SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

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Dyrsian
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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#351

Beitrag von Dyrsian » So 2. Jan 2022, 17:18

emil17 hat geschrieben:
So 2. Jan 2022, 16:41
Dann miete eine Wohnung in Jobnähe und kaufe dir jetzt eine Immobilie an einem schönen A.d.W. für nachher. Die kannste im Urlaub und an Wochenende so nach und nach zurechtmachen, Bäume pflanzen und dergleichen. Wenn der Irrsinn mit den Immopreisen so weitergeht, musst du sonst in 10 Jahren in der Mongolei suchen.
Das mit dem Mieten in Jobnähe nimmt leider momentan auch immer groteskere Formen an. 1400€ Warmmiete für 3 Zimmer sind leider selbst im Ruhrgebiet keine Seltenheit mehr. Private Vermieter möchten oft keine Mieter mit Kindern oder Tieren. Bei Privaten hat man zusätzlich noch das Risiko des Eigenbedarfs, wenn Tochter oder Sohn des Vermieters die Bude brauchen. Die Firmen hier verkaufen unablässig die Stadtviertel oder "luxussanieren", tackern überall Aufzüge oder Balkone dran oder so. Macht kein Spaß zur Zeit.
Mit 57 würde ich mir aber tatsächlich was im Osten besorgen. Die Oberlausitz ist schön und war mal preiswert, ebenso wie Landkreis Vorpommern-Greifswald. Mit gutbezahlten, anständigen Jobs ist da aber meist nicht viel, für Akademiker sowieso nicht. Aber wenn ihr keine kleinen Kinder mehr habt, hättet ihr ja erstmal Zeit euch in Ruhe Jobs zu suchen, während ihr im Donautal noch was Keines mietet unter der Woche. Mit ein paar Jahren Zeit findet man bestimmt auch da oben eine Arbeit.
Oder ihr wartet noch 5 Jahre, dann ist Schluss mit dem Immobilienzauber.

fabfiddle
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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#352

Beitrag von fabfiddle » So 2. Jan 2022, 18:42

Die Idee ist wirklich nicht übel… nee, sogar prima :lala: ich weiß schon warum ich hier bin… wir vertiefen das ab heute Abend mal hier zuhause.
Danke euch :)

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emil17
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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#353

Beitrag von emil17 » So 2. Jan 2022, 18:46

Ich wünsche euch viel Erfolg. Studiert zuerst genau den Markt und die Gegend, mal hinfahren und eine Woche Fahrradurlaub in einer Wunschecke vor dem Kauf ist nicht falsch.
Wenn ihr etwas gefunden habt, ab dann ist das Euer Ding und man freut sich und plant.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#354

Beitrag von emil17 » So 2. Jan 2022, 19:01

Dyrsian hat geschrieben:
So 2. Jan 2022, 17:18

Oder ihr wartet noch 5 Jahre, dann ist Schluss mit dem Immobilienzauber.
Glaub ich nicht, denn vor 10 Jahren hiess es das auch schon. Und wenn, dann ist der Job und auch das Ersparte weg.
Da hängt zuviel mit drin, bei einer realistischen Neubewertung der Immobilen müssten alle institutionellen Anleger (Pensionskassen, Stiftungen usw.) ihr Portfolio nach unten korrigieren, die Banken und Firmen ihre Aktien niedriger bewerten, private Häuslebauer neu finanzieren, weil der Marktwert der Immobilien für die wegen Tiefstzinsen viel zu hohe und nie getilgte Hypothek zu tief wird. Da fällt dann alles zusammen. Also druckt man mehr Geld, um die neusten Krisenherde mit Liquidität zuzuschütten, und hoft auf den St.Nimmerleinstag.
Hier gibts die perverse Situation, dass die (obligatiorischen) Pensionskassen für die Rentenzeit in Immobilien investieren, weil das vielleicht noch Rendite und Sicherheit ist. Das führt dazu, dass die Immopreise auch in schlechten lagen ins Absurde steigen und du in einer sehr teuren Wohnung sitztest, um mit deiner Miete deine eigene Rente zu finanzieren. Arbeitnehmer ohne viel flüssiges Eigenkapital haben nie die Möglichkeit, zum Eigenheim zu kommen, weil man nicht gleichzeitig die hohen Mieten bedienen und genügend Eigenkapital ansparen kann, bzw. weil die Immos schneller teurer werden als das angesparte Kapital zunimmt. Also sind sie bis zur eigenen Rente dazu verdammt, als Mieter mit ihrer Arbeit die Anlage der Investoren rentabel zu machen.

Das Ganze ist eine Zeitbombe. Sozialpolitisch ist es so, wie wenn man beim Mantel hinten ein Stück rausschneidet um das Loch vorne zu flicken. Und Arbeit lohnt sich immer mehr nur für die, die das nicht selber machen.
Noch kann man sich seine Ecke suchen, wenn man wenig Ansprüche hat und sich eine abgelegene Ecke sucht. Aber wie lange noch?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#355

Beitrag von Dyrsian » Mi 5. Jan 2022, 16:34

emil17 hat geschrieben:
So 2. Jan 2022, 19:01
Glaub ich nicht, denn vor 10 Jahren hiess es das auch schon. Und wenn, dann ist der Job und auch das Ersparte weg.
Da hängt zuviel mit drin, bei einer realistischen Neubewertung der Immobilen müssten alle institutionellen Anleger (Pensionskassen, Stiftungen usw.) ihr Portfolio nach unten korrigieren, die Banken und Firmen ihre Aktien niedriger bewerten, private Häuslebauer neu finanzieren, weil der Marktwert der Immobilien für die wegen Tiefstzinsen viel zu hohe und nie getilgte Hypothek zu tief wird. Da fällt dann alles zusammen. Also druckt man mehr Geld, um die neusten Krisenherde mit Liquidität zuzuschütten, und hoft auf den St.Nimmerleinstag.
Naja, da machst du es dir aber etwas zu einfach würde ich meinen.
Zum einen kommen grade wegen der momentanen EZB-Politik die institutionellen Anleger in Deutschland grade massiv in Schräglage. Viele von denen dürfen qua Vertrag nur einen ganz geringen Aktienanteil halten, d.h. der Hauptteil des Geldes war schon immer z.B. in 10 jährigen Bundesanleihen investiert. Da die EZB aber nicht nur die Zinsen niedrig hält sondern auch noch massiv Staatsanleihen aufkauft, sind die Zinsen für solche Wertpapiere extrem gering. Wenn ich aber Opa Herman 1985 für seinen Rentenvertrag 5% Garantieverzinsung gegeben habe und aus dem Vertrag jetzt nicht rauskomme, aber auch nicht in Aktien darf, habe ich ein Problem. Das kann man eine Weile durch Quersubventionierung und Bilanztricksereien ausgleichen, aber nicht endlos. Man kann gewisse Probleme nicht durch das Zuschütten mit Geld lösen.

Die derzeitige Geldpolitik führt zu kuriosen Blüten: Weil die EZB so massiv Staatsanleihen aufkauft, ist sie mittlerweile der größte Gläubiger Europas. So hat Deutschland laut Statista über 35% seiner Schulden bei der EZB. Wir leihen uns also bei uns selbst Geld! Man könnte auch sagen: Wir drucken einfach Scheine!

Um mal zurück zu Thema zu kommen und diesen armen Thread nicht zu sehr vollzuquatschen: Jeder der derzeit eine Immobilie auf Kredit finanziert sollte eine möglichst hohe Summe des Preises qua Eigenkapital abdecken können. Zudem sollte der gewählte Kredit auch mit einer Verzinsung die 3-5% über dem derzeitigen Niveau liegt zu tilgen sein.

Sonst kann Folgendes passieren: Man steht in 5 oder 10 Jahren mit einer Immobilie da, die weniger wert ist, als das verbleibende Kritikvolumen, d.h. ich finanziere mit 125% des eigentlichen Wertes. Bei sowas kriegen Banken Schnappatmung und suchen Wege, den Kredit loszuwerden. Dann kann man die Kredite z.B. bündeln und als neues Produkt verkaufen (Ninja Kredite). So haben wir vor einiger Zeit die Immobilien- und Finanzkrise in den USA ausgelöst. Es gibt aber auch andere, weniger innovative Wege solche Kredite loszuwerden. In der Regel sind in den Verträgen entsprechende Klauseln versteckt, mit denen sich Banken für solche Fälle absichern. In jedem Fall brauche ich vermutlich einen neuen Kredit, den ich mit Glück vielleicht zu einem eher unangenehmen Zinssatz bekomme.
Man kann - und das meine ich ernst - sagen: "Ist mir egal, ich machs trotzdem! Im Notfall gibt es immer noch die Privatinsolvenz!" Das ist weniger dumm als es sich anhört, da kann die Bank nämlich gar nix machen. Man sollte sich in jedem Fall dann aber nicht zu sehr an das Haus der Wahl binden, emotional mindestens. Und die Kuh und der Ackergaul im Stall wandern dann wohl auch zum Metzger. Für mich wär das nix.

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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#356

Beitrag von penelope » Mi 5. Jan 2022, 18:14

Dyrsian hat geschrieben:
Mi 5. Jan 2022, 16:34

Die derzeitige Geldpolitik führt zu kuriosen Blüten: Weil die EZB so massiv Staatsanleihen aufkauft, ist sie mittlerweile der größte Gläubiger Europas. So hat Deutschland laut Statista über 35% seiner Schulden bei der EZB. Wir leihen uns also bei uns selbst Geld! Man könnte auch sagen: Wir drucken einfach Scheine!
Wiso ist das kurios? Offenmarktgeschäfte (und das ist der Ankauf von Staatsanleihen) sind als das vorrangige Geldpolitische Instrument der EZB festgelegt. Damit soll Liquidität geschaffen werden. Das ist doch genau so vorgesehen (was natürlich nicht bedeutet, dass man das gut finden muss).

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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#357

Beitrag von emil17 » Mi 5. Jan 2022, 23:58

Bei der Privatpleite ist doch das Problem, dass man mit seinem zukünftigen Vermögen für die Restschuld haftet, nachdem die alles verwertbare verwurstet haben. D.h sobald du einkommensmässig über dem Existenzminimum bist, kommen die wieder und wollen haben. Oder täusche ich mich da?
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penelope
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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#358

Beitrag von penelope » Do 6. Jan 2022, 00:13

Wenn man Privatinsolvenz anmeldet, ist das "nur" 6 Jahre lang so, danach ist man dann schuldenfrei. Unter bestimmten Umständen kann die Zeit auch noch verkürzt werden.

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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#359

Beitrag von Dyrsian » Do 6. Jan 2022, 10:12

emil17 hat geschrieben:
Mi 5. Jan 2022, 23:58
Bei der Privatpleite ist doch das Problem, dass man mit seinem zukünftigen Vermögen für die Restschuld haftet, nachdem die alles verwertbare verwurstet haben. D.h sobald du einkommensmässig über dem Existenzminimum bist, kommen die wieder und wollen haben. Oder täusche ich mich da?
Da täuscht du dich! Das Verfahren wurde wg. Corona auf drei Jahre verkürzt, d.h. egal wieviel Millionen Schulden du hast, nach drei Jahren kannst du einen sauberen Neuanfang machen! Da guckt die Bank in die Röhre ... :haha:
Die drei Jahre sind allerdings alles andere als ein Zuckerschlecken könnte ich mir vorstellen, da lebt man dann eben am Existenzminimum.

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Re: SV im Donautal oder Krisenvorsorge auf Schwäbisch

#360

Beitrag von emil17 » Do 6. Jan 2022, 12:15

Man kann das auch ausnutzen:
ein Schulkollege von mir hatte eine Autowerkstatt. Der erzählte mir am Klassentreffen folgendes:
Ein Kunde lässt reparieren, zahlt nicht: "Sie können mir gerne einen Zahlungsbefehl schicken, ich bin insolvent. Das Auto gehört meiner Frau."
Frau: "Ich habe ihnen keinen Auftrag zur Reparatur gegeben und meinem Mann keine Vollmacht, das zu veranlassen"
Seither Reparaturen an unbekannte Kunden nur gegen bar, oder das Auto bleibt da.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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