Die Russen machen normalerweise kein großes Tamtam über ihre Selbstversorger- Qualitäten, aber was eine typische Datscha- Oma jedes Jahr alles aus ihrem kleinen Stück Land erntet, und das bei der kurzen Vegetationsperiode, ist schon eine Challenge. Vor allem bauen die Aktiven das Gemüse für ihre Verwandten in der Stadt oft direkt mit an, so daß ca. 40% der landwirtschaftlichen Versorgung des Landes tatsächlich aus den Datschas stammt.
Ich muß mich bei meiner nächsten Reise mal mehr über die Details informieren; für mich sah es bisher vor allem nach Rindermist als Rezept aus, dem Steppenboden auf die Sprünge zu helfen. Jedenfalls kommen die Gärtner ohne Gift und andere Chemie aus. Der einzige moderne Trick bei der Sache scheint der selbstgebaute Folientunnel zum Vorziehen zu sein. Im Norden kommen allerdings (Holz-) beheizte Gewächshäuser zum Einsatz, um die Saison auf 4, 5 Monate auszudehnen.
hobbygaertnerin hat geschrieben:
Ein wirklich gutes Buch über eine machbare Selbstversorgung hab ich zumindest unter den detuschen Büchern nicht gefunden und Seymour ist nicht antiquiert oder altmodisch, aber ich habe immer den Verdacht, dass der Herr Seymour seiner Holden die Arbeit liess und er schrieb darüber.
Ich suche nach Anregungen, wie man seine Arbeit im Garten gut machen kann, aber nicht der Sklave vom Garten wird.
Find es auch interessant, welche Hypes kommen und gehen, was hat Bestand.
Guck' mal bei Wolf- Dieter Storl 'rein, da stehen recht detailreich praktische Tipps zur Gartenarbeit drin, und der begründet dann sogar, welcher Mittelweg zwischen den Herangehensweisen sich anbietet. Für die Grundlagen fand ich auch Marie- Luise Kreuter's "der Biogarten" und (nicht lachen) Shankara/Parvatee (aus dieser "Lichtheimat"- Kommune) ganz hilfreich, bei beiden wird's dann vor allem beim Thema Mischkultur und bio- Pflanzenschutz detailreich und wertvoll. Konservierung, Tierhaltung oder alleine schon Kompostierung sind eigentlich Sonderthemen, für die man extra- Literatur braucht.
Als philosophischer Tipp von mir selber, man muß stoisch an die Sache herangehen. Unkraut ist normal, es darf die Pflanzen halt nicht existentiell bedrohen d.h. komplett zuwuchern, kapitale Mutterpflanzen ausbilden oder einen zähen Teppich bilden. Teilweise nutze ich Unkraut sogar als Tarnung/Schutz für Jungpflanzen. Andere Rückschläge nimmt man einfach hin, wie wenn z.B. die Pastinakensaat nicht aufgeht. Pech. Es ist aber erstaunlich, was alles in kurzer Zeit noch nachkommen kann. Einfach mitten im Sommer nochmal was säen, wo Platz ist! Ansonsten zwingt die Beetvorbereitung einen zwar im Frühjahr zum Sklavendasein, aber danach kompensiert man dadurch einiges: Ein extra Kürbisbeet mit Flächenkompostierung ist nicht kompliziert anzulegen, liefert aber eine zweistellige Zahl Hokkaidos; Möhren wollen eigentlich nur lockeren, reifen Boden, um bis zum Herbst lang und dick zu werden.