Wildmohn hat geschrieben:@Ölkanne:
Also, ich bin ehrlich gesagt nicht sonderlich traurig, wenn es bezüglich der Pestizide gewisse Restriktionen gibt.
Sicher, es ist ja auch nicht deine Ernte die verreckt
gefährliche Wirkung der Neonics hin oder her, da hätte man immernoch genug Spielraum gehabt um anders zu entscheiden und - vielleicht - klar zum Rüben- und Rapsanbau zu stehen. Es wäre tatsächlich für mich auch okay wenn mal laut gesagt würde "Nein, der Rüben- und Rapsanbau ist uns egal, seht zu wie ihr klarkommt". Das wären immerhin klare Worte, statt immer so zu tun als würde man sich um die Landwirtschaft sorgen. Siehe unten.
@Rohana:
Ich kann Deine Perspektive sehr gut verstehen und glaube es Dir gern, dass das Leben eines Landwirts in vielerlei Hinsicht beschwerlich ist. Aber die landwirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte haben dieses Bild entstehen lassen. Vieles lief und läuft in dieser Branche schief, was zu verhärteten Fronten und dem negativen Image geführt hat.
Auf der einen Seite wird von den landwirtschaftlichen Verbänden und der lebensmittelverarbeitenden Industrie die heile, gesunde und idyllische Welt der Bauern beworben und hinter der Kulisse gibt es halt die Zustände, die am Image kratzen.
Frag mal, wer genau das "heile, idyllische Bild" will. Die Bauern sicher nicht - aber was will denn der Verbraucher hören? "Wir füttern unsere Tiere so, dass sie alles bekommen, was ihr Stoffwechsel braucht, damit sie Leistung bringen und gesund bleiben" oder "Unsere Tiere stehen auf artenreichen Blümchenwiesen und fressen 100 aromatische Kräuter" (aka Nährstoffe egal, hauptsache Kräuter)? Was an der Branche vor allem schief läuft, ist die mangelnde Verbindung der Verbraucher zur Landwirtschaft, die weiterhin zunehmende Entfremdung, die zusätzlich durch NGOs und Grüne geschürt wird. Panikmache statt Aufklärung, Angst statt Kommunikation ist da die Devise. Das stört mich enorm.
Der landwirtschaftliche Strukturwandel wird hoffentlich nicht darin enden, dass nur eine handvoll Konzerne übrig bleiben. Das wäre dann der Supergau, aber die Politik hat das scheinbar auch erkannt und möchte ja zukünftig besonders die „kleineren“ Betriebe fördern, bzw. erhalten.
Ist doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung…
Die Politik "möchte". Die Politik sagt. Und was tut sie?
Der gemeine Bürger könnte auch schon viel tun. Und sei es nur, die Landwirte weiterhin als Mitglieder der Gesellschaft zu behandeln. Nicht jedes Bauvorhaben, jede Düngemassnahme und jeden Einsatz von Gerätschaften grösser eines Rasentraktors aus Prinzip zu torpedieren. Ganz ernsthaft: Es fehlt nicht viel um gesteinigt zu werden, zumindest vom Gefühl her, wenn man sich unter "ganz normalen Leuten" als Landwirt outet. Ich hätte das nie geglaubt bis ich es selber erfahren habe, deshalb schockiert mich das ja so nachhaltig.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)