Auf dem Weg zum Selbstversorger

Becci
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Auf dem Weg zum Selbstversorger

#1

Beitrag von Becci » Do 30. Mai 2013, 20:04

Nachdem ich schon lange als Leser im Forum anwesend war, möchte ich mich nun vorstellen. Die Fülle der Beiträge und Themen ist so beachtlich, dass ich fürchte kaum etwas beitragen zu können. Was ich mir erhoffe ist ein Erfahrungsaustausch.
Seit zwei Jahren leben wir in Ungarn, das Gröbste ist also überstanden. Warum Ungarn? Weil es einfach für Leute die eine Selbstversorgung anstreben sowohl von den umfangreichen Gebäudlichkeiten, als auch von der Grundstücksgröße, vom Klima und vom Preis, sich einfach anbietet. Die Schwierigkeiten die zu überwinden sind liegen in der zu erlernenden Sprache und das Erlernen wie die Gepflogenheiten im Umgang mit der ungarischen Bevölkerung sind. Je ländlicher und damit preisgünstiger die Lage ist, desto weniger wird englisch oder deutsch gesprochen. Nach zwei Jahren Training kann die Sache abgehakt werden.
Wir leben mit Pferden, Eseln, Muli, Hühner, Enten, Hasen, Hunden, Katzen und Goldfischen in Gemeinschaft.
An Obstbäumen ist nahezu alles vorhanden. Voriges Jahr haben wir Obstbrände hergestellt- in Ungarn ist dies für den Hausgebrauch erlaubt. Im Gemüsegarten sind 50 verschiedene Tomatensorten, 30 verschiedene Paprikasorten vertreten und den ersten Paprika konnten wir schon ernten. Natürlich haben wir auch eine reichhaltige Auswahl an Gemüsepflanzen und Gartenkräuter. Für Deutschland wäre die Menge schon viel, in Ungarn ist es ganz normal, dass der Hausgarten eine Familie ernährt. Unsere Nachbarn bewirtschaften ein Kartoffelfeld in der Größe unseres Gartens und dazu noch ein Maisfeld.
Was gewöhnungsbedürftig war, ist die Beschaffenheit der Böden. Es ist ein schwerer Lehmboden. Im Vorjahr ist mir viel mitgebrachtes Saatgut nicht aufgegangen und die Karotten weigerten sich den Boden zu verlassen.
Klingt doch alles ganz gut - oder?! Tja die Schwielen an meinen Händen könnt ihr ja nicht sehen!
Danke, für die vielen guten Ratschläge, Ideen und die Rezepte von denen ich bislang bereits gebrauch machen konnte!

Baumschubser
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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#2

Beitrag von Baumschubser » Do 30. Mai 2013, 20:35

Moin
Seid ihr Vollerwerbslandwirte?
Kann man davon leben, verkauft ihr auch auf dem Markt?
Wie ist die Infrastruktur, Strassen, Energieversorgung, Müllentsorgung?
Gruss Willy

Becci
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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#3

Beitrag von Becci » Do 30. Mai 2013, 21:50

Baumschubser, nein wir sind keine Vollerwerbslandwirte und wollen auch keine werden. In Ungarn etwas aufzubauen, das sich selbst trägt, halte ich derzeit nicht für durchführbar. Fast jedes Haus verfügt über einen Hausbrunnen zur Versorgung der Gärten und des Viehbestandes, Ich fürchte Trinkwasserqualität ist nicht gegeben, da die Brunnentiefe in der Region ca. 10m aufweist. Unser Begehr liegt darin mit dem Verkauf unserer Produkte die entstehenden Kosten zu vereinnahmen und das entspricht nicht einer gewerblichen Tätigkeit. Vielleicht ist noch anzumerken, dass wir Hühner haben, die farbige Eier legen. Marans, Araucaner, Federfüßige die Brüten, die ungarischen Nackthälse und ab Juni kommen noch Brahmas dazu. Ich denke, es ist nicht anders wie in Deutschland, man muss sich vom Angebot unterscheiden. Ab Juni werden wir auch Wachteln haben. Freunde von uns haben Schafe und stellen Käse her und Seife und wir tauschen uns aus und lernen von einander. Wir sind zufrieden mit unserem Landleben, aber wir können nicht von den Erträgen leben.

Baumschubser
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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#4

Beitrag von Baumschubser » Do 30. Mai 2013, 22:07

Moin
Danke
Es wäre natürlich klasse wenn sich das System von allein trägt, ich meine nicht reich werden, ich meine nur leben, auskommen, versorgt sein.
Also müsst ihr im Grunde genommen zunächst das Ersparte opfern um dort euren Traum zu verwirklichen?
Muss man in Ungarn Kapital nachweisen um einwandern zu können, oder darf da jeder rein?
Gibts dort Arbeit?
Sozialsystem, Krankenkasse?
Hintergrund:
Wenns denn so einfach wäre würde jeder nach Ungarn ziehen, eine Bauernstelle eröffnen :hmm:
Das ist ja ein Lebenstraum vieler :)
Mir gehts ja so das das blöde Konto immer nachgefüllt werden muss :sauenr_1:
Gruss Willy

Becci
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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#5

Beitrag von Becci » Do 30. Mai 2013, 22:46

Baumschubser, er geht immer um das Thema Bedarf und Bedürfnisse. Wir wollten bewusst ein altes Lehmbauernhaus an dem sich noch keiner Versucht hatte, keine neuen Fenster eingesetzt waren und die daraus resultierenden Bauschäden zu beseitigen waren. Wir haben keine Zentralheizung und im Winter kochen wir auf dem Holzherd. Wir vermissen nichts und lieben es so zu agieren. Wir sind derzeit zufrieden, aber wir haben noch Träume zur Verbesserung. Was uns zufrieden macht - wir sind mit den Träumen zufrieden und setzen uns nicht unter Druck wann Verbesserungen eintreten werden.
Nachweisbares Kapital ist nicht notwendig in größerer Ordnung. Ich verfüge über eine Frührente, die habe ich belegt, ebenso wie den Wohnraum der per Kaufvertrag belegt war. Arbeit gibt es, wenn man über Sprachkenntnisse verfügt und man mit einem Einkommen von 400.-- Euro zufrieden ist. Wenn man jedoch den Kaufpreis eines Hauses und die vorher bereits erworbenen Kenntnisse im Bereich Selbstversorgung einbringen kann, gestaltet es sich auch nicht einfach, aber es ist machbar, wenn die Erwartungshaltung nicht zu hoch ist.

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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#6

Beitrag von Baumschubser » Fr 31. Mai 2013, 06:09

Moin
Vielen Dank für deine transparente Darstellung der Lage :)
Das leuchtet ein.
Dann ist quasi nur Strom, Telefon, Müll und eventuell Krankenkasse abzuführen, das ist überschaubar.
Ich versuche ja immer die Gesamtlage zu sehen, es reicht halt nicht nur zu gärtnern, da fehlt noch was zur vollen Versorgung.
Als ich hier zuerst Beiträge las wurde ich neidisch, den ganzen Tag zuhause im Garten, tolle Sache eigentlich, würd ich auch gern, aber wo nehmen sie das Geld her, online sind sie alle, also haben sie zumindest einen PC und müssen Strom kaufen oder herstellen und haben einen Datenstrom/Telefonleitung die nicht kostenlos ist.
Gruss Willy

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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#7

Beitrag von Spencer » Fr 31. Mai 2013, 08:43

Hallo nach Ungarn.

Arbeitsreich aber schön hört sich Deine Schilderung an. Vielleicht bekommst Du das ja hin die Erläuterungen mit ein paar Bildern zu schmücken ;) Ich würrde mich sehr freuen...
Mir gehts ja so das das blöde Konto immer nachgefüllt werden muss
..Tröste Dich, da geht es Anderen genauso :lol:

Becci
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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#8

Beitrag von Becci » Fr 31. Mai 2013, 09:20

Ja, das ist der Punkt - das Konto.
Deshalb führe ich mal kurz ein paar Beträge auf.
Eine Bekannte verkauft gerade ihr Haus - renoviert mit Nebengebäuden und 6000 qm gepflegtem Grundstück mit altem Obstbaumbestand für 40000.-- Euro. Da ist der Hintergrund, dass der Mann gestorben ist und sie bei Verwandten wohnt. Ein Schnäppchen, bei dem man Zugreifen muss?! Es ist eines von vielen, vielen Objekten die zum Verkauf stehen und weit und breit ist kein Käufer in Aussicht. Es gibt auch Häuser für 10000.-- Euro, die mit entsprechender Eigenleistung durchaus zu renovieren sind. Freunde von uns haben vor 10 Jahren gekauft, da waren sie noch im Studium, haben nach und nach alles renoviert und nun ist es ein Schmuckstück.
Der Preis für ein erschlossenes Baugrundstück beträgt 1 Euro für den qm - vorausgesetzt man kauft direkt und ohne Makler. Natürlich werden auch teure Grundstücke angeboten, in der Hoffnung dass jeden Tag ein Dummer aufsteht.
Der hier übliche Stundenlohn beträgt ca. 3-5 Euro für Arbeiten am Bau.
Ein sehr gutes drei Gänge Menü kostet ca. 3,50 Euro. Natürlich ist das Restaurant nicht mit Seeblick. Da gehen die Einheimischen hin und es ist immer brechend voll.
Ein Brötchen kostet ca. 5 Cent, ein paar Wiener ca.1 Euro.
Derzeit ist im Grenzbereich ein Umschwung zu beobachten. Die Preise ziehen an, da in Wien die Mietpreise so hoch sind, dass viele sich hier ein Häusle kaufen und pendeln.

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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#9

Beitrag von Florian » Fr 31. Mai 2013, 10:02

Hallo Becci,

Ich lebe ebenfalls in Ungarn, wär interessant wo genau du dein Ding durchziehst.
Hab ich das richtig verstanden das ihr in 2 Jahren die Sprache soweit erlernt habt ?

Becci
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Re: Auf dem Weg zum Selbstversorger

#10

Beitrag von Becci » Fr 31. Mai 2013, 10:36

Florian, das mit der Sprache war für mich das Wichtigste. Mit den Übersetzern hab ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Es gibt nur sehr wenige und die stecken in allen Geschäften mit drin und halten die Hände nach allen Seiten auf. Somit hab ich gebüffelt und gebüffelt. Es klappt nun ganz gut, wenn ich nicht ohne Punkt und Komma zugetextet werde. Als ich herkam hatte ich keinerlei Sprachkenntnisse.
Wir sind nahe der Touristenregion am Kisbalaton.
Wo bist Du zuhause, Florian?

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