Freies Saatgut für alle

July
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Re: Freies Saatgut für alle

#11

Beitrag von July » Do 29. Mär 2018, 17:01

Ich vermehre seit vielen Jahren Saatgut für mich und für Tauschreunde und tausche jedes Jahr mit vielen Leuten. Es macht riesigen Spaß. Ich habe nie einen Kurs Saatgutvermehrung gemacht und trotzdem wachsen gute Pflanzen aus Saatgut von mir in ganz Europa:)
Und ich bekomme von Tauschpartnern auch immer wieder interessante neue Sorten.
Dieses Jahr habe ich 8 neue Yakonsorten bekommen, ich bete jetzt jeden Tag, daß die Augenstücke anwachsen und nicht vergammeln bzw. eintrocknen und bin sehr gespannt auf die neuen aus Saatgut gezogenen Yakons.
Die Saattüten im Supermarkt interessieren mich seit vielen Jahren nicht mehr......ich bestelle aber auch mal Saatgut (samenfestes) bei Anbietern.
Dieses Jahr baue ich ein paar neue Erbsensorten von Salt Spring Seeds an und ein bischen Saatgut kam von Realseeds.

Bin immer noch auf der Suche nach der wilden Sonnenblume (der Urform), aber anscheinend hat die keiner mehr im Garten.
LG von July

Benutzer 72 gelöscht

Re: Freies Saatgut für alle

#12

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 29. Mär 2018, 18:27

samenfestes Saatgut bestellen (und bezahlen) macht natürlich auch Sinn - gibt diesen Firmen die finanziellen Mittel, um weiterzumachen.

strega
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Re: Freies Saatgut für alle

#13

Beitrag von strega » Do 29. Mär 2018, 19:28

in Ösiland hab ich in Filialen von M-P.eis Bio-Saatgut gesehen, das in Kooperation mit Arche Noah oder Pro Specie Rara erzeugt wurde. Nix F1, samenfest und zum grossen Teil bewährte alte Sorten.
Da bebbt dann hinten drauf auch ein Kleber wo draufsteht woher das Originalsaatgut stammt (mir bekannte Bio-Saatgut-Firmen wie De Bolster sind da dabei) und der betreffende Vermehrerbetrieb.

Freut mich irgendwie, auch wenn ich manchmal denk, dass das zu schön ist um wahr zu sein....
aber die werden ja wohl nicht von Bay.r und co. aufgekauft worden sein so still und leise, nöö... :hmm:

und is a bissle OT, denn diese Tütchen kosten ja was.
Aber dann wieder mega-topic, lässt sich ja wenns einmal käuflich erworben ist vermehren und tauschen.................... :daumen:
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Freies Saatgut für alle

#14

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Do 29. Mär 2018, 21:01

So wie ich diese Saatgutboxen verstehe, stellt man die an einem Ort auf und kann dann Sament reintun oder rausnehmen. Finde ich echt eine schöne Idee!

Ich gebe zu, daß ich schon sehr viel Saatgut gekauft habe. Aber manche Sorten schmecken einem dann nicht, in manchen Tüten sind zu große Mengen für den eigenen Garten und dann
gebe ich die auch gerne weiter oder tausche. Und manchmal hat man dann ja auch Riesenmengen von Saatgut, wenn man 1 qm blühen läßt.

Es wäre interessant, ob diese Boxen wirklich funktionieren? Oder ob es dann so ist wie bei Naturräuberin, daß die Kiste nach ner Woche leer ist und keiner was reintut außer Geld.
Das wäre natürlich doof.

Ich stelle wirklich oft fest, daß es selbst erfahrenen Gärtnerinnen oder Bäuerinnen gar nicht so klar ist, daß der Großteil des Saatguts aus dem Super- oder Baumarkt F1 ist.
Und wenn ich Dicke Bohnen oder blühende Schwarzwurzeln, Haferwurzeln im Garten habe, kennt die kein Mensch hier im Dorf. Immerhin brauche ich mich deswegen nicht
um Verkreuzung kümmern, weil keiner hier solche Raritäten anbaut. :mrgreen:

Schlimm ist ja aber auch, daß Leute, die Saatgut von alten Sorten weitergeben für Geld eigentlich illegal handeln, weil die Sorten nicht in der EU-Sortenliste geführt sind. Das finde ich heftig!

Im Spiegel diese Woche war auch noch ein großer Artikel drin über Bayer und Monsanto und welche Macht dann 3 Riesen-Konzerne weltweit hätten. Und vom Dicamba-Skandal in USA stand auch was in dem Artikel. Das ist wirklich erschreckend, falls es irgendwann nur noch gentechnisch verändertes Saatgut gibt, das resistent gegen Pestizide ist und wo dann alles Andere rundherum stirbt beim Spritzen oder sich überall Genpflanzen einkreuzen.

Das Alles stimmt mich schon sehr nachdenklich, wie das wohl mit dem Saatgut in der Zukunft weitergehen wird?

@July: Was meinst Du denn mit "Wilden Sonnenblumen"?

July
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Re: Freies Saatgut für alle

#15

Beitrag von July » Fr 30. Mär 2018, 07:37

Saatgutboxen sind ja schön und gut, aber das hätte hier keinen Sinn bei uns.Ich glaube die Leute im Dorf würden nur doof gucken ;)
Die meisten haben ihr Saatgut aus dem Supermarkt und die F 1 Pflanzen im Garten....die würden das wohl nicht begreifen.....obwohl einige wenige vielleicht...

Illegaler Handel wenn man Saatgut als Privatperson für Geld weitergibt........na das machen die Mitglieder bei VEN und Arche ja auch und nicht für wenig Geld.
Das sollte den Menschen doch selbst überlassen werden und nicht auch noch überwacht werden!!

Ja in der Zukunft wird es wohl traurig aussehen mit samenfesten Sorten.....

Pitu:)
Ich meine die einjährige Ursonnenblume, keine gezüchtete. Sie hat kleinere Blüten und ist verzweigt.
Es gibt davon Saatgut bei rareplants.eu, aber die haben einen hohen Mindestbestellwert und hohe Portokosten.....und ich überlge ob ich die bestellen soll :pfeif:

Ansonsten hoffe ich, daß in den nächsten Jahren fleissig getauscht und angebaut und wieder getauscht wird!!
LG von July

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Freies Saatgut für alle

#16

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Fr 30. Mär 2018, 08:54

Naja, man müßte das mit der Saatgutbox schon in der Presse bekannt machen, damit klar wäre, was das soll. Und vielleicht noch mit den Obst- und Gartenbauvereinen sprechen deswegen?
Und in einer Stadt würde das bestimmt auch besser funktionieren als auf dem Dorf. Hier an mein Dorf hatte ich auch nicht gedacht, da geht das ja eher direkt über den Gartenzaun. ;)

Ich versuche auf jeden Fall, ganz vielen Leuten das mit dem Saatgut und der Vielfalt zu erzählen. Schließlich betrifft das im Grunde Jeden. Und wenn es nur im Hinterkopf bleibt und die Leute anfangen, ein bißchen drüber nachzudenken, ist das schon mal ein Anfang. Und meine Kataloge mit samenfesten Sorten verleihe ich auch sehr gerne weiter! Zwergenaufstand sozusagen. :zwerg:

Bisher wird das mit dem Saatgutverkauf ja noch geduldet, ist aber rechtlich in einer Grauzone und eigentlich gesetzeswidrig. So wie alte Kartoffelsorten oder Tomaten den Hinweis brauchen, daß die nur als Zierpflanzen oder zum So-Essen angeboten werden.
Hier finde ich das ganz gut erklärt:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 11572.html

@July: Was Du so für Quellen auftreibst? Erstaunlich! :daumen: Ich hab grad mal auf der Seite nachgesehen. Mindestbestellwert haben sie wohl keinen, aber 5 Euro Bearbeitungsgebühr und tatsächlich recht hohe Portokosten. Warum willst Du denn die Wildform? Den Insekten zuliebe?

July
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Re: Freies Saatgut für alle

#17

Beitrag von July » Fr 30. Mär 2018, 09:21

Ja Pitu, den Insekten zuliebe und "Zurück zur Natur-Blumen" zur zuliebe :) :) :)
Sie sehen doch toll aus, schlicht und ergreifend, gut für die Bienen, gut für Tee, ich ernte ja auch die ganzen Böden und trockne die für Tee und je kleiner je schneller trocken:).
Magic garden seeds bietet die anscheinend auch an, aber da bin ich mir schon nicht mehr sicher ob es wirklich wilde sind. Und dann diese Bezeichnung "Henry Wild", gibt es überall, hat aber mit wild wohl nicht gemin und mit Urform wohl auch nicht....

Ja übern Gartenzaun ist immer gut, bloß bei uns hinterm Gartenzaun (Knick) wohnt niemand:):)!!
Und Obstbauvereine gibt es hier im Norden auch nicht, jedenfalls nicht bei uns in der Nähe. Und diese Vereinskrämerei steht mir eh nicht, da muss man zu Sitzungen und muß Satzungen beachten und sich "diktieren" lassen wie man was anbauen soll....nee nee ich krame lieber für mich rum, gebe aber gerne samenfestes Saatgut weiter:)

Ich finds gemein, daß Saatgut aus dem eigenen Garten nicht verkauft werden darf!!! Marmeladen aus dem Saatgut werden ja auch auf Flohmärkten verkauft......aber das ist ja mal wieder Deutschland!!
LG von July

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Re: Freies Saatgut für alle

#18

Beitrag von strega » Fr 30. Mär 2018, 12:27

July hat geschrieben:Ich finds gemein, daß Saatgut aus dem eigenen Garten nicht verkauft werden darf!!! Marmeladen aus dem Saatgut werden ja auch auf Flohmärkten verkauft......aber das ist ja mal wieder Deutschland!!
wenn ihr euch tatsächlich darüber Gedanken macht, ob ihr hin und wieder an irgendwen ein paar Tütchen Saatgut verkaufen dürft oder nicht.... naja, darauf kommen wohl auch nur Leute in Deutschland :mrgreen:
Solange du keinen Mega-Onlinehandel damit aufziehst... wen juckts. Sag ich mal so :kaffee:

Aber Tauschen ist eh reizvoll.
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Freies Saatgut für alle

#19

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Fr 30. Mär 2018, 14:05

Hier gibt es in jedem Kuhkaff einen Obst- und Gartenbauverein, der dann auch für die Dorfverschönerung zuständig ist. Gar nicht mal unbedingt, daß ich da selbst Mitglied werden muß, aber man könnte ja Vorträge anbieten über samenfestes Saatgut? Oder Kurse für Saatgutvermehrung? Nun ja, wenn ich mal ein bißchen fortgeschrittener bin in der Hinsicht... :rot: Ich war auch mal als Gast vom Gartenbauverein bei einem Vortrag über alte Gemüsesorten und das hat mich damals richtig angefixt. Da hab ich dann die Violette Melde zum ersten Mal in Blätterteigtaschen probiert und beschlossen, daß ich die u.a. unbedingt in meinem Garten brauche.

Naja, die Probleme mit dem Verkauf von samenfesten Sorten für die keine Gebühren gezahlt worden sind, gibt es genaugenommen EU-weit strega ;)
Gibt es denn in Italien auch Initiativen, die alte Sorten erhalten? Kann man bei Euch auch samenfestes Saatgut kaufen oder ist das auch meistens F1?
Oder wird bei Euch alles über den Gartenzaun getauscht und so erhalten?

Der Handel wird ja geduldet bisher und auch nicht strafrechtlich verfolgt. Sonst gäbe es ja nicht soviele Anbieter für samenfestes Saatgut. Glücklicherweise! :)
Die Eintragung ins Sortenbuch kostet wohl pro Sorte 150 € und das wollen und können viele Leute nicht zahlen.

Dafür gibt es eine Rote Liste für Nutzpflanzen, die in Deutschland vom Aussterben bedroht sind. Das ist widersinnig! :bang:

Ja, tauschen ist toll und blühendes Gemüse ja auch spannend. Aber erstmal muß man andere Freaks in der Nähe finden, die genauso verrückt sind, alte Sorten anzubauen.
Oder eben Leute begeistern, das auch mal auszuprobieren durch Probieren-Lassen, Saatgut verschenken usw. Gerade die Bauern sind da meist recht offen dafür nach meiner Erfahrung.

July :-) Hast Du denn mittlerweile Sonnenblumensorten gefunden für die Insekten? Die Wilde von magic garden seeds hört sich doch ganz gut an!
Ich probiere das erstmal mit den 3 Sorten, die ich schon gekauft habe und dann tauschen wir erst unsere Beobachtungen aus und dann Saatgut, okay? ;)

strega
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Re: Freies Saatgut für alle

#20

Beitrag von strega » Fr 30. Mär 2018, 15:43

in Italien gibts im Gartenmarkt und im Supermarkt ziemlich viel F1, bei mir im Dorf wussten viele gar nicht was das ist, die kauften die vorgezogenen Pflänzchen halt meist bei nem Händler aufm Wochenmarkt, ich hab das mal genauer angeguckt und da stand fast überall F1 dabei, fast egal bei welcher Pflanzenart...

es gibt aber auch in nem bestimmten Billigdiscounter recht gutes Saatgut, irgendne komische NO-Name-Marke (Big glaub ich...), hab davon Zichorien die sich seit drei Jahren fröhlich vermehren und Spinat und Radiccio, alles ok.

Franchi Sementi ist eine Firma, die zu einem überwiegenden Teil als traditionell gilt, samenfeste echt italienische Sorten bietet aus den unterschiedlichsten Gebieten.
Ansonsten importiere ich ausm Tauschpaket Saatgut und bestelle hin und wieder was in Deutschland bei Vermehrern meines Vertrauens, die sich Samenfestigkeit auf die Fahnen geschrieben haben und deren Saatgut ungebeizt ist.

Ich tausche mit interessierten Leuten in meiner Umgebung, deren es doch immer mehr gibt. Viele sind einfach auch nicht informiert, von denen steigen manche ein und sind engagiert dabei. Es gibt Familien, die seit Jahrzehnten kaum Saatgut gekauft haben, das gibts auch, da wurde seit Omas Zeiten selbst vermehrt.

In unserer Provinz Oristano gibt es seit letztem Jahr ein "Haus des Saatguts", auf ehrenamtlicher Basis getragen (für sowas gibts nirgends Kohle glaub ich), wo Saatgut von alten Sorten gesammelt und an Interessierte weitergegeben wird in kleinen Mengen, dazu Infos und eine Aktionsgruppe, die es lohnt kennenzulernen. Wenns wen interessiert such ich Links heraus.

Bei vielen anderen hab ich die Erfahrung gemacht, dass sie es möglichst bequem haben wollen und lieber mal schnell vorgezogene F1-Pflänzchen kaufen gehen anstatt eigenes Saatgut zu haben und zu nutzen. Aber ich mach garantiert weiter und beim Wasserholen an der Quelle oder so ergeben sich da zuweilen ganz prima Gespräche.
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