Erfahrungen mit dem Samenbau?

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Landfrau

Erfahrungen mit dem Samenbau?

#1

Beitrag von Landfrau » Mi 3. Aug 2011, 13:49

Moin,

wie sind eure Erfahrungen mit dem samenbau von Gemüse?

Nicht die "einfachen", von denen man eh die Früchte erntet (Bohnen, Tomaten, Mais, Kürbisse.....), sondern KOhl- und Rüben- und Laucharten.

Wie verändert sich die Sorte über die JAhre?
Wie bewahrt ihr das Saatgut sicher auf?
Wie stellt ihr die Sortenreinheit sicher?

danke für alle Erfahrungsberichte und Erkenntnisse!

LAndfrau

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stoeri
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Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#2

Beitrag von stoeri » Mi 3. Aug 2011, 16:45

Hallo Landfrau,

das würde mich auch sehr interessieren.

Bis jetzt habe ich Sämereien von meinem Spinat, Dill und halt Tomaten.

Tomaten verhüte ich nicht.
Spinat habe ich auch nicht geschützt.

Beim Bataviasalat der jetzt dann zum Blühen beginnt möchte ich ab der Blüte eine Feinstrumpfhose drüber hängen.
herzliche Grüße
Erika mit Lux und Ricky im Herzen

Wenns nur olle so waradn, wia i sei soiad.

Sabi(e)ne
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Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 3. Aug 2011, 20:24

Aloha,
bei den SeedSavers gilt die Regel, daß mindestens 200m zwischen verschiedenen Sorten einer Art liegen, was die meisten Leute dazu zwingt, jeweils nur eine einzige Sorte anzubauen, um diese "rein" zu halten.
Also keine Flächen mit verschiedenen Sorten, sondern alles separiert, und Handbestäubung.

Man muß sich dabei vor Augen halten, daß es früher diese irre Sortenvielfalt gar nicht gab, sondern jeweils eine einzige lokale Sporte, die alle anbauten - einfach, weil es kein anderes Saatgut gab.
Das war in letzter Konsequenz "lokale Anpassung" vom Feinsten.
Von daher gab es dieses Problem früher gar nicht, alles wurde "offen" bestäubt.
Und heutzutage hilft tatsächlich nur die Isolation, wenn man die gewünschten Eigenschaften einigermaßen sicher erhalten will.

Bestes Beispiel ist z. B. immer jemand, der Eßkürbisse ziehen will, und sein Nachbar nebenan findet Zierkürbisse so hübsch - da versaut der unabsichtlich jeden Nachzuchtversuch der Eßkürbisse, weil die bitter werden - also in jedem Fall gucken, was die Nachbarn so alles anbauen.

Ich denke, Sortenvielfalt auf eigenem Grundstück ist ja nett, aber Samenbau dadurch sehr schwer sicher zu stellen - außer die ausgesuchten Sorten blühen zu deutlich verschiedenen Zeiten (eher unwahrscheinlich - die Trigger einer Art für die Blüte liegen alle in einem relativ engen Zeitfenster, und Insekten fliegen weit....

Die einzige Lösung auf relativ isoliertem Grundstück ohne Input von außen wäre, sich seine eigene lokal optimierte Sorte einer Art zu selektieren - alles andere bedeutet enormen Aufwand, der sich für den einzelnen nicht unbedingt lohnt.

In meinen Augen ist es lohnender, sich bei Organisationen wie Seedsavers oder Arche Noah Projekten zu engagieren und sich auf seine Lieblingssorte zu konzentrieren, und die auch geschützt bestäubt weiter zu vermehren und diesen Organisationen auch wieder zur Verfügung zu stellen.
Damit kann man wahrscheinlich noch am meisten bewirken.
Klar kann es interessant sein, einen ganzen Garten voller Hybriden zu haben, wo man nicht weiß, was in der nächsten Generation rauskommt - aber ist das wirklich sinnvoll?

Bei Obstbäumen ist es was einfacher durch die Veredelungen, aber bei allen Einjährigen ist es ein Vabanquespiel.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Thomas/V.
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Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#4

Beitrag von Thomas/V. » Mi 3. Aug 2011, 20:42

aber bei allen Einjährigen ist es ein Vabanquespiel.
außer man hat rundum nur Nachbarn mit englischem Rasen und ein paar Blumen :lol:

bei meinem Zeugs weiß ich, das ich das ziemlich sortenrein vermehren kann :grinblum:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#5

Beitrag von outdoorfreak » Mi 3. Aug 2011, 21:45

also dass, was Sabiene sagt, ist absolut richtig.

Immer nur eine Sorte von jeder Gemüseart anbauen. Dann hat man auch keine Problem mit verkreuzungen. Ausser die verkreuzen sich halt mit denen aus der Nachbarschaft, die meistens irgendwelche Hybride aus dem Gartencenter anbauen. Da hat man natürlich keine Chance.

Deshalb hab ich mir auch ein Grundstück ausserhalb einer Ortschaft gesucht. Und drumherum ist nur Wald, auch keine Äcker. Da kann ich beruhigt sein, dass sich nichts unerwünschtes einkreuzt.

Und ja, Samen von Bohnen, Tomaten, Gurken, Kürbisse zu ziehen ist einfach. Einfach die Früchte überreif werden lassen und dann die Samen daraus entnehmen. Das sind einfährige Gemüse, von denen man im ersten Jahr schon die Samen entnehmen kann.

Bei Kohl, RoteRüben muss man im Herbst die Pflanzen nehmen, im Keller lagern und im nächsten Frühjahr wieder aussäen, dann beginnen sie zu schiessen und man kann dann ihre Samen entnehmen. Diese Pflanzen sind zweijährig, bilden also erst im zweiten Jahr Samen.


Samen kann man übrigens nur von Samenfesten alten Sorten entnehmen.

Und die kriegt man bei Dreschflegel, VEN, Arche Noah, Pro Specie Rara usw..

ciao Outdoorfreak
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

Mahatma Ghandi

Benutzer 72 gelöscht

Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#6

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 3. Aug 2011, 23:20

hallo!
outdoorfreak hat geschrieben:Samen kann man übrigens nur von samenfesten alten Sorten entnehmen.
hihi, nein.
Samen kann man von jeder Pflanze entnehmen - die Frage ist, was dann dabei herauskommt!
Und samenfeste alte Sorten sind nicht mehr samenfest, sobald sie sich mit anderen Sorten verkreuzen ("hybridisieren").

Ich hatte heuer leckeren Salat, der von Samen stammt, die auf "irgendeinem Baumarktsalat" (höchstwahrscheinlich Hybride) gereift sind.
Allerdings war ein Großteil der Pflanzen "zum Schmeißen" - so ein komischer Pflücksalat geworden.
Die schönsten hab ich wieder Samen machen lassen, weiß dann aber erst nächstes Jahr, was daraus wird (wenn nicht die Schnecken schneller sind...).
Bei dem Salat war die Saatgutgewinnung einfach - er blühte im ersten Jahr schon!
(ist das jetzt eine unerwünschte Eigenschaft? weiß nicht, für mich, für "meine Salatsorte", war es eine erwünschte Eigenschaft - ich will keinen Salat, der erst im zweiten Jahr blüht....)

Wirsing hab ich am Beet überwintern lassen und offen ("unverhütet"?) abblühen lassen. Es sind ein paar schöne Pflanzen draus geworden, ein paar weniger schöne - und da ich teilweise länger nicht im Garten war heuer, sind mir ausgerechnet die schönen Köpfe weggefressen worden - hab meine Zweifel, dass die den Winter überleben.
Das war ein sortenechter Wirsing von Arche Noah....

Aber es ist schon so: um eine eigene Lokalsorte entstehen zu lassen, ist Samenvermehrung toll (verbraucht aber viel Platz!) - um alte Sorten wirklich erhalten zu können, muss man das Ganze schon fast professionell aufziehen - irgendwann bekommt man sonst (angeblich) sogar Inzuchtprobleme :aeh:

Obwohl das nicht die Frage war: Tomaten vermehr ich schon lange selber und heuer hatte ich das erstemal ein paar dabei, die große Früchte lieferten ("groß" für Cocktailtomaten, denn meine Samen stammen ursprünglich von samenfesten "Mexican Sweetheart" oder so? jedenfalls sehr süße Cocktailtomaten) - haben die sich jetzt doch mit irgendwelchen Nachbarstomaten verkreuzt oder haben sie meinen Wunsch nach robusten großen Tomaten gehört und erfüllt??
- Achtung: Esoterik!! :pft: ;)
Ich hab aber immer Samen von den relativ größten Früchten genommen - ob das was ausmacht??

Karotten sind recht einfach zu überwintern - im Erdkeller: die zum Essen gedachten, treiben im Frühling brav, aber sie überleben bei mir auch "einfach so" im Garten. Allerdings sind die Samen dann nicht aufgegangen (oder waren es doch die Schecken??) - wie ernst man das bei Karotten nehmen muss mit dem Verhüten, das tät mich allerdings echt interessieren!
Wegen der wilden Möhre, nicht wegen der Sorten, die die Nachbarn haben - wobei ich bezweifle, dass hier irgendwer Karotten blühen lässt - obwohl, man weiß nie...
Störe ich die Saatguterhalter in meiner Gegend, wenn ich jetzt plötzlich unangemeldet auch Gemüse blühen lass?

liebe Grüße!

Landfrau

Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#7

Beitrag von Landfrau » Do 4. Aug 2011, 11:05

Vielen Dank für eure Ausführungen.

Interessieren täten mich tatsächlich eigene praktische Erfahrungen von Leuten, die über mehrere Jahre Nicht - Fruchtgemüsesorten weiterkultivierten.

Wer macht das?
Kann man es empfehlen?


danke, Landfrau

Benutzer 72 gelöscht

Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#8

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 4. Aug 2011, 17:27

hallo!

Nur weil ich so neugierig bin: was ist denn der Unterschied in der Samengewinnung, wenn ich Blatt- und Wurzelgemüse nehme statt Fruchtgemüse?
Salat ist meiner Erfahrung nach viel einfacher selber zu vermehren als zum Beispiel Kürbis! Kohl blüht auch einfach im zweiten Jahr - der hat dann auch diese Kreuzungsgefährdung wie eben der liebe Kürbis.

Oder geht es dir speziell um die zweijährigen?

liebe Grüße!

zaches
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Re: Erfahrungen mit dem Samenbau?

#9

Beitrag von zaches » Do 4. Aug 2011, 19:30

Hi Landfrau -

ich vermehre Mangold seit wir hier wohnen. Es kommt jedes Jahr wieder der gleiche Mangold raus: dunkelgrüne Blätter, glatt, weiße Rispen, blüht im 2. Jahr, reichlich Samen, schmeckt gut, also erfolgreich. Der bunte Mangold und der hellgrüne sind alle Winter erfroren. Die lasse ich jetzt weg. Auch wenn ich Mangoldsamen meiner Sorte schon für nen Hektar gesammelt habe.

Spargel habe ich versucht - hm ja - ich hätte wohl besser auf dei Sämlinge achten sollen - sind überwuchert worden.

Lauch - auch okay - scheint auch wieder gleich geworden zu sein.
da fällt mir ein, daß ich Dir da n och ne Sorten info schicken wollte wegen Winterhärte.

Borretsch, Dost/Oregano, Fenchel, Phacelia, BUchweizen etc kommen von selbst ohne mein Tun überall wieder.

Bohnen, Erbsen, Tomaten Etc waren ja n icht gefragt - ist aber schön zu sehen, wie sie sich an die örtlichen gegebenheiten anpassen, was Wachstum etc angeht.
Kartoffeln essen wir immer auf und kaufen neu :rot: sind einfach zu lecker.....

lg, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

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