Schlachthof Skandal

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Zimt&Zucker
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Schlachthof Skandal

#1

Beitrag von Zimt&Zucker » Sa 10. Nov 2018, 00:43

Hallo,

jetzt möchte ich mal in die Runde fragen, wie ihr darüber denkt.

In zwei Schlachthäusern in Deutschland gibt es ja gerade einen riesen Skandal mit Schliessung etc.
Ich will da jetzt nicht in Frage stellen, das es dort vermutlich ganz schlimme Bedingungen und Verhalten seitens der schlachtenden Personen gegeben hat
und Tiere evtl absichtlich oder kaltherzig gequält worden sind.

Eine Szene die mich dort jetzt seit ein paar Tagen beschäftigt : Eine Kuh hat wohl schon den zweiten Bolzenschuß bekommen - liegt am Boden -
strampelt wie wild. Der Schlachter versucht es mit einem Herzstich - klappt auch irgendwie nicht und schlitzt danach vom Herz zum Kopf hoch und
mach dann einen großen Schnitt Richtung Wirbelsäule.

Ist nicht nett anzusehen. Sind Schlachthäuser aber wohl generell nicht.
Auch belastend zu sehen, das dieses Tier es nicht leicht hatte, von dieser Welt gehen zu müssen.

Ich habe mich gefragt, was genau ich als Schlachter in der Situation hätte tun können ( ...ich kann nicht schlachten - das muss ich hier einfügen. Bin
da hoffnungslos unfähig. Kann zwar ausnehmen etc... aber das Töten kann ich nur schwer (Schuld ist da auch eine Brasse die nach ordentlicher Betäubung und Herzstich nach 1 Std im Eimer das zappeln wieder angefangen hat :eek: )

Zurück zur Kuh:
Da es dem Tier in dieser Situation ja nicht mehr hilft, ein Pflaster auf die Stirn zu bekommen und zurück in seine Bio-Idylle geschickt zu werden ist doch
das absolut wichtigste es jetzt so schnell wie möglich zu beenden. NUR WIE ?

Wie wäre es für die Bärchengesicht-Wurstesser denn vertretbar gewesen ?

Ich hoffe ihr versteht mich da jetzt nicht falsch. Hätte ich die Möglichkeit selber Tiere zu halten und diese zu schlachten um
dadurch meinen Fleischkonsum zu bestreiten, würde ich das auf jeden Fall vorziehen. Weil ich wüsste, das die Tiere wenigstens vorher ein gutes Leben gehabt hätten.

So, kauft der Normalverbraucher (auch ich) ein anonymes Stück Fleisch und bekommt vom Prozess des Schlachtens ja nichts mit.
Regt sich aber künstlich auf ohne eigentlich genau zu wissen, wie in so einer Situation bestmöglich schnell getötet wird.

Bin da sehr gespannt auf eure Meinungen.
* aus Optimierungsgründen höre ich auch auf ZiZu :)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Schlachthof Skandal

#2

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 10. Nov 2018, 01:59

oops - ich hab grad ganz verrückte mexikanische Videos geschaut (Rap-Musik....). Die täten sich um solche Fragen nicht wirklich kümmern ...... (sorry)

Ich hab mir schon mal Gedanken gemacht.
weil ich gelesen hab, dass das Gehirn ohne Blutversorgung noch eine kurze Zeit Bewußtsein hat, wie grausam die Köpfung eigentlich ist... ?
Ich denke, am schnellsten geht es, wenn man das Bewußtsein dort entfernt, wo es (angeblich, höchstwahrscheinlich, offensichtlich) sitzt - oder?
Also das Gehirn zerschlagen?

(bei einer Kuh weiß ich aber nicht, wie das gehen soll - bei kleineren Tieren ist es sicher machbar)

Man muss aber auch zwischen Muskelbewegungen und Reflexen ohne Bewußtsein unterscheiden - das spürt das Tier nichts mehr. :mama:

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ab wann der Körper so voll endogener Drogen ist, dass nichts mehr weh tut.
schön, dass du dir Gedanken machst.

Ich könnte nicht so einfach ein Tier mit meinen Händen töten, wahrscheinlich nicht mal, um es von den Schmerzen zu befreien - oder doch, einmal hab ich es bei einem Fisch getan, den ein Kind gefangen hatte und ihn zappelnd in der Hand hielt und essen wollte.
Ich wußte nicht was tun und hab ihm einfach fest fest auf den Kopf geschlagen - ob das gut war? :hmm: :flag:

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Re: Schlachthof Skandal

#3

Beitrag von Hildegard » Sa 10. Nov 2018, 02:04

Zimt&Zucker hat geschrieben:Hallo,

.

So, kauft der Normalverbraucher (auch ich) ein anonymes Stück Fleisch und bekommt vom Prozess des Schlachtens ja nichts mit.
.
Doch, er bekommt was MIT. Die ganzen Stresshormone davon,die hat er in der Wurstsemmel.
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Schlachthof Skandal

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 10. Nov 2018, 02:09

Hildegard hat geschrieben:Doch, er bekommt was MIT. Die ganzen Stresshormone davon,die hat er in der Wurstsemmel.
sind "wir Fleischesser" davon so viel gestresst und ... aggressiv??

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Re: Schlachthof Skandal

#5

Beitrag von MeinNameistHASE » Sa 10. Nov 2018, 09:53

Zimt&Zucker hat geschrieben: Eine Szene die mich dort jetzt seit ein paar Tagen beschäftigt : Eine Kuh hat wohl schon den zweiten Bolzenschuß bekommen - liegt am Boden -
strampelt wie wild. Der Schlachter versucht es mit einem Herzstich - klappt auch irgendwie nicht und schlitzt danach vom Herz zum Kopf hoch und
mach dann einen großen Schnitt Richtung Wirbelsäule.

Ist nicht nett anzusehen. Sind Schlachthäuser aber wohl generell nicht.
Der Bolzenschuss dient der Betäubung, dass danach noch Muskelkontraktionen auftreten ist normal. Das weitere Vorgehen kann ich nicht beurteilen, aber da der Tod durch Blutentzug eintritt ist es doch sinnvoll lieber einen weiteren Schnitt zu machen, um das schnelle Ausbluten zu gewährleisten?


Ich habe schon viele Kleintiere zwischen Wachtel und Gans selbst geschlachtet, immer unter der Maxime das Lebensende so ruhig und doch schnell wie möglich zu gestalten. Eine ordentliche Betäubung und dann einen großflächigen Kehlenschnitt, damit der Tod schnell eintritt. Dieses Vorgehen verteidige ich auch gegen die Tierhalter die meinen, ein Kehlenstich wäre ausreichend. Mein grausamstes Erlebnis war zu sehen, wie eine Gans wieder aus dem Brühkessel gesprungen ist :ua: , nachdem sie betäubt und über Kehlenstich ausgeblutet wurde...


LG Jonas
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Re: Schlachthof Skandal

#6

Beitrag von Rohana » Sa 10. Nov 2018, 10:18

Mein Schwager ist Metzger und für Schlachtung zuständig bei einem mittleren Betrieb hier im Ort mit etwa 10 Angestellten. So wie er Schlachtungen schildert, sind die relativ entspannt und routiniert - der Bolzenschuss und der Stich müssen halt sitzen. Natürlich kann es vorkommen dass mal ein Fehler auftritt, die Schlachter sind auch nur Menschen und "mal ein Fehler" ist von grundsätzlicher Fahrlässigkeit durchaus zu unterscheiden würde ich meinen. Zu der von dir geschilderten Situation kann ich ihn bei Gelegenheit fragen.
Eine starke Belastung mit Stresshormonen merkt man übrigens deutlich in der Fleischqualität.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: Schlachthof Skandal

#7

Beitrag von viktualia » Sa 10. Nov 2018, 10:53

Ei, eine seit 2 Tagen tote und dennoch rülpsende Gans hatte ich auch schon - spooky.

Zizu, kennst du Temple Grandins "Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier"? Ich hab´s schon ein paar mal verlinkt, es ist ein tolles Buch. https://www.thalia.de/shop/home/artikel ... 25523.html
Ich hab nen link gefunden,wo man es anscheinend als e-book lesen kann, weis aber nicht genau, ob das ganz funktioniert, ich stell ihn mal ein: https://books.google.de/books?id=k26eAg ... lt&f=false
Sie ist Autistin und hat in Amerika die Tierschutz-Richtliniern beim Töten von Rindern mitgestaltet und auch umgesetzt, sprich sie fährt bei Problemen raus und schaut, woran es liegt. Ihr geht es dabei nicht um "menschliches" sondern um konkrete Stressreduzierung; ein pragmatischer und, in meinen Augen, sehr vernünftiger (und liebevoller) Ansatz.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Schlachthof Skandal

#8

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Sa 10. Nov 2018, 11:17

Hildegard hat geschrieben:Die ganzen Stresshormone davon,die hat er in der Wurstsemmel.
Nach 4 Stunden Viehtransportzeit zum Schlachthof, braucht man sich um den bei der Schlachtung auftretenden Stress auch keine Sorgen mehr zu machen. Da gibt es sicher schon genug Stresshormone in den Muskeln.

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Zacharias
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Re: Schlachthof Skandal

#9

Beitrag von Zacharias » Sa 10. Nov 2018, 12:55

Für mich klingt das wie sehr unsachgemäße Schlachtung. Wenn ein Tier nach dem Bolzenschuss noch bei Bewusssein ist, wurde falsch geschossen oder falsche Patrone verwendet. Und wenn dann unsachgemäß weiter gemacht wird, dann sollte dieser Schlachthof in der Tat geschlossen werden.
Der Umgang mit dem Bolzenschussgerät ist nicht schwer, man muss halt das richtige Hirnareal treffen. Und das anschließende Zappeln nicht falsch interpretieren. Wenn keine Augenreflexe mehr da sind, das Tier nicht mehr aufsteht und rumläuft, dann ist auch nichts schief gelaufen und dieses anschließende Massaker klingt für mich völlig unfachlich. Wenn was schief läuft muss man handeln - schnell und routiniert. Nachbetäuben, Kehlschnitt... aber Herzstich???? Ist mir bis jetzt erst einmal passiert bei einem Hahn, der so stark bekammt war, dass ich den Betäubungsschlag nicht hinbekommen habe. Da muss man die Nerven behalten.
Wenn mir allerdings mal eine Gans aus dem Brühkessel hüpft, würde ich vermutlich nie wieder ein Tier schlachten wollen. Jonas, was hast du dann gemacht? Und wie ist das zu erklären?
Grüße,
Birgit

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Re: Schlachthof Skandal

#10

Beitrag von MeinNameistHASE » Sa 10. Nov 2018, 13:41

Zacharias hat geschrieben:Wenn mir allerdings mal eine Gans aus dem Brühkessel hüpft, würde ich vermutlich nie wieder ein Tier schlachten wollen. Jonas, was hast du dann gemacht? Und wie ist das zu erklären?

Ich war da beim Töten nicht dabei, deswegen kann ich es nicht erklären. Die Oma meines Kumpels war schneller als ich und hat die Gans geköpft... Von Gänsen habe ich seit dem auch die Finger gelassen.
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