Die Skeptiker kann ich dabei vehement widerlegen. Gerade bei geringem Platz macht Veredeln besonders viel Sinn. Genau das war ja auch meine Ausgangslage. Ich hatte nur Platz für 3 Kübel und damit 6 Pflanzen. Die mussten dann eben das abwerfen, was andre mit Garten aus 20 (oder mehr) Pflanzen heraus holen. Ich veredele seit nunmehr fast 15 Jahren konsequent. Was ja auch Spaß macht, da ich so schon Ende Februar mit Buddeln anfangen kann

Anfangs habe ich herumexperimentiert und sehr wüchsige Fleischtomaten als Unterlagen genommen. Was auch super funktioniert hat. Mittlerweile verwende ich aber ausschließlich Spezialunterlagen mit gezielten Resistenzen. Lange Zeit habe ich die Estamino (Enza Zaden) genommen, aber die bekam ich in Kleingebinden nur im England. Die liefern aber nun nicht mehr nach Deutschland. Gerne hätte ich auch mal die Fortamino von Zaden probiert, aber die bekomme ich nur in Großgebinden ab 250 Korn. Die hat als einzige Unterlage bisher auch eine Resistenz/Toleranz gegen den stärker aufkommen Bronzefleckenvirus.
Da meine Reserven an Estamino nun aufgebraucht sind, teste ich dieses Jahr eine neue Unterlage, die Emperador (Rijk Zwaan). Die habe ich in Schweden bekommen. Mal schauen, was das wird.
Veredelte Pflanzen wachsen deutlich kräftiger, was natürlich auch mehr Beeren zulässt. 5cm dicke Stämme sind bei mir keine Seltenheit. Die Wurzeln sind robuster und können mehr von allem aufnehmen. So kann man dann auch problemlos mehrtriebig ziehen (habe bis zu 3triebig getestet). Natürlich muss man dann auch entsprechend Futter liefern, daher verwende ich hauptsächlich Hakaphos (anfangs grün, spätestens ab Juni rot). Mit Biodüngern sind solche Pflanzen nicht mehr zu bedienen. Zusätzlich sind die Unterlagen (das ist der Hauptgrund, neben der Wüchsigkeit, für deren Verwendung) auch deutlich robuster gegenüber bodenbürtigen Krankheiten und Schädlingen. Auch wurde in Tests nachgewiesen, dass Mangelerscheinungen seltener auftraten. All das ist natürlich vor allem im Ertragsanbau interessant. Aber warum sollen wir Privatleute nicht auch von diesen Vorteilen profitieren? Und Spaß machts allemal.
Gegen oberirdische Krankheiten helfen Veredelungen grds. erstmal nicht, außer dass sie generell robuster sind. Aber sie werden dadurch auch anfälliger für Unterversorgung, da der Bedarf veredelter Pflanzen schon signifikant steigt. Man sollte also auch gerade für die oberirdischen Krankheiten noch sehr genaue Sortenanalysen machen und eben gezielt das anbauen, was bei uns und unserem Kaggwetter auch funktioniert. Da habe ich seit Jahren erprobte Kombinationen, die alles andere immer schlagen.
Seit letztem Jahr habe ich nun noch einen kleinen Garten und habe parallel zuhause auf dem Balkon veredelte Pflanzen und im Garten unveredelte angebaut. Auch weil ich sie an Stricken ablassen wollte und das funktioniert mit Veredelung nicht. Mein Fazit daraus ist, dass ich dieses Jahr auch alle Pflanzen für den Garten veredele. Das sollte eigentlich aussagekräftig genug sein, ob sich die Mühe lohnt

Und dazu muss ich sagen, dass alle Gartennachbarn mit riesen Augen auf meine (unveredelten) Tomatenpflanzen gestarrt haben. Meine waren im Schnitt mindestens 5mal so kräftig wie die aller anderen. Als Neuer wird man ja eh immer skeptisch beäugt und dann sehen dem seine Pflanzen auch noch viel besser aus als alle anderen

Aber ich lege auf meine Tomaten halt auch besonderes Augenmerk und das sieht man auch deutlich. Das fängt beim Boden an und hört bei der täglichen Pflege noch lange nicht auf. Länger in´n Urlaub fahren kann man mit den Prinzessinnen sowieso vergessen

Es geht also kein Weg dran vorbei, seinen Diven ordentlich den Hintern zu

Wenn ihr Fragen zum Veredeln habt, immer her damit. Ich kann euch so ziemlich alles erklären und vor so fast jedem Fehler bewahren. Achja, wo der Dennis her hat, dass man Tomaten auf Kartoffeln veredelt, ist mir schleierhaft. Bitte ganz schnell vergessen!!!!! Tomaten und Kartoffeln sind sowieso ganz schlechte Partner. Vor allem beim Thema Braunfäule, die der Kartoffel schnuppe ist (zu den Früchten im Boden kommen die Sporen nicht), verlieren die Tomaten immer. Die Braunfäule kommt ja auch ursprünglich von der Kartoffeln und ist dann, aufgrund der Artverwandschaft, zu den Tomaten übergesprungen. Nur dort wollen wir oberirdisch was ernten. Die Kombi ist halt tödlich. Es reichen schon ein paar Kartoffeln im Umkreis von mehreren hundert Metern. Die Sporen haben eine große Reichweite.