Dacheindeckung mit Holzschindeln?

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emil17
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Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#21

Beitrag von emil17 » Di 6. Sep 2016, 14:05

viktualia hat geschrieben: Wenn aber Wicheler nur ein paar Quadratmeter braucht und beim Holzhacken seine Studien betreibt, dann kann er die gewonnenen Erkentnisse auch auf andere Arbeiten übertragen und dies wär in meinen Augen ein Gewinn.
Das hat er vermutlich getan ...

Bei diesen Dingen ist es so, dass man, wenn es kein Neuland ist, sondern traditionelles Handwerk, man sich zuerst auf das beziehen sollte, was Fachwissen von früher ist. Das ist bei Schindeln sicher der Fall.
Es ist eine Quelle von Frust, wenn man Dinge tut und Misserfolge provoziert, die sich einfach hätten vermeiden lassen. Damit tut man niemandem einen Dienst, am wenigsten dem, der Spass daran gehabt hätte.
Unsere ganze Zivilisation und ein wesentlicher Teil des Erfolgs der Menschheit (über Risiken und Nebenwirkungen, genannt Technikfolgen, können wir uns gerne anderswo unterhalten) beruht darauf, dass man durch Vorbild, Wort und Schrift Erfahrung weitergeben kann.
Das sollte man hemmungslos tun - ich verbringe einen von mir als angenehm empfundenen Teil meiner Zeit damit, überall Bauideen abzugucken und zusammenzuklauen und dies auf meine Projektwünsche anzuwenden.
Wenn gewisse Dinge traditionell so oder nicht gemacht werden, hat das meistens einen Grund. Den sollte man kennen, bevor man es dann doch anders macht. Es gibt immer noch genung Möglichkeiten, es misslingen zu lassen.
Comprendre?

Im von Dir zitierten Fall der Eindeckung eines grossen Daches würde ich mich zuerst als Helfer bei einem Dachdecker anbieten und ihm sehr genau auf den Hammer gucken, dann als erstes eigenes Projekt vielleicht einen Hühnerschuppen eindecken, und erst dann zögerlich mit eigenen Schindeln anfangen. Wie sonst soll ich wissen, ob meine Schindeln nichts taugen oder ob ich es einfach nur falsch mache?
Solche Tätigkeiten sind Lehrberufe und die Ausbildung dauert nicht deshalb mehrere Jahre, weil die im Gegensatz zu uns Akademikern alle etwas schwerer von Begriff wären.
Bei einem Korbflechtprojekt mag Versuch und Irrtum noch angehen, da wirft man das missratene Objekt in den Ofen und fängt nochmal an. Bei Dächern wäre mir das zu riskant.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#22

Beitrag von viktualia » Di 6. Sep 2016, 16:00

@Emil, nur um sicherzugehen, dass ich dich richtig verstanden habe:
du stellst das gesprochene/geschriebene/gelesene Wort
über die eigene Erfahrung???
Mmmh.
Ich bin in keinster Weise akademisch, mein Vater ist Zimmrer- und Maurermeister; ich selber verdiene mein Geld damit, mir anzuschauen, wie verschieden die Übertragung einer Arbeitsanweisung durch verschiedenen Menschen sein kann.
(Ich hätte in der Ausbildung die Körbe meiner Kollegen alle ihren Herstellern zuordnen können.)
Kennst du nicht das Phänomen, dass man, wenn man was gar nicht kann, ne Profi-Anleitung schlicht nicht versteht, weil man die Begriffe nicht einordnen kann?
Was ist denn so was wie "spröde", wenn es einem noch nicht selber gesplittert ist? Ist doch eher fest, oder?
Die Lösung liegt in beidem: Erfahrungen anderer, so sie gut formuliert sind; plus die Erfahrungen der eigenen Sinne, denn meiner bescheidenen Meinung nach sind die komplexer und reichen tiefer als Worte.
@Wicheler, dich mein ich jetzt schon nimmer, was spröde ist und was du spalten könntest weist du sicher selber.
Mir behagt nur diese unvernünftige Form der Vernunft nicht......
@Emil, meist mag ich deine Erläuterungen, du hast da durchaus Niveau und drückst dich verständlich aus. Aber ich hab Wicheler so verstanden, dass es ihm auch um die Erfahrungen geht, die er nicht nur mit Schindeln, sondern auch mit Holz spalten/verwittern lassen machen kann.
Und dass er dies dann in seine restlichen Projekte einfliessen lassen mag.
Da wären dann so was wie traditionelle Werkzeuge eher der Punkt, wo man bei früheren Techniken schaut. Oder?
Und schwupps, sind wir wieder an dem Punkt, wo man Infos besser einordnen kann, wenn man´s schon mal irgendwie mit den eigenen Händen "begriffen" hat.

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Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#23

Beitrag von Wicheler » Di 6. Sep 2016, 20:35

Wicheler hat geschrieben:
viktualia hat geschrieben:Und wenn es ganz egal ist, weil ichs sowieso nur für mich mache, wäre auch der schönste Geruch des Holzes ein Parameter....
Haste mal Tuja geschnitten? Hab mal einen Baum an meiner Brauerei gefällt, so oberarmdick, naja, damals "tauziehoberarmdick", der duftet vielleicht, selbst beim Verbrennen noch. Vom Harz her könnte das auch Schindeln geben.
Hallo viktualia,

diesen Satz hatte ich in meiner Antwort auf dich bezogen, aber du hast scheinbar mich gemeint. Ich steh nicht so auf ausländisches Zeugs (ist Tuja ausländisch?). Z.Z. versuch ich, mir meine Heimat so zu gestalten, wie mein Opa oder Ur- oder Ur- Uropa sie hatte (hat jetzt NICHTS mit politischer Vergangenheit zu tun!!!). Ich möchte einfach die gewachsenen Strukturen im Rahmen meiner Möglichkeiten erhalten/ kennenlernen/ ausprobieren.....

Zu den anderen Antworten,

mir ist bekannt, was gut, richtig, haltbar usw. ist. Mir mangelt es auch nicht an den finanziellen Mitteln oder der handwerklichen Umsetzung.

Hier haben die armen "Bäuerchen", die meist noch nebenher arbeiten gingen, praktisch aus "NICHTS" noch irgendetwas gebaut. Ich hab da früher noch ein wenig Einblick gehabt, hab Anfang der 70er Jahre Telefone angeschlossen. Die abgelegenen Höfe, die ärmeren Leute in den kleinen Häuschen in kleineren Dörfern bekamen als letzte einen Telefonanschluß. Da stand ab und zu auch noch ein, aus Brettern zusammengezimmerter, wackeliger "Abtritt" auf der Mauerecke des Misthaufens.....
Mich hat das immer fasziniert, mit welch einfachen Mitteln man leben, etwas Bauen kann. Da wurde das dritte Schüppchen nochmal um 2 1/2m² erweitert, mit alten Brettern und irgendwelchen, vielleicht geschenkten Dachpfannen.

Ich habe ein Fachwerkhaus, das in einer Karte von 1830 schon mit einem nachträglich errichteten Anbau (kann man gut am Baustil erkennen) verzeichnet ist. Da sind Eichenbalken verbaut, die haben Zapflöcher, die zum momentanen Fachwerk überhaupt nicht passen. Die waren schon mal in einem anderen Fachwerk eingebaut. Es gab sogar schon einen Hof, in dem um 1600 meine Vorfahren gewohnt haben, der durfte nach 1700 abgerissen werden, mit der Auflage, die noch brauchbaren Balken im nahen Dorf zum Wiederaufbau eines neuen Hauses gebraucht zu werden.

.....aber, jetzt schweife ich ab. Mir ging es bei meiner Frage eigentlich nur um die Haltbarkeit. Ist Erle nach 5 Jahren so faul, daß alles zusammenstürtzt, ist es uninteressant. Ich hab fast 2/3 meines Lebens rum, in 15 Jahren komm ich mit einem Rollator eh nicht mehr zum Weiher, also 15 jahre sind mein Ziel.

Ich denk mal, ich bau erst mal einen kleinen Unterstand für 2 Klotzbeuten. Schindeln kommen auf jeden Fall drauf. Heute morgen war's schön kühl und diesig, wenn es morgen auch so ist, dengel ich mir erst mal ein Schindelmesser und dann fällt die tote Kiefer. Die gibt mit Sicherheit Holz für 2-3 m² Schindeln.

Ich hab noch ein Grundstück, da stehen noch einige lange, nicht zu dicke, tote Eichen, die werden das Gerüst geben. Vierkantig müssen die für einen Unterstand nicht sein.

Im Freilichtmuseum waren vorn Querbalken vor den Beuten, quasi als Diebstahlschutz. Die werde ich mal aus Erle machen, mal sehen, wie lange die halten. Die kann ich dann ev. kurzfristig einfach austauschen, Versuch macht eben kluch :holy:

Ich halt euch auf dem Laufenden, Anregungen und Kritik aber weiterhin immer erwünscht :daumen:
Gruß Dieter

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Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#24

Beitrag von emil17 » Di 6. Sep 2016, 20:51

viktualia hat geschrieben:@Emil, nur um sicherzugehen, dass ich dich richtig verstanden habe:
du stellst das gesprochene/geschriebene/gelesene Wort
über die eigene Erfahrung???
nein
aber ich hab nicht Lust, glaubhaft beschriebene Erfahrungen anderer selbst nochmals zu machen, die sich bemühen, Wissen mitzuteilen.
Der Autor schreibt etwas, und er hat Grund das zu schreiben.
Wenn zum Beispiel steht, man soll beim Ausbauen einer Autobatterie zuerst den Minuspol abmachen, dann glaube ich das, wenn ich eine Anleitung lese.
Warum das so ist, kann man selbst herausfinden, aber es lohnt sich nicht.
Wenn ich weiss, was passieren kann, wenn man das nicht so macht, und mir die Abläufe bei üblichem bewährtem Vorgehen geläufig sind, nachher kann ich es immer noch anders machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#25

Beitrag von Wicheler » Di 11. Okt 2016, 22:08

Hallo,

gestern hab ich mal gefällt...... Die dörre Kiefer und daneben eine ziemlich schrägstehende, aber schön dicke Kiefer hab ich mir angesehen. An der dörren Kiefer sitzt jeden Tag, wenn ich die Fische/ Bienen füttere, ein Specht und klopft und klopft und klopft........

Ich hab dann noch etwas kleinen Aufwuchs weggeschnitten. Dabei ist mir aufgefallen, so ein kleines Kieferchen, der Stumpf war kurz nach dem Abschneiden total klebrig vom Harz.

Der Specht darf weiter klopfen :holy:

Ich habe mir gedacht, so ein total harziges Holz wird wasserabweisender sein wie ein seit Jahren dörrer Baum. Also ist die lebende Kiefer gefallen. Ich hab natürlich einige 60cm Stücke abgeschnitten und mit nach Hause genommen. ......nur frisches Kiefernholz reißt irgendwie überhaupt nicht gut! Schon garnicht nach meinen Vorstellungen! Das war noch nichts mit Schindeln machen. Ich werde die Stücke jetzt erst mal etwas trocknen lassen und dann einen neuen Versuch starten.
Gruß Dieter

Wicheler
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Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#26

Beitrag von Wicheler » Do 13. Okt 2016, 19:53

So, heut hab ich mal "geschindelt", erste richtige Erfahrungen gesammelt!

Das Auge meines Schindelmessers muß ich auf jeden Fall nachschmieden. Das muß oben und unten extrem weiter wie in der Mitte sein. Da treten wirklich starke Kräfte auf, selbst eine Spaxschraube bricht da drin ab. Eigentlich ist es zu dünn, aber für meine 5 m² wird's wohl reichen.
:hmm: Versuch macht eben kluch :daumen:
Nach einer Menge Mißerfolge bekomm ich mittlerweile einige ganz passable Schindeln hin, man muß nur mal die Maserung und das Reißen verstehen. Hab schon einige zum Trocknen aufgestapelt.
.......aber eins ist ganz gewiß, das Schindelmachen wird meinen :prost: Bierkonsum wohl ein wenig erhöhen :haha: da werd ich bestimmt noch mal nachbrauen müssen :rot:
Macht aber richtig Spaß :daumen:
Gruß Dieter

Manfred

Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#27

Beitrag von Manfred » Sa 15. Okt 2016, 22:04

Japanische Rinden-Schindeln:
https://www.youtube.com/watch?v=oZTqnMZrr5Y

Weiß zufällig jemand, welche Baumart das ist?
Und die Nägel? Bambus?

Manfred

Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#28

Beitrag von Manfred » Sa 15. Okt 2016, 22:09

http://www.japantimes.co.jp/culture/201 ... AKMrIVOJMM

Scheint sich um eine Zypressenart zu handeln.

Edit:
http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/h/hiwadabuki.htm

Chamaecyparis obtusa + Bambusnägel

Wicheler
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Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#29

Beitrag von Wicheler » So 16. Okt 2016, 08:49

Manfred hat geschrieben:Japanische Rinden-Schindeln:
https://www.youtube.com/watch?v=oZTqnMZrr5Y

Weiß zufällig jemand, welche Baumart das ist?
Und die Nägel? Bambus?
geiles Filmchen, ......und kein Finger blau :daumen:

Scheinen wirklich irgendwie Holznägel zu sein.

In meinem "Waldbienenstand- Beitrag" hat Tom mal geschrieben:

und in anderen regionen bauen die ja wolkenkratzergerüste aus bambus und seilen
aber bei nägel für die dachlaten da stand ich echt an und hofte mier auch dort inputz holen zu könen wie man das forher machte und nochdazu das es hunderete jare hält
unsere neumodischen nägel sind ja meist behandelt und rosten uns trotzdem imer wider weg


Da wäre es wirklich mal interessant zu wissen, ab wann man soviele (kleine, feine) Nägel in einer passablen Zeit herstellen konnte, um Dächer und Wände mit Schindeln zu beschlagen. Ein guter Nagelschmied schafft (glaube ich) ca 3 Nägel in 1 min und braucht für jeden Nagel nur eine Hitze. Irgendwo meine ich gelesen zu haben, auf den m² braucht man bei nicht zu kleinen Schindeln ca 200 Nägel.

:opa: Würden wir die alten Techniken für Dach und Fassade heute wieder benutzen, hätten wir Vollbeschäftigung und bis auf das Schmiedefeuer ist alles sehr umweltbewußt ......und das ganze Styroporgeschiß wäre weg :daumen:
Gruß Dieter

Manfred

Re: Dacheindeckung mit Holzschindeln?

#30

Beitrag von Manfred » Fr 28. Okt 2016, 14:15

Halbautomatische Holzschindelproduktion in Kanada:
https://www.youtube.com/watch?v=QXrL-GO3h8M

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