Angekommen in Sachsen Anhalt

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emil17
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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#21

Beitrag von emil17 » Sa 19. Nov 2022, 10:19

fabfiddle hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 19:34
Die Menschen sind entgegen der Medienmeinung herzlich und offen, und es gibt Arbeit ohne Ende in Städten, die wirklich günstige und schöne Wohnungen und Häuser haben… aber kein Mensch will hierher, lieber stapeln sie sich in München oder Düsseldorf zu irrsinnigen Preisen… aber das ist ein anderes Thema
Kannst du trotzdem sagen, was das für Arbeitsstellen sind? Oft zieht man aus hochpreisigen Gegenden nicht weg, weil man das Gefühl hat, am neuen Ort gäbe es schlechten Lohn, wenn man nur den Betrag sieht. Dass die Lebenshaltungskosten und die Steuern auch niedriger sind und man unterm Strich mit weniger mehr hat, wird oft nicht bedacht. Mit meinem Einkommen kann ich beispielsweise hier sehr gut leben, in Zürich ginge das nicht.
Die Menschen sind meist so offen wie man selber ist.
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fabfiddle
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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#22

Beitrag von fabfiddle » Sa 19. Nov 2022, 11:07

Das sind Arbeitsstellen in jeder Kategorie, von der Reinigungskraft bis zum Sachbearbeiter, vom Lkw-Fahrer bis zum Lokführer, vom Bankangestellten bis zum öffentlichen Dienst, vom Lagerarbeiter bis zum Schichtleiter, Pflege- und Krankenhauspersonal, Krankenschwester bis Stationsarzt, Manager in Industrie, Logistik oder Dienstleistung, Einzelhandel oder Kaufleute jeglicher Ausrichtung… die Gehälter liegen meines Erachtens etwas unter der wesentlichen Hemisphäre, aber dafür gibts beispielsweise eine 3-Zimmer-Wohnung mit knapp 70 qm für 367 Euro… ich verstehe es einfach nicht, Aschersleben zum Beispiel steht zu fast 30 % leer, und woanders versucht man die letzten Grünflächen in den Städten zuzubauen wegen Wohnungsmangel. Eigentlich haben wir den gar nicht, sondern zu viele Wohnungen in den „falschen“ Orten…? :hmm:

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#23

Beitrag von fabfiddle » Sa 19. Nov 2022, 11:38

…und ja, mit der Offenheit hast du wohl recht, emil… was die hier so gar nicht leiden können sind arrogante „Wessis“, die es leider auch in meinem Bekanntenkreis häufig gibt… die ankommen und den blöden Rückständigen erst mal zeigen und erklären was alles doof ist und wie und was sie besser machen können… aber sobald man ehrlich zeigt, dass einen das Umfeld interessiert, dass man versucht zu verstehen vor allem und dass man nichts besseres ist, findet man freundliche, hilfsbereite und warmherzige Menschen überall.
Ich hab in Cafés und bei vielen anderen Gelegenheiten die Sehnsucht nach der alten DDR mitbekommen vor Ort, aber es war nie die Sehnsucht nach der Politik, des Gesellschaftssystems etc., sondern immer (!) nach der Lebendigkeit und dem Umtrieb von früher, Menschen auf den Straßen und in den Häusern und Gärten, und der Frust über verfallene und leere Straßenzüge.
Aber, wie gesagt, eigentlich ein anderes Thema 😊

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#24

Beitrag von Rohana » Sa 19. Nov 2022, 12:59

fabfiddle hat geschrieben:
Sa 19. Nov 2022, 11:38
und der Frust über verfallene und leere Straßenzüge.
Ich glaub der ist überall wo es Leerstand gibt, egal wo die Region liegt. Menschen sind halt Menschen und die sind per se eher gesellig.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#25

Beitrag von fabfiddle » Sa 19. Nov 2022, 13:04

:daumen: :)

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#26

Beitrag von Minze » Sa 19. Nov 2022, 14:07

Viel Erfolg bei all Deinen Unternehmungen.

Wir sind damals in eine Ruine gezogen, Garten gabs nicht, nur Gras. Es war anstrengend, aber es war schön, ich möchte die Zeit nicht missen. Eine wichtige Erkenntnis war und ist geblieben, daß man wirklich nicht viel braucht, wir haben in dieser Zeit unser ganzes Zeugs (das eingelagert war) nicht eine Minute vermisst :).

Und dadurch, daß alles Stückchen für Stückchen voran ging, hatte man die Zeit, Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen, die sich dann als sehr gut erwiesen.
Liebe Grüße
Minze

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#27

Beitrag von emil17 » Sa 19. Nov 2022, 15:33

fabfiddle hat geschrieben:
Sa 19. Nov 2022, 11:38
was die hier so gar nicht leiden können sind arrogante „Wessis“, die es leider auch in meinem Bekanntenkreis häufig gibt… die ankommen und den blöden Rückständigen erst mal zeigen und erklären was alles doof ist und wie und was sie besser machen können
Ist kein wessi-ossi-Problem. Wenn du irgend wo hin ziehst und dauernd spüren lässt, dass dein neuestes handy nun auch schon wieder bald ein Jahr alt und deshalb eigentlich nicht mehr gut genug ist und dass die Einheimischen doch bitte mal anfangen sollen, mit Messer und Gabel zu essen, dann hast du vermutlich nicht so viele Freunde dort.
Manche verwechseln "jemand sein" mit "viel neuen Kram haben".
Das geht aber auch durch die verschiedenen Bevölkerungsschichten durch.

Letzthin hat mich ein Nachbar ganz erstaunt gefragt, ob es wirklich so sei dass ich ein Gstudierter sei. Ich habe da als grosses Lob aufgefasst.

In der DDR war das soweit ich es mir angelesen habe anders, weil eingentlich nie Geld sondern immer Beziehungen das Wesentliche war.

Ein Vorteil unseres Systems ist, dass du, wenn du viel Geld hast, ein Depp sein kannst und es nie merken wirst. Gut, die merken es auch sonst nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#28

Beitrag von Eberhard » Sa 19. Nov 2022, 16:42

In der DDR war vor allem der Großteil der Menschen in seinen Möglichkeiten des tagtäglichen Lebens gleich, die saßen sprichwörtlich in einem Boot. Da war auch der Uni-Professor glücklich, wenn er seine Neubau-Plattenwohnung und seinen Trabbi bekam, der Nachbarschaftsneid hatte nicht so sehr viel Futter.
Ab 1990 kam dann die Freiheit und die Möglichkeit, Eigenheime zu bauen oder in neugeschaffene Luxuswohnanlagen zu ziehen, damit selektierte sich zunehmend die Bevölkerung entsprechend ihres sozialen Gefälles.

Im Zustand und Gefühl des Mangels wurde jeder gebraucht und hatte seine Nützlichkeit. Da hatte Konkurrenzdenken in vielerlei Richtungen einfach nicht die Basis, ein Gemeinschaftsgefühl wurde dadurch nicht so extrem unterwandert. Man hat sich gegenseitig geholfen, auch in der Arbeit. Beförderungen hingen von anderen Maßstäben ab als besser dazustehen wie der Kollege.

Es gab viel SELBST zu tun, gerade auf dem Lande ging das Arbeiten am Wochenende erst richtig los. Es gab aber praktisch keine Klagen über Baulärm, laute Musik, stinkende Misthaufen, krähende Hähne usw. Auch Kindergärten wurden nicht verklagt wegen zu vielen Lärms.
Diese Toleranz hat dann stark nachgelassen mit der Übernahme des "westlichen" Lebensgefühls.

Das sind nur mal drei Aspekte von vielen.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#29

Beitrag von Sonne » Sa 19. Nov 2022, 21:09

Alles Gute für den Umzug...und gute Nerven beim organisieren und planen. :)
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: Angekommen in Sachsen Anhalt

#30

Beitrag von Ellie » So 20. Nov 2022, 00:12

fabfiddle hat geschrieben:
Fr 18. Nov 2022, 19:34
So, jetzt wird es schlagartig ernst… durch glückliche Fügung haben wir beide ab Januar gute Arbeitsstellen gefunden quasi direkt vor der Haustüre… das heißt dass wir in den nächsten Wochen umziehen dürfen :eek: trotz dieses Drucks (finde mal ein Umzugsunternehmen, das keine Mondpreise verlangt :dreh:) freuen wir uns riiiiiiiesig (- auch wenn wir in ein noch unfertiges Haus mit einem unfertigen Garten ziehen)

Es ist mir jeden Tag noch unbegreiflicher, aber andererseits bin ich ganz froh drum ;) : es gibt hier alles was man zum Leben braucht, die Menschen sind entgegen der Medienmeinung herzlich und offen, und es gibt Arbeit ohne Ende in Städten, die wirklich günstige und schöne Wohnungen und Häuser haben… aber kein Mensch will hierher, lieber stapeln sie sich in München oder Düsseldorf zu irrsinnigen Preisen… aber das ist ein anderes Thema
Die Erfahrung haben wir auch gemacht. Ja, das Gehalt ist nur 70% dessen, was wir davor hatten, aber die Lebenshaltungskosten sind maximal 50% unserer vorherigen... Klar, die hochrangigen und/oder akademischen Berufe gibt's nicht wie Sand am Meer, aber im Handwerk und mittelständischen Dienstleistungen findet man sofort Arbeit.
Wir sind ja direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, unsere nächste Einkaufsmöglichkeit ist "drüben". Aber auch hier in Niedersachsen wurden wir erst als die Städter, die von nichts eine Ahnung haben, die süddeutschen Bonzen betrachtet. Erst, als deutlich wurde, dass wir vielleicht doch was über unser Handwerk wissen, dass wir bereit sind zu arbeiten und uns dreckig zu machen, dass wir Ratschläge und Wissen der "Einheimischen" annehmen, wurden alle noch viel freundlicher 🙃

Hoffe ihr findet ein passendes Umzugsunternehmen auf die schnelle. Herzlichen Glückwunsch zum Haus und bevorstehenden Umzug!

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