Selbstversorger Forum e.V.

Little Joe von 2009 hat geschrieben:
Da ich seit einigen jahren selber gerbe und anscheint einige Leute Interesse dran haben dies auch zu tun will ich meine Erfahrungen gern weiter geben.

Zur Herstellung von Hirngegerbtem Leder (d.h. nur Leder kein Fell) verwende ich bevorzugt Damhirsch. Zum einen steht die Größe der Haut in einer vernünftigen Relation zur Arbeit und zum anderen sind Damhirschhäute relativ einfach zu beschaffen, es gibt ja mittlerweile genug Züchter, die die Häute der geschlachteten Tiere gerne abgeben. Rehhäute sind auch gut geeignet, allerdings etwas klein. Hirschkühe sind optimal aber nicht so einfach zu bekommen. Wenn man sich mit den Jägern gut stellt ist das schon die halbe Miete, dann kann man sich im Herbst vor Häuten nicht retten.

Also was brauchen wir denn?

Zum Häute säubern:
- eine frische Haut (oder ne eingefrorene) eingesalzte besser nicht die muss man ewig wässern
- einen Gerbebaum
- einen Scraper um Fett und Fleischreste zu entfernen

Zum einweichen
- gelöschter Kalk
- 10 Liter Wasserbehälter

Zum verwandeln der haut in Leder
- ca. 400g Hirn (Schwein ist am einfachsten zu bekommen)
- ein Drahtseil (so dick wien kleiner Finger)

Zum räuchern
- erzähl ich später

Für einen Gerbebaum nehmt ihr einen Baumstamm (ohne Rinde) den ihr mit dem hinteren Ende in der Erde befestigt und vorn auf einen Bock legt, dass die Fläche vorn ca. in der Höhe eures Bauchnabels liegt, einfach testen inwelcher position ihr am besten die Arme nach vorn durchstrecken könnt ohne einen krummen Rücken zu machen. Der Baum sollte ca 20cm Durchmesser haben und absolut glatt sein ohne Splinte o.ä..

Als Scraper benutze ich ein altes Ziehmesser. Die Schneide sollte nicht mehr scharf sein aber auch nicht mit einkerbungen versehen. Also schön dünn, abgerundet aber NICHT scharf.

Der 1. Arbeitsschritt ist säubern, dazu legt ihr dass Fell mit der Fellseite nach unten über den Baum drückt es mit dem Bauch fest, so dass es nicht wegrutschen kann (Gummischürze o.ä. anziehen) und schiebt Fleisch und Fett von der Haut runter. Wenns schwierig ist versuchts jeweils von der Rückenmitte des Fells in beide Richtungen.

Der 2. Arbeitsschritt ist das einweichen, dazu macht ihr eine Lösung aus 1 Liter gelöschtem Kalk und 7-8 Litern Wasser (es muss sich im Behälter immer etwas Kalk unten absetzen, dann stimmt die Lösung)- Nun die Haut in der Brühe einweichen und zwar so lange, bis die Haare sich leicht lösen UND die haut eine braun gelbe Farbe angenommen hat das dauert je nach Witterung 3 - 7 Tage. Je wärmer je schneller.

3. Arbeitsschritt Haare, Epidermis und Unterhaut entfernen. Das ist der wichtigste Arbeistschritt!!!!! Legt die Haut auf den Baum mit dem Nacken nach oben und dann nehmt ihr den Scraper zur Hand und schiebt in einem Arbeitsgang Haare Epidermis und Unterhaut ab. Die bewegung sollte in die haut rein und dann nach vorn sein. Denkt nicht, wenn ihr die Haaare wegschiebt seis das gewesen. Mit einem guten Sraper kann man nicht in die Haut schneiden! Seht zu , dass die Schiebebewegungen sich immer leicht überlappen, damit ihr auch alles erwischt. Die teile von Epidermis und Unterhaut die ihr nicht erwischt werden beim gerben NICHT weich und nehmen keinen rauch beim räuchern an.

Das selbe macht ihr auf der Hautseite.

4. Arbeitsschritt Wässern und gerben. Zuerst muss die Kalkbrühe raus. dazu die Haut entweder In einen Bach oder Fluss legen mit Steinen beschwert. ACHTUNG Füchse denken dass is n toller Snack. Oder in einen Bottich mit täglich wechselndem Wasser legen. Bis die Haut wieder schön weiss ist.
Dann die Hirnbrühe anrühren, dazu dass Hirn pürieren und handwarm erhitzen es sieht dann knatschrosa aus. Die Haut eintauchen und gut durchwalken, dann rausnehmen in alle Richtungen strecken und ein 2tes Mal einlegen. Dann die Haut rausnehmen und GUT GUT auswringen. Dann ein drittes mal einlegen und durchwalken. Nun die Haut rausnehmen und so viel Hirnpampe wie möglich rauswringen je mehr je besser. Nun ein Drahttseil vertikal spannen und die Haut in allen Richtungen drüber ziehen. Bei großen Häuten geht das besser zu zweit. Und nicht die Ecken vergessen Ihr dürft erst dann aufhören, wenn die Haut knochéntrocken ist, sonst wird sie bretthart. Bei Pausen luftdicht verpacken, bei langen Pausen einfrieren. Wenn das Leder weich wie Fensterleder ist seid ihr fertig ( in jedem Sinne) Nur wenn die Haut nass wird war alles umsonst, dann ist sie nämlich wieder bretthart. Deshalb

Schritt 5 Räuchern Um die haut unempfindlich gegen wasser zu machen muss sie geräuchert werden und zwar mit möglichst kaltem Rauch, freihängend über Hartholzrauch.

So dass wars erst mal, wenn meine Cam wieder funktioniert stell ich auch noch Fotos ein. Frage beantworte ich aber jtzt schon gern.

ob es möglich wäre in der Industrie traditionell zu gerben?