Land am Bodensee

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Land am Bodensee

#21

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » So 3. Feb 2013, 21:52

eines sehr Präzise Zusammenfassung von dem was du bisher geschaffen hast.Manchmal muss man sich bewusst machen was alles schon geschaffen wurde um den Mut nicht zu verlieren . Und ja ich bin neidisch, eine harmonische Ehe ist gar nicht so einfach wenn einer plötzlich durchdreht :) .
Dir viel Spass in diesem Gartenjahr und ich wünsche mir auch Anfang 2014 wieder so einen tollen Bericht .

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emil17
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Re: Land am Bodensee

#22

Beitrag von emil17 » Di 5. Feb 2013, 14:57

busbeck hat geschrieben: Ich habe das schon mitgekriegt, dass wenn ein Ehepartner auf autark macht, dass der andere Ehepartner dann hohle dreht und aus einer Finanz- und Wirtschaftskrise eine Ehekrise wird. Glücklicherweise hat meine Frau die Situation verstanden und unterstützt mit Vertrauen und Verstehen meine (arbeitsintensiven aber - noch - brotlosen) Bemühungen durch ihre Arbeit, die sie sehr gerne tut (Lehrerin). Die Neider im Forum dürfen sich an dieser Stelle gerne outen :bang:
Neidisch bin ich schon, auch wenn ich nicht tauschen will. Meine hat auch begriffen, dass ich lieber die Kinder ins Bett bringe als an eine Vernissage oder Party zu müssen.
Wie heissts doch so schön: Gotz erhalte meine Gesundheit und die Arbeitskraft und das Einkommen meiner Frau ...

Vandalismus und Klau kann ein Problem sein, zumal wenn man es nicht schafft es nicht persönlich zu nehmen. Bei meinem Nachbarn (200 Meter weg, auch sehr abgelegen) wurde eingebrochen und, weil es nix zu holen gab, viel kaputtgeschlagen. Deshalb ist eine dichte Hecke zur Strasse hin schon mal ein gute Investition. Leider ist passiver Einbruchschutz schwierig, weil der Dieb ja alle Zeit hat, einzudringen, wenn es abgelegen ist.
Ich wünsch Dir auch, dass Du mit deinen Schiuppen- und Stallprojekten keine Schreibereien mit irgendwelchen Ämtern bekommst.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Goldhofer

Re: Land am Bodensee

#23

Beitrag von Goldhofer » Di 5. Feb 2013, 15:58

Wenn eines der Tiere auffällig ist kannst Du ja mit Deiner Frau im Bauwagen übernachten. Hat nen Hauch von Abenteuer :)
Ich finde es aber auch sehr beruhigend, dass wir unsere Tiere direkt am Haus haben. Habe auch schon mit dem Gedanken gespielt ein zusätzliches Ziegengehege auf unserem Grund zu errichten, dann aber Abstand genommen, weil wir da keine Kontrolle haben. :ziege: Ziegen bringen halt alles mögliche fertig, da muss man ständig ein Auge drauf haben. :aeug:
Bei den Schafen isses vielleicht nicht so wild. In Schottland, Neuseeland und sonst wo auf der Welt leben die Herden auch mehr oder weniger wild und unbeobachtet auf den Ländereien. :schaf_1:
Auf alle Fälle wünsch ich Dir/euch das Allerbeste. Der Entschluß war sicher kein falscher! :daumen:

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busbeck
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Re: Land am Bodensee

#24

Beitrag von busbeck » Mi 23. Mär 2016, 11:05

Hallo Ihr Lieben da draußen!

Jetzt will ich doch mal wieder ein Update ins Netz geben, nachdem so viel Zeit vergangen ist. Vorhin hab ich die Beiträge oben gelesen und festgestellt, wie viel sich getan hat.

Wir haben noch einen halben angrenzenden Hektar Land dazugekauft und dem Amt ein Betriebskonzept vorgelegt.
Ergebnis: Ich habe die Privilegierung! Yeah!

Auf dem Land stehen jetzt also ganz legal:

- selbstgemachte Scheune für Schafe (derzeit 16), Heu und Stroh, Werkzeug und Maschinen
- dazugekaufte Scheune für Hühner (derzeit 30), Bienenzeug, Heu
- ein Bauwagen für einen faulen Hund und zwei Menschen
- außerdem noch zwei Brunnen und ein stabiler Blechzaun um alles drumrum

Mehr Land ist gut, weil dann muss ich kein Heu zukaufen. Ich hab doch Angst, dass im gekauften Heu viel Jakobskreuzkraut drin ist, was die Schafe nicht vertragen. Auf meinem Land kann ich das Jakobskreuzkraut rausgraben.

Ich hab in den letzten Jahren vieles ausprobiert. Ich muss leider zugeben, dass ich keinen allzu grünen Daumen habe. Dennoch will ich weiterhin Gemüse anbauen, halt nur für meine liebe Holde und mich. Geld verdienen werd ich mit Honig und Eiern - und in ein paar Jahren, wenn die Sträucher gewachsen sind, mit Aroniasaft. Ein Marktstand wurde mir vom Marktwart vor Ort zugesagt.

Ich habe im Winter eine Ausbildung für den Fachwart für Obst und Gartenbau gemacht (Bäume schneiden). Morgen gehe ich mit einem Freund zehn Hochstämme auf der neuen Wiese pflanzen. Hochstamm ist Idealismus, ich weiß, aber im Herbst kommen noch ein paar Halbstämme drauf und ein paar Kilo Spindelbäume. Es fühlt sich nach der Ausbildung gut an, im Schneiden der Bäume sicher zu sein, auch wenn mir natürlich noch Erfahrung fehlt.

Im Winter habe ich außerdem ein paar Monate in der Flüchtlingsarbeit was gemacht (Deutschunterricht). Aber, auch wenn es mir Spaß gemacht hat, habe ich feststellen müssen, dass es zu viel war und habe deswegen gekündigt. Nachdem also übern Winter vieles liegen geblieben ist, stürz ich mich nach der momentanen Erkältung wieder ganz in die Arbeit aufm Land:

- Unterstand für unseren neuen (uralten) Ford-Traktor bauen
- Bewässerung angehen (Solar, Perlschlauch etc.)
- Gemüsegarten
- Ausmisten und Kompost pflegen
- die Bienen sind aufgewacht

Im Juli lege ich alles still, denn dann beginnt das wohlverdiente Sabbatjahr meiner lieben Frau Gemahlin, und dann fahren wir ein Jahr lang mit Rad, Hund und Zelt in der Weltgeschichte rum - aber das steht in einem anderen Kapitel.
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. (Dietrich Bonhoeffer)

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Re: Land am Bodensee

#25

Beitrag von Johannisbeere » Mi 13. Apr 2016, 22:26

wer versorgt denn dann euren " kleinen Hof"?

Gruß
Johannisbeere

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Re: Land am Bodensee

#26

Beitrag von marabu » Mi 4. Mai 2016, 08:26

Hallo,
wunderbare Geschichte, die du da erzählst. Und am Ende habe ich mich auch gefragt: und die Tiere, die lassen sich doch nicht "Still stehen" :pfeif:
Beste Grüße
Marabu
aller doucement, n'empêche pas d'avancer - langsam gehen, hindert nicht daran voran zu kommen

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Re: Land am Bodensee

#27

Beitrag von busbeck » Sa 9. Dez 2017, 10:46

Hallo da draußen!

Nach einem unglaublich "reichen" Jahr Wandern mit dem Hund und Zelt in Italien und Pyrenäen sind wir wieder seit Juni 2017 zurück. Eine sehr liebe und sehr treue Freundin hat sich um das Land gekümmert. Ein paar Hühner und die Wiese. Und deshalb war im Juli der Wiedereinstieg in die Selbstversorgung (besser: in den Aufbau der Selbstversorgung) nach dem Sabbatjahr für uns gar nicht so schwer.

Da unsere Wohnung noch zwischenvermietet war bis September, bezogen wir erstmal den 6-m-Bauwagen. Der war ein bisschen ramponiert, weil da jemand während unserer Abwesenheit drin gewohnt hat, der nicht so gut aufgepasst hat. Egal. Ich hab den Bauwagen richtig auf Vordermann gebracht - mit breiter Sitztreppe und Vordach. Hm!

Es war ein wunderbarer Sommer da draußen aufm Ländle. Fast schade, dass wir seit September wieder in der Wohnung sind. Aber (noch) ist meine Frau in der Schule tätig. Wir wachsen nur langsam raus aus einem "systemabhängigen Leben" in eine "konsequente Selbstversorgung".

Dieses "Rauswachsen" ist mir ein wichtiges Thema gewesen in den letzten Jahren. Ich habe immer wieder mitgekriegt, wie Leute großtönend was Supertolles auf die Beine gestellt haben, ihr Leben total konsequent auf den Kopf gestellt haben, dogmatisch und lupenrein. Und nach einer gewissen Zeit war die "Phase" dann vorbei. Und das Auf-den-Kopf-Gestellte war wieder auf den Füßen. - Da will ich lieber "unrein" anfangen, mich vortasten, lernen und langsam wachsen. (Wie ein Sauerteig den Rest des Teigs langsam durchsäuert.)

Die Freundin, die während unserer Abwesenheit so treu aufs Ländle aufgepasst hat, hat aber nicht nur gejubelt. Trauerspiel: Vogelgrippe und Stallpflicht im Winter - und als Bonus war auch noch der Fuchs da. Massaker.

Ich hab deshalb gleich eine schöne, große und stabile Voliere (52 qm) um den Stall gebaut. Jetzt darf die nächste Vogelgrippe kommen!

Und zwei Herdenschutzhunde (Maremmano-Mix) streifen fußgängerverbellenderweise am Zaun entlang. Denen geht's super! Maremmanos sind echte (und wunderschöne) Wachhunde, und ich bin gespannt, ob da noch ein Fuchs an die Hühner kommt. Ich glaub's ja nicht.

Der Brutapparat läuft auf Hochtouren. Ungefähr vierzig Hühner laufen jetzt wieder aufm Ländle rum.

Mittlerweile stehen wieder drei Ostfriesische Milchschafe auf der Wiese. Meine liebe Frau hat gleich geschoren, kardiert, mit Beeren gefärbt, gesponnen - und strickt mir grad einen Schal. Sich selbst hat sie eine wunderschöne Stola gemacht. Klasse. Solche "Taten und Erlebnisse" helfen uns, beim "Rauswachsen aus dem System" / "Reinwachsen in die Selbstversorgung".

Zu den Ostfriesen gesellen sich dann bald wieder Kameruner oder Blackbellys. Und die Bienenkästen sind auch NOCH leer. Frühjahr, komm bald!

Vor der Reise haben wir mit der Freundin einen Flechtkurs gemacht. Jetzt werden alle mögliche Gefäße durch Körbe ersetzt. Sogar die Eierbecher!

Mit Material von der alten Schneckenfarm hab ich einen Wasserturm gebaut (ein 1000-Liter-Behälter auf 3-m-Stelzen). Gibt 0,5 bar Wasser. Super! Damit will ich den Gemüsegarten mit Perlschläuchen bewässern. Das heißt: Umgraben und Schläuche rein!
2 Ar = 22 Beete à 6 m. Sauarbeit, vor allem bei der Kälte. Aber ich hab keine Lust mehr auf Gießkannenschleppen. So lange es noch 3 Beete waren, kein Problem. Aber bei 22 Beeten!

Wir haben jetzt das ganze Gelände für uns. 1,6 Hektar. Auf dem neuen Teil (0,7 Hektar) habe ich eine Streuobstwiese gepflanzt. Hochstämme. Dauert natürlich noch. Aber bald haben wir Obst.

Ein kleiner Extra-Gedanke betrifft Selbstversorgungsphilosophie:

Ich strebe einerseits Autarkie oder Systemunabhängigkeit an.
Das ist schwierig nicht nur in der Tat, sondern auch in einem Kopf, der auf Systemkonformität gedrillt ist.
Und gleichzeitig merke ich, dass ich auf Gemeinschaft angewiesen bin. Ich vermute auch, dass das nächste große Thema in unserem Leben "Gemeinschaft" ist.
(Und Kellerbau und Saunabau und Marktverkauf.)

War schön, mal wieder einen (etwas verfrühten) Jahresrückblick zu schreiben. Danke für dieses Forum. Ist 'ne gute Sache.
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. (Dietrich Bonhoeffer)

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Re: Land am Bodensee

#28

Beitrag von Rohana » Sa 9. Dez 2017, 11:27

Hört sich alles super an. Bissel Bauchschmerzen hab ich aber mit der "Systemunabhängigkeit" - machst du deine Perlschläuche auch selber? ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Land am Bodensee

#29

Beitrag von busbeck » Sa 9. Dez 2017, 18:28

Rohana hat geschrieben:Hört sich alles super an. Bissel Bauchschmerzen hab ich aber mit der "Systemunabhängigkeit" - machst du deine Perlschläuche auch selber? ;)
Das geht mir oft im Kopf rum, solche Gedanken. Vielleicht ist es noch gut, wenn ich sage, dass es uns nicht darum geht, die Welt zu verbessern oder zu retten oder so. Wir wollen so leben, wie wir denken, dass es gut ist. ("Wenn so jeder leben würde, dann könnte die Menschheit problemlos weiterbestehen.") Wir wollen so leben, wie es uns entspricht. Und da hat Dogmatismus oder erhobener Zeigefinger keinen Platz. Das würde mir Bauchweh machen.

Mir geht es auch nicht darum, alles selber zu machen. Ich kann kein Auto machen, wir nutzen aber ein Auto. Ich kann kein Fahrrad machen, ein Fahrrad aber steht bei uns im Keller. Ich kann keinen Balkenmäher machen, mähe aber mit einem Balkenmäher. Ich kann keine Sense machen, hab aber eine Sense. Ich kann ja nicht mal einen Baum so bearbeiten, dass dann ein Brett rauskommt, das für eine Holzwand oder eine Holzkiste Verwendung finden könnte. Und Perlschläuche kann ich auch nicht herstellen. (Die werden übrigens aus alten Autoreifen hergestellt. Recycling.)

Ich leiste mir vieles. Luxus. Ein Auto, einen Balkenmäher, ein Brett für eine Kiste. Oder Perlschläuche. Das alles wird vom System gemacht. Das System nutze ich. Ich will es aber mit immer weniger Abhängigkeit nutzen. Vor allem, wenn es um meine Grundbedürfnisse geht. Und ein Auto oder ein Balkenmäher oder Perlschläuche gehören nicht zu den Grundbedürfnissen. Essen, Trinken, Wärme, ein Dach - das schon.

Danke für Deine Antwort! Genau mein Geschmack.
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. (Dietrich Bonhoeffer)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Land am Bodensee

#30

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 9. Dez 2017, 19:13

busbeck hat geschrieben:Ein kleiner Extra-Gedanke betrifft Selbstversorgungsphilosophie:

Ich strebe einerseits Autarkie oder Systemunabhängigkeit an. [...]
Und gleichzeitig merke ich, dass ich auf Gemeinschaft angewiesen bin.
sehr schöne Erkenntnis!! :daumen:
Gemeinschaft ist nämlich was anderes als "das System" (vor allem, wenn man als Lehrerin arbeitet - da geht es doch um Kinder, also um echte Menschen). In dem Beruf kann man auch sehr viel geben....

Dein Bericht klingt sehr optimistisch - wünsch euch weiter viel Glück :)

p.s.: immer wenn ich so von "Leben im Bauwagen" hör oder "Leben in der Jurte" fühl ich mich ganz klein, weil wir haben draußen sogar eine kleine, gemauerte Hütte mit Strom und (Brunnen)Wasser vor der Tür - schaffen es aber trotzdem nicht, mehr Zeit richtig ganz draußen zu leben. liegt wohl in erster Linie an meinem "Beruf" (Mutter von 4 Kindern :rot: ).

Aber eines Tages ........
Dein Bericht macht Mut, danke dafür!

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