OpenSourceSeeds

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marceb
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OpenSourceSeeds

#1

Beitrag von marceb » Do 27. Apr 2017, 19:31

http://opensourceseeds.org/
Die OpenSourceSeeds Initiative will Saatgut wieder zu einem Gemeingut für Alle machen. Sie stattet neue Sorten mit der Open Source Lizenz aus. Das ist der effizienteste Weg, Saatgut rechtlich vor Patenten und Sortenschutz zu schützen.
Einige wenige große Unternehmen dominieren den Saatgutsektor. Sie züchten Kulturpflanzen auf Einheitlichkeit und nutzen Patente, um Nutzungsrechte und Gewinne zu schützen. Dies verdrängt Biodiversität, hemmt Innovation und schränkt die Fähigkeit der Landwirtschaft ein, sich an den Klimawandel anzupassen.
Open Source Saatgut ist zugänglich für jedermann. Das Saatgut kann ohne Einschränkung vervielfältigt, verkauft, weitergegeben oder züchterisch bearbeitet werden. Die Lizenz erlaubt neuen Nutzern, von den gleichen Rechten zu profitieren wie die vorherigen Besitzer.
Stattdessen brauchen wir Biodiversität, also Vielfalt der Landwirtschaft, unserer Kulturpflanzen und ihrer Sorten. Landwirtschaftliche Vielfalt ist existentiell für unsere Zukunft. Aber nur durch Schutz vor Privatisierung kann sie gefördert werden.
Gruß
Martina

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Thomas/V.
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Re: OpenSourceSeeds

#2

Beitrag von Thomas/V. » Do 27. Apr 2017, 23:07

Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: OpenSourceSeeds

#3

Beitrag von Rohana » Fr 28. Apr 2017, 06:54

marceb hat geschrieben: Einige wenige große Unternehmen dominieren den Saatgutsektor. Sie züchten Kulturpflanzen auf Einheitlichkeit und nutzen Patente, um Nutzungsrechte und Gewinne zu schützen. Dies verdrängt Biodiversität, hemmt Innovation und schränkt die Fähigkeit der Landwirtschaft ein, sich an den Klimawandel anzupassen.
Ach, wirklich? Beispiel Getreide: Ich bekomme eine Auswahl von Sorten die in Landesversuchen an verschiedenen Standorten geprüft ist, über Zucht an die dominierenden Probleme angepasst ist und kann davon Saatgut in ordentlicher Qualität beziehen - bundesweit. Ja, die ist auf "Einheitlichkeit" gezüchtet - innerhalb der Sorte! Und warum genau sollte der Züchter dafür kein Geld sehen? Die Züchtung dauert etwa 10 Jahre, da müssen Leute und Standorte und Zulassungsverfahren bezahlt werden, das passiert nicht für lau und das finde ich vollkommen okay. Dass die grossen Betriebe sich konzentrieren, tja, das ist so wie in jeder anderen Branche auch.
UND ich hab jederzeit die Wahl Sorten anzubauen die "frei" sind weil kein Patent (mehr) drauf.

Jetzt sag mir nochmal wer wo da die "Biodiversität" verdrängt wird - auf dem Acker, auf dem eh eine Reinkultur passiert? Interessiert es die Laus ob ich Weizen A, B oder C habe?
Wo soll da die Innovation gehemmt werden? Material muss sich jeder legal beschaffen, Zulassung muss jeder bezahlen - dass das nen Arsch voll Geld kostet (von der Zeit ganz zu schweigen), daran sind die Unternehmen nicht schuld.
Last not least: Neue Sorten erlauben uns bessere Anpassung an den Klimawandel, denn alte Sorten entwickeln sich nicht von alleine weiter. Wer an seinem Standort selber nachbauen will um "natürliche" Selektion innerhalb einer Sorte zu betreiben, der kann das ja im legalen Rahmen tun, muss nur die Nachbaugebühren zahlen (oder die STV bescheissen :pfeif: ). "Züchtung" ist das aber nicht! Da sich auch Krankheiten weiterentwickeln bzw. neu eingeschleppt werden, ist der Anbau von älteren Sorten auch nicht immer unproblematisch... da muss halt jeder ausprobieren was aktuell passt. Seh' ich sowohl bei den Kollegen als auch bei uns, meist sind eh mehrere Sorten im Anbau zum Vergleich.

Anders ist es bei Hybridsorten, die man nicht nachbauen kann.

Informativer Post dazu z.B. hier: http://www.landtreff.de/post289424.html#p289424

Nichtsdestotrotz finde ich das Projekt interessant und verfolge es weiter. Mir würde es auch ohne den oben zitierten Sermon gefallen :)
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Re: OpenSourceSeeds

#4

Beitrag von Peterle » Fr 28. Apr 2017, 08:56

@Rohana,

kann es sein dass du nur eine beschränkte Darstellung aus einem großen Thema beschrieben hast?
Es gibt vielleicht noch andere Landwirte und Gärtnereien mit einem Angebot aus Gemüse, Salaten und was weiß ich nicht alles. Die Bestrebungen Saatgut unter Lizenz zu bekommen (Saatkartoffel Linda wäre ja schon Allgemeinwissen) sind allgegenwärtig und garantiert nicht nur im Sinne von Einheitlichkeit, Resistenz, Ertrag gezüchtet.

Aber du scheinst das Projekt ja trotzdem gut zu finden. Ich finde es auch klasse, dass Natur nicht unter Patente fallen soll. Dazu sind alte Sorten oder freie Züchtungen als Alternative notwendig. Es lebe der Wettbewerb und die Vielfalt.

Gruß

Peter

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Re: OpenSourceSeeds

#5

Beitrag von 65375 » Fr 28. Apr 2017, 09:11

Hier kann man ja das hier dranhängen:
https://www.selbstvers.org/forum/viewto ... va#p326550

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Re: OpenSourceSeeds

#6

Beitrag von Rohana » Fr 28. Apr 2017, 09:14

Peterle: Was ich geschützt und bezahlt sehen möchte ist die *Arbeit der Züchter*, die viele Leute überhaupt nicht wahrnehmen! Ausserdem habe ich ganz explizit für Getreide geschrieben, mit Salat und Tomate bin ich nicht so vertraut. Da wird, grad bei der Tomate, das "Problem" die Hybridzucht sein, die in vielen Bereichen Einzug hält (auch bei Getreide). Trotzdem: Züchten kann theoretisch jeder und tun wird es fast niemand, denn Nachbau ist NICHT gleichzusetzen mit Zucht, bei der nicht zuletzt gesetzliche Rahmenbedingungen zu beachten sind.
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Re: OpenSourceSeeds

#7

Beitrag von Peterle » Fr 28. Apr 2017, 09:56

@Rohana,

das ist ja auch völlig in Ordnung. Aber wenn ein Patent auf eine Zucht 10 Jahre gilt muss es auch vorbei sein.
Von wegen Sorte als untauglich erklären, unter Strafandrohung Nachzucht verhindern etc..

Und es darf keinesfalls dazu mutieren, dass nur die großen Saatguthersteller per Gesetz oder durch unsinnige Verordnungen in der Lage sind, Saatgut herzustellen und zu vertreiben.
Und genau das passiert zur Zeit.

Wettbewerb muss möglich sein, auch von kleineren Unternehmen. Open Source ist ein sehr guter Weg die Dominanz zu brechen.

Gruß

Peter

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Re: OpenSourceSeeds

#8

Beitrag von Rohana » Sa 29. Apr 2017, 07:42

Vom Missbrauch einer Struktur darauf zu schliessen dass die Struktur falsch ist, ist in meinen Augen nicht der richtige Ansatz (Fall Linda). Warum nun soll ein Patent nur 10 Jahre gelten dürfen? Es muss ja irgendwie möglich sein, mit der Sorte so viel zu verdienen, wie ihre Entwicklung auch gekostet hat, und vielleicht noch ein bisschen Gewinn oben drauf, damit es sich "lohnt". Ich weiss nicht, wie OpenSourceSeeds das umsetzen will - die Marktmacht der grossen Konzerne kommt von ihrer Grösse und Handlungsfähigkeit (Konzentration von Expertise, Equipment, Geld und Rechtsabteilung!) und nicht zwingend durch die Umstände des Patentschutzes auf Sorten. Natürlich geht das Hand in Hand, denn wer mehr Handlungsspielraum hat, kann auch besser neuen Ansprüchen gerecht werden, ob das nun die Entwicklung neuer Technologien ist, oder Ansprüche der Verbraucher und Landwirte, oder neue Auflagen qua Gesetz...
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Re: OpenSourceSeeds

#9

Beitrag von Peterle » Sa 29. Apr 2017, 08:12

@Rohana

Guten Morgen erst mal :)
Linda war nur einer der Fälle aus dem bereich Kartoffelsaatgut (der bekannteste).
Und wie Linux/Libre Office und Co. überleben konnten ist und war Microsoft auch ein Rätsel. Aber den Kopf müssen wir uns gar nicht machen.
Du gehst davon aus, dass in 10 Jahren nicht genug zu verdienen ist. Hört sich gar so an, als wenn die Saatguthersteller gar dicht am Untergang stünden, würden nicht Gesetze den Umsatz schützen. hast du da Zahlen?

Ich vermute, und du hast das ja auch bestätigt, dass die Herstellung von Saatgut mit gleichbleibender Qualität nicht einfach ist und allein deswegen schon nicht von jedem gewinnbringend betrieben werden kann.
Ein Angebot also mit verfügbaren Mengen wird schon seine Abnehmer finden. Vielleicht nicht sofort bei Korn.

Gruß

Peter

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Re: OpenSourceSeeds

#10

Beitrag von Rohana » Sa 29. Apr 2017, 10:10

Moin Peterle :) Ein Vergleich mit OpenOffice ist naheliegend, aber hinkt ein bisschen, weil die Rahmenbedingungen ganz anders sind. Wieviele Haushalte bauen Nutzpflanzen an und wieviele nutzen ein Office/OpenOffice? ;)

Edit: Ich glaube fast wir reden ein wenig aneinander vorbei. Vielleicht sollten wir erstmal "Sortenschutz" (davon rede ich im Wesentlichen) und "Patent" auseinanderhalten, denn anscheinend gibt es da Unterschiede... wo ich im vorhergehenden Post von "Patent" sprach, meine ich tatsächlich den regulären Sortenschutz, entschuldige die falsche Wortwahl - ich nehme an, du meintest es ebenfalls so?
Dazu passend: https://www.agrarheute.com/dlz/news/zue ... t-einbauen und https://www.agrarheute.com/dlz/news/bun ... io-patente

Damit wäre dein Einwand gegen ein Patent völlig berechtigt und DEM stimme ich auch zu, damit muss ich mich auch korrigieren hinsichtlich des Eröffnungspostings, das allerdings Patent und Sortenschutz fast synonym benutzt.
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