Pleiten, Pech und Pannen gab es natürlich auch.
Beispielsweise habe ich Kalkputz in Auftrag gegeben und Gipsputz bekommen. Der Chef der Ersatzfirma wollte mir weismachen, dass beides das gleiche sei. Nach einiger Diskussion war er dann der Meinung, dass es sich um ein
Schlechtverständnis handelte.
Interessant, dass die Sprachkenntnisse immer dann zu versagen scheinen, wenn es um Unangenehmes geht. Zuvor war er sehr gut in der Lage deutsch zu verstehen und zu sprechen - andernfalls hätten wir auf Schwätzchen über Jagd, sein Ferienhaus und ähnliches vermutlich verzichten müssen.
Ein anderes Mal kam ich auf Baustellenvisite und wunderte mich, dass von der zukünftigen Küche zum zukünftigen Wohnzimmer nur 1 große Stufe hinabführte. Das hätten mehr sein müssen.
Und irgendwie hing mir die Decke auch recht nah am Kopf ...
Irritiert suchte ich nach meinem Meterstrich und fand ihn auf 84cm. Da hatten die Jungs tatsächlich 16cm zuviel Beton in den ehemaligen hinteren Stall gekippt! Natürlich war da auch ausreichend Eisen drin weswegen der Rückbau schwierig geworden wäre.
Stattdessen habe ich die Geschoßdecke neu einziehen lassen - 16cm höher und mit einem Sparrenabstand, der auch ängstliche moderne Baufritzen glücklich macht.
Einige der feuchten Stellen an den Wänden verschwanden 'von selbst' nachdem die Ursache behoben war. Manchmal springt die Ursache ins Auge und machmal gibt es an der Stelle nur ein Problem, was ursächlich aussieht, es aber nicht ist. Das ist dann etwas tückischer.
Einen Altbau eine Weile zu beobachten bringt einen mitunter mMn wesentlich weiter als Aktionismus.
Wenn man provisorisch genug Sicrall-Band um die kaputten Regenrinnen getüdelt hat
und wenn man die alten Dachpfannen von innen mit Mörtel verschmiert hat, sodass man den Himmel nicht mehr sehen kann und die Wände trotzdem noch feucht sind, dann war die Quelle des Übel doch nicht so leicht behoben. Die Wand im Gästezimmer wurde über die Zeit tendenziell eher feuchter als trockener.
Nachdem Profis keine Zeit für solche kleinen Baustellen hatten, haben wir auf eigene Ressourcen zurückgegriffen, das Netzwerk befragt, selber beurteilt und festgestellt, dass das Wasser dort wahrscheinlich horizontal kriecht.
In die Wand wurden eher zu viele als zu wenig Löcher gebohrt und das Mauerwerk verkieselt. Da das Problem seitdem behoben ist, haben wir es wohl nicht ganz falsch gemacht.
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Der alte Durchlauferhitzer war während des Leerstand kaputtgefroren aber ich hatte von der Herstellerfirma erfragt, dass alle Modelle der Firma auf die gleiche alte Wandplatte passen. Da ich mir zunächst nicht sicher war, ob es bei der Warmwasserlösung Durchlauferhitzer bleibt, ich den Badeofen in Betrieb nehme oder mir noch etwas anderes einfällt, habe ich einen gebrauchten Durchlauferhitzer der gleichen Firma gekauft.
Dieser läuft mit Drehstrom und wo Strom und Wasser zusammenkommen, beauftrage ich lieber Fachpersonal für die Installation.
Es war mittlerweile Herbst, ich hatte hier auf der Baustelle jemanden kennengelernt mit dem nach nüchterner Analyse eine gemeinsame Zukunft vorstellbar war und der sich in meinen Stil verliebt hatte. Nachdem auch die Hormone sich einschalteten, zogen wir auf die Baustelle.
Da wo die Haustür einst gewesen war, war das Loch notdürftig mit einer OSB-Platte verschraubt, zum Stall hin war noch die alte Brettertür eingehängt und mit Wolldecken zugehängt, der Stall selber hatte noch keine Fenster und Türen sondern war nur in Baufolie eingepackt. Das Schlafzimmer hatte noch keine Zarge und Tür. Und es war kalt.
In der ehemaligen Küche gab es noch die Küchenhexe mit der wir heizen konnten, ansonsten waren noch keine Öfen angeschlossen.
Warmes Wasser gab es offensichtlich auch nicht, denn der Klempner hatte den neuen gebrauchten Durchlauferhitzer noch nicht installiert.
Darüber hinaus hat er den vereinbarten Termin auch nicht eingehalten und als wir ihn abends anriefen um zu fragen, ob er denn noch zu erscheinen gedenke sagte er uns, dass er notfallmässig zu einem anderen Kunden musste, bei dem die Heizung ausgefallen war.
Ohne Worte
Wir sind dann in ein Hotel gegangen und haben dort etwa anderthalb Stunden heiß geduscht um die Kälte aus den Knochen zu treiben.
Derselbe Klempner war es im Übrigen, der das englische Waschbecken mit vorgesehener Schraubenführung im 30°-Winkel im rechten Winkel festgeschraubt hat. Wir denken noch regelmässig an ihn wenn das Gegengefälle was er eingebaut hat dazu führt, dass das Abflußrohr sich zusetzt, alles auseinander geschraubt und gereinigt werden muss. Lecker.
Über Jahre war auch der Tischler täglich in meinen Gedanken, der die Zarge etwas zu groß gebaut hatte aber beherzt zu seiner Flex griff und die Türöffnung vergrösserte. Der feine Staub, der im Nullkommanichts das ganze Haus durchwaberte legte sich wirklich jeden Tag - oder besser alle paar Stunden - auf's Neue auf sämtliche Oberflächen kaum, dass man gewischt hatte. Und ich bin keine übermässig pingelige Hausfrau.
Glücklicherweise sind wir so gemacht, dass wir uns nicht auf Negatives fixieren sondern das Gewesene abhaken können, sonst würden mir sicher spontan noch mehr von diesen Geschichten einfallen. Wobei ich sagen muss, dass die 16cm Beton mich nach wie vor ärgerlich machen können wenn ich daran denke, dass diese 16cm jetzt im Dachgeschoss fehlen und die Fenster dort jetzt lächerlich niedrig sind.