Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

FrauLy
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Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#1

Beitrag von FrauLy » Mi 9. Aug 2023, 10:09

Hallo, ihr Lieben!

Wir haben unsere Streuobstwiesen im letzten Herbst mit Hochstämmen bepflanzt. Die kommenden 5 bis 10 Jahre bleibt die Wiese allerdings noch sehr sonnig und selbst danach sollte bei guter Baumpflege genügend Licht an den Boden kommen, damit dort auch Blütenstauden wachsen können.

Momentan ist die Wiese voll mit Schafsgabe und Wildem Majoran. Vereinzelt wächst Kamille und Johanniskraut. Wir haben nichts dazu beigetragen, lediglich aufgehört die Wiese zu mähen. Wir mähen lediglich einen Rundweg, der von Baum zu Baum führt und die Baumscheiben grob frei hält. Selbst unsere Hühner halten sich fast nur auf den gemähten Wegen auf, so dass das Blütenmeer sich frei entfalten kann.
Ich habe nun jeweils einzelne Quadratmeter abgedeckt, wo der Boden eher nur mit Gräsern bewachsen war. Dort möchte ich im Herbst Blütenstauden pflanzen, die essbar sind (zumindest für Hühner und Gänse) uns sich gern rasch auf ihrem Pflanzplatz ausbreiten sollen. Für heimische Insekten sollten sie ein gutes Nahrungsangebot liefern. Habt ihr Ideen und Vorschläge?

Ich danke euch vielmals und liebe Grüße!
FrauLy

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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#2

Beitrag von si001 » Mi 9. Aug 2023, 12:54

Hallo!
Du scheinst ja eher ein ungeduldiger Mensch zu sein.

Es wäre zu bedenken, dass sich "schnell ausbreitend" dann auch noch schnell ausbreitet, wenn du meinst, es wäre genug mit Ausbreiten. :lol:
Was sich schnell ausbreitet und zur Plage werden kann, wenn man nicht ständig dagegen ankämpft sind Himbeeren und Brombeeren.
Kornelkirschen blühen sehr früh und geben Ertrag für Mensch und Tier.
Hasel blüht im Winter und wird oben sehr breit und breitet sich über so manch Getier gut aus.

Ich würde mich umschauen und erkunden, was wild in der Umgebung wächst (Einheimisches nicht Invasives).

Gut Ding will Weile haben. :ohm:
Liebe Grüße, si001!
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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#3

Beitrag von Rohana » Mi 9. Aug 2023, 13:09

Warum nicht gleich die eierlegende Wollmilchsau züchten :lol:
Die Bandbreite an Insekten ist relativ hoch. Ich hätt spontan gesagt Brennessel, das kann jede/r irgendwie brauchen :aeh: blüht aber nicht so dekorativ und steht nicht so auf relativ magere Wiese. So eine ungemähte Wiese ist übrigens eine tolle (Wühl)Mauszucht.
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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#4

Beitrag von FrauLy » Mi 9. Aug 2023, 18:43

Danke für eure raschen Antworten!

Da ja nun schon mindestens zwei wundervolle wilde Stauden ohne mein Zutun die Wiese bevölkern, hätte ich nicht gedacht, dass es schwer werden würde weitere zu finden. :)
"Essbar" muss gar nicht heißen, dass wir groß etwas ernten, sondern lediglich, dass unser Geflügel keinen Nachteil davon haben darf. Die genannten Wildobststräucher und Brennnesseln säumen bereits unsere Grundstücksgrenze. Was wuchernde Pflanzen angeht, sind wir wirklich schmerzbefreit. Im Zweifel mähen wir halt wieder.
Ich habe mich mal selber im Internet vergnügt (aber eigentlich mag ich viel lieber eure wundervollen Erfahrungen anzapfen :) ) Wilde Karrde, Kugeldiestel, weiße Lichtnelke, Rainfarn, Odermennig, Echter Engelwurz, Färberkamille, Skabiosen-Flockenblume, Spornblume, Wirbeldost, Gemswurz, Ysop, Wieseknopf, Seifenkraut und Baldrian bestelle ich mal für den Herbst vor.

Liebe Grüße und vielen herzlichen Dank
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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#5

Beitrag von si001 » Mi 9. Aug 2023, 20:31

FrauLy hat geschrieben:
Mi 9. Aug 2023, 18:43
Ich habe mich mal selber im Internet vergnügt
Das ist sehr nett von dir, dann brauchen wir das nämlich nicht für dich tun.

Offensichtlich hast du ja eher Wiesenkräuter u.ä. gemeint, als du Blütenstauden geschrieben hast und -zumindest mich- mit dem essbar auf eine falsch Fährte gelockt. :lol:

Hast ja schon ne Menge Kräutlein rausgesucht. Klingt recht hübsch, nur muss es zu deinem Standort auch passen. Schau, was die einzelnen Pflanzen für Böden und Regionen bevorzugen. Echter Engelwurz mags gern feucht und humös, Färberkamille trocken und eher mager. Es wird wahrscheinlich relativ schwierig das beides auf der Streuobstwiese :hmm:

Es gibt auch fertige Saatgutmischungen passend für Regionen und Standorte.
Liebe Grüße, si001!
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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#6

Beitrag von Rohana » Mi 9. Aug 2023, 21:32

FrauLy hat geschrieben:
Mi 9. Aug 2023, 18:43
Ich habe mich mal selber im Internet vergnügt (aber eigentlich mag ich viel lieber eure wundervollen Erfahrungen anzapfen :) ) Wilde Karrde, Kugeldiestel, weiße Lichtnelke, Rainfarn, Odermennig, Echter Engelwurz, Färberkamille, Skabiosen-Flockenblume, Spornblume, Wirbeldost, Gemswurz, Ysop, Wieseknopf, Seifenkraut und Baldrian bestelle ich mal für den Herbst vor.
Wenn du Geld loswerden willst, spende ans Forum :holy: Die genannten kommen von selbst wenn es ihnen dort behagt und wenn es ihnen dort nicht behagt bekommst du sie idR auch nicht gescheit etabliert. Ausser Ziersorten wie Kugeldistel, zumindest die im Nachbargarten wuchern wie nix gutes...
Das Seifenkraut passt übrigens nicht zum Rest, das mag es feuchter, genau wie Engelwurz :hmm:
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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#7

Beitrag von emil17 » Mi 9. Aug 2023, 22:16

Der Prototyp der starkwüchsigen, essbaren und wuchernden Blütenpflanze ist die wilde Brombeere. Vorsicht: Pflanzen ist einfacher als sie wieder loszuwerden.

Mal so spontan wie ich die Standortsansprüche der erwähnten Arten kenne:
Wilde Karrde: Brachepflanze, hält sich nicht in Wiesen
Kugeldistel: die blaue ist eine Ziertaude, die weisse ist kurzlebig mehrjährig und versamt sich gerne in nicht zu geschlossener Vegetation. Vorzügliche Bienenweide.
weiße Lichtnelke: Weg- und Waldränder, nicht zu trocken
Rainfarn: Dauerbrache, Giftpflanze
Odermennig: Magerwiesen
Echter Engelwurz: in Europa nicht einheimisch, hier nur die Gewöhnliche Engelwurz, welche eine Pflanze feucheter Waldschläge ist
Färberkamille: trockene Magerwiesen
Skabiosen-Flockenblume: sonnige Waldränder und Böschungen
Spornblume: Mauern, Felsspalten, Steingärten
Wirbeldost: halbschattige Waldränder und Böschungen
Gemswurz: entweder Gartenformen oder Hochgebirgspflanzen
Ysop: auf den allertrockensten, steinigen Standorten, wird in der Wiese gnadenlos verdrängt
Wiesenknopf: Magerwiesen
Seifenkraut: schwere, verdichgete Böden, aber bezüglich Standort ziemlich anspruchslos
Baldrian: eher schattige und feuchte Wegränder und Böschungen

Die weiter oben erwähnte Kamille ist ein einjähriges Ackerunkraut, das nicht auf Kalkböden wächst. Es gibt aber ähnliche Arten mit anderen Ansprüchen. Die echte Kamille kann man leicht an der stark kegeligen gelben Körbchenmitte und am Geruch erkennen.

Mäht doch einfach die Wiese, aber nicht überall, und führt das Schnittgut ab, dann wird sich das einfinden, was zum Kleinstandort passt. Ysop und Spornblumen allerdings kaum. Skabiosen-Flockenblume und Wirbeldost vertragen keine Mahd. Man kann jederzeit von Pflanzen die man gerne hätte (Wiesensalbei, Frühlingsschlüsselblume ... ) Samen sammeln und ausbringen. Entweder kommt es und hält sich oder eben nicht.
Ich würde Wert auf rationelle Bewirtschaftung legen, allzuviele Inseln mit Kräutern oder Stauden oder Sträuchern um die man herum mähen muss werden irgendwann lästig, und wenn man sich nicht dauernd kümmert hat man am Ende bloss mehr Brennesseln oder Brombeeren. Und das Zeug wird man kaum mehr los. Heckenpflanzen meiden, die Ausläufer treiben - diese Arten haben eigene Vorstellungen davon wo sie wachsen wollen (Tendenz zu überall). Auch bei Dornsträuchern an die Bewirtschaftung denken.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#8

Beitrag von emil17 » Do 10. Aug 2023, 07:29

Nachtrag: echte Engelwurz in Skandinavien bis (selten) in Norddeutschland, das bekanntlich auch zu Europa gehört.

Ein wertvoller Hochsommerblüher ist der Wasserdost, der zwar feuchte Gräben mag, aber auch noch auf normalen Wiesen einigermassen fortkommt, wenn man ihm an Anfang etwas hilft und er nicht abgeschnitten wird. Da hat man dann, wenn die Gegend es hergibt, Myriaden von Schmetterlingen drauf.


Bei Wiesen oder Mischkulturen hängt neben dem Boden und der Ausrichtung zur Sonne sehr viel von der Art und dem Zeitpunkt der Mahd oder Beweidung ab, womit man am ehesten beeinflussen kann, was wächst und was nicht. Um durch Bewirtschaftung Artenvielfalt und Farbe reinzubringen sollte man vollsonnige und eher magere, trockene Stellen anstreben. Das beisst sich mit Hochstämmen insofern, als auf solchen Standorten der Ertrag und die Wüchsigkeit bescheiden bleiben werden.
Wenn die Fläche gross genug ist, deshalb die ertragsmässig schlechteste Stelle (da wo es z.B. Wiesenknopf, kleine Bibernelle, Feldthymian und andere Magerzeiger hat) von Bäumen freihalten, ab Juli mähen (in nassen Jahren früher, falls das Gras sich legt) und das Schnittgut wegnehmen. Gebüschsäume nicht jedes Jahr mähen; viele Arten halten sich dort sonst nicht.
Ich habe nun jeweils einzelne Quadratmeter abgedeckt, wo der Boden eher nur mit Gräsern bewachsen war.
Das deutet daraufhin, dass dort der beste Boden ist, da wird sich dann auch das Gras bald wieder behaupten. Allerdings müsste man genau wissen welche Grasarten das sind, es gibt auch Gräser die Magerzeiger sind.

Am besten schaut man sich in der Gegend einen alten Hochstammobstgarten an vergleichbarer Lage genau an und schaut, was in Bezug auf die Gehölze wo wächst.
Und: Geduld, Geduld, Geduld, der Erfolg (im Sinne blumen- und artenreich) stellt sich nicht im ersten Jahr ein.
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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#9

Beitrag von Tscharlie » Do 10. Aug 2023, 10:04

Wenn da ein größerer Baum ist, dann machen Himbeeren (es gibt Sorten die tragen 2 mal im Jahr) in dessen Halbschatten Sinn. Als Mulchdecke am besten Fichtenreiser, die Nadeln einfach liegenlassen die Äste nach und nach wieder weg. Auch Rindenstücke die z.B. beim Holzhacken anfallen da mit hinlegen.

Rundherum soll man mähen können, damit man das Ausbreiten im ganzen Garten unterbindet.

Die alten Ruten werden am Boden abgeschnitten und über den Restmüll entsorgt. Das ist tatsächlich der einzige Gartenabfall der bei mir in der Restmülltonne landet. Sporen werden so vernichtet.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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Re: Starkwüchsige, essbare und wuchernde Blütenstauden

#10

Beitrag von Till » Do 10. Aug 2023, 11:22

Nicht mähen? Das gibt eine Wühlmausplage von biblischen Ausmaßen. Dann kommt noch Jakobskreuzkraut, Ampfer, Brombeer, Brennnessel...

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