Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

Wicheler
Sponsor 2016
Sponsor 2016
Beiträge: 612
Registriert: Mi 22. Apr 2015, 09:06

Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#1

Beitrag von Wicheler » So 5. Jun 2016, 09:33

Hallo,

durch meinen "Blühstreifen" am Weiher bin ich doch zum Nachdenken gekommen.

In jedem Baumarkt, Kaufhaus, im WWW, überall diese Blühmischungen, mal Wildblumen, mal Bienenweide. Auf der Mellifera- Seite "Blühende Landschaften" auch. Bienenweide ist z. Z. scheinbar die beste Werbung. Groß müssen die Blüten sein, bunt müssen sie sein, eben was fürs Auge und wenig Arbeit sollen die Blumen machen

....aaaber, überall, wo man eine Art bevorzugt, unterdrückt man doch eine andere Art.

Normalerweise hat doch jede Region ihre eigene, dem Klima und Boden angepaßte Vegetation. Daran ist auch die Fauna angepaßt. Tier- und Pflanzenwelt leben doch miteinander und voneinander. Eine einheitliche Blühmischung, Deutschlandweit beworben und vertrieben stört dieses Gleichgewicht doch ganz immens und unterdrückt kleinere, unscheinbare Arten doch nach und nach.

Der Beitrag hier im Forum Suche: Blumen für Bienen und ihre Verwandten ist ja schon mal ein wenig weiter, Lometas will ja individuelle Mischungen zusammenstellen. Find ich schon mal gut. Da könnte man Mischungen mit selteneren Pflanzen aufpeppen und die regionale Artenvielfalt erhalten. :daumen:

:hmm: Gibt es eigentlich irgendwo im weiten WWW eine Aufstellung über die Pflanzen der einzelnen Regionen hier in Deutschland?

Soweit meine Gedanken zu diesem Thema, die sind doch nicht so ganz falsch, oder?
Gruß Dieter

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10733
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#2

Beitrag von kraut_ruebe » So 5. Jun 2016, 09:42

eine aufstellung ist mir noch nicht untergekommen (heisst aber nix, ich hab auch nicht gesucht). ich hab mich anfangs hier auf den (wenigen) brachen und schuttplätzen umgesehen, was hier so von alleine wachsen würde, und sammle auch solcherart samen wenn ich drankomm.

von diesen blütenmsichungen etabliert sich ohnehin nur, was zum boden und zum klima passt. ich hab auf meinem acker verschiedene gemenge und mischungen ausgesät, und sich selbst überlassen. nur wenige pflanzensorten waren damit einverstanden zu bleiben. wenn man das hegt und pflegt, und vielleicht sogar giesst, sieht das vielleicht anders auch, aber wer macht sowas schon mit ner blumenwiese.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#3

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 5. Jun 2016, 10:42

Wicheler hat geschrieben:die regionale Artenvielfalt erhalten.
tut man das nicht am besten, indem man einfach "nur" den Lebensraum zur Verfügung stellt und wachsen lässt, was wachsen will?
Also Erde umpflügen, abmagern und/oder Dauerbrenner wie Brennessel entfernen.

Ich mag keine Blühmischungen, eben deshalb, weil da Blumen zusammengemischt sind, die in der Natur niemals gemeinsam wachsen könnten.
Aber vielleicht ist es wirklich so als Art "Versuch mal, was bleibt" gedacht?

In unsrer Gegend wachsen Fetthennen, die blühen gelb, sind aber ansonsten so gebaut wie die, die man kaufen kann (Purpurfetthenne?).
Jetzt gab es auf unserem Grundstück gar keine Fetthennen, wir haben Purpurfetthennen von einer Freundin bekommen, sie wachsen jetzt hier und ziehen viele Insekten an. Lustigerweise sind plötzlich zwei kleine gelbblühende Fetthennen daneben aufgetaucht - also die, die bei uns eigentlich heimisch sind! :hhe:

Gibt es wirklich Gegenden, wo es keine heimischen wildwachsenden Blütenpflanzen mehr gibt? Auch keine Samen, die in der Erde schlummern, und nur darauf warten, hervorgeholt zu werden???
oh....

Nightshade
Beiträge: 1499
Registriert: Do 6. Jan 2011, 07:17

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#4

Beitrag von Nightshade » So 5. Jun 2016, 10:47

Wicheler hat geschrieben: :hmm: Gibt es eigentlich irgendwo im weiten WWW eine Aufstellung über die Pflanzen der einzelnen Regionen hier in Deutschland?

Soweit meine Gedanken zu diesem Thema, die sind doch nicht so ganz falsch, oder?
Das, was du meinst, heißt Vegetationsökologie bw. Pflanzensoziologie.

Wenn du wissen willst, ob an deinem Zaun ein Papaveretum oder ein Petasition wächst, dann kaufe dir z.B.:
https://www.amazon.de/Bestimmungsbuch-P ... llschaften

Kürzlich wollte so ein Sumsi-Züchter im Hundeforum einen Samenmischung promoten, welche die "Eh-da-Ecken" des Gartens aufbessern sollte, wo ja bisher nur eh nur Unkraut wächst.

Jetzt ist es so, dass auf meinen Eh-Da-Ecken das lokale Eh-da-etum gedeiht, bestehend aus Scharbockskraut, Lerchensporn, Nelkenwurz, Fingerkraut, Girsch, Akelei, Knoblauchsrauke, Habichtskraut, Glockenblumen, Mohn, Klette etc. etc. Irgendwas blüht immer.
In den Eh-da-Ecken fühlt sich vielleicht die domestizierte Sumsi nicht perfekt wohl, dafür aber der Hirschkäfer, der große Rosenkäfer, die Holzbiene, diverse Spinnen, Hummeln usw.
Meine Obstbäume werden von Viechern bestäubt, die ich teilweise erst einmal bestimmen müsste.

Mein letzter Kontakt mit der domestizierten Sumsi war vor 8 Tagen, wo so ein Viech meine blaue 2-Personen-Luftmatratze für eine Blume hielt. Ich drehte mich im Schlaf um und erwarb einen Bienenstich am Knie mit den Eckdaten 30 x 17cm x 8cm. :sauenr_1: :sauenr_1: :sauenr_1: :nudel:
Es juckt noch immer, ich bin allergisch.

Entweder kommen Sumsis Stammesgenossen mit dem aus, was naturgegeben an Blüten wächst und was ich an dekorativen Beetpflanzen setze, oder andere Arten werden ihnen den Rang ablaufen. Nennt man Evolution.

Ich werde nicht anfangen, die stillen Gartenecken aufzustören und dort eine Bienenwiese zu säen. Die dann ohne Pflege sowieso nicht wächst, weil sie nicht an diesen Standort gehört. Ich würde nur die Käfer dezimieren - und as wäre schade.

Die Baumarkt-Mischungen sind ein momentaner Trend. Das wird sich aufhören, weil die Mischungen ohne Hirn zusammengestellt sind. "Blüht blau" ist als Auswahlkriterium sehr dürftig.

Wilde Gartenecken würde ich wild belassen. Dort wächst, was hingehört.
Und wenn man eine Wiese anlegen will, kann man die Komponenten einzeln kaufen. Muss man dann halt pflegen.

Tanne
Beiträge: 62
Registriert: Mi 25. Jan 2012, 22:01

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#5

Beitrag von Tanne » So 5. Jun 2016, 11:22

Bestimmt gibt es irgendwo eine "neutrale" Aufstellung der regional typischen Pflanzen. An der FH Osnabrück z.B. gibt es jemanden, der über eine private Firma solche Samen verkauft. Wie die Firma heißt fällt mir grad nicht ein. Aber hier : http://www.saaten-zeller.de/landschafts ... mischungen kann man sich ja schon mal einlesen.

Benutzeravatar
Waldläuferin
Beiträge: 1502
Registriert: Do 5. Aug 2010, 14:58
Wohnort: da, wo die Häuser am höchsten sind

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#6

Beitrag von Waldläuferin » So 5. Jun 2016, 16:34

so gewaltig unterscheidet sich die Pflanzenwelt in Mitteleuropa nicht. Andere Pflanzen auf Kalkböden als auf eher sauren Böden. Hcohgebirge natürlich anders als am mehr. Aber die Blühmischungen sind doch für den Landwirt, der Blühstreifen anlegen soll. Da gibt es auch eine wissenschaftlich ausgetüfterlte Mischung, die Tübinger Mischung.
Was im Baumarkt für den Privatverbraucher angeboten wird, ist eh Humbug.
Fertig ist besser als perfekt.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10831
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#7

Beitrag von emil17 » So 5. Jun 2016, 18:31

Waldläuferin hat geschrieben:so gewaltig unterscheidet sich die Pflanzenwelt in Mitteleuropa nicht.
was soll man dazu sagen ...
Waldläuferin hat geschrieben:Was im Baumarkt für den Privatverbraucher angeboten wird, ist eh Humbug.
Ich bin nicht dieser Meinung:
Die Zielgruppe sind die Häuschenbesitzer mit Carport, Kirschlorbeer drumrum, Rasen daneben. Eben die, welche in den Baumarkt gehen.
Wenn einige von denen eine bunte Wiese ansäen wollen, dann ist wichtig, dass was kommt und dass das bunt ist.
Da sind Kornblume und Klatschmohn genau richtig.
Weil es unten grün ist und nicht in Reihen steht und man mit dem Rasenmäher drüber kann, ist es auch eine Wiese.
Die Flächen, die davon besetzt werden, gehen keinen wichtigeren Pflanzen als eben Kirschlorbeer oder Thuja und Zierrasen verloren.
Wenn die Leute dann noch einige Allerwelts-Insekten beobachten können, ist der Zweck aller Zierpflanzen erreicht: Dem Gärtner Freude machen.

In der Kinder-Kochschule fängt man ja genau deswegen auch mit etwas an, was leicht gelingt und was sicher schmeckt. Denn es soll ja Freude machen und den Kindern zeigen, dass es noch anders geht als vom Tiefkühler in die Mikrowelle.
Wenn manche von ihnen dann Lust haben, selber etwas auszuprobieren, ist die Übung erfüllt.

Auf nährstoffreichem Boden eine bleibende Magerwiese anzusiedeln, ist fast unmöglich.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

zaches
Beiträge: 2335
Registriert: Mo 23. Aug 2010, 09:51
Familienstand: rothaarig
Wohnort: Niederrhein Klimazone 8a

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#8

Beitrag von zaches » So 5. Jun 2016, 20:05

Hier http://www.rieger-hofmann.de/no_cache/s ... iment.html gibt es eine reiche übersicht, über verschiedenen Blühmischungen. Nach standorten und nutzung sortiert....

Ich habe dort vor Jahren auch mal eine "Pferdeweide für Westdtschld" mit Gräsern und Wildkräutern gekauft.

(Heimische) Wild-/ Staudenlisten findet man im Netz viele:

http://www.bluehende-landschaft.de/fix/ ... e-1008.pdf

http://2010koeniginnen.de/wp-content/up ... tauden.pdf

interessante Sortimente findet man auch hier : http://www.naturgarten.org/mitgliedsbet ... anzen.html
Die Sortimentslisten sin d gute anregungen.
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

www.hilshof.de

zaches
Beiträge: 2335
Registriert: Mo 23. Aug 2010, 09:51
Familienstand: rothaarig
Wohnort: Niederrhein Klimazone 8a

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#9

Beitrag von zaches » So 5. Jun 2016, 20:09

auch noch eine interessante Seite, de sich viel mit den Pflanzengesellschaften verschiedener Standorte befasst. http://www.vegetationskun.de/ravensberg ... aften.html
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

www.hilshof.de

Pastinake

Re: Deutschland, ein Einheits- Blütenmeer?

#10

Beitrag von Pastinake » So 5. Jun 2016, 21:23

Ich bin überzeugte Aussäerin von einjährigen Blumenmischungen und für mich gehören Blumen zu einem Garten dazu.
Und ich bilde mir auch ein, daß dadurch mein Obst und mein Gemüse besser bestäubt werden.
Ich gönne den Insekten und Vögeln (und mir :) ) mindestens 30 qm Blumenbeete mit Saatgutmischungen aus Baumarkt oder dem Gartenfachmarkt.
Die Mischungen heißen Bauerngarten, Landgarten, Insektenbuffet, Schmetterlingsgarten, Duftblumen, Singvogelpflanzen, Gründünger mit Phacelia etc.
Das kommt billiger als Stauden, ich bekomme das Unkraut besser in den Griff, mein Garten ist schön bunt und duftet gut.
Direkt neben meinem Garten ist ein riesiges, wildes Grundstück, auf dem nur Gras, Büsche und Bäume wachsen.
Bisher ist nur ein Heilziest aus meinem Garten dort hingewandert. Ansonsten blüht da außer wilden Möhren, Rosen, Sträuchern und Gräsern gar nix.
Es ist also auch nicht so, daß meine einjährigen Blumen dort invasiv einfallen würden und einheimische Pflanzen verdrängen würden.
In meinem Garten blüht von Februar (Winterlinge) bis nach dem ersten Frost immer etwas für die Insekten.
Und ich freue mich sehr darüber, wenn so viele Hummeln, Schwebfliegen, alle Arten von Bienen, Schmetterlinge, Heupferde, Rosenkäfer etc. bei mir im Garten sind. Und über den Winter lasse ich die Pflanzenreste stehen, damit die Nützlinge darin überwintern können. Und die Vögel picken sich dann im Winter die Samen heraus.
Natürlich kann ich damit keine Biotope ersetzen!

Aber hier finde ich es ganz gut erklärt, daß Hummeln und Bienen heutzutage zu wenig Nektar und Pollen finden, weil rundherum zu wenig blüht ab dem Sommer.
http://aktion-hummelschutz.de/hummelsch ... nd-bienen/

Oder hier:
http://www.bund-bremen.net/themen_und_p ... _pflanzen/

Und wenn ich mir die Gärten hier im Dorf ansehe, ist da äußerst wenig, was blüht.
Auf den Äckern hier rundherum wächst hauptsächlich Raps, Getreide und Mais. Immerhin gibt es im Nachbardorf ein Modellprojekt für umweltgerechte Landwirtschaft u.a. mit Blühstreifen auf Initiative der Imkervorsitzenden dort. Daher sind die Feldränder hier in der Gegend bunter als anderswo und es gibt auch noch eine ganze Menge Hecken zwischen den Feldern mit Rosen, Schlehen, Holler, Weißdorn usw. Und mehrere Naturschutzgebiete gibt es hier auch. Aber Orchideen werden sich sowieso nicht in meinem Garten ansiedeln lassen. ;)

Wicheler, wenn Du herausfinden möchtest, welche Pflanzen bei Dir in der Gegend verbreitet sind: Es gibt zu fast allen Regionen Bücher.
Ich weiß ja nicht, wo Du wohnst, aber hier gibt es z.B. Flora Oberfrankens oder Unterfrankens mit Bildern und Verbreitungskarten z.B.
Da könntest Du mal in Deiner ortsansässigen Bibliothek fragen. Die können Dir da garantiert etwas besorgen!

Antworten

Zurück zu „Pflanzen und Garten allgemein“