Kartoffeln aus Samen selber ziehen

Pastinake

Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#11

Beitrag von Pastinake » Fr 14. Okt 2016, 15:39

Dieses Thema ist zwar schon uralt, aber ich habe am Mittwoch festgestellt, daß ganz viele Früchte an meiner 2 Jahre vergessenen La-Ratte-Kartoffel dran sind. Aufgrund Eurer Tipps hier, habe ich gerade die angeschrumpelten Beeren aufgeschnitten und die winzig kleinen Samen rausgeschabt und zur Gärung in ein Glas mit etwas Zucker gefüllt. (Die Früchte riechen übrigens ziemlich nach Apfel finde ich. Vielleicht kommt ja daher der Name "Erdapfel"??? Aber das nur am Rande...)
Aber auf welche Entfernung verkreuzen sich denn Kartoffeln? Selbst in meinem Arche-Noah-Buch von Heistinger: Handbuch Samengärtnerei steht nur: Vorwiegend selbstfruchtbar. Hm. Leider wird in dem Buch nicht die Vermehrung von Kartoffeln via Samen beschrieben (obwohl die Bücher von Frau Heistinger sonst echt genial sind!).
In meinem Garten um die La Ratte drumrum sind ja nur die 4 für mich leckersten Sorten gewachsen. Daher könnte sich eine köstliche Neuzüchtung daraus ergeben. :)
Aber in den ca. 50 - 200 Meter entfernten Gärten in der Nachbarschaft wachsen eher langweilige Standardsorten wie Ditta oder Agria.
Kann mir Jemand etwas dazu sagen?

kaliz
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Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#12

Beitrag von kaliz » Fr 14. Okt 2016, 19:19

Das was wir bei den Kartoffeln Sorten nennen sind in Wirklichkeit keine Sorten sondern Klone von Kartoffeln mit besonders guten Eigenschaften. Es hat schon einen Grund warum Kartoffeln über Knollen und nicht über Samen vermehrt werden. Was aus den Samen rauskommt ist absolute Glückssache, vor allem weil einige dieser "Sorten" tetraploid sind und sich das Erbgut sehr stark aufspaltet (es gibt auch diploide, triploide und sogar pentaploide!).
Wenn man Kartoffelsamen sät bekommt man im ersten Jahr meist nur kleine Saatkartoffeln die erst im zweiten Jahr zu voller Größe heranwachsen. Dabei kann es zu unterschiedlichsten Eigenschaften kommen was Wuchsform, Farbe, Geschmack und Kocheigenschaften betrifft.
Es ist eine lustige Spielerei und wenn man den Platz hat durchaus nett mal seine eigene "Sorte" zu züchten. Wenn Du auf verlässlichen Ertrag einer bestimmten Sorte aus bist, heb Dir ein paar mittelgroße Kartoffeln als Saatgut auf, oder kauf Dir nächstes Jahr wieder Saatkartoffeln.

holzgaser
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Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#13

Beitrag von holzgaser » Fr 14. Okt 2016, 21:03

In diesem Jahr hab ich mal die Technik des Äugelns bei den Kartoffeln aufprobiert. Es sind einige schöne Kartoffel gewachsen die die passende Größe als Saatgut haben. So haben die das früher auch immer gemacht um die Sorten zu erhalten und aufzufrischen. Mit dem Äugeln kann man aus einer Saatkartoffel meist 5 Pflanzen ziehen die dann das Saatgut für das Folgejahr ergeben.
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Pastinake

Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#14

Beitrag von Pastinake » Sa 15. Okt 2016, 12:34

Danke Kaliz, Dein Hinweis auf die Chromosomensätze hat mich bei der Recherche jetzt schon sehr viel weitergebracht.
Zum Einen habe ich diese Seite gefunden, wonach es hauptsächlich Selbstbestäubung bei Kartoffeln gibt.
http://www.transgen.de/lexikon-nutzpfla ... offel.html
Was für mich ein interessanter Punkt auf der Seite ist, daß die Samen anscheinend 10 Jahre keimfähig sind. Da kann ich ja noch einige Jahre herumexperimentieren. :)

Aber wiederum eine Antwort von der Bundesanstalt für Züchtungsforschung in einem anderen Forum, wonach es doch keine Selbstbestäubung bei Kartoffeln gibt und bei mir vermutlich Insekten am Werk waren. Das ist auf jeden Fall eine Erklärung, warum Kartoffeln so selten Beeren ausbilden. Letztes Jahr hatte ich auch nur wenige Beeren, aber da standen die Rosa Tannenzapfen und die Violetta nebeneinander.
Hier nachzulesen:
http://forum.garten-pur.de/index.php/topic,7107.60.html
Demnach könnte ich tatsächlich neue Kreuzungen von meinen leckersten Sorten erhalten. Oder ganz etwas Anderes durch genetische Aufspaltung...?!
An der La Ratte, von der ich jetzt die Samen habe, war auf jeden Fall die dickste Kartoffel im Boden, die ich je bei La Ratte geerntet habe: 12 x 15 cm! Und sie hatte bei 2 Überwinterungen keinerlei Krankheitsanzeichen und keinen Kartoffelkäfer dran.

Ich denke, ich werde das nächstes Jahr mal ausprobieren mit dem Aussäen. Finde ich echt spannend! Irgendwo werde ich schon ein Plätzchen im Garten dafür finden für die Anzucht. Was mir allerdings noch nicht klar ist, ob ich die Pflanzen dann in geringerem Abstand setzen sollte, so wie bei der Pflanzkartoffelzucht?

@holzgaser: Schön, wenn bei Dir das Äugeln gut geklappt hat. Das habe ich noch nicht ausprobiert. Bisher hatte ich immer noch genug Pflanzkartoffeln im Frühjahr übrig.

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Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#15

Beitrag von Rohana » So 16. Okt 2016, 23:04

Wenig Beeren an Kartoffeln? Bei uns waren ne Menge da, hab mich schon gefragt was man damit anfangen kann...
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Pastinake

Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#16

Beitrag von Pastinake » Mo 17. Okt 2016, 11:05

Hallo Rohana, so wie ich das im Forum Garten Pur verstanden habe, werden Kartoffelsorten extra darauf ausgelesen, daß sie möglichst keine Beeren bilden, damit die Kraft in die Knollen geht. Was hast Du denn für Sorten? Waren die Beeren innerhalb von einem Bestand? Oder hast Du verschiedene Sorten nebeneinander?
Ich habe meine Samen jetzt auf dem Kaffeefilter zum Trocknen und probiere das Aussäen nächstes Jahr auf jeden Fall mal mit einer kleineren Anzahl aus. Und dann mal sehen, was dabei herauskommt? Vielleicht schaffe ich es ja, riesige, ertragreiche La Rattes zu züchten? ;) Ansonsten war die Sorte wegen kümmerlichstem Ertrag nämlich bei mir aus dem Rennen.

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Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#17

Beitrag von Rohana » Mo 17. Okt 2016, 17:38

Tjo, keine Ahnung... die Sorten sind "von der Nachbarin" und "vom Netto" - kleiner Bruder hat gepflanzt :D sind aber beide sehr lecker. Leider grad kein Foto zur Hand. Vermutlich sind es zwei verschiedene, evtl haben die sich gegenseitig bespasst und deshalb gibts mehr Beeren... von zu "schwachen" Knollen kann ich auch nicht berichten, das sind teilweise richtige Brummer.
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Benutzer 4754 gelöscht

Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#18

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 17. Okt 2016, 17:46

Ich werfe mal eine Dritte These in den Ring und sage das das total sortenabhänig ist.
Meine Granola sahen aus wie kleine Tomatensträucher, an der Venezia hingegen hab ich zur Ernte an sechs mal so vielen Pflanzen nur zwei kleine Früchte gefunden.
Beide Sorten hatten einen guten Ertrag.

Gemacht damit habe ich nichts, ich kaufe mein Pflanzgut jedes Jahr zu.
Aber interessant wärs mal... :hmm:

July
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Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#19

Beitrag von July » Mo 17. Okt 2016, 18:45

Meine vielen Kartoffelsorten hatten in diesem Jahr sehr wenige bzw. keine Früchte. Im Jahr davor wars ganz anders.
Ich ziehe jedes Jahr Kartoffeln aus Saatgut - nur so zum Spass - und hatte im Jahr 2014 aus Saatgut von Sarpo Axona gleich richtige normale Knollen dabei und war sehr erstaunt. Diese Knollen, es waren rotschalige und lilaschalige, habe ich dann als Knollen wieder gelegt und sie sind wunderbar resistent gegen KF und bringen massig riesige Knollen.
Ich probiere die aus Saat entstandenen "neuen<" Sorten immer mal durch und sortiere dann aus.
Es macht Spaß:) Aber hauptsächlich baue ich jedes Jahr aus Knollen an, immer wieder meine Lieblinge seit vielen Jahren, von denen ich immer Knollen fürs nächste Jahr im Keller überwintere....und auch immer wieder neue Sorten aus Neugier. Dieses Jahr waren es mal wieder ca. 60 Sorten.....eigentlich will ich jedes Jahr verkleinern, aber es gelingt mir nicht :)
LG von July

Pastinake

Re: Kartoffeln aus Samen selber ziehen

#20

Beitrag von Pastinake » Di 18. Okt 2016, 08:02

Oelkanne, das kann natürlich auch sortenabhängig sein! Vielleicht werden auch die Pflanzen für die Vermehrung ausselektiert, die viele Beeren bilden? Vielleicht haben auch alte Sorten noch mehr Beeren? :hmm:

Rohana, die von "der Nachbarin" und die "vom Edeka" hatte ich auch schon :lol: Kann sehr gut funktionieren!

July, das hört sich total spannend an mit Deinen Aussaaten! Wenn ich Dich richtig verstanden habe kamen vom Saatgut der Sarpo Axona, die eigentlich rosaschalig ist, auch lilafarbige Knollen dabei heraus? Das heißt, die Sorte spaltet sich auf und es kann etwas ganz Anderes dabei herauskommen?
Wie machst Du das denn mit dem Aussäen und Auspflanzen? Ich hatte irgendwo gelesen, daß man die Pflanzen im Februar/März herum in Töpfen warm anzieht (wie Tomaten) und dann die Pflänzchen nach den Eisheiligen raussetzt. In welchem Abstand hast Du denn die Sämlinge gesetzt? So wie normale Pflanzkartoffeln? Oder enger zusammen?
Wäre echt lieb, wenn Du mir hier weiterhelfen könntest! :bet:
LG

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