Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

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emil17
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Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#1

Beitrag von emil17 » Fr 19. Aug 2016, 08:11

Hat jemand Erfahrung mit Kartoffelsorten, die gegen Krautfäule (Phytophthora infestans) resistent sind?
Die Sorte Sarpo Mira soll ja ganz gut sein.
Aber vielleicht gibts auch noch andere ...
Hintergrund der Frage ist, ich möchte gerne Lagerkartoffeln anbauen, aber immer wenn die Nächte warm genug bleiben, bei uns ist das ab Ende Juni, fängt es mit der Krautfäule an und die Knollen reifen dann natürlich nicht aus.
In alten Büchern aus der Nachkriegszeit, wo der Kartoffelanbau in Schreber- und Hausgärten noch sehr verbreitet war, steht, dass die damaligen Lagersorten erst im Herbst geerntet wurden. Die sind aber alle gegen die heute verbreiteten aggressiven Krautfäuleerregerstämme anfällig.
Gespritzte Kartoffeln kann ich kaufen, und die Anbaumethode unter Folie mit Bewässerungsschlauch ist mir zu aufwendig.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Thomas/V.
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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#2

Beitrag von Thomas/V. » Fr 19. Aug 2016, 08:55

Die Sarpo Mira hab ich jetzt erst das 2. Mal. Letztes Jahr war keine BF, deswegen hab ich keinen Vergleich.
Im Moment sind bei mir alle Kartoffeln tot und geerntet, nur die Sarpo ist stellenweise 1,50m hoch (ohne angehäufelt worden zu sein, sie stehen auch in frisch umgewühlter Erde abseits der langjährig bearbeiteten Beete) und sieht noch sehr gesund aus.
Die unteren Blätter haben zwar irgendwelche "Punkte", die mit der Zeit zusammenfließen und größere braune Flecken ergeben, aber die BF sieht eigentlich anders aus.

Was die anderen angeht: Die Ernte war bei der einen Sorte (überwiegend mehlig kochende "Augusta" eher unterdurchschnittlich, was vor allem daran lag, das sie den Schnecken als erstes und am schlimmsten ausgesetzt war, auch in der Erde.
Die andere Sorte ("Laura") ist eigentlich durchschnittlich-gut gewesen, fast keine zu kleinen und keine übergroßen, kaum faulige Knollen und keine Schneckenlöcher.

Was die Lagerfähigkeit angeht: Ich rode meine, wasche sie und lege sie einen Tag in die Sonne. Dabei mache ich Sichtkontrolle und sortiere augenscheinlich befallene, angefressene und beschädigte aus. Der Rest kommt in den Keller in eine Horde oder Holzkiste.
Die frühe Ernte hat bei mir keinen Einfluß auf die Lagerfähigkeit, selbst die verfrühten unter Folie, die ich ernte, bevor das Kraut abgestorben ist, liegen im Keller problemlos. Die Schale wird auch dort noch dick, ich muß sie also nicht im Boden "reifen" lassen.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#3

Beitrag von emil17 » Fr 19. Aug 2016, 09:23

Das mit den Punkten kann sehr wohl die Krautfäule sein, vor allem wenn du sie an allen anderen Sorten hattest. Es werden ja durch die Umgebung dauernd neue Sporen nachgeliefert. Ich weiss nicht ob die Sommersporen des Krautfäulepilzes in jedem Fall auskeimen, wenn sie auf Blätter geraten, oder ob sie dazu bestimmte Inhaltsstoffe als Anreiz brauchen, die nur bei anfälligen Pflanzen vorhanden sind. Ich vermute aber das erstere, denn die Spore hat ja keine Chance, durch Warten auf eine bessere Unterlage zu kommen, stirbt also so oder so ab, wenn sie nicht auf ein Blatt einer anfälligen Sorte gekommen ist. Deshalb lohnt es sich für sie nicht, zu erkennen, ob die Unterlage den Befall lohnt oder nicht.
Es gibt eine Art von Resistenz, da reagieren die frisch befallenen Zellen des Blattgewebes mit sehr raschem Absterben. D.h. die Zellen erkennen den Befall, teilen dies biochemisch ihren Nachbarn mit und sterben aktiv schneller ab als der Pilz nachwachsen kann, und riegeln so das umgebende Blattgewebe von der Infektion ab. Der Keimschlauch der Spore verhungert dann. Es bleibt ein Punkt auf dem Blattgewebe. Je nach der Befallsintensität kommt es dann bei alten Blättern zu zusammenfliessenden Flecken.
Für die Pflanze ist der Verlust weniger Blattzellen kein Problem, solange das in der Fläche nichts ausmacht.
Davon zu unterscheiden ist die echte Resistenz, wo die Pflanze die keimenden Erregersporen zum Absterben bringt oder diese gar nicht keimen können, es also gar nicht zu Zellverlusten kommt.
Wenn die Ernte und die Qualität der Knollen akzeptabel ist (darüber schreibst du nichts), dann werde ich mir welche besorgen.
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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#4

Beitrag von ajal » Fr 19. Aug 2016, 09:31

Etwas OT:
Habe gerade gelesen das frühere Kartoffelsorten wesentlich mehr Solanin enthalten haben (https://de.wikipedia.org/wiki/Solanin). Das Solanin bildet die Kartoffel ja auch zur Fäulnisabwehr. Dafür waren Solaninvergiftungen früher sehr häufig. Welche Eigenschaften der Sapo Mira sie Krautfäuleresistent macht wäre mal interressant. Allgemein ist es ja bei Gemüsen häufig so, je mehr z.B. Bitterstoffe weggezüchtet werden desto anfälliger. Der Mensch ist halt auch nur ein Freßfeind des Gemüses (der mit Bitter- und Giftstoffen abgeschreckt werden muss).

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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#5

Beitrag von July » Fr 19. Aug 2016, 09:55

Bei uns hier im Norden kommt die Krautfäule immer recht früh wenn es nass und warm ist. Dieses Jahr begann das schon Ende Juni.
Sarpo Mira habe ich auch viele Jahre angebaut und sie war grün bis zum ersten Frost. Aber die Knollen schmecken uns nicht besonders.......
2014 hatte ich Kartoffeln aus Saatgut gezogen und war erstaunt über einige Pflanzen, die schon im Saatjahr große Knollen lieferten und das Laub blieb bis lange in den Herbst grün. Es war Saatgut von Sarpo Axona. 2015 die Knollen wieder in die Erde gelegt brachten die Pflanzen einen Riesenertrag, waren sehr hoch, blühten weiß und es gab riesige Knollen mit lila Schale und lila-weiß marmoriertem Fleisch, halbfestkochend. In diesem Jahr stehen nun auch noch einige gesunde Pflanzen von der "neuen" Sorte "Sarpo Axona Children" im vollen Grün, einige sind jetzt aber an anderer Stelle langsam "fertig".
Ich freue mich auf die Ernte der dicken Knollen:)
Dann habe ich noch Sarpo Axona Peau Rouge, auch aus Saatgut gezogen. Die steht noch voll grün und blühend da, hat dunkles Laub, dunkelrosa Blüten und auch dunkle Knollen mit - ich meine rot-marmariertem Fleisch.

Wiederum habe ich in diesem Jahr aus Saatgut Pflanzen gezogen, wovon einige noch voll grün sind.

Auch Sarpo Mira Alfa aus Saatgut hält hier sehr lange durch, hat weiße Knollen.

Und dann stehen noch ein paar ohne Namen grün da, die ich im Tausch erhalten hatte und die auch aus Saatgut gezogen wurden.

Ansonsten habe ich dieses Jahr die Sorte "Lugowskoy" getestet, sie sollte resistent sein, hat aber auch nciht besonders lange durchgehalten.

Eine rote runde Sorte, die keinen Namen sondern nur eine Nummer trägt ist auch sehr gut resistent, aber auch sehr spät.

Ich bin jetzt bei der Ernte, die Wühlmäuse ernten schon von unten und die Wildkaninchen ernten mit der Buddelei von oben :pfeif:

Ich bin auch sehr interessiert an Sorten, die lange die KF von sich fern halten und tausche gerne:)
LG von July

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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#6

Beitrag von Thomas/V. » Fr 19. Aug 2016, 10:22

Wenn die Ernte und die Qualität der Knollen akzeptabel ist (darüber schreibst du nichts), dann werde ich mir welche besorgen.
Ich habe sie ja noch nicht geerntet. Im letzten Jahr war die Ernte und Qualität sowie der Geschmack fast identisch mit der "Laura".
Sie scheint aber zu "übergroßen" Knollen zu neigen. Mal sehen, ob es dieses Jahr auch so ist.
Ob die jetzt sichtbaren Punkte und Flecken tatsächlich BF ist? Sieht eigentlich ganz anders aus. Es fehlen die hellgrün-grauen Stellen an der Blattunterseite und auch an der Oberseite. Die Pünktchen sind direkt braun, ohne das das umliegende Gewebe anders gefärbt ist, also es gibt keine Übergangszone von "gesund" zu "abgestorben".
Es gibt eine Art von Resistenz, da reagieren die frisch befallenen Zellen des Blattgewebes mit sehr raschem Absterben. D.h. die Zellen erkennen den Befall, teilen dies biochemisch ihren Nachbarn mit und sterben aktiv schneller ab als der Pilz nachwachsen kann, und riegeln so das umgebende Blattgewebe von der Infektion ab
Das wäre eine Erklärung, so könnte es hier sein.
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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#7

Beitrag von Zottelgeiss » Sa 20. Aug 2016, 08:10

Moin, liegt jetzt ein bisschen neben der Ausgangsfrage, aber trotzdem: Ich hatte vorletztes Jahr Kartoffeln im Herbst gelegt, und habe dieses Jahr (neben den im Frühjahr gelegten) Pflanzen aus vergessenen Kartoffeln des letzten Herbstes. Die überwinterten Kartoffeln kriegen kaum BF. Meine im Frühjahr gelegten sind alle innerhalb von zwei Wochen umgefallen, direkt daneben die aus dem letzten Jahr stehen gut da. Ich lege dieses Jahr wieder im Herbst, hier geht das gut.
Die eigenen Grenzen sind immer die Grenzen des anderen.

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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#8

Beitrag von July » Sa 20. Aug 2016, 08:28

Das ist mir auch schon aufgefallen. Die im Boden vergessenen Kartoffeln wachsen im Jahr danach viel gesünder. Nur wenn hier im Norden dann mal harte Winter kommen klappt das nicht denke ich.
LG von July

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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 20. Aug 2016, 09:24

July hat geschrieben:Das ist mir auch schon aufgefallen. Die im Boden vergessenen Kartoffeln wachsen im Jahr danach viel gesünder.
:nick: bei mir auch!
Ich wollte heuer gar keine Kartoffel - außer ein paar, die ich nicht verlieren wollte und deshalb gesetzt hab, aber verloren... (Schnecken)
Die, die von selber gekommen sind, stehen noch.

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Re: Gegen Krautfäule resistente Kartoffelsorten ?

#10

Beitrag von Thomas/V. » Mi 21. Sep 2016, 19:05

@ Emil:

Hab heute die Sarpo Mira geerntet.
2 Pflanzen waren gelb, die anderen noch oberum grün mit braunen Punkten. Die Sorte ist also tatsächlich sehr BF-resistent.
Wie schon letztes Jahr habe ich viele sehr große Knollen dabei, was sie für Pellkartoffeln eher ungeeignet macht. Aber für Aufläufe sehr gut geeignet, da sie nicht nur groß, sondern recht "platt" sind, da kann man schöne große Scheiben draus schneiden.
Der Ertrag ist so wie bei den anderen, da ich sie nicht angehäufelt und mich auch sonst nicht weiter drum gekümmert habe, außer bei der Hitze vor 2 Wochen sie mal zu giesen, bin ich ganz zufrieden. Ich werde sie also fest mit in meinen Anbau integrieren, falls diese nassen Sommer zur Gewohnheit werden hab ich ne resistente Sorte an der Hand.
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