Demeter-Negativliste für Saatgut

Sabi(e)ne
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Demeter-Negativliste für Saatgut

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 19. Okt 2012, 19:08

http://demeter.de/sites/default/files/r ... rten_0.pdf
Im wahrsten Sinn des Wortes schrecklich hochinteressant!
Samenfeste Sorten haben doch was für sich....
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Kaufnix
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#2

Beitrag von Kaufnix » Fr 19. Okt 2012, 22:53

Was genau ist denn so schlimm an Protoplastenfusion? Dass es im Labor geschieht, also böse wissenschaftliche Hexerei ist?
Ich hab selbst schon Protoplasten fusioniert und das ist nichts anderes als pfropfen im Mikrometerbereich. Da ist per se nichts schlimmes dabei. Teilweise finde ich die Demeter Richtlinien etwas strange. Da wird das Abtrennen des Honigraums verboten weil Zitat "die Weisel den ganzen Stock durchdringen soll". Naja gut, ich will jetzt nicht zu sehr lästern, aber das sind halt Leute die gelegentlich ihren Namen tanzen und ein reiches Ökobürgertum bedienen, die sich ein gutes Gewissen einkaufen.

Nachtrag: dass Hybridsorten sehr schlecht für Selbstversorger und Kleinbauern in Entwicklungsländern sind stimmt natürlich trotzdem. Ob CMS Hybride oder nicht spielt da keine Rolle mehr.
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babayaga
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#3

Beitrag von babayaga » Fr 19. Okt 2012, 23:07

Ich hab da eine generelle Verständnisfrage, eine Negativliste ist in diesem Zusammenhang eine Liste mit Pflanzen die NICHT betroffen sind,
aufgezählt werden in der pdf aber Pflanzen die betroffen sein könnten ..., so richtig komme ich damit nicht klar, was soll das aussagen?
--
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Joks
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#4

Beitrag von Joks » Sa 20. Okt 2012, 00:56

Die Sorten sind offensichtlich alle als Hybridsorten kenntlich (F1). wer sortenfest anbauen will, kanns also gut erkennen.
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#5

Beitrag von 65375 » Sa 20. Okt 2012, 05:19

babayaga hat geschrieben:Ich hab da eine generelle Verständnisfrage, eine Negativliste ist in diesem Zusammenhang eine Liste mit Pflanzen die NICHT betroffen sind,
aufgezählt werden in der pdf aber Pflanzen die betroffen sein könnten ..., so richtig komme ich damit nicht klar, was soll das aussagen?
--
50% aller Eichen sind Laubbäume - Noch!!
Also nach meinem Verständnis sind das Sorten, die nicht für den Demeter-Anbau zugelassen sind.
Für mich stellt sich eine ganz andere Frage: wenn die alle als F1 gekennzeichnet sind, wozu dann eine Liste? Dann ist es doch für jeden Deppen eindeutig erkennbar, daß diese Sorten nicht erlaubt sind!? Oder sind Hybriden im Demeter-Anbau grundsätzlich erlaubt?

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Nordhang
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#6

Beitrag von Nordhang » Sa 20. Okt 2012, 05:41

Soweit ich das mitbekommen habe sind sie erlaubt, werden aber nicht so gerne genommen wenn die Biosorten vergleichbare Ergebnisse bringen. Samenechte Sortenauswahl ist z.B bei Jungpflanzen in Bio dan nochmals etwas schwieriger. Bei der immer größeren konnzentrierung des Sammenvertriebes durch Großkonzerne macht eine Negativliste nunmal mittlerweile Sinn für Bioverbände wie Demeter. Ob Gut oder nicht müssen dan die Kunden entscheiden, die Wahl haben sie in vielen Bereichen noch. Biokunden müssen aber auch einkaufen was sie gerne kaufen würden. :pfeif:

Benutzer 72 gelöscht

Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#7

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 20. Okt 2012, 07:57

hallo!
Kaufnix hat geschrieben:Ich hab selbst schon Protoplasten fusioniert und das ist nichts anderes als pfropfen im Mikrometerbereich. Da ist per se nichts schlimmes dabei.
Kannst du das noch ein bisschen genauer erklären?
Tät mich sehr interessieren, denn ich hab nur einfach so ein ungutes Gefühl dabei :aeh:

Irgendwie steht das (für mich!!) dann schon an der Grenze zur Genmanipulation und wer weiß, was man durch solche erzwungenen Kreuzungen bei den Inhaltsstoffen verändert. oder?

Mich hat eine Aussage eines Kogi-Weisen geprägt.(Kogi sind Ureinwohner Kolumbiens).
Der sprach von einer Art Paralellwelt, "aluna", unserer eigentlichen Heimat. Egal - er betonte immer wieder, dass alles, was wir hier auf Erden tun in "aluna" seine Auswirkungen hat - nur weil wir es nicht sehen können, existiert es aber trotzdem. "Sehende" (Schamenen) sehen es und laut Aussage sind es gar keine schönene Dinge, die zurzeit dort passieren.
Weil wir gar nicht wissen, was wir tun.

Das ist halt die andere seite der Wahrheit :aeh:

Aber abgesehen davon - soviel ich weiß, suchen "die Demeters" immer auch nach einer wissenschaftlichen Erklärung für ihre Regeln.
Leider kenne ich sie in diesem Fall gar nicht, weil es mich eigentlich nichts angeht - ich sähe nur Hybriden aus, die spontan entstanden sind (weil ich meine Pflanzen großteils offen abblühen lass). Werden bei dieser Hybridisierung irgendwelche Zusatzstoffe oder Bestrahlungen verwendet?
Hat mal wer erforscht, wie sich der Gehalt an Minerlastoffen, Vitaminen und Antioxidantien verändert?

Auf jeden Fall: danke Sabi(e)ne fürs Einstellen - wen es interessiert, der hat jetzt eine Liste! :wink_1:

p.s.: weder in Waldorfschulen noch auf Demeterhöfen tanzt irgendwer seinen Namen. :roll:
(so eine Aussage beweist nur, dass der Redner keine Ahnung hat - bzw. seine Meinung vielleicht aufgrund von youtube-Videos bildet ?????)

Eurythmie ist eine Kunstform - man kann über sie denken, was man will, aber "Kunstgeschmack" ist nun mal nichts objektives. Ich persönlich hab sowieso meine Probleme mit jeder Form von moderner Kunst - ich liebe Steinzeitmalerei..... :haha:

Demeter schreibt unter anderen vor, dass man Tiere so hält, dass sie ein glückliches Leben haben - und alleine deshalb tendiere ich, wo ich kann, dazu, eher Demeter als "nur bio" zu kaufen. :im:

liebe Grüße!

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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 20. Okt 2012, 09:53

@65375:
im biodynamischen Gemüsebau nach Demeter Richtlinien ist die Verwendung von CMS Hybriden seit 2005 verboten
. Steht so in den Richtlinien und auf der HP.
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Kaufnix
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#9

Beitrag von Kaufnix » Sa 20. Okt 2012, 12:15

@ ina maka: dabei werden einfach "nur" zwei Zellen fusioniert. Ein Protoplast ist eine Pflanzenzelle ohne Zellwand. Man nimmt Zellkulturen von Pflanzen verschiedener Linien und löst deren Zellwände mit PEG. Und dann kann man sie transformieren (Gene einschleusen) oder fusionieren. Bei tierischen Zellen wird das auch schon lange gemacht. Antikörper aus dem Labor z.B. für Tollwutimpfung werden von Plasmazellen produziert, die mit "unsterblichen" Tumorzellen fusioniert wurden. Das war im Grossen und Ganzen was wir im Praktikum gemacht haben. Man bringt zwei Zellen dazu zu einer zu werden. So wie man einen Rebstock mit einem anderen veredelt, aber eben auf Zellebene.

Unterm Strich ist es eben ein Werkzeug, mehr nicht. So wie ein Messer Leben retten oder Leben nehmen kann. Es ist deshalb kein böses oder schlechtes Messer. Und konkret ärgern tut mich daran, dass die Begründung lautet "wir verwenden keine Sorten, die durch Protoplastenfusion entstanden sind" und nicht "wir boykottieren Saatgut von Monsanto und anderen Saatgutmultis, die Raubbau an der Landwirtschaft und genetischen Vielfalt betreiben". Es wird gegen das Messer mobil gemacht nicht gegen den Ganoven der es im Gepäck hat :lol:
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Seppel
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Re: Demeter-Negativliste für Saatgut

#10

Beitrag von Seppel » So 21. Okt 2012, 23:26

Das böse Messer? Eher die Büchse der Pandora...

F1 heißt nicht immer automatisch, dass es sich um eine künstlich manipulierte Sorte handelt!
Ich versuchs mal einfach: Es werden 2 besonders gute Eltern ausgesucht. Selektiert wird z.B. nach Größe, Trockenheitstoleranz, Habitus, Ertrag, Schädlingstoleranz usw.. Erstmal wird jeder Elter immer wieder mit sich selbst gekreuzt, bis sich die gewünschten Merkmale festigen. Heraus kommen 2 stabile Inzuchtlinien. Werden dann die 2 besonderen Eltern zusammengebracht, ist die nächste Generation die F1 Generation. Wenn alles geklappt hat, erzeugt die F1 Generation einheitlich die gewollten Merkmale (Schädlingstoleranz vom Vater, Ertrag von der Mutter usw.). An sich sind F1 Generationen anderen in vielerlei Hinsicht hoch überlegen. Aber: Die Samen, welche aus der F1 Generation hervorgehen, sind dann die F2 Generation. Dort sind sämtliche Merkmale wieder bunt gestreut, ähnlich wie in einer Wundertüte. Man spricht auch vom Heterosiseffekt. Daher ist der Landwirt gezwungen, immer wieder "das echte" F1 Saatgut beim Züchter zu kaufen.

Durch die Cytoplasmatische männliche Sterilität (CMS) wird es möglich, artfremde Zellen und Zellkerne mittels Protoplastenfusion zu verbinden. Diese Pflanzen erzeugen später unfruchtbares Saagut. Ein Nachbau wird so nachhaltig unterbunden. Ich betrachte diese Technik kritisch, weil die Grenze zur Genmanipulation ziemlich nah ist. Beim Gemüse wird z.Z. nur innerhalb einer Gattung gemischt, aber diese Technik ermöglicht es, Gattungs- und sogar Familiengrenzen zu überschreiten - was bei traditioneller Züchtung nicht mögich ist.

Von Thomas Engelke gab es vor einigen Jahren auch mal einen ganz guten Vortrag zu dem Thema:
http://www.oeko-komp.de/files/102/Vortr ... ke_CMS.pdf

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