Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

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Benutzer 3370 gelöscht

Re: Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

#11

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 23. Dez 2016, 00:01

rotoflex hat geschrieben:auf der Rückseite quer zur Maserung eine Gegenplatte
bringt mit Sicherheit den gewünschten Verzug. Holz reagiert in Längsrichtung anders als in Querrichtung auf Umwelteinflüsse (ZB Luftfeuchtigkeitsänderungen)
(Auch Pressspanplatten, die einseitig mit Kunstoffplatten beklebt sind haben auf der Gegenseite ein Zugpapier ZB Küchenarbeitsplatten.)

Bei Türen eine Leiste auf der Rückseite darf nicht verleimt werden sondern muss in einer Schwalbenschantz Nut lose gleiten können, nur ein Ende fixieren.
Besser ist an den Stirnseiten eingenutete Querleisten zu verleimen (wie bei einem Nudelbrett)

Platten aus dem Baumarkt sind auch verwendbar wenn man einige Dinge beachtet.

1. Den Verkäufer fragen wann die nächste Lieferung ansteht
2. Aus einer neuen Lieferung findet man die Platten, die gut sind, wenn man alle durchsieht, nicht alle sind Ausschuß
3. Platten vor der Verarbeitung eine zeitlang ausgepackt (am Besten im Raum der späteren Verwendung) richtig Lagern

rotoflex

Re: Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

#12

Beitrag von rotoflex » Fr 23. Dez 2016, 09:41

RichardBurgenlandler hat geschrieben:
rotoflex hat geschrieben:auf der Rückseite quer zur Maserung eine Gegenplatte
bringt mit Sicherheit den gewünschten Verzug. Holz reagiert in Längsrichtung anders als in Querrichtung auf Umwelteinflüsse (ZB Luftfeuchtigkeitsänderungen)
(Auch Pressspanplatten, die einseitig mit Kunstoffplatten beklebt sind haben auf der Gegenseite ein Zugpapier ZB Küchenarbeitsplatten.)

Bei Türen eine Leiste auf der Rückseite darf nicht verleimt werden sondern muss in einer Schwalbenschantz Nut lose gleiten können, nur ein Ende fixieren.
Besser ist an den Stirnseiten eingenutete Querleisten zu verleimen (wie bei einem Nudelbrett)
Hallo Richard
Ein interessanter Aspekt,wenn ich mir wirklich alte Türen anschaue, dann passt Deine Aussage.
Denn Wetterschenkel an Türen und Fenster sind immer längs zur unteren Maserung angebracht von den marginalen seitlich verzapften senkrechten Endhölzern abgesehen.
Danke :)

Dyrsian
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Re: Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

#13

Beitrag von Dyrsian » Fr 23. Dez 2016, 11:05

RichardBurgenlandler hat geschrieben:
rotoflex hat geschrieben:auf der Rückseite quer zur Maserung eine Gegenplatte
bringt mit Sicherheit den gewünschten Verzug. Holz reagiert in Längsrichtung anders als in Querrichtung auf Umwelteinflüsse (ZB Luftfeuchtigkeitsänderungen)
(Auch Pressspanplatten, die einseitig mit Kunstoffplatten beklebt sind haben auf der Gegenseite ein Zugpapier ZB Küchenarbeitsplatten.)
Erstmal allen vielen Dank für die Antworten, besonders dir, Richard für die Bilder.
Generell schwindet das Holz quer zur Faser, deswegen soll man ja z.B. massive Tischplatten nicht festschrauben sondern in einer Gratnut laufen lassen oder so. Auch bei Türfüllungen nagelt man nicht durch die Füllung, sondern nur durch die Leiste, damit die Platten in ihrer Führung arbeiten können. Inwieweit sie auch in der Längsrichtung schwinden weiß ich nicht.

Was man natürlich immer machen kann, ist sich selbst eine Art Schichtholzplatte herstellen, also mindestens drei Schichten miteinander verleimen wovon die mittlere quer zur Faser liegt. So arbeitet, wenn ich mich recht erinnere, z.B. Team7 (teurer Massivholzmöbelhersteller) um die Optik und Haptik von Massivholz ohne die Nachteile zu haben. Hobbymässig wohl aber eher keine Option. Allgemein denke ich bei vielen Sachen "Krass wie haben die das gemacht? Warum hast du das nicht drauf? Wie kriegen die diese Präzision hin?" Schaut man sich aber mal Videos von der Fertigung an, sieht man dass die einfach Maschinen haben, an die du als Privatperson / normaler Tischler nicht rankommst.

Nennt mich einen Freak, aber ich mache mir auch so meine Gedanken über die Haltbarkeit von konventionellen Leimholzplatten. Der Kleber den sie dort verwenden wird auf Kunststoffbasis sein und sich vielleicht irgendwann auflösen. Hört sich kurios an, aber: Auf meiner Werkbank hatte ich zwei Maßbänder verklebt, natürlich auch mit Kunststoffkleber. Nach nur zwei Jahren Hitze und UV Licht hat der Kleber sich aufgelöst und ich muss jetzt sehen, wie ich die Reste von der Platte kriege :sauenr_1:
Anderes Beispiel: Meinen Gründerzeitstuhl vom Sperrmüll haben sie dereinst "repariert" und ebenfalls einen Kunststoffleim verwendet. Der hat sich nun nach X Jahren aufgelöst, klebt nicht mehr und ich muss aus jeder Zapfenverbindung die Reste kratzen - das wäre mit Glutinleim nicht passiert. Wenn ich Möbel baue, grade wenn es Schränke sind die einen geradezu absurden Aufwand bedeuten, möchte ich dass sie auch noch nach Jahrhunderten verwendet werden können. Deswegen achte ich auf klare Linien, schlichtes Design und hochwertiges Material. Ich versuche die Funktion und das Holz selbst in den Vordergrund zu stellen.

Heiko Rech hat auf seinem Blog einige gute Videos zum Thema "Abrichten ohne elektronische Abrichte", da ist mir einiges klarer geworden. Ich denke für mich kommt tatsächlich eine Kombination aus Elektrohobel / Schrupphobel und mobiler elektronischer Dickenhobelmaschine in Frage. Ich tendiere momentan zu einem Makita 2012NB Dickenhobel - der hat zwar "nur" eine Durchlassbreite von 30 cm, aber mehr hab ich noch nie gebraucht - Plattenmaterial kaufe ich in der Stärke wie ich sie brauche. Alternativ wäre noch ein Dewalt Gerät möglich - die gibt es in den USA für den halben Preis, da lohnt es sich fast schon hinzufliegen und das Teil hierher zu bringen. Die Importzölle sind allerdings nicht von Pappe (100€ laut Amazon). Die mobile Maschine könnte ich nach Gebrauch auch wieder mit nach Hause nehmen (ok, 28 kg :grr: ) so dass sie nicht geklaut würde, aus der Werkstatt. Das Holz abrichten zu lassen (Tischlerei) kommt für mich nicht in Frage und ist langfristig bei den heutigen Stundenlöhnen vermutlich auch wenig sinnvoll.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

#14

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 23. Dez 2016, 11:24

Dyrsian hat geschrieben:möchte ich dass sie auch noch nach Jahrhunderten verwendet werden können.

Nun das ist wohl ein anderer Zugang zu Möbel und deren Gebrauch, als ich ihn habe.

Da spielt der Kunststoffleim die geringste Rolle :engel:

Für das Holz kommt Baumarkt, oder nicht mal Sägewerk in Frage. Da kann es nur eines geben. Das Holz im Wald wachsend kaufen, dafür müsste man den Baum bereits beurteilen können, also ein Fachmann sein. Den Baum zum richtigen Zeitpunkt (Mond usw.) schlagen, richtig Lagern bevor er zersägt wird. Das Holz nicht in einer Trockenkammer trocknen sondern 20-30 Jahre unter geeigneten Umständen trocknen lassen.
Wenn man das alles macht kann in der Zwischenzeit die übernächste Generation die entsprechenden Maschinen für die Verarbeitung des Materials anschaffen.

Sorry das musste jetzt sein :aeh:

ps.: nicht einmal Häuser baut man heute für die nächsten hundert Jahre, weil man es nicht mehr kann und auch keine Zeit dafür hat.

Und nein ich befürworte nicht die Wegwerfgesellschaft, ich renoviere einen etwa 150 Jahre alten Hof mit Recyclingmaterial aus ebenso alten Abbruchhäusern, aber was hilft es wenn nach mir der Bagger kommt? oder das Möbel auf dem Sperrmüll landet?

Dyrsian
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Re: Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

#15

Beitrag von Dyrsian » Fr 23. Dez 2016, 12:07

Naja, ich habe nicht gesagt dass sie in 200 Jahren noch aussehen müssen wie heute. Aber schau dir doch mal Möbel aus dem Barock z.B. an, die sind immer noch schön, teilweise ewig in Gebrauch und funktionieren noch. Weil man sie eben auch "reparieren" kann.
Und auch früher haben die nicht immer das allerhochwertigste Holz genommen, und sicherlich nicht immer 30 Jahre getrocknet. Ich hab hier eine billig gemachte Vitrine aus der Jahrhundertwende, industriell gefertigt. Die ist noch top in Ordnung, da ist nix dran gemacht worden all die Jahre. Es geht also :mrgreen: Die Frage ist, mit was die geklebt haben, mit Glutinleim wohl eher weniger schätze ich :pft: Vielleicht der gute, giftige :aeh:
Ich meine es ist letzlich ein Hobby, bei mir ist der Bau der Möbel auch ein bisschen Selbstzweck, muss man ehrlich sagen. Aber ich schätze selbst ein Regal aus Paletten genagelt hält ewig.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Massivholzmöbel aus Leimholzplatten

#16

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 23. Dez 2016, 12:28

Ich hab ja auch so alte Möbel, teilweise Dachbodenfunde. Die meisten dieser Möbel sind aus Nuss, Kirsch oder Apfelholz.
Das Problem an heutiger zB Fichte ist, dass sie zu schnell gewachsen ist (Plantagenholz), daher auch nicht viel wert für Langzeitmöbel.
da muss man es so wie der da ( http://www.moebel-binder.at/index.php/m ... ter-fichte ) machen.
Ich habe auch altes Dachstuhlholz, reine Fichte hart wie Eiche, gehackte Sparren, da bist du ohne scharfes Sägeblatt machtlos. Einen Nagel einzuschlagen ist aussichtslos, das wäre das Holz für echten nachhaltigen Möbelbau.
Ich bau halt Eselhütten und Vordächer daraus :aeh:
Dyrsian hat geschrieben: Die Frage ist, mit was die geklebt haben, mit Glutinleim wohl eher weniger schätze ich
Was sonst ? Gab ja sonst keinen Leim außer Knochenleim, gut beschrieben hier ( https://www.feinewerkzeuge.de/G10008.html )

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