Da es ja gerade wieder aktuell ist:
Olaf hat geschrieben:Aber irgendwas werden sie schon draufkippen
1. wird die Anzuchterde sterilisiert und ist extrem nährstoffreich, damit es oben gross ist (verkaufsfördernd) und unten klein bleibt (weniger Transportgewicht)
2. Gezielte Bedingungen im Anzuchtgewächshaus (Kunstlicht in optimaler Stärke 24 Std. pro Tag, CO2-Anreicherung, usw.) Ziel ist die Anzuchtzeit so kurz wie möglich zu halten, damit die Gewächshäuser für anderes frei werden.
3. Selbstverständlich massiver Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die gewächshausbedingungen würden sonst zu Massenvermehrung von Pilzen und Insekten geradezu einladen und weil es sich nicht um Lebensmittel handelt, sind Rückstände kein Thema.
4. Je nach Art und Sorte erfolgt eine Behandlung mit Substanzen, die das Längenwachstum behindern. Vor allem bei Topfblühern, damit diese niedrig und dicht bleiben und nicht schluchterig werden.
5. Im Gartenbereich vom Baumarkt wird alles, was in Töpfen steht und oben Blätter hat, zweimal täglich vom ungelernten Hilfspersonal geflutet. Stehen die Plastiktöpfchen dann auch noch in einer Pfütze auf den Verkaufstischen, tritt oft bald Wurzelfäule ein. Bei Zierpflanzen liegt wie Blei in den Auslagen, was im Verkauf nicht schon blüht (Ich kenne jemanden, der dort arbeitet). Zierpflanzen wie Rosen, die unmöglich blühend verkauft werden können, bekommen deshalb eine riesige Plastiketikette mit Grossbild der Blüte - Hinweise auf Pflege, Standort und Krankheitsanfälligkeit hingegen beschränken sich auf "sonnig, giessen, schneiden, düngen".
Der Markt ist brutal, Auslieferung grosser Pflanzenmassen auf den Tag genau wird verlangt und wenige Cent pro Pflanze entscheiden, ob die Sache für den Produzenten rentabel war. Vermehrungsbetriebe spezialisieren sich oft auf wenige Arten.
Solche Pflanzen muss man einige Tage akklimatisieren (schattieren unter Schilfmatte), sonst halten sie den Wechsel ins Freiland nicht aus, jedenfalls nicht bei mir, wo auf fast 1000 Meter starke Einstrahlung und grosse Temperaturunterschiede Tag/Nacht sind.
Ich habe es schon erlebt, dass von selbst im Freiland gekeimte Tomaten, deren Samen im Kompost oder in der Erde überwintert hat, gekaufte Pflanzen überholt haben.
Die Anzucht ist vergleichsweise einfach: Tomatensamen halten fast alles aus und gehen sogar ohne Verlust der Keimfähigkeit durch Kläranlagen durch. Die Pulpe hat keimhemmende Substanzen und Keimung braucht ausreichend Wärme.
Man kann Tomatenpulpe mit etwas Erde (unkrautsamenfrei) schon im Herbst vermischen und im kalten Keller feucht lagern, dann wird die Keimhemmung abgebaut. Im Frühjahr mit viel Erde mischen und in Kistchen an die Wärme, damit sie auflaufen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.