Bienensterben

centauri

Re: Bienensterben

#441

Beitrag von centauri » Di 16. Okt 2018, 20:25

Wildmohn hat geschrieben:Na "er" ist der pfiffige Biobauer für den Ölkanne sich ausgibt... :lol: ;)

Mal im Ernst:
Ich möchte eigentlich kein erwerbsmäßiger Bauer sein, egal ob Bio oder Kovi. Ist echt ein Spiel mit dem Feuer jedes Jahr aufs Neue, da gehört schon `ne Menge Wissen und Nerven dazu...
Aber es gibt sie nunmal, die Bauern und mit diesem Berufsstand ist die Verantwortung für unsere Umwelt nun mal eng verbunden.
Deshalb ist die ökologische Variante unbedingt zu protegieren.
So sehe ich das nicht.
Kenne ja einen Waldbauern der hat Hundert ha Wald. Der kann ohne viel zutun davon leben. Verkauft mal hier einen Baum und manchmal da. Nur eben nie unüberlegt. Das einzige was er ist, er ist bodenständig geblieben. Hat einen kleinen Deutz mit Seilwinde und macht so läng hin.
Kenne aber auch Waldbesitzer die haben 1000 ha und kommen nicht klar. Ja klar, der eine ist Waldbauer und der andere Waldbesitzer. Das macht den Unterschied. Sieht man schon am Fahrzeug, der eine kommt im abgewrackten Mercedes und der andere im Q7.

hobbygaertnerin
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Re: Bienensterben

#442

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 17. Okt 2018, 06:49

Bei uns ist schon die Unterscheidung Hobby und Betrieb,
wenn meine paar Bienenvölker wenig oder keinen Honig haben, die Obstbäume wenig tragen, in meinem Selbstversorgergarten der Hagel alles vernichtet, dann ist das nicht lustig, aber wenn unsere betriebliche Existenzgrundlage vernichtet ist, dann gehts an die Substanz.
Solche Sachen wie Totalausfall wegen Hagel, sicher gibts die Hagelversicherung, aber wenn das Futter knapp ist, dann ist auch die Ersatzbeschaffung nicht so ganz billig, wenn der Sturm flächendecken den Wald wegmäht - bis das Ganze wieder aufgeräumt, augeforstet und bis die Jungbäume wieder aus dem Gröbsten heraus sind, das ist nicht gerade erbaulich.

Trockenheit und Borkenkäfer gehen den Wäldern auch an die Substanz und dieses ganze Bla Bla von gesundem Mischwald, einmal sind es die Fichten, dann die Eschen, hoffe nur, dass die Buchen das Klima besser aushalten.
Dieses Jahr war der Ertrag auf den Wiesen und Äckern die Glückssache, wo es ein wenig geregnet hat, gings ja noch, aber es gab genug Landstriche, die so gut wie keinen Tropfen Regen abbekommen haben. Da wächst nix, egal ob konvi oder bio.
Und feldmässiger Gemüseanbau ging auch nur, wo es Bewässerung gibt.
In unserem Imkerverein war im Winter ein Vortrag über den Obstbaumschnitt, der Referent hat einen kleinen Obstbaubetrieb und beliefert LEH als regionaler Obstbetrieb.
Er wurde gefragt, wie oft er seine Bäume spritzt- seine Antwort mindestens 25 mal.
Nach einer hitzigen Diskussion kam dann von diesem Obstbauern die Antwort, hätte einer seine Äpfel nur ein wenig Schorf oder sonstiges nicht in das genormte Bild vom perfekten Apfel passende - dann würden seine Äpfel alle ausgelistet und wären nur zu Streuobstapfelsaft verwert- und vermarktbar.
Eine Freundin hat einen Gemüsebaubetrieb, die liefern an Ald.....,
eine einzige Laus oder Schnecke im Salat- und alles geht zurück.
Liebe Leute, ich werde jetzt sicher wieder mal in Fettnäpfchen treten, aber es ist so leicht, hinterm warmen Kamin vom Schneesturm zu träumen.
Es wundert mich überhaupt nicht, dass immer weniger Leute bereit sind, in der Landwirtschaft tätig zu werden,
und was mich manchmal bzw. immer öfters ärgert, auf der einen Seite wird uns eine riesengrosse Verantwortung aufgebürdet, auf der anderen Seite- keine, wirklich keine Wertschätzung dafür entgegengebracht. Der Umgang mit den Lebensmittel spricht hier ganz klar.
Es kann jeder Konsument aus einer riesigen Auswahl in den Geschäften einkaufen, es kommt aus allen Ecken und Enden der Welt alles zu uns.
Wir leben in einem reichen Land und Hunger ist für wenige ein Thema.
So und nun wieder zurück zum Thema,
war vor einer Weile in einem Vortrag- die Welt ein Garten- und der Referent wollte wissen, wieviele der anwesenden leute in ihrem Garten auch noch was essensmässiges im Garten anbauen-
da ging ein Raunen der Empörung durch den Saal, was es denn diesen Referenten anginge, wer sich mit Rosen und Rasen oder mit Gemüse und Obst befassen würde.
Und auf die Frage nach dem Mitteleinsatz im Garten ein ähnliches Raunen- die Rosen und der Rasen sollen strotzen, das Gemüse und das Obst kann man doch heute wirklich jederzeit kaufen.
Und das soll dann perfekt aussehend, genormt, biologisch erzeugt und dazu noch sehr billig sein. Wen kümmert es, dass in vielen Ländern dafür andere zu sklavenartigen Bedingungen schuften müssen.
Dieses Preisdiktat macht vor niemand halt.
Macht man es sich hier nicht ein wenig zu einfach, alle Verantwortung den Landwirten in die Schuhe zu schieben.

Ich bin noch nicht ewig Imkerin, hab schon meine Höhen und Tiefen erlebt, aber ich möchte keinen Tag ohne diese Tiere mehr sein, in den alten hohlen Bäumen nisten Hornissen, in den Erdlöchern andere Insektenarten-
aber ich lebe zum Glück auf dem flachen Land in der Pampa, in der Siedlung hätte ich mit meinem Naturgarten mit Sicherheit Probleme mit den Nachbarn.
Und zu der Diskussion um das Bienen bzw. Insektensterben insgesamt-
wenn ich den Aufwand betrachte, der nur dafür aufgewendet wird, dass ja keine Fliege, Stechmücke ins Haus kommt-
da muss ich manchmal schon ganz tief durchatmen.
Wenn in einer Bäckerei oder in einem Biergarten Wespen zu Besuch kommen, welcher Aufschrei.
Auch der Schmetterling war eine Raupe und die wird schon gleich ganz anders gesehen. Und der Rasenmährobotter zieht seine Kreise, da würden auch Äpfelbäume oder andere Obstbäume nur stören. Man sieht ja, wie die neuen Häuser samt Gärten aussehen. Und selbst die schönen alt eingewachsenen Gärten werden in Steinwüsten verwandelt.
Eigentlich gehts doch ganz einfach, es kehre jeder vor seiner Türe.

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Re: Bienensterben

#443

Beitrag von Taraxacum » Mi 17. Okt 2018, 09:33

:daumen:

Wildmohn

Re: Bienensterben

#444

Beitrag von Wildmohn » Mi 17. Okt 2018, 19:45

@hobbygaertnerin:
Wenn Du schon so einen ausführlichen Text zum Thema „Berufsstand Bauer“ verfasst, dann möchte ich Dir ein kleines Feedback aus meiner Sicht zukommen lassen:
Sicher gibt es den Entscheidenden Unterschied zwischen SV und erwerbsmäßiger bäuerlicher Tätigkeit. Die Existenz des Bauern hängt von einer vernünftigen Ernte ab, vom Markt, der die Preise diktiert und von der Konsumerwartung der Verbraucher, eine mehrfache Zwickmühle sozusagen.
Das hast Du ja schon mehrfach ausführlich beschrieben, die Diskrepanz zwischen den erschwerten Produktionsbedingungen der Bauern, den Erwartungen des Marktes als auch das Konsumverhalten der Verbraucher.
Momentan ist es nun mal so, wie es ist. Man kann diesen Verhältnissen kein Diktat überstülpen, sondern nur darauf hoffen, dass bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen die bestehenden Umstände Schritt für Schritt hin zu einen zukunftsträchtigeren Modell führen, d.h. ein vernünftiger Umgang mit den Ressourcen, verantwortungsvoller Umgang mit der Natur und Hoffnung in die Entwicklungsmöglichkeit des „bewussten“ Konsumenten setzen.
Dein Fazit: „Eigentlich gehts doch ganz einfach, es kehre jeder vor seiner Türe.“ kann ich nicht teilen, denn vor jeder einzelnen Tür liegt mittlerweile so viel Unrat, der nur gemeinschaftlich beseitigt werden kann.
Ein einzelner kann in Anbetracht der Situation nicht mehr viel ausrichten.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Bienensterben

#445

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 17. Okt 2018, 20:12

@hobbygaertnerin. oh... dein langes post hat mich sehr berührt und eigentlich direkt betroffen, denn es ist die Angst davor, so von "den Marktpreisen" abhängig zu sein, die es irgendwie auch verhindert hat, dass ich in die Landwirtschaft eigestiegen bin...
hobbygaertnerin hat geschrieben:eine einzige Laus oder Schnecke im Salat- und alles geht zurück.
:hhe: Für mich ist ein Wurm in einer oder zwei Zwetschgen/Äpfel immer der Beweis "wirklich bio".
Das ist eines der wenigen Dinge, die ich tun kann, meinen Kindern und allen, die es hören wollen, beizubringen, dass solche Dinge nur normal sind!

Wildmohn hat geschrieben:Dein Fazit: „Eigentlich gehts doch ganz einfach, es kehre jeder vor seiner Türe.“ kann ich nicht teilen, denn vor jeder einzelnen Tür liegt mittlerweile so viel Unrat, der nur gemeinschaftlich beseitigt werden kann.
Ein einzelner kann in Anbetracht der Situation nicht mehr viel ausrichten.
Da hast du auch wieder Recht - und vor allem liegt soooo viel Dreck vor meiner Tür, den andere mir hingekehrt haben. Also wenn es jetzt um Dreck geht!
Ich glaube ja das Sprichwort ist anders gemeint ;)

Wer darf sich denn wirklich "Urproduzent" nennen?
Die meisten Landwirte wohl nicht, das ist so gut wie ganz verloren gegangen.
Jetzt meine ich nicht mal Dinge wie Haus und Möbel, Geräte und Maschinen.
Ich meine Dinge wie den (hofeigenen) Kreislauf Futter-Fleisch-Dünger. :im:

Bei allem Verständnis: Landwirte sind auch nur Konsumenten - oder wie wir "Konsumenten" Gefangene unseres Systems, unserer Wertevorstellungen....

Vielleicht könnten wir alle mal da ansetzen?
andere Werte? eine andere Art der Bezahlung und Wertschätzung der Menschen und der Natur? :aeh: :flag:

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Bienensterben

#446

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Mi 17. Okt 2018, 21:05

Mei, hobbygaertnerin ... *seufz* Bitte lass Dich nicht unterkriegen und desillusionieren! :bet:

Ich kriege ja auch manchmal die Krise, wenn ich höre, daß Holz im Wald geklaut wird, für Blumen zum Selberpflücken nicht mehr bezahlt wird, Gemüse vom Acker geklaut wird oder daß bei uns im Dorf die Blumenstöcke von den Gräbern geklaut werden (wer macht sowas????!). Das Unrechtsgefühl wird geringer - so mein Eindruck.

Aber ich sehe auch positive Dinge: Immer mehr Menschen machen sich z.B. Gedanken über regionales Einkaufen oder versuchen, Verpackungsmüll zu vermeiden. Ich erzähle ja auch ganz vielen Leuten, wo man leckere, gute, regionale Sachen einkaufen kann, empfehle Direktvermarkter. Einfach so als Denkanstoß. Man kann bei sich selbst anfangen! Selbst im Discounter gab es die Pro-Bienen-Aktion mit leerem Supermarkt.
Veganer Lifestyle ist hip und Minimalismus. Clean Eating, Selbstversorgung, Urban Gardening, Gemeinschaftsgärten, Pacht-Acker sind im Trend. Schrebergärten haben lange Wartelisten.
Es scheint also doch eine Sehnsucht zu geben, wieder näher an der Natur zu sein, wieder zu wissen, wo das Essen herkommt.

Natürlich gibt es auch die Gegenbewegung mit Fertigmahlzeiten, Fast Food, Mobilität auf Teufel-komm-raus (zum Abendessen mal kurz 300 km fahren oder zum Shopping nach London für 1 Tag), Todeszonen-Steingärten, Konsum als ob es kein Morgen gäbe.

Aber wer weiß, wie sich unser Land, unsere Gesellschaft entwickeln wird? Mir fehlt dafür die Phantasie.

Könntest Du nicht an Euren Blühstreifen Schilder aufstellen "Hier blüht es für Biene, Hummel & Co"? Finde ich ja ein starkes Stück, daß sich Leute da selbst bedienen. :nudel:

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Re: Bienensterben

#447

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 18. Okt 2018, 05:24

@Pitu,
so ein Schild stand dort.
Aber deswegen werden wir nächstes Jahr auch weiter solche Blühlflächen anlegen, es ist so schön zu beobachten, was dort alles fleucht und keucht. Ich bin nicht überzeugt, dass wir ein Bienensterben haben, auch kein Insektensterben, zumindest sehe ich in meinem Umfeld mehr als genug von den fleuchenden Viechern. Bei uns gibts sehr viele Schmetterlingsflieder rund um uns herum- es war einfach unbeschreiblich schön zu sehen, wieviele Schmetterlinge dort zu sehen waren.
Und auch sehr viele Singvögel singen und leben rundherum, muss mich nur ärgern, wenn Elstern und Krähen die Nester räubern. Aber die sind geschützt. Dass die Krähen auch noch ganz andere Schäden verursachen, wen interessiert das schon.

Ich habe mir aber verboten, hier in diesem Faden weiter mitzulesen, es bringt doch nichts, mich digital zu ägern, manchmal reicht es auch schon analog, also mach ich in Zukunft auch weiterhin mein Ding- und vor allem auch mein Hobby. Besonders die Bienen haben es mir angetan.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Bienensterben

#448

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Do 18. Okt 2018, 06:41

es interessiert sich jemand für die Blühflächen das ist doch toll.
Ich würde eine Spendendose hinstellen bringt ja vieleicht ein wenig um das Saatgut fürs nächste Jahr zu finanzieren.
Ich finde es immer schwierig zwischen Natur und Menschenflächen zu trennen, der Mensch ist Teil der Natur. Und Trampeltiere gibt es eben überall.

Rati
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Re: Bienensterben

#449

Beitrag von Rati » Do 18. Okt 2018, 09:57

@ ihno :daumen:

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Benutzer 72 gelöscht

Re: Bienensterben

#450

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 18. Okt 2018, 12:35

hobbygaertnerin hat geschrieben:Aber deswegen werden wir nächstes Jahr auch weiter solche Blühlflächen anlegen, es ist so schön zu beobachten, was dort alles fleucht und keucht.
:daumen:

und von wegen Trampeltier :rot:
Ich versuche meinen Kindern eh zu erklären, dass sie nicht so viele Blumen pflücken sollen.
Andrerseits erinnere ich mich noch an meine Kindheit und wie reich ich mich mit einem Blumenstrauß in der Hand gefühlt hab und ich denke, hm...
Es hat etwas dazu beigetragen, dass ich so geworden bin, wie ich bin*, dass ich in den Wiesen Blumen pflücken durfte...

edit: * nein, ich meine nicht meine ungeschickte und manchmal schwurbelige Art, mich auszudrücken!
Ich meine meine Liebe zur Natur :aeh:

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