße absprühte. Die Mutter einer Freundin sagte mir, ich solle diesen Strahl meiden, weil das viel zu kurz einwirke, somit keinen Fußpilz töten könne, aber die Fußpilze soweit abhärte, dass ich (falls ich einen hab) ihn dann noch schwerer loswerde. hm - ??
(ich hatte nie Fußpilz und - hihi - ich bin über diesen Strahl immer drübergesprungen....)

Kommen diese Keime nicht daher, dass Schweine, Kälber und Puten AB bekommen, um besser zu wachsen??
Reisende hat geschrieben:ich weiß schon, warum ich krankenhäuser nicht freiwillig betrete.
noch schlimmer, wenn man eine Haushebamme/Geburtsklinik nicht bezahlen kann, muss man seine Kinder dort zur Welt bringen ... :ohoh:
Und dass, wo Neugeborene gleich nach der Geburt mit - so war es "gedacht" - den richtigen Keimen (von Mutters Flora) besiedelt werden sollten....

Manfred

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#27

Beitrag von Manfred » Fr 29. Mai 2015, 23:08

ina maka hat geschrieben: Kommen diese Keime nicht daher, dass Schweine, Kälber und Puten AB bekommen, um besser zu wachsen??
AB als Wachstumsförderer sind in D schon ewig und 3 Tage verboten.
Behandelt werden darf nur nach Anweisung des Tierarztes.
Und die Statistiken täuschen da auch gewaltig. Wenn in der Geflügelmast einzelne Tiere behandelt werden, dann muss die ganze Gruppe als behandelt gekennzeichnet werden. Das liest man dann, wenn überhaupt, nur im Kleingedruckten.

Aber jetzt gibt es ja das Antibiotika-Monitoren für die Masttiere.
Im ersten Durchgang kommen die Behörden aus dem Staunen nicht raus, wie viele Bauern ihre Tiere gar nicht mit AB behandelt haben.
Von weiteren Ergebnissen hat man noch nicht viel gehört.
Wieso die Milchviehhaltung vom Monitoring ausgenommen wurde, erschließt sich mir allerdings nicht.
Ich falle zum Glück unter die Kleinbestands-Schwelle. Somit bleibt mir wenigstens der bürokratische Akt erspart, meinen Nichtverbrauch auch noch melden zu müssen...

hunsbuckler
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Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#28

Beitrag von hunsbuckler » Fr 29. Mai 2015, 23:30

Das Milchvieh wird viel engmaschiger und zeitnäher durch unangemeldete, vom Tankwagen automatisch gezogene Milchproben überwacht.
Mittlerweile ist es in vielen Molkereien Standard, daß von der Ladung jedes Milchsammelfahrzeugs ein Hemmstoff-Schnelltest gemacht wird, und das Fahrzeug darf erst abtanken, wenn der Test "negativ", also hemmstoff-frei ausgefallen ist.
Etwaige Hemmstoffbelastungen werden umgehend aufgeklärt, indem sämtliche Betriebe an der Sammeltour getestet werden.

Vermutlich hat man angesichts dieser bereits vorhandenen Kontrolldichte beschlossen, keine Ressourcen durch doppelte Maßnahmen unnötig zu binden.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

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Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#29

Beitrag von Allgeier » Sa 30. Mai 2015, 02:36

Manfred hat geschrieben:

AB als Wachstumsförderer sind in D schon ewig und 3 Tage verboten.
Behandelt werden darf nur nach Anweisung des Tierarztes.
Und die Statistiken täuschen da auch gewaltig. Wenn in der Geflügelmast einzelne Tiere behandelt werden, dann muss die ganze Gruppe als behandelt gekennzeichnet werden. Das liest man dann, wenn überhaupt, nur im Kleingedruckten.
[/quote]

Nur wer unterscheidet ob ein AB zur Bahandlung einer Krankheit oder zur Wachtumsfoerderung eingesetzt wird? Ich nehme mal an die Tieraerzte und die erwirtschaften ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Medikamenten und somit dann auch AB.

Wieviele Tiere sind in so einen grossen Gefluegelmaststall? 10000 Stueck. Ich denke nicht das man da einzelne Tiere gezielt behandeln kann. Wenn dann wird doch der ganze Stall dagegen behandelt, oder nicht?

In irgend von den Dokus wo ich angeschaut habe da wurde erwaehnt wie es in Dänemark(?) gehandhabt wird. Dort meldet der Tierarzt bei AB Bedarf dies einer Apotheke und die sendet dann das Medikament dem Bauern der es dann einsetzt und anwendet.
Und auch Betriebe wo zuviel AB verwenden werden einer Schulung unterzogen um den AB Verbrauch zu senken.

Ich persoenlich bin mir manchmal nicht sicher was man in den Berichten glauben kann. Als Tatsache kann man wohl sagen das das BfR die Grenzwerte im Bereich von Glyphosat erhoeht hat um es als unbedenklich dastehen zu lassen.
Wenn im Bezug auf Glyphosat der Verbraucher belogen wird, dann denke ich das es noch andere Bereiche gibt die man dem Verbraucher verschweigt oder ihn zum Narren haelt. Und dieses MRSA passt genau in dieses Muster. man stelle sich einmal vor das BfR warnt vor dem Aufenthalt in deutschen Krankenhaeusern. Weil im OP Saal von 4 Doktoren 3 verschiedene Sprachen gesprochen werden und die Putzfrau aus Moldawien oder sonst woher nicht der deutschen Sprache maechtig ist. Nun stellt sich mir die Frage ob man als Putze ueberhaupts die deutsche Sprache beherrschen muss? Anscheinend schon.
Hier wird wieder die Profitgier ueber das Leben der Menschen gestellt und das verrueckte an der Sache ist das dies kein grosses Thema in den Medien ist. 15000 Tote ist auch nicht soviel.

Das gibt mir schon zum Nachdenken wenn ich wegen einer Blindoperation ins Krankenhaus muss und dann an einer MRSA Infektion sterbe. Oder ist das normal heutzutage? Kann ja auch sein das wir alle schon so abgestumpft sind das als Normalzustand angesehen wird.

Was kostet eigentlich ein Kilo AB in der Herstellung? Denn oft liest man das das AB auch ein Kostenfaktor ist und man es nicht so ohne weiteres benuetzt? NUR, mit einem Kilo AB habe ich auch schon gelesen das ein zusaetzlicher Fleischzuwachs von 16 kg ermoeglicht wird.

Ich denke das gehoert alles zusammen. Die Doktoren verschreiben zuviel AB, in den Krankenhaeusern wird bei der Hygiene gepfuscht und dann noch Fleisch was AB enthaelt. Das alles zusammen und wird haben das was wir jetzt haben.

Loesungsvorschlag?

Alles in kleinerem Rahmen. Aber das ist wieder nicht von der Politik gewollt weil die sich der Globalisierung verschrieben hat.

In einer Doku haben sie einen Bauern gefragt ob seine Guelle AB Rueckstaende enthaelt. Der hat das natuerlich verneint und als die Reporter dann die Guelle selbst untersucht haben kam natuerlich AB heraus. Ein Einzelfall?
Nur wer einmal luegt dem glaubt man nicht wieder.

Die ganze Geschichte gibt mir schon wieder mehr und mehr zum nachdenken in was fuer einer Welt wir eigentlich leben. Der Profit steht ueber allem.

Benutzer 72 gelöscht

Re: MRSA - Multiresistente Keime in der Tierhaltung

#30

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 30. Mai 2015, 09:18

http://www.pan-germany.org/deu/~news-1341.html

Frage. wieviel AB reichen, um multiresistente Keime zu züchten?

Dass die Landwirte nicht schuldig sind - niemals - das hab ich eh gewußt ... :)

Aber es geht eigentlich auch nicht um die kindische Frage "wer ist schuld?" sondern darum, solche Sachen jetzt und für die Zukunft zu vermeiden.
Da geht meiner Ansicht nach kein Weg daran vorbei, eine total andere Globalisation, einen total anderen "Kapitalismus" einzuführen, zu leben.
hm

egal, ob Landwirte, Vebraucher, Krankenhauspersonal oder Ärzte!

(und das Verbote Verbote sind, weiß glaube ich ein jeder, der solche schon mal umgangen ist und da kenn ich einige - nicht jetzt konkret hier im Forum* - !!)

edit: interessant, was "die kleine Farm" im Dorfschreier gepostet hat:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 56&t=14058

ist vom April 2015!

* es sind fast immer nur "die Großen", die sich sowas trauen und leisten können!

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