Was eigentlich nicht brauchbar war...

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emil17
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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#11

Beitrag von emil17 » Mo 6. Mär 2017, 14:07

Ich sehe das differenziert.
Der Garten soll Spass machen und Ertrag abwerfen oder einfach nur schön sein.
Vom ersten gehe ich nicht ab, das zweite ist ... na ja, wie man rechnet, und das dritte ist auch Ansichtssache.
Kräuterspirale hab ich nicht, brauch ich nicht, aber es gibt Leute die Freude dran haben. Besser als die neumodischen Schottergärten (flächig ausgebracht Bahnschotter in einfarbigem fremdem Gestein auf Teichfolie, darin gar nichts oder einzelne zwergwüchsige panaschierte exotische Ziersträucher, zu jedem ein schwarzer Plastikschlauch) ist es allemal.
Wenn man die Kräuter alle im Baumarkt kauft (billig), und die Standard-Pflegeanleitung liest (giessen, düngen, bei Bedarf schneiden), dann ist doch die Spirale als Fertigbausatz genau richtig. Die Pflanzen leiden stumm, Pflanzenquälerei ist kein Tatbestand. Sonst müsste man auch Bonsai verbieten.
Gartenbücher lese ich gern und halt mich dann dran oder auch nicht.
Mein Problem ist der Sammeltick von altem Gartengerät. Wenn am Schrott etwas noch brauchbares liegt nehm ich es mit, auch wenn ich es schon x-mal habe. Von neumodischem Gartenzeugs halte ich wenig, Gartenkralle &Co. wäre schon von unseren Ahnen erfunden worden, wenn es wirklich brauchbar wäre, denn die hatten weiss Gott genug Gelegenheit, Hausgarten zu üben, und dumm waren sie auch nicht.

Mein Garten ist sehr eigenwillig, manches wächst und wuchert, anderes kümmert, noch anderes will einfach nicht. Das passt also zu mir. Wenn man es nie ausprobiert, kann man auch nicht wissen, ob es tut oder nicht.

Was den guten alten Seymour betrifft: seine wirklichen Weisheiten und Anliegen bringt er in seinen anderen Büchern, nicht im grossformatigen "vom Leben auf dem Lande". Dieses Buch war wohl ein Anliegen des Verlages, um Auflage zu machen und Geld reinzubringen. Dass es nicht gut möglich ist, Themen wie Hausbau und Käse machen auf je einer Doppelseite mit grossem Bild umfassend abzuhandeln, macht nichts, denn das ist nicht der Zweck des Buches. So mancher hat durch dieses Buch eine andere Sicht auf die Dinge bekommen, auch wenn es kein wissenschaftlich fundierter Zugang war.
Die anderen Bücher von ihm sind allemal lesenswert, denn sehr viel Wissen veraltet nicht.

Nistkästen: Natürlich ist ein etwas weitläufiger Garten mit Altbäumen und Asthaufen besser. Für viele Leute vor allem im städtischen Umfeld ist es aber eine Möglichkeit, ähnlich wie bei den Baumscheibenpatenschaften für Strassenbäume "etwas für die Natur zu tun", auch wenn dann doch nur Kohlmeisen oder Stare reingehen. Damit bereitet man den Boden, um politische Anliegen für Naturschutz besser durchbringen zu können. Die Erfahrung, dass nicht alles ein Ungeziefer ist, was sich bewegt und von selber gekommen ist, ist wichtig. Mit einem selbst aufgehängten Nistkasten geht das besser als mit einer Fachperson, die bloss erklärt, was alles falsch daran ist und was man warum nicht dürfen oder müssen oder anders wollen soll.

Man kann das Thema auch mit dem von mir geliebten Zitat von Knigge (1788) abhandeln:
Die Erde ist gross genung, dass ein Haufen Narren nebeneinander Platz darauf haben.
Leute, die aus Freude Rosen züchten oder Kräuterspiralen planen, sind keine schlechten Menschen und besser als manche, die alles nur unter dem Kriterium der Nützlichkeit, also des Gelderwerbs, sehen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#12

Beitrag von emil17 » Mo 6. Mär 2017, 14:22

Falls man den Faden auf unbrauchbare Geräte oder Pflanzen beschränken will:
Ich hatte mal eine blaue Kartoffelsorte, ohne Krankheiten (keine Braunfäule) und mit knapp haselnussgrossen Knollen.
Alle Arten Erdbohrer, Gartenschäufelchen, Spaten, Rechen usw. aus Pressblech, die nicht geschmiedet sind und vermutlich nur für Sandboden taugen.
Die Kiwisorte (eine arguta), die nach 5 Jahren Kultur 4 stachelbeergrosse Früchte brachte, hat sich wenigstens Mühe gegeben, obwohl die gemäss Packungsbeilage absolut frosttolerant, absolut pflegeleicht und absolut ertragssicher hätte sein sollen.

Eine Goji-Beere begnügt sich zwar mit dem schlechtesten und dürrsten Boden, aber die Beeren sind ziemlich anders als beworben: weder zahlreich noch wohlschmeckend. Wie ich das Teil wieder loswerde, weiss ich noch nicht.
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hobbygaertnerin
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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#13

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 16. Mär 2017, 18:19

Mich macht keine noch so wunderschöne Baumpäonie mehr glustig, es gibt nur noch normale Strauchpäonien.

Kirschkernchen
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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#14

Beitrag von Kirschkernchen » Sa 18. Mär 2017, 15:36

Schwarzkümmel im Gewächshaus.
Wächst gut, muss verblühen und dann kann man die Samen ernten.
Leider schafft man es kaum, den richtigen Erntezeitpukt in dem Gestrüpp zu treffen, sodass einige Schwarzkümmelbrösel schon raus fallen.

Die paar Körner, die man dann mühsam ernten kann, damit kann man nix anfangen. Wer schonmal Radieschensamen geerntet hat, der ist viel ergiebiger.
Muss man leider kaufen, Schwarzkümmel.

Pastinake

Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#15

Beitrag von Pastinake » Sa 18. Mär 2017, 22:53

Für mich war nicht brauchbar:
Spargelerbsen
Haferwurzeln (schmeckt zwar, geht aber wegen Bauchweh genausowenig wie Topinambur)
Wasabi und andere Sachen von Rü__manns.

Und ein recht teures Gartengerät: Der Sauzahn. :motz:
Soll ja angeblich pipifaxeinfach gehen, damit kreuzweise durch die Beete zu gehen. Aber ich finde es -trotz meinem lehmigen Sandboden - tierisch anstrengend und vollkommen unbrauchbar für mich. Und ob der Boden da soviel besser aufgebrochen wird bezweifle ich mal?!
Für mich ist es nach wie vor die einfachste Methode (so wie auch letzte Woche) mit der Grabegabel in den Boden zu stechen, hin- und herzuwackeln, drüberzuharken und: Gut ist! Außerdem bollert beim Sauzahn auch ne Menge Erde auf meine Hackschnitzelwege.

Viele Gartenbücher kann ich aber wirklich gut gebrauchen. Auch ältere, antiquarische. Da finde ich immer wieder neue Tipps und Anregungen.
Und den Seymour würde ich trotzdem nicht wegschmeißen, allein schon aus Sentimentalitätsgründen...
Und Nistkästen habe ich heute auch ausgeputzt.

Was Hochbeete und Kräuterspiralen angeht: Wer's mag und wem es rückentechnisch hilft? Aber ich stimme mit emil17 überein, daß ich Schottergärten mit ein paar Koniferen auch ganz besonders scheußlich finde. Das sind für mich auch keine echten Gärten...
Beim Tag der Offenen Gartentür mit 20 zu besichtigenden Gärten meinte meine christlich-gläubige Kollegin auch: Überall nur Buddhas!!! Auch das nimmt recht überhand, habe ich den Eindruck.

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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#16

Beitrag von Blümle » So 19. Mär 2017, 06:23

Was Gartenbücher, aber auch Bücher über Tierhaltung betrifft ärgert mich besonders, dass in den letzten Jahren vermehrt diese Bilderbücher verkauft werden, die mit einem Hauch Fachwissen (beim Thema Tierhaltung auch mal komplett ohne Fachwissen) den Anschein erwecken wollen, es wären Sachbücher. Im Grunde werden aber nur hübsche Bilder verkauft. Für was brauch ich ganze Seiten voll nur mit Bildern? Ich kauf mir doch kein Sachbuch, um mir Bilder anzuschauen, sondern um mein Wissen aufzustocken!

Kräuterspirale ist auch nicht mein Ding. Genauso wenig wie Hochbeete. Bei Leuten mit Schottergärten frag ich mich immer, warum sie nicht einfach ein Haus ohne Außenfläche genommen haben.

Ohne Exoten kann ich aber nicht. Ich liebe Kartoffeln. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass sich jemand hier auf die wirklich einheimischen Obst- und Gemüsesorten beschränken will. Da bleibt nämlich nicht mehr viel übrig. Sogar unsere Äpfel stammen aus Asien.

Edit: Beinwellsaat von "Vital", einer Marke von Dehner. Da ging zumindest bei mir nicht ein Samenkorn auf. Eigentlich ging bei mir gar nichts von "Vital" auf.
Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nichts.

Veri
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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#17

Beitrag von Veri » Mi 21. Jun 2017, 16:31

Danke für die Infos!

Zu "INSEKTENHOTELS" habe ich was hinzuzufügen: hab mal einen Artikel gelesen dass die handelsüblichen Hotels nicht einladend und nützlich für die Tiere gestaltet sind (Abstände der Äste und Löcher passt nicht usw.). Unterschiedliche Tiere haben unterschiedliche Anforderungen. Deshalb werden sie auch nicht bewohnt.
Richtig gute Hotels hingegen werden schon bewohnt! Die sind halt dann auch richtig teuer :pft:

Pastinake

Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#18

Beitrag von Pastinake » Mi 21. Jun 2017, 19:36

Hallo Veri,
ja, ich hab mir letztens auch für 2,99 € ein Mini-Insektenhotel (10x20 cm, nur Schilf) gekauft, nachdem ich in einem Freilichtmuseum zum ersten Mal eine wirklich heftig umschwirrte Insektenwand gesehen habe. Heute hab ich entdeckt, daß tatsächlich eine Röhre mit Lehm abgedichtet ist. :)
Aber ich glaube, daß mit ein bißchen mehr Unordnung im Garten: Mehr Kräuter wie Klee, Braunelle, Veilchen, Gänseblümchen etc. im Rasen, ein paar Äste und Baumscheiben liegen lassen, Blumenbeete mit Einjährigen nicht abräumen vor dem Winter, alte Lochziegel aufstapeln ... den Insekten mehr gedient ist.
Bei mir nisten extrem viele Wildbienen, Hummeln und Solitärwespen im Garten. Wenn ich im Rasen oder im Beet kleine "Vulkane" entdecke, markiere ich die mit einem Pflanzenstecker und versuche, drumherum zu mähen und nicht draufzutreten. Als Dank dafür werden meine Obstbäume auch hauptsächlich von Hummeln und Wildbienen bestäubt. Und die Stengel von den einjährigen Blumen sind wahrscheinlich besser für die Überwinterung geeignet als die Hotels.
Die Blumensamen werden dann im Winter noch von den Vögeln geholt. Aber wenn Jemand sich ein Insektenhotel in den Garten holt, ist das ja schon mal ein Zeichen von gutem Willen und besser als nix. :)

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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#19

Beitrag von bielefelder13 » Do 22. Jun 2017, 06:18

Ja Pastinake, bin da ganz bei Dir. :daumen:
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

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Re: Was eigentlich nicht brauchbar war...

#20

Beitrag von Veri » Do 22. Jun 2017, 07:42

Stimme ich auch zu! :daumen:
GUTE, BRAUCHBARE Insektenhotels sind meiner Meinung nach hauptsächlich etwas für Menschen, die nur einen sehr kleinen Garten, keinen wirklichen Naturgarten, eine Terrasse oder Balkon haben - also auch Stadtmenschen.

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